BRAND:herd

Ich spaziere über den Kogel und sehe überall kleine Flammen, die sich von einem Grasbüschel zum Nächsten ausbreiten. Rauchschwaden liegen über dem Gestrüpp, verkohlte Gräser und Farne. Die Flammen nähern sich der Bergsiedlung, den ersten   Häusern. Ich laufe in die nahe Fabrik um  die Feuerwehr zu alarmieren. In der  Werkstätte darf ich das Telefon nicht benützen. Der Meister versucht es selbst, es funktioniert nicht. Die Rauchschwaden ziehen an der Werkstatt vorbei, einmal stärker, einmal schwächer. Im nächsten Gebäude auf dem Fabrikgelände treffe ich Bekannte in ihrer Betriebswohnung. Man begrüßt mich und unterhält sich über belangloses. Immer mehr Bekannte treffen in der Wohnung ein. Der Feuerschein vom Wiesenbrand leuchtet in das Zimmer. Es klappt mit der Alarmierung der Feuerwehr. Wir gehen vor das Gebäude und sehen, wie entlang den Felswänden, ein Löschflugzeug auftaucht. Endlich kommt Hilfe. Das Löschflugzeug steuert nicht auf den Brandherd zu, es nimmt uns ins Visier. Es droht das Löschwasser über uns zu entleeren. Wir laufen auf die Werkstatt zu, das Löschflugzeug folgt uns. Wir versuchen zurück in das Haus zu flüchten, das Flugzeug macht eine Wendung und steht wieder über uns. Bereit uns mit dem Wasser zu  überschütten.

Tagwache.

UNTER:dreißig

Die Unterdreißigjährigen benützen das Internet so selbstverständlich wie einen Lift. Bei ihnen gibt es keine Diskussion darüber, ob das Internet sinnvoll ist oder vor Gefahren strotzt. Sie können sich nicht vorstellen, worin die Gefahren des Internet liegen können. Wie beim Lift schätzen sie die Bequemlichkeit und sehen nicht die Gefahr, dass der Lift eventuell stecken bleiben könnte oder sich die Türen nicht öffnen könnten. Mit technischen Errungenschaften hat der Mensch seine Probleme,  wie mit dem Auto. Manche Menschen sahen im Auto ein Machwerk des Teufels, so heute beim freien Internetzugang. Sie sehen bei der Internetbenützung die Suchtgefahr, die Gefahr straffällig zu werden, die Möglichkeit für einen Seitensprung ohne Folgen. Einen mentalen Seitensprung, für mentalen Sex. Gibt es im Haushalt ein Internetanschluss, dann gibt es auch Wünsche. Eine Recherche über eine Persönlichkeit, Veranstaltungstermine, Zugverbindungen oder Ansichten von einem Urlaubsziel.

Über die Gefahren des Internets sprechen oft Menschen, die selbst keinen Internetzugang haben. Kein Internet im Haus zulassen, weil sie damit hoffen, das Böse aus ihrem Haus zu verbannen. Man starrt auf das Zentrum des Feuers und übersieht dabei, dass sich kleine Feuerzungen selbstständig gemacht haben.

Zugauskunft.

IM:kopf

In acht Wochen ist Weihnachten und bei diesem Gedanken habe ich das Gefühl, dass das Jahr vorbei ist. Das Zeiterleben spielt sich im Bauch ab. Wir benützen den Kopf und denken aus dem Bauch heraus. Vieles hat weder Hand noch Fuß, vieles ist für den Arsch, wie es volkstümlich heißt. Über vieles wird im Kopf abgestimmt, was eine Sache des Bauches ist. Kopfarbeiter sein bedeutet alles  mit dem Kopf zu entscheiden. Sucht man Verbündete, dann findet man diese im linken Herzlappen und in der rechten Herzklappe. Wird die Kopfarbeit zu schwer, dann kümmert sich der rechte Lungenflügel darum. Durch die  neue Aufgabe kann sich der Schleim aus der Lunge nicht lösen. Der Schleim macht das Atmen schwer. F. K.  hat gesagt, weil mein Kopf nicht alles ertragen kann, hat die Lunge etwas davon abgenommen. Die Arbeit am PC kann zu viel werden, Verwirrtheit und Entzündungen auslösen. Es braucht Eigenkorrekturen oder einen Korrektor. Wer  ist dazu fähig.

Im Haushalt  ist an manchen Ereignisse ersichtlich, wie die Zeit vergeht. Finden sich im Briefkasten mehr Modekataloge als normal, weiß man, dass eine andere Jahreszeit kommt, ein Jahreswechsel bevorsteht . Dazu braucht man nicht aus dem Fenster zu schauen, die Natur zu beobachten. Das Gewicht der Post kündigt den Jahreszeitenwechsel an. Das Gewicht einer Person bestimmt vieles. Ein gewichtiger Mensch hat ein gewichtiges Wort mitzureden. Wird eine Meinung ignoriert ist dies ist ein Fliegengewicht, sein Körpergewicht und seine Meinung.

Fliegenfänger.

BE:schneidung

Im schöpferischen Bereich ist es eine Gratwanderung was von den Menschen, den Betrachtern, den Lesern noch akzeptiert wird. Wie weit geht das Verstehen und Verständnis für ein Bild, für eine Installation, für einen Text. Bei einer Installation erschließt sich für den Betrachter oft erst auf den zweiten Blick der Inhalt, die Aussage der Installation. Es gibt Bezüge zur wirtschaftlichen, politischen und sozialen Situation im Herkunftsland des Künstlers. Schwierig wird das Verständnis, wenn die Künstler aus anderen Erdteilen oder Megacitystädten kommen. Als Wissensgrundlage und zum Verständnis haben wir oft nur Dokumentationen und Nachrichtensendungen aus dem Fernsehen. Nachvollziehen kann ich ein Video von Mark Lewis, das auf der Biennale von Venedig im Pavillon von Kanada, gezeigt wird. Ein Arbeitsloser hat seine Schlafstelle, einen Schlafsack, über einem Kanalgitter am Straßenrand aufgeschlagen. In einer Sporttasche hat er seine übrigen Habseligkeiten. Eine Mineralwasserflasche, Joghurt und eine Dose mit Fertigkaffee stehen daneben. Der Dunst, der vom Kanalgitter aufsteigt, wärmt ihn. Ähnliches habe ich im Winter während meiner Lehrzeit in Spittal/Dr. gemacht. Ist es mir in der Mittagspause in meinen Halbschuhen zu kalt geworden, habe ich mich über ein Kanalgitter gestellt, mir die Füße und Hände gewärmt.     

Beim Schreiben ergibt sich eine andere Frage. Wie weit darf die Verwirrtheit gehen, sodass die Texte von den Lesern noch verstanden werden. Ist es eine Beschneidung der Kreativität, wenn man sich klar und verständlich ausdrückt. Im Kopf ist der Text eine brodelnde, erhitzte Masse, die an die Oberfläche drängt. Nach dem Ausbruch langsam erstarrt und dabei bizarre Formen annimmt. Die Art des schriftstellerischen Denken ist eine Gratwanderung. Für den einen verläuft der Weg mehr rechts, für den anderen mehr links. Auch Kommentare, wie die von Siegfried Paul Posch, können eine Gratwanderung sein. Das Internet eröffnet neue Mitteilungsmöglichkeiten. Für manche muss es die Mitte sein, selbst will man im Mittelpunkt stehen. Stimmt die Mitte der Zähne, ist auch die eigene Mitte gestärkt.

Der Mittelfinger.