Die Unterschiede zwischen Einwanderern und Einheimischen zeigen sich heute nirgends so deutlich wie bei den Kopftuchträgerinnen. Das Tragen des Kopftuches in der Öffentlichkeit erregt die meisten Menschen. Vor Jahrzehnten konnte man an Sonntagen in der Bahnhofshalle der Draustadt eine Handvoll Männer in abgewetzten Anzügen sehen. Mit einer Flasche Bier in der Hand unterhielten sie sich gegenseitig. Von den Kärntnern wurden sie in der Umgangssprache als „Jugos“ bezeichnet. An den Wochentagen waren sie in der Öffentlichkeit nicht präsent. Sie waren auf den Baustellen, beim Hoch- und Tiefbau oder beim Straßenbau. Ist es unter ihnen zu einem Raufhandel gekommen, so wurde in den Lokalnachrichten „Gastarbeiter“ wie eine Berufsbezeichnung zum Namen hinzugefügt.
Zu einem verstärkten Zuzug von Gastarbeiterinnen im Raum Spittal/Dr. ist es in den Siebzigerjahren gekommen, als die Schuhfabrik Gabor weiter ausgebaut wurde. Obwohl aus den umliegenden Tälern die Arbeitskräfte mit Firmenbussen in die Fabrik gebracht wurden, fehlte es an Arbeiterinnen. Deshalb wurden im benachbarten Jugoslawien Frauen angeworben. Sie wurden in den umliegenden Gemeinden in kleinen Wohnanlagen und in sogenannten Burschen- und Ledigenheimen untergebracht. Für uns Halbwüchsige, wie wir damals als Zwanzigjährige bezeichnet wurden, waren dies Frauen und Mädchen mit einer besonderen Ausstrahlung. Anders als wir es von den heimischen Mädchen kannte. Die Eltern warnten uns vor den „Jugoweibern“, was sie für uns erst recht interessant machte. In den Wirtshäusern waren die „Jugoweiber“ gern gesehene Gäste und brauchten sich um das Bezahlen der Zeche keine Sorgen zu machen.
Jugoland abgebrannt.