ZAPFSÄULE:gottes

Sind die Bänke der weitläufigen Kirche in Völkendorf alle besetzt, dann findet ein besonderes Ereignis statt. Am letzten Sonntag im September  versammelten sich Firmlinge, Firmpaten, Eltern und Gläubige zur Firmung in der Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit. Die Firmlinge kommen in ihren schönsten Kleidern und Anzügen, vom coolen und lässigen Alltagsgehabe der Jugendlichen bleibt wenig übrig. Mit einem braven Blick und Erstaunen über das eigene Äußere breitet sich in den ersten Reihen eine gewisse Spannung aus. In den hinteren Reihen sitzen die Großeltern mit einem stillen Lächeln im Gesicht. Die Sakristeitür öffnet sich und vor den Ministranten, dem Ortspfarrer und dem Zelebrant, dem Bischofsvikar, wird ein Babykorb mit einem Baby hereingetragen. Zu Beginn der Messfeier spricht der Pfarrer vom Hereinholen der Menschen in die Kirche, freiwillig kommen wenige. In der Bibel wird von einem Gastmahl erzählt wo niemand von den geladenen Gästen kommt, und dann der Herr seine Diener ausschickt um Fremde von der Strasse zum Gastmahl zu bitten. Vielleicht sind die Kirchentore oft verschlossen, man schließt die Türen vor zufällig Vorbeikommenden, vor Neugierigen. Seitlich vom Altar sitzt die junge Familie mit dem Baby und als die Eltern gebeten werden Eva, sie wurde vor einer Woche getauft, den Kirchenbesuchern zu zeigen, braust spontan Applaus auf. Die kleine Eva strahlt in die Menge und genießt es im Mittelpunkt zu stehen. Sie wäre keine Eva, wenn es anders wäre. Gleiches habe ich im Dom in Gemona am Dreikönigstag erlebt. Dort wurden während des Hochamtes die Neugetauften des vergangenen Kirchenjahres mit Namen der Pfarrgemeinde vorgestellt, manche waren Babys, andere Kleinkinder. Jedes wurde mit Beifall begrüßt. Aperto, die Grenzen sind nicht nur im normalen Leben durchlässiger geworden, sondern auch in der Kirche. 

Vor der Spende der heiligen Firmung erinnerte sich der Bischofsvikar in der Predigt daran, dass er eine kurze Zeit in Völkendorf als Kaplan tätig war, zurzeit als der Kirchenraum ausgestaltet wurde. Es gab einen Disput zwischen dem damaligem Pfarrer und dem Künstler Schneeweiss  über die Darstellung der „Heiligen Dreifaltigkeit” an der Stirnseite der Kirche. Wer weis etwas Endgültiges über die Dreifaltigkeit,  über ihr Aussehen, alles ist Symbol für die Marke Gott. Das Sakrament der Firmung ist eine Handlung des Heils, es soll den jungen Menschen ein heiles Leben ermöglichen. Alle Sakramente werden nicht um Gotteswegen gespendet, sondern um des Menschen willen, für ein unversehrtes Leben. Der Prediger sprach von der „Zapfsäule Gottes”, wo wir die Möglichkeit haben kostenlos Kraft zutanken für den Alltag und hielt zur Veranschaulichung einen Zapfhahn von einer Zapfsäule in die Höhe. An der „Zapfsäule Gottes” kann man geistlichen Sprit tanken. Es war ein menschlicher Zufall, dass an diesem Sonntagvormittag in Kärnten die Möglichkeit bestand, bei den Landestankstellen zu einem günstigen Preis Diesel zu tanken. Hat man die vielen Autos vor der Kirche gesehen, dann hätte man annehmen können, hier befindet sich eine der Billigtankstellen. 

Der Bischofsvikar sprach von den Aufgaben des Pfarrers als Seelsorger, von dem Sakrament der Beichte als kostenlose Psychotherapie, wo dem Menschen Vergebung erteilt wird. Vielleicht gibt es die Möglichkeit die Angebote der Kirche in Form eines Gutscheinheftes an die Gläubigen heranzutragen, in jeder Pfarre einlösbar. Während der Firmungsspende erklangen spirituelle Lieder, die Sonnenstrahlen fielen auf das Mosaik von der Heiligen Dreifaltigkeit. Der Blitz vom Mosaik bohrte sich tief in den Altarraum, die Firmlinge standen im Blitzgewitter der digitalen Fotoapparate.

Die spirituelle Zapfsäule Völkendorf. 

Aus dem Tagebuch, 30.9.2007

TAUB:stumm

Es ist erstaunlich welche Kräfte ältere Menschen mobilisieren, wenn sie noch in einer Wohnung oder in einem Haus wohnen. Wo es darum geht, für einen anderen zu sorgen oder dem anderen behilflich zu sein. Meistens befindet sich ein Partner im besserem gesundheitlichem Zustand und bemüht sich dem anderem das Leben zu erleichtern. Das beginnt damit, dass er sich um Ordnung und Sauberkeit in der Wohnung kümmert oder für den anderen die Besorgungen erledigt. Glück ist, wenn man im fortgeschrittenen Alter noch fähig ist für zwei Personen zu kochen. Die Unterhaltung soll nicht zu kurz kommen. Gemeinsame Busausflüge sorgen für neue Reize und die Erlebnisse kann man miteinander teilen. 

Schnell altern lässt einen Senior, wenn sein Partner stirbt, plötzlich verliert der Alltag seinen Sinn. Der Grund für das Handeln ist abhanden gekommen. Man denkt darüber nach, ob es für eine Person notwendig ist alles in Schuss zu halten. Man vernachlässigt seine Gesundheit, seine Wohnung, oftmals auch sein Äußeres. Man beginnt an allem zu sparen, an der Heizung, an der Kleidung und beim Essen. Oft verliert man den Kontakt zur Umwelt, zur Gesellschaft.

Es dauert nicht lang, bis man von den Kindern oder der Verwandtschaft aufgefordert wird, die Wohnung aufzugeben und in ein Altersheim zu ziehen. Hier wird man versorgt und verwaltet, mit der eigenen Selbstständigkeit ist es vorbei. Hier treffen sich die Kinder, die Verwandtschaft zu den Festtagen und es stellt sich die Frage, wer verwaltet den Senior. Es kommt zu einem Streit um das Fürsorgerecht. Die Kräfte  entfalten sich nicht in der Fürsorge für den Senior, die Kräfte bündeln sich in der  Verwaltung des Senior. Dies bedeutet die Verwaltung des zu erwartenden Erbe. Der Fernseher läuft, der Senior sagt kein Wort, er fragt nichts. Keiner weiß, hört er noch, sieht er noch oder nicht. Die Bilder laufen weiter. 

Im Tonstudio.

SCHLECHTE:nachricht

Will man sich informieren und schaltet die Fernsehnachrichten ein, dann kann es vorkommen, dass man nur von schlechten Ereignissen hört. Es gibt einen neuen Terroranschlag im nahen Osten, einen Amoklauf im Norden,  ein Busunglück, verseuchte Milch für Kinder, einen verheerenden Wirbelsturm an der Ostküste. Ein Firmenstandort wird geschlossen und in den fernen Osten verlegt, eine nationale Fluglinie schreibt nur Verluste und man sucht einen Käufer. Ähnlich verhält es sich mit den Schlagzeilen in den Zeitungen, dort kommen die lokalen Unglücke hinzu. 

Eine Anhäufung von schlechten Nachrichten erlebt man auch, wenn man mit einem Verwandten telefoniert oder ihn besucht. Als erstes hört man, dass jener im Ort gestorben ist, ein anderer einen Arbeitsunfall hatte, dieser zur Untersuchung im Krankenhaus ist und ein Bekannter sich von seiner Frau getrennt hat. 

Zuerst die schlechte Nachricht.

BLOG:award

Dieser Award macht seit längerer Zeit die Runde im Web und jetzt ist er bei mir gelandet.

gedankenfussel hat ihn an mein Blog überreicht. Eine treue Leserin seit Jahren und sie selbst schreibt in ihrem Blog wissenswertes zum Jahreskreis mit stimmungsvollen Fotos,empfehlenswert.

1. Gebe den Award an weitere 7 Blogs weiter.
2. Der Blogger kann das Logo auf seinen /auf ihr Blog speichern.
3. Verlinke die Person, von der Du den Award bekommen hast.
4. Nominiere mindestens 7 weitere Blogs.
5. Verlinke diese Blogs mit Deinem.
6. Hinterlasse eine Nachricht auf den nominierten Blogs.

Keine leichte Aufgabe, wenn ich an mein Blogroll denke. Jeder Blog ist einzigartig und hat was für sich. Ich bin an die Zahl 7 gebunden und werde nicht lange grübeln, sondern spontan entscheiden.

blogposie ,  ein unerschöpflicher Lyriker

nur ein blog , eine Fundgrube für Webinformationen

la montana , klingt italienisch, neu dazugekommen

ster foto , ein Fotokünstler aus der Nachbarschaft

schlafmütze , du wirst getröstet werden

weichensteller ,  Gedanken zur Sinnsuche

ansichtssache , wie der Name sagt

 

Die Benachrichtigung der nominierten Blogs folgt. Für Ergänzungen bitte die Kommentarfunktion benützen.

AUS:länder

Ob vor den Wahlen, nach den Wahlen oder zwischen den Wahlen, es gibt  immer wieder eine Diskussion über die Ausländer. Um diese Diskussion auszulösen genügt am Sonntag der Anblick eines Bettlers vor der Kirchentüre. Bei ihm könnte das  Evangelium in die Praxis umgesetzt werden. Den Kirchenbesuchern stellt sich die Frage, sind diese Bettler eine organisierte Bande aus dem Osten oder wird mit einer Spende jemandem wirklich geholfen. Für jeden stellt sich die Gewissensfrage, hat man sich schon aktiv an einem Hilfsprojekt zur Selbsthilfe im Osten beteiligt oder ist die Nächstenliebe nur ein Bibelwort.

 

In Wien, wo die Parteien verschiedener Couleurs mit „Ausländer raus Parolen“ auf Stimmenfang sind, fragt man sich als Besucher, wie das Leben in der Stadt ohne die Arbeit von den so genannten Ausländern funktionieren würde, den Arbeitern und Gewerbetreibenden aus anderen Nationen. Den Bus von Baden nach Wien lenkt ein türkischer Chauffeur. In Wien werben an der Haltestelle  bei der Oper Ausländer für eine Besichtigungstour zu den Sehenswürdigkeiten. Ein Japaner, verkleidet als Page im Rokokokostüm,  verteilt Einladungen für ein Mozartkonzert. Die Versorgung der Touristen mit einem kleinen Imbiss erfolgt durch Zugezogene aus dem nahen Osten. Der Verkauf einer kleinformatigen Tageszeitung geschieht großteils durch Ägypter. Die wirklichen Ausländer sind die Touristen. Wie früher die Kebabimbisse, so  breiten sich jetzt überall auf den Plätzen der Innenstadt  von Wien die Mozartshops aus. Das Angebot reicht von Mozarttee, Mozartkugelschreiber, Mozartlikör bis zu den Mozartkugeln. Vor Jahren gab es einen Streit zwischen Deutschland und Österreich ob W. A. Mozart ein Deutscher oder ein Österreicher ist.

 

Ein  Deutscher in Österreich.