Mit Zeitungspapier polsterten wir den Schuh aus.
Viel denkt man darüber nach, wie man einem nahestehenden Menschen eine Freude machen kann. Unter Freude stellt sich jeder etwas anderes vor. Gerne wird bei dieser Gefühlsregung zwischen Groß und Klein unterschieden. Es gibt viele Beiwörter welche dem Wort beifügt werden: Eine richtige Freude, eine unverhoffte Freude, sich freuen wie ein Kind. Mit der Kindheit verbindet man gerne Momente an ungetrübten Frohsinn. Zumeist verbunden mit ein wenig Wehmut, als gäbe es im späteren Leben keine gleichwertige Freude. Das Freude und Glück keine Gegenstände sind, welche wir kaufen können erfährt breite Zustimmung. Wie ich oft höre, dann wären nur Reiche glücklich. Die Erinnerungen über welche Begebenheiten, bei welchem Geschenk, ich mich als Kind gefreut habe sind blass. Am meisten freute ich mich über die Zeit in einem Buch zu lesen. Schon auf dem Heimweg, erlaubte es die Jahreszeit, blätterte ich in dem Buch aus der Schulbibliothek. Mein Bücherwunsch an das Christkind, in der ersten Klasse des Gymnasiums, ist mir in lebendiger Erinnerung: Götter Gräber und Gelehrte. Dieses Buch befindet sich noch heute im Bücherschrank und hat alle Wohnungswechsel mitgemacht. Bei den Weihnachtsgeschenken gehörten warme Bekleidung für die kalte Jahreszeit an die vorderste Stelle. Auf dem Bergbauernhof war die Kälte im Winter allgegenwärtig. Die Große Küche war der einzige beheizte Raum im Haus. Die Schule, die Kirche und die Gemischtwarenhandlung, der Bahnhof und die Bushaltestelle waren etwa eine Stunde Fußmarsch entfernt. In den sechziger Jahren herrschten im Winter im Drautal sibirische Temperaturen.
Wir waren zu der frostigsten Zeit, zwischen sechs und acht Uhr morgens zur Schule oder zum Bahnhof unterwegs. Eine warme Bekleidung war für uns nicht selbstverständlich. Ein Behelf war, dass wir mehrere Kleidungsstücke aus der Übergangszeit übereinander anzogen haben. Die hohen Schuhe, sie waren aus einer Schicht Leder gefertigt, schützten vor Nässe, schützten aber nicht vor der Kälte. Es gab kein Innenfutter. Innen polsterten wir den Schuh mit dem Zeitungspapier des Kärntner Bauer aus. Keinesfalls verwendeten wir das Hochglanzpapier des Bauernkalenders, dieses Papier verstärkte das Kältegefühl. Um die Füße wickelten wir Reste von verschlissenen Hemden, und darüber die Wollsocken. Beliebt war für die Arbeit im Freien im Winter eine Wollhose und darüber eine Blaue, sogenannte Schlosser Hose. In den siebziger Jahren eroberten die leichten und warmen Moonboots und die Parkas in Olivgrün auch die ländlichen Bewohner. Nachdem ich über etwas Geld verfügte, habe ich die ganzen männlichen Familienmitglieder zu Weihnachten mit olivgrünen Parkas ausgestattet. Damit habe ich allen eine Freude bereitet. Meinen grünen Parkas verwende ich noch fünfzig Jahre später zum Schneeräumen.