theo:logie

Eigentlich frage ich mich schon lange, wo bleibt das Echo / die Antwort von Gott auf die vielen Fürbitten, welche Sonntag für Sonntag während der Messfeier verlesen werden? Unter anderem nach Berufung für geistliche Berufe, nach Priesternachwuchs? Soweit zur Feststellung in der Kleinen Zeitung, dass das Durchschnittsalter der katholischen Priester in Österreich über dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter liegt. Das bedeutet das Durchschnittsalter liegt bei über fünfundsechzig Jahren! Eigentlich empfinde ich, dass die ergrauten, über siebzigjährigen Priester von der Administration der katholischen Kirche ausgebeutet werden. Wie sinnvoll sind andere Fürbitten, wenn  das Echo auf den Priesternachwuchs ausbleibt? Vielleicht versteht Gott unsere Sprache nicht.

Wahrscheinlich gehört der Ritus bzw. die Texte der Messfeier einmal “entrümpelt”, will man jüngeres Publikum ansprechen.

W: Schlagloch, das meinst du wohl nicht ernst, dass Gott ein bloßes Echo ist und schnellstens unsere Wünsche erfüllen soll! Beten ist genau das, was du als Mangel beschreibst, in diesem Fall Priestermangel. Nämlich sich Gottes Führung anvertrauen. Das gilt für Betende und für solche, die Christus nachfolgen. Deine Vorschläge zur Kirchenerneuerung habe ich schon in meiner Schulzeit gehört. Wir haben inzwischen neue Messbücher und Rituale, alles da. Auch umgesetzt. Aber das allein macht es  nicht aus. Jugendliche stört  nichts an der normalen Liturgie, meine Erfahrung. Sie sind nur am Sonntag genauso faul wie ihre Eltern und wollen genauso cool sein wie die Gleichaltrigen.

Glaube und Kirche ist halt kein Supermarkt, sondern persönliche private und öffentliche Entscheidung für Gott. W.

sinn:krise

Neben praktischen und medizinischen Aspekten gibt es einen Diskurs, ist es sinnvoll, dass sich ältere Menschen geistig fit halten? Ihnen einen Universitätslehrgang gegen einen Kostenbeitrag zu ermöglichen oder führt dies zu einer Blockade für den Unibetrieb? Ein Platz im Hörsaal, der einem anderen Studenten fehlt. Dieser würde einen Beruf ergreifen und zum Staatshaushalt finanziell etwas einbringen. Beim Seniorstudium Liberale an der Universität Klagenfurt ging es um eine humanistische Allgemeinbildung auf Universitätsniveau. Bei mir und bei vielen anderen um eine persönliche Bereicherung, weil oft fehlte uns in den frühen Jahren die Möglichkeit einen höheren Bildungsweg einzuschlagen. In den nächsten Lebensphasen wurde man beruflich gefordert und konnte sich kein Bildungsstandbein erlauben. Wohltuend habe ich empfunden, dass bei den Lehrveranstaltungen nicht der wirtschaftliche Erfolg das Ziel war, sondern die geistige Erbauung im Focus stand.

Die Sinnkrise erleben auch gläubige Menschen, welchen man den Sinn des Lebens immer wieder nahelegt. Der Sinn des Lebens bedeutet für gläubige Menschen an Gott zu glauben, an die Auferstehung und ein Weiterleben nach dem Tod. Kann es für Menschen, welche beruflich als Theologe oder Religionslehrer tätig waren und Glaubenswahrheiten weitergereicht haben, im Alter eine Sinnkrise geben? Selbst Bischöfe und Priester können von einer Sinnkrise erfasst werden, die Glaubenszweifel können für sie dramatische Auswirkungen haben. Im Freundeskreis versuchen sie Halt zu finden. Sie weisen darauf hin, dass die Menschen über Jahrhunderte an einen Gott, an Jesus geglaubt haben und plötzlich wird dieser in Frage gestellt. Über Jahrzehnte haben sie mit Eifer den Glauben verbreitet und zu Gott gebetet. Jetzt kommt ein Hilferuf aus tiefster gläubiger Seele: Es kann ja nicht nichts sein, irgendwas, wenigstens ein bisschen, muss an den Überlieferungen wahr sein.

Nachforschen

sinn:voll II

Manche sehen in der Verlängerung der Arbeitszeit eine Ähnlichkeit zur Verlängerung der Spielzeit bei einem Fußballspiel. Die eine Mannschaft sieht in der Verlängerung eine Chance an Toren aufzuholen und das Ergebniss zu verbessern, die andere Mannschaft kann die Verlängerung als Bedrohung sehen. Dabei könnten die errungenen Punkte wieder verloren gehen. Egal welche Position man einnimmt, man geht mit gemischten Gefühlen in eine Verlängerung. Wem die Verlängerung der Spielzeit genützt und wem sie geschadet hat, weiß man erst nach dem Spielende. Oft wissen es auch Patienten erst nach einer Operation, ob diese für sie sinnvoll war oder nicht. Abhängig davon, wie lange die Wiederherstellung der gewohnten Beweglichkeit dauert, wie belastbar das Gelenk ist und wird das Knie in Zukunft beschwerdefrei bleiben. Schon diese Operation ist mit vielen Überlegungen und Risiken verbunden. Bei Spitzen- und bei Hobbysportlern sieht man die Kniebeschwerden als hausgemacht. Dafür gibt es von den Bekannten wenig Mitgefühl.

Heikler wird die Situation, geht es um eine lebenserhaltende Operation, einen Herzschrittmacher bei Herzrhythmusstörungen. Dabei gibt es auch die Frage, zahlt sich bei einem über achtzigjährigen Menschen eine solche aufwendige Operation noch aus? Genauso wenn es darum geht, Herzklappen zu erneuern. Unter den Altersgenossen kann man dabei auf unterschiedliche Auffassungen treffen. Eine Meinung, eine solche Operation rentiert sich wirtschaftlich nicht mehr, derjenige erbringt keine Leistung, mit welcher die Kosten der Operation wieder wettgemacht werden können. Bei einem Berufstätigen ist zu erwarten, dass die Kosten durch sein Steueraufkommen bezahlt werden. Bei einem über Achtzigjährigen könnte es sein, dass er mit der neuen Herzklappe gerade noch einmal ein oder zwei Jahre lebt. Hat sich diese Operation ausgezahlt und hatte er sein Leben nicht schon gelebt? Es gibt Initiativen gewisse medizinische Eingriffe ab einem bestimmten Lebensalter aus Kostengründen abzulehnen? In den Köpfen einiger ist es noch nicht angekommen, dass wir in den nächsten Jahrzehnten mit einer älteren Gesellschaft zu tun haben werden. Sollte eine willkürliche Entscheidung gemacht werden, ein Lebensschnitt?

Entscheidungshilfe

sinn:voll I

Was macht das Leben sinnvoll?  Wodurch erscheint einem sein Leben als sinnvoll und war mein Leben angemessen? Die Menschen der Generation 60+ stellen sich die Frage, ist es zu spät etwas Sinnvolles zu tun, zahlt sich die Mühe noch aus? Mit solchen und ähnlichen Gedanken werden wir in fortgeschrittenen Jahren konfrontiert. Ein Urteil, ob das Leben einer Freundin oder eines Freundes sinnvoll war, lässt sich nicht abgeben. Urteilen kann man nur über sein eigenes Leben, über verschiedene Einschnitte spekulieren. Ähnlichkeiten gibt es ab einem gewissen Alter bei gesundheitlichen Belangen, diese betreffen zumeist dieselben Beschwerden. Werfen wir einen Blick auf die Abnützungen des Knie- oder Hüftgelenkes, ein verbreitetes Leiden der Generation sechzig+. Bei Landfrauen sind die Kniegelenke durch die Arbeit im Garten oder in der Landwirtschaft stark abgenützt. Dazu gibt es typische Handwerksberufe, Fliesenleger und Tischler, welche in den späten Jahren unter Abnützungen des Knies leiden. Mit der körperlichen Statur, zumeist ist man etwas übergewichtig, kommt eine weitere Belastung dazu. Ich habe beobachtet, dass Ärztinnen oder Ärzte, welche selbst ein wenig füllig sind, im Übergewicht keine weitere Belastung sehen.

So stellt sich die Frage, ist es sinnvoll ein Kniegelenk durch ein Kunstgelenk zu ersetzen, welche Möglichkeiten der Rehabilitation gibt es? Stehen noch die letzten Arbeitsjahre bevor, welche kontinuierlich verlängert werden, so gibt es darüber keine Diskussion.

Praktiker

sehn:sucht II

An der Küste von Istrien fallen die Berge aus unterschiedlichen Höhen steil zum Meer ab. Die neuerbauten Autobahnen durchschneiden das Gestein und sind wie eine Felsrinne im freien Fall. Das Ucka Gebirge schützt die Kvarner Bucht vor den Wettereinflüssen aus dem Hinterland und driftet schroff zum Ufer ab. Aus dem Strand ragen größere und kleinere Felsformationen. Die Fundamente für die Häuser und Hotels mussten aus dem Felsen freigesprengt werden. Von Südkärnten kommt man hier nach einer kurzen Autofahrt an und wird mit einem bizarren Gewirr aus kleinen Buchten, gegenüberliegenden Inseln, meist kahl und unbewohnt, belohnt. Verblüffend ist der Blick, die Küste Istriens entlang, auf das Adriatische Meer. Der Horizont, wo sich die Wasseroberfläche zu wölben beginnt, ist mit freiem Auge gut zu erkennen. Kreuzfahrtschiffe, welche im Hafen von Amsterdam oder Genua wie überdimensionierte Wohnanlagen wirken, sehen von Opatija aus den Modellschiffen ähnlich. Sie bewegen sich am Rand der Wasseroberfläche als würden sie auf Schienen fahren, um ein Abstürzen zu verhindern. Frachtschiffe, welche aus dem Hafen von Rijeka auslaufen treiben immer weiter dem offenen Meer zu, sie werden immer kleiner. Zu guter Letzt ragt nur mehr der Schornstein über die Wasseroberfläche, bis auch dieser untergeht.

Die Wellen am Fuße des Lungomare schlagen im Herzrhythmus an das Felsgestein, schon lange bevor diese, über zehn Kilometer lange Promenade angelegt wurde. Der Himmel über der Bucht präsentiert sein schönstes Blau, ein wenig intensiver als das Himmelblau über dem Villacherbecken. Auf einer, einen halben Kilometer langen Baustelle am Lungomare, wird am Vormittag vom 24. Dezember noch fleißig gearbeitet. Das Areal wird mit fünf aufeinanderfolgenden Kränen abgedeckt, es stehen die ersten Kellermauern. Wird hier eine Hotelanlage errichtet?  Aus den Grundmauern ist dies noch nicht ersichtlich. Mit Hilfe von Google findet man bereits die offizielle Webseite der neuen Hotelanlage, ein Familienressort. Versehen mit einem Animationsbild  können  hier schon Buchungen  für einen Aufenthalt ab Juni durchgeführt werden. Die ersten Urlauber werden hier in sechs Monaten einziehen. Im Süden gibt es auf den Baustellen keine wetter bedingte Winterpause.

Tagebuch…