panzer:gefecht

Dann wird uns der Panzer ein stählernes Grab.

Derzeit ist keine gute Zeit, damit sind zuallererst die kriegerischen Konflikte und die Probleme mit dem Klima gemeint. So wendig wir sind, den zerstörerischen Bildern entkommen wir nicht, außer wir würden den Fernseher abmelden. In einem höheren Alter gehört es dazu, dass wir abends routinemäßig zur Fernbedienung greifen und den TV-Apparat einschalten. Im Sommer etwas später, mit Herbstbeginn früher, wobei wir den Lichtmangel für die Psyche mit dem UV-Licht des Fernsehers kompensieren wollen. Zeitweise glauben wir, dass die Bilder vom Konfliktherd im Nahen Osten in einer Endlosschleife wiederholt werden oder aus dem Archiv der Fernsehanstalt stammen. Über Sanddünen fahren mit Tarnfarbe bestrichene Panzer, das Geschützrohr schwenkt unstet hin und her, welchen Ort sie ansteuern und welches Ziel sie als nächstes ins Visier nehmen ist ungewiss. Sie sind schlank und wendig, keine Ungetüme wie zu meiner Bundesheerzeit beim Panzerbataillon Nr. 4. Dieses war in der Belgier Kaserne in Wetzelsdorf in Graz stationiert. Als Grundwehrdiener wurde ich dort zum Ladeschützen ausgebildet. Beim Laden der Kanone des Saurer Schützenpanzer begleitete mich ein Gefühl der Unsicherheit, dass ich einen Finger der rechten Hand, durch die blitzschnell schließende Klappe des Panzerrohrs, verlieren könnte. Beim Ausrücken zum Gefecht und beim Einrücken in die Unterkunft haben wir das Panzer Lied gesungen, welches so endet: Ruft uns das Schicksal ab, Ja Schicksal ab, Dann wird uns der Panzer Ein stählernes Grab.

Heute kann ich sagen, Gottseidank waren die wenigsten Panzer fahrtauglich, so ist es beim Üben am Kasernengelände geblieben. Bei den Manövern am Truppenübungsplatz Allentsteig brauchte ich nicht teilnehmen, da ich im Vorzimmer vom Oberst Tomschitz unabkömmlich war. Einen Panzer im Gefecht habe ich einmal bei einer Feldübung erlebt. Unser Fähnrich, welcher gerade von der Militärakademie abgemustert hat, setzte sich an das Steuer von einem Panzer. Als ein Teil vom Hügel abgetragen war, hat der Panzer seinen Weg aus der Furt geschafft. Der Fähnrich war uns sympathisch, ein Vorzeigemann. Immer tadellos angezogen und zu seinen Sympathiewerten hat auch seine attraktive Freundin beigetragen, die ihn vor der Kaserne abgeholt hat.

schinken:brot

Dies bedeutete für mich einen Lebensmarker.

Als Senior, welcher sich nicht mehr an jede Einzelheit mit Zeitangabe erinnert, behalf ich mich mit dem Terminus vor oder nach der Corona Pandemie. Mit meiner neuen Zeitrechnung, vor oder nach Hüftoperation, wird es wie nach der Corona Pandemie sein. Es war dies meine erste große Operation. Diese bedeutete für mich einen Lebensmarker. Es gab viele Beteuerungen, der Einsatz einer Hüftprothese sei heute ein Routineeingriff. Jetzt kommt dazu die Dankbarkeit, dass die Operation gut verlaufen ist. An die letzten Minuten vor und an die ersten Minuten nach der Operation kann ich mich genau erinnern. Vom Stationszimmer wurde ich im Krankenbett in den Vorraum der Operationssäle gebracht und ein vermummter Mann erklärte mir, er sei der Anästhesist. Dann erfolgte die Umlagerung auf den Operationstisch und die Fahrt in den Operationssaal. Plötzlich waren um mich eine Vielzahl an vermummten Personen, emsig wie auf einen Ameisenhaufen. Eine Person drückte mir eine Maske auf das Gesicht mit der Aufforderung tief ein und auszuatmen: „Aha aus Villach kommen sie, ich bin aus Klagenfurt“. Ich wollte etwas zu den Spannungen zwischen Klagenfurt und Villach sagen, aber dies blieb ein Wunsch. Von dem was danach passierte weiß ich nichts.

Nach unbestimmter Zeit öffnete ich kurz die Augen, dann fielen sie wieder zu. Mein Gedanke, die Hüftprothesenoperation ist vorbei, gegenüber war eine Fensterfront. Ich spürte, dass jemand vorbeihuschte, wieder zurückkam und „Guten Morgen Herr Supersberger“, sagte. „Wie geht es ihnen, ist ihnen übel, unwohl oder schwindelig“? Ich verneinte alles. Es war halb sechs Uhr abends „Dann bringen wir sie zurück auf die Bettenstation“. Auf meinem Platz stand ein mobiles Überwachungsterminal, mit mehreren Kabeln wurde ich damit verbunden. Eine Krankenschwester kam vorbei und sagte:“ Wir haben für sie vom Abendessen etwas zur Seite gelegt, möchten sie essen?“ Seit gestern abends bin ich nüchtern, herzhaft biss ich in das Schinkenbrot. Aus dem Tageheft…

brems:manöver

Setzt sich der Zug in Bewegung, kann ich genüsslich durchatmen.

Nach den Unsicherheiten für einen Operationstermin in Kärnten, warum nicht über den Tellerrand hinausschauen. Zudem gibt es einen Bezug aus der Verwandtschaft zur Kardinal Schwarzenberg Klinik, eine gute Adresse für Operationen in Österreich. Eine Nichte ist dort Oberärztin, dies gibt einem im fremdartigen Klinikbetrieb eine gewisse Geborgenheit und Sicherheit.  Eine absolute Sicherheit im Leben gibt es nicht und wenn etwas von der Routine des Alltags abweicht ist die Unsicherheit noch größer.

Wer diesen Herbst einen unumgänglichen Termin im Land Salzburg wahrnehmen muss, dessen Geduld ist gefordert. Die Baustellen auf der Tauernautobahn machen auch unsere Fahrt in die Schwarzenberg Klinik beschwerlich, Zeit Verzögerung zwei Stunden. Bei der Anreise ist mir vieles durch den Kopf gegangen, vor allem wie eingeschränkt ich beim Sitzen im Auto bin. Der Lenker ist bei dem gemächlichen Tempo im Baustellenbereich besonders gefordert. Er darf kein plötzliches Bremsmanöver des Vordermanns übersehen oder Fahrt wegnehmen, wenn sich jemand mit Gewalt Stoßstange an Stoßstange hineinzwängt. Von Entspannung merke ich als Beifahrer nichts. Für mein krankes Bein muss ich eine günstige Position einnehmen. Fahrten nach Salzburg kenne ich von anderer Seite, weil ich größtenteils mit dem Zug reise. Dabei stehen mir im Abteil zumeist zwei Sitze zur Verfügung. Gemütlich schaffe ich eine heimelige Atmosphäre, packe meine Salamisemmel und ein Coca-Cola aus, lege die Zeitung und meine Reiselektüre auf den Abteiltisch. Setzt sich der Zug in Bewegung, kann ich genüsslich durchatmen. Die nächsten Stunden kann ich nach Belieben verbringen, dösen, lesen oder schreiben.  Passt die Tageszeit kann ich im Speisewagen eine kleine Mahlzeit einnehmen. Im Zug steht jederzeit eine Toilette zur Verfügung, im Stau auf der Autobahn schielt man nach der nächsten Anzeige für eine WC-Anlage. Aus dem Tageheft…

impf:zeit

Für die impfmüden Österreicher gibt es dieses Jahr ein Impfzuckerl.

Die Herbstzeit ist traditionell Impfzeit, bislang war es die Grippeimpfung gegen den schweren Verlauf der Influenza. Seit der Coronapandemie wird von den Gesundheitsbehörden massiv darauf gedrängt sich auch gegen Covid impfen zu lassen. Einige Ärzte sagen jährlich, andere drängen auf eine halbjährliche Auffrischungsimpfung. Soll man oder soll man nicht oder bedeutet bei Menschenansammlungen Masken zu tragen der bessere Schutz?

Die Uhren wurden wieder eine Stunde zurückgestellt, zeitgleich hat die Werbekampagne für die Impfung gegen die echte Grippe begonnen. Nach den Impfkampagnen gegen Corona gibt es für die impfmüden Österreicher dieses Jahr ein spezielles Impfzuckerl. Für den Selbstbehalt von sieben Euro kann sich, soll sich, jeder im Rahmen des Öffentlichen Impfprogramms Influenza impfen lassen. Soweit die Ankündigung des Gesundheitsministers. Da ich nicht einer von den viertausend Influenza – Todesfälle sein möchte, ging ich zum Arzt. Der Hausarzt hatte keinen Impfstoff mehr vorrätig. Er verwies auf die naheliegende Apotheke, dort war der Grippeimpfstoff, „Fluad -Tetra“, er ist speziell für Personen ab 65-Jahren, erhältlich. Der Impfstoff kostete € 41,10 und das Impfen € 15.–. Zwischen dem Versprechen des Gesundheitsministers für den Selbstbehalt von sieben Euro eine Influenza Impfung zu erhalten und meinen Kosten von sechsundfünfzig Euro klaffte nach meinem Verständnis eine große Lücke. 

Wie wird es diesen Winter mit den Infektionen, was bedeutet es, wenn sich Mitbürger konsequent weigern sich impfen zu lassen? Einerlei ob es sich um Influenza oder Corona handelt. Es gibt nur einen Herdenschutz, wenn sich wenigstens zwei drittel der Bevölkerung impfen lassen, in Österreich schaffen wir ein Drittel. Beim Gespräch mit dem Arzt habe ich angedeutet, dass ich das nächste Jahr erleben möchte, dann gibt es nach Protesten von Seiten der Pensionisten Vertreter mehr Pension. Die Pensionen sollen durchschnittlich um zehn Prozent angehoben werden. Hier am Rathausplatz in Villach, wo ich diese Gedanken teilweise zu Papier bringe, sitzen die Menschen im Freien, sind ausgelassen und genießen die Nachmittagssonne. Der milde Herbst lädt zum Genießen ein.

knopf:chirurgie

Manche Operationen werden als Routineeingriff bezeichnet.

Die letzten Jahrzehnte haben große Fortschritte bei der Behandlung von Krankheiten mit Pharmaka und mit Impfstoffen gebracht. Letztes Beispiel der Impfstoff gegen das Corona Virus, für deren Entwicklung, mRNA, die Medizinerin Katalin Karikó den diesjährigen Nobelpreis bekommen hat. Die Radiologen werden bei der Auswertung der Röntgenbilder von der KI unterstützt, die Chirurgen von Operationsrobotern. Manche Operationen werden als Routineeingriff bezeichnet. Dabei wird hervorgehoben, dass viele Eingriffe minimalinvasive durchgeführt werden, im Volksmund als Knopflochchirurgie bezeichnet. Wie weit es für die Betroffenen ein Routineeingriff war, bleibt offen. Bei meinem Reha Aufenthalt erfahre ich von anderen Patienten, wie lange es zumeist dauert, bis nach einem Routineeingriff wieder ein zufriedener Zustand erreicht wird. Minimalinvasive Entfernung der Gallenblase oder des Blinddarms sind Standardoperationen. Nach ihrer Blinddarmoperation, erzählt eine Reha Patientin, hatte sie monateweise Schmerzen im Bauchgewebe.

Der Ersatz des Hüftgelenks gehört zu den am meisten durchgeführten Operationen. In der Verwandtschaft leben einige Personen, welche eine Hüft- oder Knietotalprothese erhalten haben, zu ihrer Zufriedenheit. Der neunzigjährige Onkel wird als lebendiges Beispiel für eine geglückte Hüftoperation genannt. Täglich macht er einen ausgedehnten Spaziergang, kreuz und quer über die Felder. Was anderen empfohlen wird, hat bei ihm der Hausarzt eingeschränkt, die Länge der Spaziergänge. Er ist ein Paradebeispiel für den Verlauf einer Hüftoperation: Mit einem Satz herunter vom Operationstisch und hinein in das Leben. Die Schonzeit nach der Hüftoperation ging nahtlos in den Rehabilitation Aufenthalt über.

Der Tag, an welchem mir die Wundklammern entfernt wurden, bleibt im Gedächtnis. Da nicht mobil wurde ich mit dem Rot Kreuz Auto zum Hausarzt gebracht. Drei Sanitäter haben an der Wohnungstüre angeläutet und mich, auf Krücken gestützt, zum Auto begleitet. Die Geräumigkeit des Rettungswagens war für einen Frischoperierten ein Geschenk. Bei der Aufnahme der Patientendaten hat der Sanitäter ganz erstaunt gefragt: „Ob ich Der Supersberger, Papierhändler aus Arnoldstein, sei“. Er hat in meiner aktiven Zeit im Papierwarengeschäft Schulwaren gekauft. Konkreter erinnern sich, die inzwischen erwachsenen Schüler an die Panini Stickers und den dazugehörenden Sammelalben. Serien in den 1990er Jahren waren, Aladdin, Dinosaurier, Asterix oder die Olympischen Winterspiele in Albertville usw. Das er mich zum Arzt begleiten kann hat ihn so gerührt, dass er dies gleich dem Fahrer weitersagte. Aus dem Tageheft…