BRAND:herd

Ich spaziere über den Kogel und sehe überall kleine Flammen, die sich von einem Grasbüschel zum Nächsten ausbreiten. Rauchschwaden liegen über dem Gestrüpp, verkohlte Gräser und Farne. Die Flammen nähern sich der Bergsiedlung, den ersten   Häusern. Ich laufe in die nahe Fabrik um  die Feuerwehr zu alarmieren. In der  Werkstätte darf ich das Telefon nicht benützen. Der Meister versucht es selbst, es funktioniert nicht. Die Rauchschwaden ziehen an der Werkstatt vorbei, einmal stärker, einmal schwächer. Im nächsten Gebäude auf dem Fabrikgelände treffe ich Bekannte in ihrer Betriebswohnung. Man begrüßt mich und unterhält sich über belangloses. Immer mehr Bekannte treffen in der Wohnung ein. Der Feuerschein vom Wiesenbrand leuchtet in das Zimmer. Es klappt mit der Alarmierung der Feuerwehr. Wir gehen vor das Gebäude und sehen, wie entlang den Felswänden, ein Löschflugzeug auftaucht. Endlich kommt Hilfe. Das Löschflugzeug steuert nicht auf den Brandherd zu, es nimmt uns ins Visier. Es droht das Löschwasser über uns zu entleeren. Wir laufen auf die Werkstatt zu, das Löschflugzeug folgt uns. Wir versuchen zurück in das Haus zu flüchten, das Flugzeug macht eine Wendung und steht wieder über uns. Bereit uns mit dem Wasser zu  überschütten.

Tagwache.

EBER:eschen

Dieses Jahr kann man beobachten, dass durch die langen Schönwetterperioden und die hohen Temperaturen das Obst um etwa vierzehn Tage früher reif ist als sonst. In der Schütt haben sich die Früchte der Ebereschen schon Ende Juli rot verfärbt, in anderen Jahren verfärbten sie sich Ende August. Dieses Jahr ist es um einen Monat früher. Dies gilt als erstes Zeichen für den nahenden Herbst. Es herbstet, ist ein oft gehörter Ausdruck, wenn eine Gewitterfront im Spätsommer die Blätter von den Bäumen weht und sie sich am Boden verfärben. Nicht jedes Jahr in der Natur verläuft gleich, dies gilt auch für die Lebensjahre. Es ist möglich, dass durch Hitzeperioden der Körper austrocknet, dass mehr Energie verbrannt wird als in anderen Jahren. Da kann es im Leben früher zu herbsten beginnen als in anderen Jahren.

 

Herbstbeginn.

AUS:spannen

Für die Art wie man am besten ausspannen kann gibt es unterschiedliche Vorschläge und Ansichten, es spielt eine Rolle von wem die Vorschläge kommen. Für den Bienenzüchter ist der Aufenthalt bei den Bienen auf der Hochebene oberhalb von Möselstein der ideale Zeitvertrieb, für einen Fischer das Angeln in der Gail. Entspannung bringt eine Wanderung durch die Schütt oder eine Radtour am Drauradweg. Ein Bauer findet Erholung  beim Aufstieg zur Alm oder bei einem Sonntagsspaziergang durch die eigenen Felder. Der gläubige Mensch wird sich bei einem Kirchenbesuch entspannen. Manchmal genügt es eine Stunde am Balkon in einem Buch zu lesen und die Katze schnurrt daneben. Diese Aufzählung ist sehr herkömmlich, die Beispiele klammern das hypermoderne Leben aus. Ob ein Openairkonzert,  ein Sommerevent oder Internetsurfen zum Ausspannen geeignet sind?

Auf einem grauen, kantigen Stein zwischen den dunkelgrünen Sträuchern am Flussufer Platz nehmen. Mit der Hand kann man das vorbeifließend Wasser der Gail berühren. Sich auf dem Felsbrocken bequem machen und das Gesicht den Karawanken zuwenden. Das kräftige Rauschen des Wassers hören, es stürzt über eine kleine Flussschwelle. Der Fluss macht einen Bogen, die Spitzen von den Wellen glitzern in der Sonne. Der Uferwald ist blickdicht, die nächste Siedlung kann hundert Meter oder einen Kilometer entfernt sein. Zwischen zwei Ufersteinen sprudelt eine Quelle hervor. 

Eine Notiz  schreiben. 

GE:schichte

Wie viel Geschichte braucht jeder Mensch, wie viel Geschichte erlebt jeder Mensch. Ohne geschichtlichen Hintergrund wären wir orientierungslos. Die persönliche Geschichte beginnt mit dem Tag der Geburt. Dazu kommen andere geschichtsträchtige Tage, Schuleintritt,  Abschluss einer Ausbildung, Hochzeit, Geburt eines Kindes,  Betriebsgründung, Tod der Mutter, Opfer eines Verkehrsunfalls, Antritt der Pension. Jeder fügt seine eigenen Geschichtstage hinzu. Der geschichtsträchtigste Tag ist der Tag der Geburt, nicht seine Wiederholung. Jeder will ein unverwechselbares Leben, seine Spuren in der Geschichte hinterlassen. Im kleinem Rahmen, in der Familie, im Betrieb, in einem Verein oder in der Gemeinde. Landesgeschichte oder Staatsgeschichte schreiben nur wenige Menschen. Es gibt die Möglichkeit sich in die Geschichte der Forschung, der Polizei, des Fremdenverkehrs, des Sports, in die Geschichte der Luftfahrt, in die Geschichte der Literatur oder Religion einzutragen. Gibt es schon eine Geschichte des Internet mit den Gründungspionieren? Geschichte wird  im Nachhinein festgeschrieben. Niemand kann sagen, heute habe ich Geschichte geschrieben, dies ist ein geschichtsträchtiger Tag der Geschichte machen wird, obwohl dies manchmal gesagt wird. 

So ruhig fließt heute die Gail, eine gleich bleibende Tonlage, unnotwendiges und notwendiges ist an den Ufern geschehen. 

Außerhalb der Geschichte.    

TIER:paradies

Sitzt man auf der Bahnüberführung im Möselsteinermoor, dann blickt man in die Tümpel, in Flächen mit Seegras, in das braune, abgestorbene Schilf, dazwischen kommen die grünen, neuen Triebe hervor. Man sieht Bäume in Schieflage, Föhren deren Wurzeln im Wasser frei liegen. Dazwischen schwappt und glückst es, in der Mitte bewegt sich ein kleiner Wasserstrom und kommt in einem Tümpel zum Stillstand. Unter mir rauschen, klopfen, schmettern die Züge in allen Tonlagen durch. Entlang der Schienen verläuft ein Kabelkanal aus Betonplatten, aus im schlängelt sich eine Hornviper. Im Kabelkanal befinden sich die Winterquartiere und Brutnester der Schlangen. Aus dem zerbröselten Beton ragen verrostete Stahlstäbe, in den Fugen tummeln sich die Ameisen. Im Moor hat der Lurch, der Feuersalamander, der Frosch, der Schmetterling, alle ihren Freiraum. 

Wir haben die Wahlmöglichkeit für die Freiheit zum Leben und die Freiheit zum Sterben. Die Freiheit am Leben ist  schöner als die Freiheit am Tod. Die Freiheit in Frieden zu sterben, ohne Kampf. Man wird immer etwas behalten wollen, noch etwas erleben wollen. Der Mensch ist nie selbstlos, weil der letzte Wille der Wunsch nach dem Paradies ist. 

Wunschlos unglücklich.