Die Schiebetür vom…

…Untersuchungszimmer trennt mich von der Außenwelt.

Während meiner Selbstständigkeit kam es einmal zu Unstimmigkeiten mit einem Lehrling und der Lehrvertrag wurde aufgelöst. Gegen die Auflösung des Lehrvertrages haben sich die Eltern quergestellt, hatten aber gegen das Geständnis des Sohns keine ausreichende Entschuldigung. Als Spätfolgen traten bei mir Verdauungsbeschwerden auf. Es wurde eine eingehende Untersuchung notwendig. Der Hausarzt wünschte mir bei der Übergabe des Überweisungsscheines, Viel Glück!  Viel Glück für was? Eine Schwerpunktklinik für Magen- und Darm Beschwerden ist das Krankenhaus in St. Veit. Als medizinischer Laie kannte ich nur den harmlosen Schnupfen oder den tödlichen Krebs.

Als die Schiebetür vom Untersuchungszimmer hinter mir zufiel, fühlte ich mich von der Außenwelt getrennt. Alle Aufregungen und Sorgen der Vergangenheit und alle Pläne für die Zukunft waren aus dem Gedächtnis ausradiert. Das ganze Leben teilte sich in die Zeit vor der Einweisung in das Krankenhaus und in das Jetzt. Die Diagnose war eine heilbare Gastritis. Gut erinnern kann ich mich an den Tag nach der Untersuchung. Am Nachmittag besuchte ich das Café auf der Dachterrasse vom Krankenhaus und habe den wunderbaren Blick über die Stadt genossen. Am Nebentisch blickte ich in das offene Gesicht einer Patientin und über das Buch, welches ich am Tisch liegen hatte, sind wir in das Gespräch gekommen.

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Spiritual, Vertrauensperson für…

…Glaubenszweifel und sexuelle Fantasien.

Bei der abendlichen Stallarbeit am Bergbauernhof, beim Melken der Kühe, sind wir in der Nähe vom Vater auf einem Melkschemel gehockt und wurden von ihm gefragt, was wir in der Schule gelernt haben? Immer wieder hat er uns dabei das Einmaleins oder das Alphabet abgefragt. Er hat uns mitgeteilt, ob es am Sonntag einen Ausflug geben wird und auch dass in den nächsten Tagen das Kalb vom Fleischhauer abgeholt wird. Während der Stallarbeit wurden wir Kinder über die meisten Vorkommnisse unterrichtet. In den 1960er Jahren besuchte ich die vierte Klasse des Gymnasiums im Marianum Tanzenberg. Die Frage, wer fühlt sich zum Priester berufen, stand immer im Raum. Konnte sich derjenige ein Leben ohne Familie, Frau und Kinder vorstellen? Wir merkten die ersten körperlichen Veränderungen im Schambereich, was wird aus dem Geschlechtstrieb?

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Die Ansichtskarten wurden hinter…

…die Schmuckleiste der Küchenkredenz gesteckt.

Ob es heute möglich ist eine Kutschenfahrt mit der Kreditkarte zu bezahlen oder nur Bargeld angenommen wird, habe ich nicht erfahren. Beobachtet habe ich, dass im Eissalon eine Kugel Eis um zwei Euro mit der Kreditkarte bezahlt wurde. Überrascht zeigen sich viele Besucher und Bewohner der Stadt Salzburg, dass es ab Herbst in den O-Bussen keine Möglichkeit mehr gibt, beim Buslenker eine Fahrkarte zu lösen. Diese muss vorab am Fahrkartenautomaten oder im Internet gekauft werden. Für nicht online Digitalzombies wird dies eine Herausforderung oder überhaupt eine Barriere sein, um mit dem Bus zu fahren. In manchen Hausdurchgängen in der Innenstadt von Salzburg beengen Ansichtskartenständer den Durchgang. Mein Eindruck ist, dass das Angebot an Ansichtskarten den Bedarf bei weitem übersteigt. Ganz selten konnte ich beobachten, dass eine Person eine Ansichtskarte aussucht. Heute begnügen sich die meisten Besucher einen Schnappschuss, mit dem Zusatz „Liebe Grüße aus Salzburg“ per WhatsApp an die Verwandtschaft zu versenden. Die Botschaft, dass man durch die Salzburger Innenstadt bummelt, ist nur einen Mausklick entfernt. Mehr Aufwand an Zeit, Ideen und Kosten benötigt der Versand einer oder mehrerer Ansichtskarten.

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Recht auf öffentlichem Platz…

… zu stehen wo ich will.

Im Innenhof vom Toskana Trakt in Salzburg befindet sich das Café Toskana. Vom Gastgarten habe ich einen schönen Blick auf die Churfürststraße, hier führt die Route der Fiaker vorbei. Fast jeder zückt das Smartphone für ein Foto, wenn bei ihm die Kutsche vorbeifährt. Das Geklapper der Pferdehufe hallt durch die Fußgängerzone und die Plätze der Salzburger Innenstadt. Als Bub bin ich gemeinsam mit der Mama zu Beginn und am Ende des Sommers mit einer Pferdekutsche in die nächste Bezirksstadt gefahren. Dort haben wir direkt von der Kutsche weg Kirschen und Zwetschgen verkauft. Mit Pferden aufgewachsen befinde ich mich im Zwiespalt, ob Pferdekutschen in der Stadt noch artgerecht sind? Aus meiner Sichtweise haben Pferde eine lange Tradition als Zugpferde, die Pferdekutschen beherrschten anno dazumal das Stadtbild. Die Innenstädte waren schon damals gepflastert. In den engen Gassen herrschte ein dichtes Gedränge, wobei die Fußgänger das Nachsehen hatten. Sie wurden zur Seite gedrückt oder mussten zur Seite springen, wenn die Pferde im Galopp daherkamen. Vor etwa hundertfünfzig Jahren eroberten die Automobile die Städte und in der Übergangszeit kam es zu einem Kampf, zwischen Pferd und Auto um die Straßenhochheit. In der Zeit als der Autoverkehr die Zentren der Städte dominierte, wurden wiederum die Fußgänger an den Rand gedrängt. Einer Notiz auf der ORF Webseite entnehme ich, dass die erste Fußgängerzone in Österreich im Jahre 1961 in Klagenfurt eingerichtet wurde. Die ersten Fußgängerzonen in Europa wurden im Jahre 1953 in Rotterdam und in Kassel eröffnet.  In den 80er Jahren wurden die Innenstädte europaweit autofrei.

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Das modische Schuhwerk…

würde die Füße an die “Wand fahren”.

Eine Tante beklagt sich darüber, dass es ihr nicht mehr möglich ist in die Stadt zu fahren und in einem guten Schuhgeschäft, wie sie sich ausdrückte, ein paar Hausschuhe zu kaufen. In den Schuhgeschäften, wie sie in den Einkaufszentren am Stadtrand zu finden sind, gibt es nur modisches Schuhwerk, welches für sie, in ihrem Alter nicht in Frage kommt. Ihre Füße haben mit den Jahrzehnten gelitten und dieses modische Zeug würde die Gesundheit der Füße, insbesondere die ramponierten Zehen, ganz an die Wand fahren. Was sie braucht sind ein paar Hausschuhe mit rutschfester Sohle, kompakt und vor allem leicht anzuziehen. Ohne sich bücken, einfach hineinschlüpfen. Vorne und hinten offen und dass die Schlaufen der Schuhe nicht an der Stelle angebracht sind, wo sie seit einem Jahrzehnt an einem Hühnerauge leidet. Hausschuhe bei denen sie das Gefühl hat, dass sie mit ihrem Fuß verwachsen sind, eine Einheit bilden. Mit denen sie nicht unentwegt darauf achtgegeben muss, dass sie ausrutschen oder stolpern könnte. Zu Hause hat sie ein paar Modelle ausprobieren können, aber alle wieder zurückgeschickt.

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