Die stärkere Blase…

…hat das Schachspiel entschieden.   

Beim Schachkurs war ich der Einzige wirkliche Anfänger und war damit gegenüber den restlichen Kursteilnehmern im Nachteil. In der Vorstellungsrunde wünschten sich die Meisten, dass sie ihre Kenntnisse auffrischen und vertiefen möchten. Einen heimlichen Vorteil gegenüber den anderen Kursteilnehmern witterte ich, als ein Film über den derzeit besten Schachspieler gezeigt wurde. Zum Film bemerkte der Schachtrainer, dass der Schachwunderknabe viele der bewährten Schachzüge bei der Eröffnung oder beim Endspiel außer Acht lasse und mit unerwarteten Zügen aufwarte. Magnus Carlsen sei kein Systemschachspieler, sondern ein Kreativschachspieler. Von dem Wort kreativ fühlte ich mich angesprochen und scheute mich nicht, mit völlig unberechenbaren Zügen aufzuwarten. Meine Kreativität zeigte beim Schachturnier bis jetzt noch nicht den erhofften Erfolg. Eine Überlegung habe ich für mich gefunden, auch bei eigenen Verlusten versuche ich so viele Figuren des Gegners wie möglich zu schlagen. Je weniger Schachfiguren am Brett sind, umso leichter habe ich den Überblick.

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In Australien gibt…

… es kein Trinkgeld. No tipping!

Ein weiterer Appell an Rentner für ein glückliches Leben ist der Tipp ein Ehrenamt anzunehmen und das lebenslange Lernen. Dieses soll besonders nützlich sein, wenn man einen Bereich auswählt, welcher den eigenen Vorlieben gegensätzlich gegenübersteht. Bei mir ist dies eine Fremdsprache, wie Englisch. Diese habe ich schon mehrmals versucht zu erlernen, an sich habe ich mir nur einen Satz verinnerlicht: „I’m hungry“, ich habe Hunger. Dieser Ausruf lässt sich mehrmals am Tag anwenden. Eine weitere Phrase habe ich in diesem Sommer von einem Besucher aus Australien gelernt: „There is no tipping in Australia“, in Australien gibt es kein Trinkgeld. Damit hat Frank verständlich gemacht, dass es bei ihnen nicht üblich ist Trinkgeld zu geben. In Mitteleuropa hat sich ein neues Feld für Trinkgeld aufgemacht. Viele bezahlen mit einer Kreditkarte, deshalb besteht jetzt die Möglichkeit auf der Rechnung den Betrag für das Trinkgeld einzutragen. Bei einem Hotelaufenthalt war dies schon länger die Regel, da die Getränke bei den Mahlzeiten nicht bar bezahlt wurden, sondern auf die Zimmerrechnung gebucht werden.

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1968 erreichte die…

…Studentenrevolution die Buchhandlung Petz in Spittal/Drau .

Für die Mittagsstunden während meiner Ausbildung, welche ich vorwiegend im Schlosspark Porcia oder im Kolpinghaus verbrachte, borgte ich aus dem Geschäft Literatur- und Kulturzeitschriften aus. Die Auswahl des Zeitschriftenangebots oblag meinem Bereich. Im Angebot hatten wir Zeitschriften die niemand kaufte, nur für meine Interessen : Twen, Konkret, Pardon, Neues Form, Wespennest, Manuskripte. Von meiner Lehrlingsentschädigung kaufte ich in der Bahnhofstrafik ab und zu die „Bildpost“. Durch mein Interesse an gesellschaftlichen Entwicklungen erreichten 1968 die Studentenrevolution auch die Bahnhofsbuchhandlung in Spittal/Drau. Bei den Bestellungen von Taschenbüchern konnte ich Titel aus den Verlagsverzeichnissen vorschlagen. So verirrten sich Taschenbücher von Heinrich Böll, Jean-Paul Sartre, Jürgen Habermas oder Erich Fromm in die Buchregale „Die Verbesserung von Mitteleuropa“ von Oswald Wiener gehört zu den Büchern, welche ich mir damals kaufte und welches noch heute in meiner Bibliothek steht. Die Berufsschule für Buchhändler befand sich in St. Pölten, dort gab es einen turnusmäßigen Unterricht. Meine theoretische Ausbildung zum Buchhändler erfolgte autodidaktisch, mit Hilfe von Skripten dieser Berufsschule.

Im vierten Lehrjahr nahm ich an der „Jungbuchhändler Woche“ in Strobl am Wolfgangsee teil. Dort gab es interessante Vorträge zur Gegenwartsliteratur, dem Verlagswesen und der Zukunft des österreichischen Buchhandels. Erstmals hatte ich Kontakt zu anderen Jungbuchhändlern aus ganz Österreich, knapp vor oder nach Abschluss der Ausbildung.

Auf der Sonnseite des Drau Tales, oberhalb von Ferndorf liegt die Ortschaft Politzen. Ein karger Boden für Bauern, für Buchhändler und für Literaten. Ein Gestrüpp aus Dorfgasthaus, Autorennen, Landkirchtag, Tischfußball und Kinofilmen. Aus diesem Wildwuchs entspross eine kreative Blüte, das Schreiben. Die eingesandten Prosatexte brachten mir 1969 eine Einladung zur 20. Österreichischen Jugendkulturwoche in Innsbruck. Literaten, Maler und Komponisten hielten Vorträge, lasen aus ihren Büchern und deren Kompositionen wurden aufgeführt. Mit dem ersten Preis für Lyrik und für Prosa wurde Elfriede Jelinek ausgezeichnet. Eine erste Talentprobe für die spätere Literatur Nobelpreisträgerin.

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Statt einem Lehrmädchen …

… wurde ich aufgenommen und Buchhändler.

Nach Schulschluss bin ich im Juli an einem Vormittag mit dem Vater im Zug nach Spittal an der Drau gefahren. Der Weg zum Maschinenhändler More führte durch die Bahnhofstraße. Im Schaufenster der Buch- und Papierhandlung Petz sahen wir einen Aushang: Lehrmädchen wird aufgenommen. Der Vater trat mit mir kurzentschlossen in den Laden und verlangte nach dem Chef. Dieser saß in einem kleinen Büro hinter dem Verkaufsraum. Der Schreibtisch war vollgeräumt mit Papieren und die Buchprospekte bildeten vom Boden bis zur Schreibtischkante einen Stapel. Ob es möglich ist, fragte der Vater, dass statt dem Lehrmädchen ein Lehrbursche aufgenommen wird?  Er stellte mich kurz vor, der Inhaber ließ sich mein Zeugnis zeigen und erwiderte: „Es ist bestimmt ein Vorteil, wenn es nach einer Reihe von Lehrmädchen einmal einen Lehrburschen geben wird“. Da ich die Unterstufe des Gymnasiums besucht habe, könnte ich die Papierhandels- und die Buchhandelslehre absolvieren. Eine kombinierte Ausbildung zum Papier- und Buchhändler. An Ort und Stelle wurde ich als Lehrling aufgenommen. Die ersten Monate verbrachte ich im Magazin, wo es eine Unzahl von Schubladen mit diversen Schreibwaren gab, welche ich aufräumte. Den Verkaufsraum betrat ich, um Waren nachzufüllen. Zu meinen ersten Aufgaben gehörte auch die Preisauszeichnung der Waren. Die Verkaufspreise wurden, soweit als möglich, mit dem Bleistift direkt auf der Ware angeschrieben. Für nicht beschreibbare Artikel, wie Füllfedern, Locher, Stempelkissen und anderes benützten wir die Avery Klebeetiketten. Überrascht war ich, als ein Professor aus dem Gymnasium Tanzenberg, welcher mich in Mathematik und Naturgeschichte unterrichtet hat, im Magazin stand. Er war ein Schwiegersohn vom Chef.

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Wie ich trotz Brille…

…Buchhändler wurde.

In den Osterferien habe ich bei der abendlichen Stallarbeit dem Vater erklärt, dass ich den Besuch des Gymnasium abbrechen möchte. Dies wäre auch das Ende vom Aufenthalt im Internat. Von seiner Seite kam der Vorschlag, ich könnte den kleinen Bergbauernhof übernehmen. Dafür fühlte ich mich nicht geeignet, ich wollte einen Beruf ergreifen, wo Bücher und Lesen im Mittelpunkt stehen. Später einen Job bei einer Tageszeitung oder Zeitschrift.  Der Vater versprach mir, dass er sich um einen Lehrplatz als Buchhändler umsehen wird. Er sprach mit dem Bezirksparteisekretär der Volkspartei in Villach. Dieser vermittelte einen Vorstellungstermin in einer renommierten Buchhandlung am Unteren Kirchplatz. In der ersten Ferienwoche stellte ich mich in der besagten Buchhandlung vor. Der Buchhändler griff nach meinem Zeugnis und fragte mich danach, was ich zuletzt gelesen habe? Er war sehr freundlich, winkte aber nach einem kurzen Gespräch ab. Für ihn komme ich als Buchhandels Lehrling nicht in Frage. Ein Hindernis ist, dass ich Brillenträger sei. Bei meiner Tätigkeit als Buchhändler wird es notwendig, dass ich viel lesen muss. Dies könnte meine Sehkraft weiter schwächen. Damit war für mich der Beruf vom Buchhändler ausgeträumt. Ich vertröstete mich auf später, als Quereinsteiger in eine Bibliothek oder Redaktion einsteigen zu können. Interessiert war ich auch an technischen Dingen, vor allem an der Elektrizität.

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