alles:freude II

In den Kärntner Dörfern ist es Brauch, dass die Nachbarn das Geburtstagskind in aller Hergottsfrüh aus dem Bett ausaschießn. Ein guter Kontakt zu den Nachbarn, ob in einer Wohnanlage oder in einer Siedlung, kann wichtiger sein als zur Verwandtschaft. In manchen Familien ist das Verhältnis zu den Anrainern besser als zu den eigenen Kindern. Eine funktionierende Nachbarschaft ist eine Überlebensstütze. Bei einem Notfall ist zumeist eine Nachbarin oder ein Nachbar schneller erreichbar, als die Verwandten. Die  Kinder leben oftmals von ihrem Elternhaus weit entfernt.

Die Aufmerksamkeit spielt verrückt, wenn man vor dem Geburtstag eine gesundheitliche Durststrecke mitgemacht hat. Es Sorgen gab, ob man die Krankheit wieder los wird, wie man die körperlichen Beschwerden überwinden kann? Wie geht man damit um, falls man nicht mehr völlig gesund wird oder die Krankheit einen besiegt? Nach einer solchen gesundheitlichen Prüfung stellt man mit Erstaunen fest, wie groß von anderen das Interesse am Geburtstag ist. Steckt dahinter echte Zuwendung oder ist es die Neugier? Vermehrt kommen Telefonanrufe, welche zum Freudentag gratulieren. Wollen sich die Anrufer auf guten Fuß stellen, dass sie im Falle eines Falles bei der Erbfolge nicht übergangen werden? Es hängt von der eigenen Befindlichkeit ab, wie man die vielen Glückwünsche und Zuwendungen einordnet. Das restliche Jahr wird man von den meisten Gratulanten nichts mehr hören.

Erbfolge

alles:freude

Die Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie sie ihren Geburtstag feiern wollen. Der meiste Aufwand wird für Kindergeburtstagsfeiern betrieben, dabei soll es vor allem lustig zugehen. Der Nachwuchs hat den meisten Spaß, sie können sich unbeschwert amüsieren. Dazu werden viele aus der Clique eingeladen. Dabei wird auch überlegt, welche Geschenke wird man bekommen? Die Auswahl der Freundinnen und Freunde erfolgt ein wenig danach, von wem kann man die größeren und interessanteren Geschenke erwarten? Während meiner Zeit als Papiertandler haben manche Eltern im Geschäft Bescheid gegeben, was sich ihr Kind zum Geburtstag wünscht. Mit unserem Warenangebot konnten wir jene gut beraten, welche sich geäußert haben, dass sie ein Geburtstagsgeschenk für dieses oder jenes Kind suchen.

Die runden Geburtstage, wie der Fünfzigste oder Sechzigste, sind bei den Erwachsenen die großen Highlights. Diese Geburtstagskinder können bei passabler Gesundheit noch vieles erreichen und erleben. Zuerst blickt man zurück und gibt sich, passt alles, selbstzufrieden. Ähnlich wie bei den Sternzeichen gibt es verschiedene Charaktere, die einen sind Geburtstagslöwen, die anderen Geburtstagsmuffel. Ein Auslöser für einen Geburtstagsmuffel kann sein, wenn der Altersunterschied in einer Partnerschaft größer als üblich ist. Dem älteren Partner liegt zumeist wenig daran, seine Geburtstage zu feiern. In späteren Jahren versucht man um die runden und halbrunden Geburtstage einen Bogen zu machen.

Feuerwerk

restl:essen II

Keine Restln ließ eine Klagenfurter Dame vom Mittagsteller beim Sandwirt, Backhendl mit Kartoffelsalat, zurück. Vom Backhendl hatte sie zuletzt ein kleines Stück am Teller, vom Kartoffelsalat etwa zwei Esslöffel. Jedes ließ sie für sich in eine Plastikbox einpacken. Dies habe ich auch schon gemacht, bei zwei Scheiben Wienerschnitzel oder wenn mehrere Hendlteile übrig geblieben sind. Daraus kann ich mir  mit einem Stück Semmel zur Vesper ein Schnitzelburger zubereiten. Nach dem Motto unseres Nationalmythos, wir haben nichts zu verschenken, hat die Dame ein Glas Leitungswasser mit einem Löffel bestellt. Die restlichen Preiselbeeren, eine Zuspeise zum Wienerschnitzel, in das Glas geschüttet und sich daraus einen Preiselbeersaft zubereitet.

Passiert das Restlverwerten nur bei den Lebensmitteln in den Restaurants? Ich weiß von meinen Kontakten, dies gibt es auch in der Literatur. Manche Notizen fließen nicht in den aktuellen Text ein oder werden entfernt. Der penible Autor hebt diese Bruchstücke auf und verwendet sie bei passender Gelegenheit in einem anderen Text. Auf meinem PC habe ich einen Restlordner, wo ich Teile von zu lang geratenen Blogbeiträgen oder Passagen welche mir nicht gefallen haben, ablege. Manchmal springt ein Funke aus diesen Restln über und es entsteht ein neuer Blogbeitrag.

Den Anschnitt und das letzte Stück vom Brot bezeichnet man in der Umgangssprache Scherzl. Bei uns Schülern waren in der Internatszeit diese Scherzln sehr beliebt. Für die Schuljause konnten wir nach dem Frühstück, beim Ausgang vom Speisesaal, in den Brotkorb greifen und uns selbst bedienen. Kein Scherzl ist übrig geblieben, diese versprachen den doppelten Genuss.

Kein Scherz

restl:essen

Steht das Ende der Wintersaison bevor oder es beginnt ein längerer Betriebsurlaub ist es in manchen Restaurants üblich, zum Teil wird es zelebriert, dass man zu einem Restlessen einlädt. Zu diesem Anlass versuchen die Köche die schon angebrauchten oder nur mehr kurzfristig haltbaren Lebensmittel abzubauen. Dank der modernen Kühltechnik ist es kein Problem Lebensmittel länger einzulagern, aber legt der Küchenchef Wert auf frische Zutaten, ist es notwendig Beilagen, Gemüse und Salate aufzuarbeiten. Zumeist gibt es ein Buffet, wo man zu einem günstigen Pauschalpreis ausführlich speisen kann. Bei einem Hauben Lokal ergeht die Einladung zum Restlessen nur an die Stammkunden, diese dürfen Bekannte mitnehmen. Ansonsten verkehren wir in einem bürgerlichen Gasthof, im Hauben Lokal befinden wir uns unter den Who’s Who der nahen Draustadt.

In den Cafés der Draustadt hat sich eine neue Gepflogenheit eingebürgert, Frühstücken bis elf Uhr Vormittag. Ich habe auch schon gelesen bis 14 Uhr am Nachmittag. Dies ist ein Termin für Siebenschläfer und für Partylöwen. Wenig Freude haben wir mit dem in der Stadt angebotenen Brunch. Die Zelebration von Frühstück, Mittag- und Nachmittagssnack hat seinen Preis und ist für kleine Esser oder andersherum für Menschen mit wenig Hunger zumeist ein Draufzahlergeschäft. Es ist nichts für Vielfraße, aber man sollte bei der Vorspeise, der Suppe, zwei Hauptspeisen mit Salat und dem abschließenden Käse- und Kuchenbuffet zugreifen können.

Kernöl

ge:leise

Martin Heidegger hat sich damit beschäftigt: „Was heißt denken“? Zumeist schaffen wir es bei einem aktuellen Thema nicht, uns von bekannten Gedanken zu lösen. Im Kreisverkehr eine neue Richtung einzuschlagen, die Spur zu wechseln. Darin liegt  auch die Schwierigkeit  sich von negativen Gedanken und Vorstellungen zu trennen. Die Sorgen drehen sich im Kreis, man findet im Kreisverkehr die mögliche Ausfahrt nicht. Das Schablonendenken lässt sich kaum durchbrechen, wie Züge fahren wir auf vorgegebenen Geleisen dem Ziel entgegen. Eingefahrene Geleise geben Sicherheit, anderseits blockieren sie die Wege für Neues. Ein anschauliches Beispiel für Geleise sind ein Stück Römerstraße zwischen Federaun und Warmbad Villach. Auf einzelnen Abschnitten kann man die Fahrrinnen im Felsgestein sehen. Die Räder der römischen Postkutschen haben sie in das Felsgestein eingefräst.

Wer auf verschneiten Bergstraßen unterwegs ist erlebt, wie sich auf der Straße Geleise gebildet haben. Dies sind vereiste Fahrrinnen. Einerlei, ob beim Hinauf- oder Herunterfahren vom Berg, man ist froh, gibt es keinen Gegenverkehr. Problematisch ist es die Fahrrinnen zu verlassen, das Betätigen der Bremse bleibt wirkungslos. So schlittert man mit dem Pkw den Berghang hinunter, ein gewolltes Lenken des Fahrzeuges  zumeist unmöglich. Bis jetzt bin ich aus solchen Situationen noch immer glimpflich davongekommen. Berüchtigt ist ein Straßenstück am Wurzenpass, dort hat die Straße ein Gefälle von achtzehn Prozent. Am Ende des Steilstückes hat man ein Gegenstück geschaffen, einen sogenannten Ausrollweg. Hier würde das nicht mehr steuerbare, ungebremste Auto durch die Schwerkraft zum Stillstand kommen. Bis heute gibt es dafür keine bessere Lösung.

Bremsweg