UN:glaube

Zwischen den Kulturen ist ein Streit ausgebrochen, wer die Ungläubigen sind. Die westliche Welt, darunter christliche Regierungen, bezeichnen seit dem 11. 9. 2001, dem Tag des Anschlages auf das Word Trade Center, die Menschen im Nahen Osten als die Ungläubigen, als Ort des Bösen. Umgekehrt werden wir von den radikalen Muslimen als die Ungläubigen beschimpft. Sie sehen in unserem freizügigen und gottlosen Leben das Ungläubige. So wird der Ball zwischen West und Südost hin und hergespielt. Der Großteil der Menschen im Westen ist im Sinne der Kirche nicht gläubig. Die Meisten leben eine Frömmigkeit „light“. Manche der mittleren Generation schauen ungläubig, wenn man vom Glauben spricht.

Die Ungläubigkeit beginnt beim Aufwachen in der Früh und wir feststellen, dass das tatsächliche Wetter, nicht mit der Wettervorhersage übereinstimmt. Wir können es nicht glauben, das Schönwetter ist, weil Niederschläge angekündigt wurden. Wir beten das Schlechtwetter mit unseren Gedanken herbei. Man gewinnt den Eindruck, dass man Macht über das Wetter hat, mehr Macht, als man sich selbst zugetraut hat. War man Zeuge eines Verkehrsunfalles mit Blechschaden, glaubt man erst daran, wenn eine Notiz in der Lokalpresse steht. Ansonsten ist es nicht passiert.

 Wer glaubt, wird selig.

RIT:uale

In der  katholischen Kirche Österreichs ist es durch verschiedene Vorkommnisse, wie überstürzte Bischofsernennungen, starre Haltung in sexuellen Fragen,  zu einer Reihe von Kirchenaustritten gekommen. Viele benützen die Vorkommnisse dazu, um sich von der Zahlung der Kirchensteuer zu entledigen. In der sozialistischen Ära pflegte die Arbeiterschaft eine distanzierte Haltung zur Kirche. Andere haben keine Beziehung zum Glauben und sind aus Langeweile ausgetreten. In vielen Fällen ist der  Grund, warum Menschen einer religiösen Organisation angehören der, dass sie nicht auf die festlichen Zeremonien des Kirchenjahres und ihres Leben verzichten wollen. Die Feiern im Jahreskreislauf, wie Weihnachten, Ostern, Fronleichnam und Allerheiligen. Eine besondere Bedeutung nehmen die Lebensrituale ein, die Taufe, die Firmung, die Hochzeit, bis zum Begräbnis. Im Angesicht des Todes ändern  Menschen ihre Gesinnung. Für viele ist es nicht vorstellbar ohne den kirchlichen Trost, der Hoffnung auf Auferstehung und ein Weiterleben nach dem Tod, zu sterben. Die Hinterbliebenen lassen sich, mit dem Gedanken auf ein Weiterleben und ein Wiedertreffen im Jenseits, trösten.

Was passiert mit der Seele derer, die aus den christlichen Glaubensgemeinschaften ausgetreten sind und ohne kirchlichen Segen beerdigt werden. Finden diese Seelen auch einen Platz im Himmel? Kann man sich den Himmel als ein Verwaltungsgebäude vorstellen, wo in der Eingangshalle eine Hinweistafel montiert ist, die den eintretenden Seelen die Orientierung erleichtert. Hier geht es zum Aufenthaltsraum für die evangelischen Christen, dort zum Leseraum für die Hinduisten, zum Veranstaltungsraum für die Naturreligionen, zum Betraum für die Christen und so fort.

Den Hinterbliebenen war, da der Verstorbene schon vor Jahren aus der Kirche ausgetreten ist wichtig, dass es eine würdige Verabschiedung gab. In diesem Fall durch das Personal des Bestattungsunternehmens. Man erzählte, dass das Begräbnis schöner war, als bei manchen Geistlichen.

Schönheitsbewerb.  

PARTEI:buch

Wie aktuell theologische Abhandlungen, die vor zweihundert Jahren niedergeschrieben wurden, sein können, erfährt man in der Klosterbibliothek in Wiblingen. Bei der Besichtigung der Klosterbibliothek, mit vielen theologischen, philosophischen und wissenschaftlichen Büchern, wo bei man anmerken muss, dass viele Bücher nach den Franzosenkriegen abtransportiert wurden, ist mir ein kleines Buch  mit dem Titel: “Hat der Satz seine Richtigkeit: Wem Gott ein Amt gegeben hat, dem gibt er auch den Verstand“, aufgefallen.  Verfasst wurde es von Martin Mack, der von  1712 – 1776 gelebt hat.

Für mich ist diese Frage noch immer aktuell, besonders dann, wenn es nach Wahlen zur Bildung einer Regierung kommt und die verschiedenen Ressorts mit Ministern besetzt werden. Dabei fragt sich der aufgeweckte Bürger, genügt für ein Ministeramt die Parteizugehörigkeit oder sollte nicht das Fachwissen eine entscheidende Rolle spielen. Diese Frage stellt sich nicht nur bei Ministerernennungen, sondern setzt sich auch auf anderen Ebenen fort. Eine Ursache der Millionenverluste in staatsnahen Betrieben liegt bestimmt darin, dass man in Parteiarbeit geschulte Menschen in das Management von Wirtschaftsbetrieben berufen hat. Damals wie heute kann die Richtigkeit des Satzes: „Wem Gott ein Amt gegeben hat, dem gibt er auch den Verstand“, angezweifelt werden.

Mitgliedskarte.

SCHWEINER:ei

kunsthutAuf dem Weg zu einem Grillfest in Gögglingen bei Ulm lege ich eine Pause ein, und setze mich auf den Betonsockel einer Garteneinzäunung. Hinter mir befindet sich ein Bauernhaus, links davon steht der Heustadel mit den landwirtschaftlichen Geräten und rechts davon, dem Geruch nach, der Schweinestall. Der Zaun umschließt einen kleinen Hausgarten, mit einem Ausgang aus dem Haus. Meine Anwesenheit auf der Gartenmauer befremdet die Bauersleute, sie beginnen den Geräuschen nach im unbewirtschafteten Garten mit allen möglichen Tätigkeiten. Einmal wird ein Teppich ausgeklopft, ein Wasser ausgeleert und oftmals die Tür geöffnet. Ich drehe mich trotz des regen Treibens hinter mir nicht um. Ein selbstgefalteter Hut, aus den Blättern der „Kunstzeitung“, schützt meinen Kopf vor der Mittagsonne. Ich denke an den Duft der Grillwürstchen und Kotelett, derweil der Geruch vom Schweinestall in meine Nase strömt. Beim Essen wird unser Leben, von der Wiege bis zur Bahre, bestimmt vom Schwein.

Wie wir die Schweine in großen Mastbetrieben behandeln, ist schweinisch. Schweine in einer kleinen Zucht führen ein schweinisch gutes Leben, bis zu dem Tag, da sie geschlachtet werden. Jedes von uns Kindern hatte am Bauernhof sein Lieblingsschwein, für das man einen extra Leckerbissen in der Futterküche besorgt hat. Die Freuden eines Schweineleben, das ausgiebige Fressen, haben ein Ziel, das es mit dem Schwein ein baldiges Ende nimmt, um als Grillwürstchen und Kotelett einen guten Duft zu verbreiten.

Im Alltag gibt es für Verfehlungen eine kurze und klare Ansage, du bist ein Schwein. Die jetzige Wirtschaftskrise wurde von einigen Profitschweinen ausgelöst. Wir Verbraucher sind arme Schweine. Die ganz Armen, denen es beim täglichen Essen auch am Schweinefleisch mangelt, waren die ersten Opfer der Schweinegrippe.

Eine Dorfbewohnerin richtet einen argwöhnischen Blick auf meine Kopfbedeckung und macht einen Bogen um meine Person. Die Mittagsglocken läuten meinen letzten Kilometer ein.

Schweinskotelett.

GE:fängnis II

Eine andere Art von Gefangene sind während der warmen Jahreszeit die Blumenliebhaber mit eigenem Balkon oder Garten. Egal, wann man sie besucht, ob am späten Abend oder am Wochenende, man trifft sie im Garten an. Es ist kaum möglich, dass man sie zu einer Unterbrechung ihrer Arbeit an den Blumen, Sträuchern und Gemüse bewegen kann. Es ist immer noch jenes und dieses zu tun, man hat als Besucher den Eindruck, es gibt keinen morgigen Tag und keine nächste Woche. Kommt es zu einem Gespräch, dann zwischen Rosensträuchern und Geranien. Plant man einen gemeinsamen Ausflug, dann muss man damit rechnen, dass sich die Abfahrt bis zu einer halben Stunde verzögern kann. Es müssen noch einige Pflanzen umgepflanzt und die Blumen gegossen werden. Die Heimfahrt kann nicht früh genug erfolgen,  weil die Sonne hat tagsüber die Erde ausgetrocknet. Der Tag endet mit dem Gießen. Die Einzigen, welche den Garten genießen, sind die Gartenzwerge und die Schnecken aus Ton.

Gefangen im Garten.