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KOTZ

 

Monche wochsn ols Kinda

mit Viecha auf, de kennan

an Hund, de Kuah,

dos Pferd bevor se zan

lafn onfongan.

Ondre hom mit de Viecha

ka Freid, se wochsn

im Lärm und im Vakehr

von da Stodt auf.

A jeda hot späta vül zan

tuan im Lebn, da Beruf,

de Frau und de Kinda.

Fir sich sölba wüll mon

a bissl Freizeit hobn.

 

Donn passiert epas,

a liaba Mensch valosst an,

a ondra stirbt oda es

passiert a Unfoll und

mon hot vül Zeit

zan nochdenkn. Do laft an

a Kotz zua und da Olltog

hot a neichs Gsicht… 

 

 

VALOSSN

 

A jeda Urt wüll heit

an Gewerbepark.

So wearn auf da

greanan Wiesn Blechhalln

mit groaße Fenstascheibn

hingstöllt und runduma vül

grean zan aussponnan.

De Industrie ziagt

aufs Lond.

In da Stodt hot se ka

greans Fleckl freiglossn.

Durt wochsn aus de

valossanan Fabrikn Grosbischln,

Staudn und da Löwnzohn…

 

 

SCHREIBN

 

Nit fir olle scheinan in

da Nocht de helln Stern,

monche firchtn sich

vur da Dunklheit,

vur da Zukunft,

vur de schlechtn Tram.

Wonns um mi gonz still weard

fong i on zan Schreibn… 

 

 

 

MundArt  HörProbe

 

04-04-spur-4

 

 

BRUCH:stellen

Von der Erdkunde wissen wir, dass es auf der Erdoberfläche viele Bruchstellen gibt, die von Erdbeben oder von Hangrutschungen stammen. Durch Satelliten können diese Bruchstellen aus der Luft geortet werden. Am Bahnsteig kann man beim Warten auf den Zug in den Gesichtern der Menschen die Lebensbruchstellen ablesen. Die Mühen von zwei Kindern in den Gesichtern der Eltern, den straffen Blick von vier Radfahrern, der zeitlose Ausdruck von drei Trampern die ihren Schlafsäcken entsteigen. Das strahlende Gesicht von zwei Nonnen und ihr aufheiterndes Lachen nach allen Seiten. Eine überforderte Mutter mit einem Kleinkind. Das Mittelalter zeigt sich von der heiteren Seite, dem Altertum ist nicht nach Fröhlichkeit zu Mute.

 

Die Bruchstellen im Berufsleben der  jungen Generation sind um vieles größer, als es die ältere Generation erlebt hat. Oft gibt es große Schwierigkeiten die richtige Auffahrt auf die Berufsautobahn zu finden, manchmal bedarf es einiger Versuche, um dann bei der nächsten Abfahrt die Autobahn, die Arbeitsstelle, wieder zu verlassen. Viele schaffen diese schwierigen Verkehrsverhältnisse nur mit einem Beifahrer, mit ausreichender Berufsberatung. Nach dem Schulabschluss erfolgte bei unserer Generation der Berufseinstieg meistens problemlos. Die Autobahn führte geradeaus durch das Berufsleben. Erst im letzten Jahrzehnt gab es auf der Autobahn Frostaufbrüche, unerwartete Baustellen und Umleitungen, die zur Neuorientierung gezwungen haben. Für eine Berufsberaterin hat, wer im Beruf glücklich und zufrieden ist, eine stabile Lebensgrundlage als ganze Person.

 

Die Hacklerregelung.  

 

LEHR:meisterIn

Das Wort LehrmeisterIn hat viele Bedeutungen und jeder verbindet damit seine persönlichen Erfahrungen. Es kommt darauf an welche Schule man besucht hat, welchen Beruf man erlernt hat. Es gibt LehrmeisterIn im Sport, LehrmeisterIn in der Liebe, LehrmeisterIn im Beruf oder in der Lebensbewältigung. Früher war der  patriarchalische Begriff Lehrherr gebräuchlich. Von meinem Lehrherrn in einer Buchhandlung am Bahnhof in Spittal an der Drau habe ich vieles gelernt. Genauer ausgedrückt  hat er mir Raum gelassen vieles zu lernen, meine Neugierde und Wissenshunger nicht eingebremst oder eingeengt. Eine Buchhandlung ist ein Ort des Lernens, wie eine Bibliothek ein Ort des Wissens ist.

 

Zur Arbeit fuhr ich mit dem Zug. Damals waren die Übergänge von einem Waggon zum Nächsten offen und die Waggons mit Holzbänken ausgestattet. Heute ist der Zug eine  geschlossene Einheit und man sitzt auf gepolsterten Sitzen in klimatisierten Abteilen, ohne Zugluft. Mir gegenüber setzt sich ein älterer Herr und packt aus seiner Frischhaltedose zwei Speckbrote aus. Speck vom Nachbarn, wie er mir erzählt. In meiner Lehrzeit waren zwei Speckbrote meine Jause.

 

Täglich Speckbrote.

 

AUS:zeit

Es gibt jetzt die Möglichkeit in einem Arbeitsverhältnis eine „Auszeit” zu nehmen. In der Praxis bedeutet dies, dass man für ein halbes oder für ein ganzes Jahr Urlaub machen kann, um sich einen Lebenstraum, meistens ist es eine lange Reise, zu erfüllen. Die Firma garantiert, dass man nach der Auszeit weiter beschäftigt wird und geht dafür ein Jahr später in Pension. Bei vielen Firmen wird die Auszeit von den Arbeitsabläufen und den Aufstiegsmöglichkeiten nicht möglich sein. Andere können sich ein Jahr Auszeit finanziell nicht leisten. Oft bleibt der Wunsch ein Land, die Orte und die Bevölkerung besser kennen zu lernen, ein unerfüllter Traum. Bereist man als Junger mit dem Zug ein Land, fährt mit dem Fahrrad oder ist zu Fuß unterwegs, dann ist der  Kontakt mit der Bevölkerung sehr intensiv. Viele erhoffen sich diese Reise wenn sie in Pension sind, dann wird die Zeit vorhanden sein und das Geld. Eine organisierte Busreise hat nur den halben authentischen Charakter. Ist man über sechzig, dann ist man bei den Busreisen manchmal einfach müde und kann nicht alles aufnehmen. Oft sind Busreisen einseitig. Man glaubt, wenn man viele so genannter Sehenswürdigkeiten besichtigt hat und mit einer Fülle von Fakten und Zahlen gefüttert wurde, dann hat man die Stadt gespürt. Versteht man die Sprache, dann erfährt man bei einem Marktbesuch mehr über die Stadt, als bei einer fünfstündigen Führung. 

Der schönste Ort in einer Stadt anzukommen ist der Bahnhof. Bei den Kiosken in der  Bahnhofshalle begegnete man den ersten typischen Stadtbewohnern, nicht immer der Mittelschicht. Die Kioske verkaufen auch regionale Speisen. Durch den Trend in den Bahnhofsgebäuden Einkaufszentren zu errichten droht  eine Einheitskultur. 

Fischmarkt in Triest.      

SONNTAG:morgen

Durch die Trockenheit und die Hitze der letzten Wochen ist das Gras auf der Wiese rund um den Teich an manchen Stellen braun und versengt. Eine schwarze Katze  mit mehreren weißen und braunen Flecken erhebt sich aus dem Gras, streckt ihre Vorderpfoten aus und trampt langsam zur Straße. Sie geht den Gehsteig entlang ohne die vorbeifahrenden Autos zu beachten. Beim Fußgeherübergang bleibt sie stehen, geht bis zur Gehsteigkante vor und hebt ihren Kopf. Ein Blick nach rechts, nach links, die Ohren werden in alle Richtungen gedreht, kein Geräusch ist zu hören. Im nächsten Augenblick geht sie mit erhobenem Schwanz  auf dem Zebrastreifen über die Strasse. 

Frühstück.