Im Skiort liegt rechts und links vom Straßenrand ein Wust von Schnee, auf den Straßen tummeln sich Urlauber in bunter Skibekleidung. Die Gästehäuser verteilen sich über die Steilhänge. An den Häusern brennt die Weihnachtsbeleuchtung über den ganzen Winter. Hier endet Weihnachten zu Ostern, wenn die letzten Gäste abreisen. Für den spannendsten Ort halte ich eine Musikkneipe, in einer renovierten Mühle. Selbst bin ich noch nicht dort gewesen. Hier stimmt die Mischung aus touristischen Leitbetrieben und privaten Fremdenpensionen. Der Privatvermieter vergibt seine Reparaturaufträge an lokale Handwerker, ein internationales Hotel würde anderst entscheiden. So verteilt sich der Wohlstand auf viele und ist nicht in der Hand weniger. Die großen Hoteldörfer gibt es in der Türkei, Spanien und Tunesien. Sie gehören den internationalen Hotelketten und die Gewinne fließen den Aktionären zu. Großbetriebe sollen aufgegliedert werden und die Aktien stärker besteuert. Vom Gewinn soll auch denen etwas zu Gute kommen, die die Arbeit leisten.
Am Nachmittag besuche ich eine siebzigjährige Frau, ihr Haus steht etwas außerhalb des Dorfes. Der Besuch ist seit einem Jahr versprochen. Sie vermietet Zimmer, dies bringt zusätzliches Geld zu ihrer Mindestpension und Abwechslung in ihren Winteralltag. Der Mann ist vor fünfzehn Jahren gestorben, die Kinder sind aus dem Haus ausgezogen. In diesem Jahr hat sie sich einen lang ersehnten Wunsch erfüllt, eine Montafonerstube eingerichtet. In der Stube steht ein Tisch mit Einlegearbeiten, geschnitzte Holzstühle und ein Wohnzimmerschrank. Der Parkettboden hat zwei verschiedene Holzarten. Auf der Kommode befinden sich die Fotos vom Mann, den Kindern, den Enkeln und dem Urenkel. Die Vergangenheit und die Zukunft in Fotos festgehalten. Der Kachelofen und die verkachelte Sitzbank werden vom Vorraum aus beheizt. Selbst sitzt sie am liebsten in der Küche, dort befindet sich der Fernseher. Zum Abschied drückt sie mir eine Dose Weihnachtskeks in die Hand, mit der Bitte, die Dose zurückzubringen. Der nächste Besuch ist versprochen. Am Abend spüre ich den Winterspaziergang in meinen Füßen.
ALLEN MEINEN LESERINNEN UND LESERN, EIN BESINNLICHES WEIHNACHTSFEST!

Es ist ein Ros entsprungen...