the:end II

Zu Wohnungstieren hat man eine emotionalere Beziehung, sei es eine Katze, ein Meerschweinchen oder ein Hund. Unabhängig  davon, ob man im dörflichen oder städtischen Bereich lebt.Durch das Zusammenleben in der Wohnung, den persönlichen Umgang, kann ein Hund ebenso zur Familie gehören wie ein Kind oder der Partner. Bekanntlich fördert es die Entwicklung von Kindern, wenn sie mit einem Haustier aufwachsen. Ein Tier macht keinen Unterschied zwischen alt oder jung, zwischen gesund oder gebrechlich, hübsch oder unschön. Es urteilt nach anderen Kriterien, sucht sich die Menschen, denen sie ihre Zuneigung zukommen lassen, nach ihrem Instinkt  aus.

In Wohnungsnähe befindet sich eine Seniorenwohnanlage. Nur in Ausnahmefällen sind in Altersheimen Haustiere erlaubt. Sehr beliebt sind mobile Haustierbesuche, welche von den Bewohnern schon sehnsüchtig erwartet werden. Wieviel Bewegungsraum gibt es für die Insassen? Man bewegt sich in einer kleinen Wohnung, zumeist Zimmergröße. Man spitzt die Ohren, wenn am Gang etwas zu hören ist, ein Besucher der lauter als üblich spricht. Ein andermal ein Blick aus dem Fenster, wenn in einiger Entfernung ein Auto die Bergstraße hochfährt. Morgens wartet man auf das Frühstück, danach auf das Mittagessen und abends auf das Nachtmahl. Ist man mobil, gibt es sozusagen den Freilauf in den Speisesaal und etwas Zuwendung vom Servierpersonal. Nachts ein wenig Fernsehschauen…

Mobilisation.

the:end I

Nach zwanzig Fahrradkilometern sitze ich auf einer Bank unter der Linde von der St. Georgskapelle  und denke über die Hasenhaltung nach. Zu Füßen der Anhöhe liegen ausgedehnte Getreide- und Maisfelder. In meinem Blickfeld befindet sich ein Hasengehege, von wo mich ein Hase mit weißem Fell und schwarzen Löffeln durch das Eisengitter beobachtet. Seine Koje ist etwa zwei Meter mal einen Meter groß, ganz ordentlich finde ich für einen Hasenstall. Ich kann nicht beurteilen, ob er auch Freigang hat. Auslauf  wäre vorhanden, der Hasenstall befindet sich in Stallnähe. Dann und wann spitzt er seine Ohren, wenn Wanderer plaudernd vorbeigehen und blickt den vorbeistrampelnden Mountainbiker nach. Zuweilen schläft er, dann hoppelt er eine Runde durch den Stall, um am Trockenfutter zu knappern und aus der Wasserschüssel zu trinken. Ist dies eine Artgerechte Haltung, ein ständiges Freigehege wäre wünschenswert?

Ich erinnere mich, dass ich schon einmal einen Eintrag  über Hasen gepostet habe. Welche Zukunft erwartet diesen Hasen? In Stallnähe  scheint er nicht ein Kuschelhase für den Streichelzoo zu sein. In einem Kuhstall geht es um den Erwerb zum Lebensunterhalt. Dabei kommt in den kleinen landwirtschaftlichen Betrieben die menschliche Fürsorge für die Haustiere nicht zu kurz. Für den Bauern bedeutet dies eine emotionale Herausforderung. Sie wenden sich den Haustieren, wie Schweine, Hasen, Schafe oder Kälber über Monate fürsorglich zu, erwerben ihre Zutraulichkeit und dann kommt The end.

Warum denke ich über das The end des Hasen nach?  Als ich noch als Kind am Bergbauernhof  lebte, war dies kein Thema. Das Füttern der  Hasen, die Versorgung mit Wasser und das Stallausmisten war eine typische Kinderarbeit. Frühmorgens vor dem Gang in die Schule, abends vor dem Schlafengehen. Für uns Kindern hatten die Hasen eine handliche Größe und  ein Fell, welches sich wunderbar streicheln ließ. Mit Zuneigung versorgten wir sie. Eines Tages endeten sie als Hasenbraten in der Pfanne und als Mittagessen auf dem Teller. Zumeist an einem besonderen Tag, wie Kirchtag oder Feiertag. Der Tod des Hasen wurde als etwas Notwendiges gesehen, einige Tage bedauert, dann wandten wir uns den anderen Tieren zu. Einem jungen Fohlen, Kalb oder Kitz, letztes Ende reduzierte sich vieles auf das Essen.

Wienerschnitzel.

charly:undine

Bekommt ein Haustier Beschwerden, gibt es Anzeichen einer Krankheit, wie vor kurzem bei unserer Katze Undine, dann leidet man genauso wie bei einem menschlichen Familienmitglied. Wobei wir unsere Beschwerden auf jeden Fall besser mitteilen können. Im mitleidsvollen Blick der Haustiere sehen wir den Vorwurf, warum könnt ihr mir nicht helfen, warum muss ich Schmerzen ertragen. Die Symptome, bis zur Abklärung  der Beschwerden sind einander ähnlich. Kaum Appetit und unruhig durch die Wohnung streunen. Nach der Operation versuchen wir mit Zuwendung und dem sogenannten Placebo Effekt, die Katze zum Durchhalten zu bewegen. Es ist dies der aufmunternde Spruch, Pfote hoch. Weiters an ihren Stolz zu appellieren, sie ist eine Politzner Kampfkatze und verfüge über mehr Kraft und Energie als jede andere Rassekatze. Bei ihrem Lebenswillen und die Unterstützung der Medizin wird sie wieder genesen. Tante Charly, ihre Schwester, habe ich per Drau aufgefordert,  die Pfoten hoch zunehmen, ihre Schwester befindet sich in einer kritischen Situation. Zufall, dass mein Namenspatron Franz von Assisi auch der Schutzheilige der Haustiere und der Tiere im allgemeinen ist? Ein Stoßseufzer zu ihm erleichtert meinen Gemütszustand.

Im Allgemeinen kann man Menschen bei vielem unterstützen, nur annehmen müssen sie es selbst. Nach der Operation von Undine befinden wir uns in einer ähnlichen Situation. In den ersten Tagen zeigte sie keinen Appetit, obwohl ich ihr vielerlei Spezialitäten vorsetze. Ist es ihr Stolz oder der Starrsinn einer verwöhnten Katze, dass sie nur von den aller feinsten Leckerbissen etwas zu sich nimmt und von allen anderem demonstrativ ihren Kopf abwendet.

Den Kopf verdrehen.

leben:ereignis III

Bei mir taucht eine Frage unweigerlich auf, wohin geht der Geist, die Seele des Verstorbenen? Glaubt man den Weltreligionen, dann gibt es ein Weiterleben und Wiedersehen mit den Angehörigen im Jenseits. Heute spricht niemand mehr von einer Gewissheit, wie dies vor Jahrzehnten noch üblich war, sondern man hofft auf die Auferstehung. In welcher Form und mit welchem Bewusstsein? Nehmen wir die Vorurteile, den Neid, die Rachegelüste, wie wir sie hier im Irdischen haben, in das Jenseits mit?  Oder werden diese gelöscht und wir verkehren im Jenseitigen nur noch in Liebe miteinander? Die Menschheit wäre bereit viele Euro zu zahlen, wenn sie auf diese Fragen eine Antwort bekäme.

Ich verbrüdere mich mit dem Gedanken, unsere seelischen Einheiten  gehen im Universum auf  und wir sind im Jenseits von einem Wohlbefinden umgeben. Gibt es ein Danach, dann gibt es dies für alle. Gott wäre ansonsten kleinlich, wie die irdische Gerichtsbarkeit. Die Weltkirche hat uns mit einer Theorie aus Sünde, Leiden und Strafe über Jahrhundert geknebelt.

In der Totenhalle gibt es vor dem Beten für den Verstorbenen ein stummes, ein schweigendes Zunicken zu Bekannten, ein Wiedererkennen in den Gesichtszügen. Bei mir dazu die Feststellung, dass manche aus dem Ort gealtert sind. Ob der Verstorbene von unserer Anwesenheit noch etwas gespürt hat? Früher hieß das Beten für den Verstorbenen Wachen. So auch der Refrain des Liedes: Wachet und bleibet bei mir…

???

leben:ereigniss II

Beim Telefonieren vor einigen Wochen war die Zuversicht aus seiner Stimme verschwunden. Er wollte uns besuchen, sobald er sich von den Therapien erholt haben würde. Wie hätte ich mich ihm gegenüber, in seinem kritischen Zustand, verhalten? Bis zum Abend türmen sich in meinem Kopf, rund um das Sterben und den Tod, immer mehr Fragen auf. Gehört der Prozess des Sterbens noch zum Leben, wie wir es verstehen?  Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Den Tod erlebt man nicht, sagte Ludwig Wittgenstein. Ab wann kann und soll man jemanden bei einer schweren Krankheit sagen, er soll sich auf das Letzte vorbereiten? Wann äußert sich der Arzt dazu und hat man als Betroffener ein Recht auf die Letzte Wahrheit? Möchte ich dies bei einer tödlichen Krankheit meinerseits wissen und wie würde dies das Verhältnis zu den Angehörigen verändern?  Diese Fragen kann ich für mich nicht beantworten, wer könnte dazu eine Antwort geben?

Zumeist nehmen die Menschen ihre Empfindungen, Wünsche und offenen Fragen mit ins Grab, wie man sagt. Vielleicht kann ich einige Fragen klären, wenn ich verschiedene Ebenen des Ablaufes betrachte. Der Prozess des Sterben, ob qualvoll oder gefasst, hängt wahrscheinlich mit der Bereitschaft das Leben loslassen zu können, ab. Für wen gibt es schon den richtigen Zeitpunkt, wohl die Meisten werden sagen, der Tod kommt zu früh. Er soll in ein paar Monaten oder in ein paar Jahren wiederkommen. Danach bei den Hinterbliebenen Bestürzung und Wut. Als Angehöriger fühlt man sich allein gelassen. Dazu kommt der mahnende Finger, dieses Schicksal erfasst  jeden.

Ludwig Wittgenstein