Über schlagloch

Er hat es sich zur Aufgabe gemacht mehrmals die Woche eine kleine Studie zu verfassen und teilt dies per Weblog „schlagloch“ einer stetig wachsenden Internetgemeinde mit. Einzelne Leser treten auf der Internetplattform mit ihm auch in eine Diskussion über das Geschriebene ein. Vom Deutschen Literaturarchiv Marbach werden ausgewählte Online-Publikationen, so auch das Blog „schlagloch“ auf der Plattform Literatur-im-Netz langzeitarchiviert. Einige „Schlaglöcher„ hat er materialisiert und zu Büchern gemacht: Zeitenwandel (2009); Die Beobachtungen (2011); Bruchstellen (2015).

FINANZ:markt

In der Regel spricht man von den Finanzmärkten und nicht vom Finanzmarkt, weil es den zentralen Finanzmarkt nicht gibt, sondern viele, wie den chinesischen, den russischen, den amerikanischen, den europäischen und die passenden Börsenplätze dazu. Die Turbulenzen auf den Finanzmärkten sind in Europa Jedermann und Jederfrau bekannt, weil die Meldungen über die Schuldenkrise in verschiedenen europäischen Staaten die Insiderbereiche der Wirtschaftsmagazine und der Wirtschaftssendungen im Fernsehen verlassen haben und die Turbulenzen es auf die Titelseiten kleinformatiger Tageszeitungen und auch in die Hauptnachrichten der Fernsehsender geschafft haben. Dabei werden Summen genannt, die für den normalen Verbraucher, für den Billalebensmittelkonsumenten, unvorstellbar sind. Dabei wird auch von Firmeninhaber und Aktieninhaber großer multinationaler Konzerne berichtet, welche riesige Verluste erleiden, wenn die Kurse um zwei bis drei Prozentpunkte fallen. Man zeigt Bilder von geschockten Börsianer, wie sie sich die Hände vor das Gesicht halten um ihre Enttäuschung zu verbergen. Es wird versucht für sie Stimmung zu machen, sodass man mit den Spekulanten Mitleid hat.

Nie habe ich Berichte und Bilder von Billalebensmittelkonsumenten gesehen, von deren Bangen und Hoffen, die über Jahrzehnte kleine Beträge in eine Lebensversicherung eingezahlt haben, mit der Hoffnung auf eine gute Verzinsung und jetzt gerade einmal die eingezahlte Summe bekommen. Gedacht waren sie als Zubuße zur Rente und jetzt sind sie oft um ein Drittel weniger wert. Von diesem Wechselbad der Gefühle, wobei es sich um den „Notgroschen“ handelt gibt es keine Bilder im Fernsehen.

Glückstraum.

REGEL:werk

Die Beschäftigung mit religiösen Gedanken, mit Überlegungen zur Seele, erscheint mir sinnvoll, um selbst eine Antwort zu den Vorgängen von Geburt, Leben und Tod, zu finden. Wir sind zwischen den Eckpunkten, Geburt und Tod eingezwängt, gezwungen zum Leben. Für manche beginnt der Kampf bei der Geburt, so spricht man bei einer Frühgeburt davon, dass das Frühchen einen starken Lebenswillen hat. Es folgt das Tauziehen um einen Platz in der Klassengemeinschaft, sich gegen andere Mitschülern zu behaupten. Hier herrscht das Recht des Stärkeren und des Gescheiteren. Verfügt man weder über die eine noch über die andere Eigenschaft, so muss man sich eine Nische aussuchen um zu überleben. Dabei kann ein besonderes Talent, ein geschickter Fußballspieler, eine schöne Gesangsstimme, ein schneller Läufer oder ein guter Zeichner zu sein, von Vorteil sein. Die Kämpfe setzen sich im Leben fort und nehmen an Schärfe zu. Meistens hat derjenige mehr Chancen, welcher der Bessere, Größere oder Stärkere ist, oder für sich eine Nische gefunden hat. In der Nische funktioniert es ohne dem Nachuntentreten, dem Verdrängen und das Schlechtmachen von anderen.

Das Leben funktioniert nach einem Regelwerk, welches vielfach unverständlich ist. Um vieles unverständlicher ist das Regelwerk für die Seele. Das Verständnis für Geburt, Leben und Tod ist um vieles einfacher, wenn wir das Regelwerk einfach akzeptieren. Ich glaube, dass sich Maler, Komponisten und Schriftsteller nicht all zu viel mit den Regeln der Kunst  beschäftigen. Viele Regeln werden von den Betrachtern, den Hörern, den Lesern hineininterpretiert.

Regeltechniker.

SCHREIBEN:rechnen

Spricht man davon, dass sich in den letzten Jahrzehnten viel geändert hat, dann meint man damit den technischen und medizinischen Fortschritt und wie sich in unseren Breiten der Wohlstand ausgebreitet hat. Dies sind Umstände, die uns den Alltag anders vorkommen lassen. Die heutigen Babys erscheinen uns um vieles lebendiger und interessierter, als zu unserer Jugendzeit. Diese Lebendigkeit haben sich die Babys selbst erstrampelt, eine Revolution im Kinderwagen. Als Volksschüler musste ich am Nachmittag auf den jüngeren Bruder, damals ein Baby, aufpassen. Unsere Eltern waren bei der Feldarbeit, ich kümmerte mich zuhause um meinen Bruder. Ich versuchte ihn zu beruhigen, wenn er unruhig war oder zu Schreien begann. Dies gelang mir, indem ich ihm etwas vorsang, aus meinem Lesebuch vorlas oder ihm erzählte, was ich in der Schule gelernt und gehört hatte. Damals war es üblich, dass die Babys mit Stoffwindeln gewickelt und dann „eingefascht“ wurden. Dies geschah mit einem Leintuch, welches wie ein Verband um das Kind gewickelt wurde, sodass es sich kaum bewegen konnte, nur die Arme waren frei. Als Baby führte man ein eingeschränktes Leben, viel freier geht es heute bei der Kinderpflege zu.

Einen Fortschritt sieht man heute darin, dass bereits die Volksschüler den Umgang mit dem PC und dem iPad erlernen. Schon mit den Erstklässer werden Projektarbeiten und Studien außerhalb der Schule durchgeführt. Nach dem schlechten Abschneiden der österreichischen Schüler bei der Pisastudie ist von einem Pädagogikprofessor die Anregung gekommen, dass das Augenmerk beim Unterrichten in der Volksschule wieder darauf gelegt werden muß, dass die Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Irgendwann scheint das Wesentliche beim Unterrichten verloren gegangen zu sein.

Zum Ursprung.

SCHUL:grippe

Übt man einen Beruf aus, der mit dem Ablauf des Schuljahres eng verknüpft ist, egal ob es sich um eine kaufmännische Tätigkeit oder um eine Lehrtätigkeit handelt, so kennt man die Anspannung die sich einstellt, wenn die Sommerferien zu Ende gehen. Dies gilt auch für Handwerker die in den Schulen Reparaturarbeiten durchführen und dies bis zu Schulbeginn bewerkstelligen müssen. Jener Handwerker, der zuletzt kommt gerät am meisten unter Druck, andere vor ihm haben oft die Zeit überschritten oder schlampig gearbeitet.

Vierzehn Tage vor dem Schulanfang erhöht sich die Kundenfrequenz in den Kinderabteilung der Textil- und Schuhgeschäften. Größeren Zulauf haben die Buch- und Papierhandlungen, welche die Kinder mit Schulbüchern und Schulartikeln versorgen. Hier soll der Bedarf innerhalb einer Woche abgedeckt werden, weil die  Lehrern verlangen,dass in der zweiten Schulwoche alle mit den benötigten Utensilien ausgestattet sind. Genügt im Normalbetrieb eine Verkäuferin, so braucht es für kurze Zeit mehrere. Diese sollen Grundkenntnisse vom Schulbedarf haben. Manche Papierdiskonter lösen diese Aufgabe dadurch, dass sie mit Anfang September Papierverkäuferinnen einstellen, um sie mit Ende des Monats wieder zu entlassen. Das „Probemonat“ lassen sie sich durch das AMS finanzieren.

Trotz sorgfältiger Vorbereitung und langjähriger Erfahrung blickt man dem  Schulanfang mit gemischten Gefühlen entgegen. Bei vielen Papierhändler kommt es  Anfang September zu Grippesymptome wie Schnupfen, Müdigkeit und Gliederschmerzen, obwohl keine Grippewelle oder Verkühlung vorliegt. Nach den ersten gut verlaufenen Schultagen sind die Symptome vorbei, ohne das es einer Behandlung durch den Arzt oder Medikamente bedurfte.

Schulsyndrom.

WASSER:geist

In Kärnten gibt es eine Vielzahl von großen und kleinen Seen, so zahlreich sind auch  die  Sagen  von Nixen und Wassergeistern.  Je größer der See, wie der Wörther-, der Ossiacher- oder der Milltstättersee, umso mehr Erzählungen gibt es.

Kaum vermutet man eine Begegnung mit einem Wassergeist im Gebirge. Unter der Kirche von Gaschurn befindet sich eine Oase nach dem Motto: „Wasser und Geist“ . Neben den Sitzbänken gibt es zwei Brunnen , darauf Zitate aus der Bibel : „ Wer aus diesem Brunnen trinkt, wird niemals Durst haben.  Der Geist der über dem Wasser schwebte und dem Kosmos seine Ordnung gab.“  Hier kann  man zu sich selbst finden.  An der Stützmauer reifen die Weintrauben heran.

Räumlich ist es schwierig den Geist schweifen zu lassen,  da der gegenüberliegende Hang nur eine Armlänge entfernt ist. Es ist nicht möglich über die Berge zu blicken. Ein Ausweg ist, den Blick talauswärts zu richten. Dort wartet die Freiheit  und die Jungen gehen  zur Arbeit und zur Unterhaltung talauswärts. Die Hoffnungen, aber auch die Gefahren lauern dort. Solange wie möglich stellt man den Weg aus dem Tal als schwierig dar, eine Versuchung der man widerstehen soll. Wiedersagt ihr dem Teufel, ja wir wiedersagen. Draußen liegt das Verderben und mancher ist den Versuchungen, wie Drogen, Alkohol und Spielsucht erlegen. Dort leben die Einflüsterer die sagen, dass man beim Glücksspiel sehr reich werden kann.

Saureich.