uni:tag

Gedanken sollte man sich um die eigene Zukunft machen, auch wenn man  im Ruhestand ist. Nicht nur in die Vergangenheit zurückzublicken. Das Verharren im Gestern blockiert die Energie für die Zukunft. Man kann auf der Stufe des Erfolges und der gleisteten Arbeit der letzten Jahrzehnte kurz innehalten und dann diesen Lebensabschnitt abschließen. Die Meisten sind gegenüber ihrer vergangenen Arbeit zu selbstkritisch, selbst, wenn es zum Abschied Lob gegeben hat. Sie verlängern damit in die Pension hinein die Unzufriedenheit. Besser ist es mit den gelebten Jahre Frieden zu schließen. Neben dem  Beruf als Kaufmann habe ich bei der Organisation von kaufmännischen und kulturellen Veranstaltungen mitgeholfen. Ist der Wille vorhanden, zahlt es sich aus sich weiterzubilden: Mit dem Besuch einer Schreibwerkstatt, eines philosophischem Seminar und einer Vorlesung zur regionalen Geschichte.

Nach ein paar Semestern als außerordentlicher Student auf der Uni, kann ich vom Unialltag einiges erzählen. Ich, sechzig Plus, empfinde vieles anders, als die Studentinnen und Studenten, zwanzig Plus. Betritt man als Neuer die Aula der Alpenadria Universität, dann ist der erste Eindruck verwirrend, ein wenig chaotisch. In allen Ecken und Enden sitzen, stehen und plaudern junge Menschen. Der größere Teil von ihnen arbeitet am Laptop oder blättert am Handy. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man inmitten dieses Gewirrs von Stimmen, des Kommen und Gehens, seine Aufgaben erledigen kann. Zusätzlich werden dazu noch die Emails und die neuesten Postens auf Facebook und Twitter verfolgt. Am Buffet herrscht immer ein Gedränge, die Aufbruchsstimmung  macht die jungen Menschen hungrig. Ohne einen Sandwich und einem Coca Cola kann man nicht lernen. In meiner Jugend hat es geheißen: „ Ein leerer Magen studiert nicht gerne“.

Auszeit.

 

BESITZ:wert

In den ländlichen Gebieten Kärntens, die von der Landwirtschaft in verschiedenen Größen geprägt sind, von Landwirten mit dreißig Stück Kühen und etwas Forstwirtschaft oder von den Nebenerwerbsbauern hat Besitz einen anderen Stellenwert, als wie bei den Bewohnern von Mietwohnungen am Stadtrand. Am Land drehen sich die Gespräche beim Kirchgang und im Wirtshaus um Grund und Boden, um das Gedeihen der Feldfrüchten und um die Milchleistung bei den Kühen. Erörtert wird der Preis für das Kilogramm Lebendgewicht bei den Schweinen,  eine spannende Frage ist die Auswirkung der Krise auf die Holzpreise. Dazu kommt die Frage nach der Witterung, bei starken Regen – oder Schneefällen die Sorge vor Überschwemmungen und Murenabgängen. Ein frostiger Winter kann manche Wintersaat vernichten. Diesen Gesprächen kann sich der Maschinenhändler, der Tischler oder der Fleischhauer anschließen. Die erste Frage unter den Kleinunternehmer gilt  nach dem Umsatz der vergangenen Woche, nach der Kundenfrequenz und  nach dem Stand der Aufträge. Dabei sind konkrete Zahlen gewünscht und  man spart nicht mit Lob, wenn jemand auf steigende Umsätze verweisen kann.

Hat man ein Eigenheim, so ist man bei der Stammtischrunde dabei. Hat jemand eine besondere Geschicklichkeit beim Hausbau und bringt es zu mehreren Häusern, so wird er für seinen Fleiß gelobt und als Vorbild dargestellt. Für jemanden der schreibt hat man wenig Verständnis, darunter kann man sich nichts vorstellen. Aus Höflichkeit wird gefragt, wann es wieder eine Lesung gibt  oder ob man an einem neuen Buch schreibt. Fragt man dann nach, ob derjenige eines der Bücher gekauft oder gelesen hat, dann wird mit einer Höflichkeitsformel, man hat von dem Buch gehört, geantwortet. Was macht Sinn, drei Häuser zu bauen oder drei Bücher zu veröffentlichen?

Bücherstapel. 

KOPF: schranken

In einem Freundeskreis,  in der Verwandtschaft  hat man mit den Jahren seinen Platz eingenommen, jeder spielt seine  Rolle, ob als Unterhalter, als Zuhörer, als Fragender oder als Besserwisser. Es ist egal welches Fest oder Feier sich abspielt, ob dies der Besuch eines  Vortrages, eines  Konzertes oder des Kirchtag ist. Genauso verhält es sich bei einem gemeinsamen Ausflug oder einer Grillfeier. Da ist es eine Überraschung, wenn während der Fahrt zu einem Aussichtspunkt  eine Mitfahrerin ihren Redefluss unterbricht und fragt, ob man dazu etwas sagen möchte. Man ist geschockt, weil man sich in der Rolle des Zuhörers bequem gemacht hat und jetzt soll man plötzlich etwas sagen. Gleichzeitig wird man dabei ertappt, dass man den Ausführungen nur halb zugehört hat und nicht konkret weis, um was es in der letzten Viertelstunde gegangen ist. Ist man schnell im Kopf, ist es möglich aus den Schlagwörtern eine Geschichte zu konstruieren. Keine Antwort hat man auf das Argument, „das früher alles besser war“. Der einzige Ausweg,  die  geistigen Schranken im Kopf niederreisen.

Der weite Horizont.

FASSADEN:farbe

Die hohen Energiepreise und eine Förderung durch staatliche Stellen veranlassen viele Eigenheimbesitzer  eine Wärmeisolierung mit Styroporplatten durchzuführen. Firmen, welche Wärmedämmungen anbieten, erleben einen Auftragsboom. Auch bei den Kirchen wird angedacht, die Fassaden mit einer Wärmeisolierung zu versehen. Hier versucht man die Kosten mit Hilfe von Benefizkonzerten und freiwilligen Spenden zu decken. Der aktuelle Trend bei den Fassadenfarbe ist grau, von hellgrau bis dunkelgrau, dazu Fassadenflächen in dunkelrot. So geschieht es, dass die markanten Häuser im Ortszentrum sich in graue Häuser verwandeln. Hat man früher vom grauen Haus gesprochen, hat man damit die Vollzugsanstalt gemeint und die graue Zelle war eine Anhaltezelle. Vorbei scheint die Zeit zu sein, wo man die Fassaden in kräftigen Farbtönen, wie orange, blau, rot oder grün gestrichen hat, die ein farbenprächtigen Ortsbild geschaffen haben. Die Besitzer haben Farbe bekannt, Signale gesetzt und sich nicht hinter grauen Mauern gesetzt.

Alte Bauernhäuser büßen ihre Ausstrahlung ein, wenn man im Zuge von Energiesparmassnahmen die Steinmauern mit Styroporplatten ummantelt. Dort hat jeder Stein seine Geschichte, von jedem geht eine Kraft aus. In die Steinmauern haben sich die Gespräche, die Freuden, die Sorgen der Leute eingefräst.

Graue Zellen.