ALTERS:sorgen

Die Wünsche älterer Menschen sind verschieden. Die einen sehnen sich nach Ruhe und Erholung, andere wollen verreisen und etwas erleben. Dabei kommt es auf den Zustand der Gesundheit, auf das körperliche Wohlbefinden und die finanziellen Möglichkeiten an. Andere engagieren sich in einem gemeinnützigen Verein und übernehmen verschiedene soziale Aufgaben. Für viele gehört der Umgang mit den Enkeln zum Schönsten. Manche erweitern ihr Wissen, besuchen Vorträge und Seminare oder beginnen ein Studium. Andere widmen sich ihrem Hobby, wie der Jagd, dem Töpfern oder dem Garten. Die Möglichkeiten sind so verschieden und vielfältig wie die Menschen. Im Trend liegen PC Kurse für Senioren, unter dem Motto: „Oma und Opa surfen durch das Internet“. Bei anderen bricht die Kreativität durch, sie brechen aus ihrer bisherigen sozialen Rolle aus und schaffen ein Alterswerk, wie der Schweizer Autor Gerhard Meier mit seiner „Amrainer Tetralogie“.  Eines ist den älteren Menschen gemeinsam, sie sprechen nicht darüber, dass die Zeit endlich ist, die ihnen für die Aktivitäten bleiben. Sehr oft sind ältere Personen, wenn es die Kräfte erlauben, rastlos.

Eine sechsundneunzigjährige Frau, die einen Teil ihrer Zeit  mit dem Fernsehen verbringt und dabei  mit vielen menschlichen  und wirtschaftlichen Katastrophen konfrontiert wird, hat mir gegenüber ihre Sorge geäußert, dass die Welt untergehen könnte, bevor sie hundert Jahre alt sein wird.

Jahrhundertmensch.   

FOTO:kunst

Im Bereich der bildenden Kunst hat es der FotokünstlerIn am schwersten Anerkennung zu finden. Es ist für sie schwieriger Beachtung zu finden, als für einen Maler oder Bildhauer. Beim Betrachten eines Fotos fällt oft der Satz: „Dieses Foto hätte ich auch machen können“. In Galerien hört man von Besuchern den Ausspruch: „Dieses Bild kann ich auch malen“. Wie ein Experiment, wenn man mit Farbe und Pinsel vor einer Leinwand gesetzt wird, ausgehen würde, ist ungewiss. Im Internet finden sich viele Fotokünstler. Eine Idee ist, dass man sich zu einem bestimmten Thema zusammenschließt, ein Wochenthema, ein Jahresthema schafft.

Erzählt man vom Schreiben oder wird auf das Schreiben angesprochen, dann bekommt man von anderen zu hören, dass sie vieles erlebt und gesehen haben, dass sie ein Buch schreiben könnten. Viele beginnen zu erzählen und beim Zuhören merkt man, dass sich die Erzählenden wiederholen, immer vom Selben erzählen. Statt ein Buch wären es fünf Seiten. Dabei sind die Schwierigkeiten, die auftreten können, wenn man vor einem leeren Blatt Papier sitzt, heute vor einem leerem Word Dokument, nicht eingerechnet. Es ist gleich, ob es sich um die bildende, fotografische oder schreibende Kunst handelt, eine wichtige Voraussetzung ist das Beobachten. Ohne genaues Hinsehen kein Bild, kein Foto, kein Text.

Das leere Dokument.

SPIEGEL:bild

Elke KrystufekMehrmals begegnet man auf der Biennale in Venedig Installationen mit Spiegeln, auch als Labyrinth angelegt und Skulpturen aus Glas. Betritt man ein Labyrinth, dann kann man sich von allen Seiten betrachten, in verzehrter, in geschrumpfter oder in die Länge gezogener Form. Es passiert, dass man nicht weiter gehen kann, man steht sich selbst im Weg. Das eigene Spiegelbild hindert einem am Weitergehen. Gerne würde man das eigene Spiegelbild zur Seite schieben. In der Kunst wird der Versuch unternommen den Menschen zu spiegeln, dem Menschen einen Spiegel vorzuhalten. In der Malerei mit Porträts, die man nicht mit den Fotos, die zu vielen Anlässen gemacht werden, vergleichen kann. Beim Fotografieren wird die Sonnenseite des Menschen gezeigt. Elke Krystufek, im Österreichpavillon, hält mit ihren Aktmalereien den Männern einen Spiegel vor.  Die aufrichtigste Form der Spiegelung sind die Selbstporträts der Maler, ehrlichere Aussagen gibt es nicht. Man denke an die Selbstporträts von Egon Schiele oder Maria Lassnig.

 

Spieglein, Spieglein an der Wand.

KREUZ:erhöhung

Die katholische und die orthodoxe Kirche feiern am 14. September den Tag der „Kreuzerhöhung“. Da stellt sich die Frage, wurde Christus mit drei oder mit vier Nägeln an das Kreuz geschlagen? In der Ausstellung „Macht des Wortes“ im Stift St. Paul im Lavanttal wurden Bilder gezeigt, wo Christus mit herabhängenden Beinen an das Kreuz geschlagen wurde und mit vier Nägeln gekreuzigt wurde. Ein Ausstellungsstück ist das Hölleiner Kruzifix von 1180, ein „Vier Nagel Typus“. Die Darstellung ist typisch für die Romantik und wurde in der Gotik vom „Drei Nagel Typus“ abgelöst.

In der Arnoldsteiner Kreuzkapelle ist Christus seit Jahrhunderten und für die nächsten Jahrhunderte aus einem Felsen herausgemeißelt. Der gekreuzigte Christus, mit seinen flehenden, nach oben gerichteten Augen, ist mir sympathischer als der auferstandene Christus, weil er von dieser Welt und im Leid mit uns vereint ist. Den Menschen einen Spiegel vorhält, zu welchen Taten wir gegenüber anderen Menschen fähig sind. Dies erleben wir im Nahen Osten, im EU-Raum sind wir humaner geworden. Weltweit gehören Kriege und Folter zur Tagesordnung. Auf dem Gebiet der psychischen Gewalt sind wir subtiler, in der Ausübung von Macht und Machtansprüchen, Demütigungen und Beleidigungen gegenüber anderen Mitmenschen. In einem Gespräch wurde gesagt, dass den Menschen, die psychisch leiden, der Glaube an Gott und das Gebet nicht helfen können, nur den psychisch Gesunden. Eine Zweiklassen Gesellschaft vor Gott. Die psychisch Kranken haben von den Mitmenschen am wenigsten Unterstützung und dann auch keine Hilfe aus dem Glauben.

Zu meinem Beitrag  gibt es im “schlaglocharchiv”  neue Kommentare.

Ein Auszug:

Siegfried Paul Posch (6.9.09 20:15)

Betreff: Wurde Jesus mit drei oder mit vier Nägeln an das Kreuz geschlagen? “Dreinagelfreitag”, Ulrichsberg, “Vierbergelauf” (s. “Wikipedia”, ich zitiere als Mitarbeiter)

Ich erinnere aber wegen meines Hinweises auf die Darstellung Jesu am Kreuz durch Caspar David Friedrich an die in einer Debatte über das Deckengemälde der Kalvarienbergkirche in Graz aufgeworfene Frage, ob eine Darstellung Jesu mit den Mitteln der Kunst nicht überhaupt als unmöglich angesehen werden muss; an die Ansicht S. Kierkegaards zu dem Problem.

Siegfried Paul Posch, Graz III. Getippt mit meiner linken Hand, keine Antwort per E-Mail möglich!

Siegfried Paul Posch (8.9.09 19:35)

Betreff: “Dreinagelfreitag” – Kärnten, das “andere” Bundesland in Österreich

Ich entgegnete zuletzt “Grünen” in Graz mit dem Zitat aus Dietrich Bonhoeffer: “Gott ist bei uns am Abend und am Morgen.” Nun könnte die Zeile doch bange fragen lassen: Ist Gott in der Nacht nicht bei uns? Besonders psychisch Kranke, in und außerhalb von Spitälern, die dem Gästebuch “dreinagelfreitag 487554” am Herzen liegen, könnten das angstvoll fragen. In der “Apokalypse”, 21,25, steht, wenn die Schöpfung vollendet ist, wird es keine Nacht mehr geben. Denkt Bonhoeffer, diese Zeit sei bereits gekommen? Unser Bewusstsein wäre ja seit dem Kaiser Karl V., dass wir in einer Welt leben, in der die Sonne nicht untergeht; ich publizierte dazu eine Darlegung in einer Zeitung. Aber: Welche zwei Ereignisse des Anfangs des 18. Jahrhunderts brachten das Bewusstsein des Reichs Karls V. zum Erlöschen? Im Sinne des Gesagten ist die Frage doch von Gewicht!

Siegfried Paul Posch, Graz III. Keine Antwort per E-Mail möglich!

LAUB:reise

LaubreiseZum Österreichpavillon kommt man auf dem Biennalegelände in Venedig zuletzt. Dieses Jahr hat man den Pavillon um einen Container erweitert, dort wird die Installation „Laubreise“ von Franziska und Lois Weinberger präsentiert. Diese Installation ist ein Komposthaufen in Quaderform von gepresstem Laub, Gras und Zweigen, der langsam verrottet. Betritt man den Container, so wird man von einem Pilzgeruch empfangen. Ich kenne diesen Geruch von meiner Arbeit am Bauernhof, wenn das Laub, „die Streb“, für die Kühe zusammengerochen wurde. Am Boden quillt aus dem Quader Jauche hervor, wie aus einem Misthaufen. Es ist ein Prozess der Vergänglichkeit, der durch das südliche Klima, Hitze und Feuchtigkeit, beschleunigt wird. Vielleicht steht die „Laubreise“ für die Frage, wohin die Reise unserer Umwelt, unserer Natur geht. Was passiert, wenn alles verrottet, und wir in unserer Jauche, einer unappetitlichen, stinkenden Flüssigkeit stehen.

Im Herbst haben wir am Bauernhof an schönen Tagen mit dem Zusammenrechen vom Laub, der Streb, begonnen. Das Laub wurde mit einem Strebwagen, die Seitenwände bestanden aus geflochtenen Weiden, in den Heustadel geführt. Das Laub wurde zum Einstreuen der Kühe verwendet. So hatten sie auf dem Steinboden ein weiches Nachtlager. Zuerst wurde die alte Streb auf den Misthaufen gebracht und dann mit dem Ruckkorb die frische Streb hereingebracht. Die Streb hatte diesen modrigen Geruch, dem ich bei der „Laubreise“ auf der Biennale begegnet bin. Im Frühjahr wurde der Mist mit dem Strebwagen auf die Felder gebracht und die Jauche, welche sich über den Winter gebildet hat, direkt auf die Felder geleitet.

Zeitreise.