BERUF:ung

Im zweiten Schulhalbjahr müssen sich viele Jugendliche entscheiden, welchen Beruf sie erlernen möchten. Die größere Frage ist, wo gibt es dafür eine freie Lehrstelle. Man beginnt mit der Lehrstellensuche und viele Bewerbungen sind notwendig. War es früher ein formloses Gespräch, so erwarten sich heute die Firmen eine Bewerbungsmappe mit ausführlichen Unterlagen. Blaise Pascal sagte: „Das Wichtigste im Leben ist die Wahl eines Berufes. Der Zufall entscheidet darüber“.

Pascal hat recht. Ich wünschte mir einen Beruf, der etwas mit Büchern zu tun hat. Trotz Suche fanden wir keine Lehrstelle. Als Ersatz sollte ich mich in einer Elektromotorenwicklerei vorstellen. Auf dem Weg zur Vorstellung sahen wir, Vater und ich, im Schaufenster einer Buchhandlung in der Bahnhofstraße in Spittal/Dr. ein Plakat: “Lehrmädchen wird aufgenommen”. Wir sind in das Geschäft gegangen und haben gefragt, ob es auch ein Bursche sein kann. Es war möglich. Die Zeit für die “Berufung” kommt vielleicht noch, die Rufe sind vorhanden.

Das Echo.

SIEBEN:undsiebzig

Es besteht die Gefahr, dass man die heutigen Ereignisse aus der Sicht, wie man sie selbst vor dreißig Jahren erlebt hat, beurteilt. Optimismus wird als ein Vorrecht der Jugend gesehen. Mit zunehmendem Alter kann man nicht mit so viel Schwung und Energie an die Aufgaben herangehen, als wie vor Jahren. Die wenigsten sind körperlich so fit, dass sie sagen können, sie sind mit siebzig besser in Form als mit vierzig. Gerade bei kleinen Handels- und Gewerbebetrieben trifft es zu, dass die InhaberInn über das Pensionsalter hinaus im Betrieb sind. Viele verschieben ihren Pensionsantritt um Jahre, der Betrieb ist ihr zweites Zuhause, ihr Lebenswerk. Man fühlt sich vital genug, um weiterzuarbeiten. Dabei übersieht man, dass es mit den Jahren ab sechzig, fünfundsechzig, oder siebzig immer beschwerlicher wird, im Arbeitsalltag Schritt zu halten. Nach sechzig melden sich manchmal Krankheiten, die man bis dahin gut unter Kontrolle hatte oder kaum gespürt hat. Oft ist auch niemand da, der das Lebenswerk weiter führen will oder kann.

 

Ich habe einen Gutschein für einen Friseurbesuch gekauft, der bis zum Jahre 2015 gültig ist. Die Friseurmeisterin wird dann siebenundsiebzig Jahre alt sein. Ob sie dann noch Haarschneiden wird? Beim Besuch einer Kollegin wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass die Chefin nicht hier sei, aber doch da ist. Im Büro erlebte ich, dass der körperliche Zustand der Kollegin schlecht war. Ihr Gesicht war eingefallen, bleich, sie hustete und konnte kaum stehen. Die Kollegin ist über siebzig Jahre alt. Bei diesen Beschwerden hätte ich mich geweigert, in den Betrieb zu gehen. Ich hätte mir zwei bis drei Tage Bettruhe gegönnt.

 

Der Betrieb geht vor.

FASCHING:hier

Überall stehen SIE, vor den Bäckereien, Konditoreien und den Supermärkten, gemeint sind die Tafeln mit dem Hinweis: „HIER FASCHINGSKRAPFEN, beim Kauf von fünf Stück, ein Stück gratis“. Überall stehen SIE, vor den Restaurants, den Cafés, den Imbissstuben und den Gasthäusern, die Tafeln mit dem Hinweis: „HIER HERINGSALAT, kleine oder große Portion“. Es ist ein Wettlauf zwischen Faschingskrapfen und Heringsalat. Der Sieger steht schon fest, es ist der Heringsalat, seine Saison dauert einen Tag länger. Im Supermarkt findet man neben den Faschingskrapfen und dem Heringsalat, die Sechserpackung mit den gefärbten Ostereier. Die Ostereier sind haltbar bis Ende März, und Ostern ist heuer Mitte April.

 

Krapfeneiersalat.

SCHAU:genau

Ein Sprichwort heißt, so wie der Hund, so der Herr. Gemeint ist damit, dass sich die Charaktereigenschaften vom Hund und vom Hundebesitzer aneinander anpassen. Es ist nicht erwiesen, wer wen mehr beeinflusst. Vielleicht entscheidet sich dies schon beim Kauf eines Hundes.  Entscheidet sich jemand für einen scharfen Hund, so pflegt er wahrscheinlich einen strengen Umgangston mit anderen Menschen oder der Hundebesitzer will seine eigenen Unsicherheiten hinter einem scharfen Hund verbergen. Bequeme Menschen bevorzugen eher einen Stubenhocker als einen Windhund, der von einem sportliche Höchstleistungen verlangt. Die Dackel schnüffeln gerne den Gehsteigen und den Wegrändern entlang, und die Besitzer richten ihren Blick zu Boden, in sich gekehrt.

 

Vom Zustand der Geschäftsfassaden können wir Rückschlüsse auf die Aktivitäten und Attraktivität eines Geschäftes ziehen. Zeigen sich verblasste Reklametafeln oder nicht mehr aktuelle Schaufensterdekorationen, dann ist das Interesse am Geschäft nicht sehr groß. Die Lebensmitteldiskonter verzichten auf jede Art von Schaufenster, es gibt  Plakate von den aktuellen Sonderangeboten. Im besten Fall steht im Freien ein Turm mit leeren Bierkisten und dabei der Aktionspreis. Sind mehrere Diskonter im Ortszentrum, dann ist dies keine Einladung zu einem Schaufensterbummel. Verblasst die Firmenschrift, die Fassadenfarbe und  der Verputz blättert ab, so ist dies ein Zeichen dafür, dass das Geschäft zu verblassen beginnt.

 

Alles Fassade.       

EIN:ausatmen

Es genügt manches mal eine kleine Beobachtung und man findet  einen Schlüssel zu unserem Sein, zum eigenen Ich. Alles ist verständlich, einfach und klar. Man braucht keine dicken Bücher zu lesen, sich nicht durch unverständliche Anweisungen für die rechte Lebensführung zu quälen. Keine Vorträge von halbgebildeten Leuten, von Alleswisser zu besuchen, die Nächte nicht mit schweren Gedanken zu belasten oder die Hoffnung in die Aussagen von Trendforscher zu setzen. Die Aussagen der Religionen stiften mehr Verwirrung, als das sie Klarheit schaffen. Man kann unbehelligt vom Machtkampf der geistigen und religiösen Strömungen zu klaren Erkenntnissen kommen. 

Dies alles kann plötzlich und überraschend kommen, sitzt man am Meeresstrand vor der Stadt Piran. Lange hat man den Möwen nachgeschaut, den vorbeituckernden Ausflugsbooten, den  Fischerbooten und dann kehrt der Blick zurück auf die Wellen des Meeres. Die Wellen überschwemmen den Strand, schlagen an die Ufersteine und ziehen sich wieder zurück. Es ist wie ein Ein- und Ausatmen, ununterbrochen. Versiegt die Kraft, welche das Wasser bewegt, dann wäre das Meer tot. Unser Leben gleicht dem Spiel der Wellen, ein Ein- und Ausatmen. Wir werden von der Urkraft ausgeatmet,  auf die Erde gestellt, dann wieder eingeatmet, von der Erde genommen. Einmal hat die Urkraft einen längeren Atem, ein andermal einen kürzeren Atem. 

Kein  Zweifel.