weihnacht:einkauf I

Ein paar Wochen vor Weihnachten wurde von einem Handelskammerfunktionär verkündet: “Vor Jahresende kann man so günstig einkaufen wie schon lange nicht, weil der Handel bereits den Ausverkauf und andere Aktionen startet”. Zugleich beginnt an diesem Wochenende der so beliebte Weihnachtsverkauf, für den Handel der umsatzstärkste Monat im Jahr. Dabei kann der Konsument zusehen, wie sich die Handelsketten ein Kopf an Kopf rennen liefern, wer ergattert noch etwas vom Umsatz. Wie man für den Spitzensport nicht mehr das Wort Sport, im Sinne von Leibesertüchtigung verwenden kann, so geht es in der Vorweihnachtszeit nicht  mehr um Besinnung, sondern um das Einkaufen bis zur Besinnungslosigkeit. Wer am eigenen Leib spüren will, wie verrückt das Treiben in einer Shoppingmeile ist, der ziehe sich für ein Wochenende zu Besinnungstagen in ein Bildungshaus zurück. Nach diesem Innehalten besuche er ein Einkaufszentrum. Dafür gibt es Berichte, dass einem der Wirbel körperlich zusetzt und körperliche Beschwerden verursacht. So steigert sich in den nächsten Wochen der Einkaufsrummel, auf eine göttliche Botschaft wird zugunsten der Werbedurchsagen verzichtet.

Nach dem ersten langen Einkaufswochenende werden  von den Sprechern der Werbegemeinschaften und dem Gremialvorsteher eine Prognose erstellt, wie das diesjährige Weihnachtsgeschäft verlaufen wird. Dabei ist die Geschäftsentwicklung  von Branche und Lage der Geschäfte und auch von Region zu Region verschieden. Damit sind wir dort angelangt, was Weihnachten heute bedeutet, ein mehr an Umsatz, ohne ein mehr an spiritueller Botschaft.

Engel des Herrn.

geburt:taufe

Die Sträucher und Bäume um die Kirche Völkendorf  sind frisch beschneit. Überfallsartig füllt sich der Parkplatz mit Autos, viele junge Menschen steigen aus und eilen in die Kirche. Aus einem Fahrzeug wird ein Baby gehoben, in den Kinderwagen gelegt und in die Kirche geschoben. Von den anderen Kirchenbesuchern unterscheiden sich die Eltern durch ihr jugendliches Aussehen, der trendigen Frisur und der modischen Kleidung. Zwei Männer helfen einer älteren Frau gemeinsam aus ihrem Auto, der Rollstuhl wird aus dem Kofferraum geholt und man fährt sie nach vorne zum Altar. Die Heilige Taufe wird beim Taufbecken, im rückwärtigen Teil der Kirche, gespendet. Für das  Wohlergehen des Neugetauften werden die Heiligen der anwesenden Personen um ihren Segen angerufen. Zuletzt meldet sich ein Unsteter und ruft seinen Heiligen an: „Heiliger Jakobus, bitte für sie.“ Sein Geschenk an das Neugeborene. Neben ihm zittert der Freund, in eine dünne Windjacke gehüllt, erbärmlich. Der Bettler, der vor der Kirchentür gekniet ist hat inzwischen in einer Kirchenbank Platz genommen um sich ein wenig aufzuwärmen. Er hat wahrscheinlich schon vor wärmeren Kirchen gebettelt. Eine Prozession bestehend aus Kindern, den Ministranten, dem Pfarrer, dem Taufkind, den Eltern, den Paten und den Angehörigen zieht durch die Kirche zum Altar.

Die kühle Raumtemperatur kann die Herzen der Besucher nicht erwärmen, vielleicht können es die Worte des Pfarrers? Die Gläubigen erfahren vom Geheimnis, das der Engel Maria und Josef verkündet, von der Menschwerdung Gottes,  Jesus ist Gottes Sohn. In unserer Zeit fahren die Menschen zum Weihnachtsstern, der über dem Einkaufszentrum erstrahlt. Autokolonnen von Hirten sind unterwegs. Sie suchen nach passenden Geschenken, nach dem Glück, dass sie kaufen wollen. Der Warenstall ist warm und hell erleuchtet und es gibt genügend Parkplätze.

Zur Gabenbereitung bittet der Pfarrer alle Kinder und das Elternpaar mit dem Baby zum Altar. Ein ungewöhnlicher Ort für eine junge Mutter mit ungewöhnlichen Bewegungen, die Hände weit zu öffnen und zu schließen. Mit ihrem Blendamed Zahnpasta-lächeln kann sie die Situation gut meistern. Von den näher rückenden Weihnachten kündet der Adventkranz, darunter sind Josef und Maria mit ihrem Esel auf dem Weg nach Bethlehem unterwegs. Die Geburt Christi vollzog sich damals unbemerkt von den Menschen, die derweil mit dem Handy telefonieren, während im Stall ein Wunder passierte. In Wohlgefallen erhebt man sich zum Schlusssegen von den Kirchenbänken, man freut sich schon auf das Pfarrcafé, auf ein Stück Kuchen und Kaffee im geheizten Pfarrsaal. Der Ischiasnerv wird sich in der Wärme wieder beruhigen. Nach dem Auszug des Pfarrers und den Ministranten bleibt die Mutter mit dem Baby noch sitzen und stillt es. Die Sonne scheint durch die Glasfenster.

Aus dem Tagebuch.

friaul:import

Wohin  man heute, am 25. November, in der Draustadt blickt, aus allen Schaufenstern gucken die Weihnachtsmänner und die Weihnachtsengel. In der Konditorei bei der  Stadtpfarrkirche machen der Nikolaus und der Krampus den Weihnachtsmännern den Platz in der Auslage streitig. Rund um die Kirche reiht sich ein weihnachtliches Häusle nach dem anderen. Ob Wollpatschen, Weihrauch, Krippenfiguren, Sandbilder, Speck und Hauswürstel,Selbstgestricktes oder Früchtetee, auf dem Adventmarkt findet man alles. Seine Pforten sind weit geöffnet. Der Kirchturm wurde mit einem Lichtervorhang umhüllt. Da die Temperaturen es zulassen gibt es am Rathausplatz einen künstlichen Eislaufplatz. Dort finden die Bambini ihren Spaß.Überdacht wird der Eislaufplatz von einem Lichterzelt mit tausenden Glühbirnen. Gleich in der Nähe fährt eine Kindereisenbahn durch die künstliche Schneelandschaft.  .

Erwähnt wird gerne das italienische Flair der Draustadt, dieses kommt auch davon, dass gerade zu den Festtagen viele Besucher aus Friaul kommen. In den nächsten Wochen gibt es zwei Höhepunkte, der Christkindlmarkt und die Silvesterparty. Zu diesen Events kommen viele Busgruppen aus Oberitalien. Ohne dieses fröhliche, redselige Stimmengewirr, untermalt von Kinderrufen, wäre das Image der Draustadt nicht so südlich. Am Hauptplatz gibt es einen Besucheransturm bei den Glühweinhütten und  dem Maronistandl. Der erste Becher Glühwein und die erste Tüte Maroni schmecken am besten.

Mode sein wird.

myster:ium

Die Tage zwischen Weihnachten und Silvester eignen sich dazu, einen Blick zurück und einen Blick vorwärts zu machen. Wohl jeder hat schon seine guten Vorsätze für das neue Jahr im Hinterkopf. Rückblickend gab es mit den Tischnachbarn eine tiefe Diskussion über die Bibel, eine Frau ist Mitglied bei der „Freien Evangelischen Kirche“. Für sie ist die Bibel der Hort allen Ursprungs. Sie hält die Bibel als eine historisch verbürgte, persönliche Botschaft Jesus und somit dereinst einmal das Jüngste Gericht für unausweichlich. Vor einem Jahr war der 21.12. ein Tag, an dem viele Menschen den Untergang der Welt erwarteten. An diesem Tag endete der Maya Kalender. Es gab die kuriosesten Ansagen von selbsternannten Experten und Menschen trafen Vorbereitungen, wie sie den Weltuntergang überleben könnten. Die meisten stellen sich diesen so vor, dass es zu Überflutungen, Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Wirbelstürmen kommt. So konzentrierten sich viele darauf, nicht in den hereinstürzenden Fluten zu ertrinken. Sie legen sich abends mit angelegten Schwimmwesten in das Bett, um nicht vom Wasser überrascht zu werden. Welche Zerstörungen ein Wirbelsturm anrichten kann, haben wir im November beim Taifun „Haiyan“ auf den Philippinen erlebt. Aber gehört dieser schon zu den sieben Plagen, die Gott schickt?

Die Tischnachbarn waren gerührt, dass wir sie mit Schokoschneemännern beschenkt haben. Das Zitieren von Bibeltexten macht noch keinen guten Menschen aus. Ein Bibelzitat lautet: “An den Taten werdet ihr sie erkennen”. Der eigentliche Zauber von Weihnachten liegt darin, dass für den menschlichen Verstand die Menschwerdung Gottes ein Mysterium ist. Genauso wie die Auferstehung und das ewige Leben. Ein Mysterium des Glaubens, nicht zu beweisen oder zu wiederholen. In der Wissenschaft ist dann etwas bewiesen, wenn man es wiederholen kann.

Zum wiederholtem Male.

weihnacht:flucht

Aus der Bibel kennen wir die Begebenheit, dass Josef und Maria ein paar Tage nach der Geburt Jesus von Bethlehem nach Ägypten geflohen sind. König Herodes ließ, aus Sorge um seinen Königsthron, alle Neugeborenen in  seiner Provinz töten. In unseren Breiten setzt zu den Weihnachtsfeiertagen eine Flucht in die verschneite Bergwelt oder in den nahen und fernen Süden ein, Weihnachtsflüchtlinge. Die einen haben über Weihnachten einen Skiurlaub gebucht, andere, denen es  in Mitteleuropa zu kalt ist, fliegen zum Jahreswechsel in ferne Länder, wie Thailand, Indonesien oder Malediven. Eine eigene Gruppe von Weihnachtsflüchtlingen sind die Bustouristen, zum Großteil Senioren mit Partner oder allein stehend. Die Kinder sind schon lange aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen. Sie wollen sich die Mühe, in der Wohnung  mit viel  Aufwand Weihnachtsstimmung herzustellen, nicht antun. Zumeist bleibt es doch bei der einsamen Zweisamkeit. Österreichische Senioren zieht es an die Strände der oberen Adria, welche in ein paar Stunden erreichbar sind. Die größeren Hotels sind mit Schwimmbädern mit geheiztem Meerwasser ausgestattet und die Tagestemperaturen liegen bei Schönwetter zwischen zwölf und fünfzehn Grad plus. Die Hotelhalle und der Speisesaal  strahlen weihnachtliche Stimmung aus und es wartet ein festliches Essen. Während der  Busfahrt oder beim Abendessen im Speisesaal ergeben sich neue Kontakte mit netten Menschen, die sonst nicht zustande gekommen wären. Geselligkeit, gepaart mit Komfort und festlicher Stimmung, sowie angenehme Temperaturen lassen eine trübe Wintermelancholie verblassen. Mit einem Weihnachtsurlaub kann man dem Umstand,  dass man allein zu Hause unterm Weihnachtsbaum sitzen würde, entgegen steuern.

Mit einem kleinen Geschenk will man die netten Tischnachbarn beim Weihnachtsgalaessen überraschen. Eine Besonderheit in den vorweihnachtlichen Gassen von Opatija sind die kleinen Verkaufsstände. An allen Straßenecken werden Bären und Schneemänner aus Schokolade angeboten, keine Engel oder Weihnachtsmänner. Auf der Caffeeterrasse machen Weihnachtsmänner Musik und in der Bucht wurde ein geschmückter Weihnachtsbaum in das Meer verpflanzt.

Die Einheimischen besorgen sich am Tag vor Weihnachten noch Lebensmittel und Geschenke für die Festtage im Konzum und bei BIPA. In Kroatien liegt die Arbeitslosenrate bei 25 Prozent. Um etwas zu verdienen werden die Menschen einfallsreich.Durch Klopfen an der Autoscheibe macht ein langsam fahrendes Auto die Fußgeher am Gehsteig auf sich aufmerksam. Uns wird zum Verstehen gegeben, ob wir nicht eine Pralinenschachtel kaufen würden. Fahrende Pralinenhändler. Heute, am 23. 12. sind viele Autos in der Stadt unterwegs und die Parkplätze in Opatija knapp. So wird nicht nur entlang der Straße, sondern auch auf den Gehsteigen und im Parkverbot  geparkt. Der Parkraumwächter lässt sich dieses Weihnachtsangebot nicht entgehen. Autos, welche außerhalb der Parkstreifen geparkt haben, werden fotografiert und die Autokennzeichen in ein elektronisches Parkraumüberwachungsgerät eingetippt. Diese Autobesitzer erhalten als „verspätetes Christkindl“ einen Strafzettel. Weihnachtsgeschenk.

Schwimmende Weihnachtsbaum

Schwimmende Weihnachtsbaum

Allen Leserinnen und Lesern ein friedvolles Weihnachtsfest !