GE:schichte

Wie viel Geschichte braucht jeder Mensch, wie viel Geschichte erlebt jeder Mensch. Ohne geschichtlichen Hintergrund wären wir orientierungslos. Die persönliche Geschichte beginnt mit dem Tag der Geburt. Dazu kommen andere geschichtsträchtige Tage, Schuleintritt,  Abschluss einer Ausbildung, Hochzeit, Geburt eines Kindes,  Betriebsgründung, Tod der Mutter, Opfer eines Verkehrsunfalls, Antritt der Pension. Jeder fügt seine eigenen Geschichtstage hinzu. Der geschichtsträchtigste Tag ist der Tag der Geburt, nicht seine Wiederholung. Jeder will ein unverwechselbares Leben, seine Spuren in der Geschichte hinterlassen. Im kleinem Rahmen, in der Familie, im Betrieb, in einem Verein oder in der Gemeinde. Landesgeschichte oder Staatsgeschichte schreiben nur wenige Menschen. Es gibt die Möglichkeit sich in die Geschichte der Forschung, der Polizei, des Fremdenverkehrs, des Sports, in die Geschichte der Luftfahrt, in die Geschichte der Literatur oder Religion einzutragen. Gibt es schon eine Geschichte des Internet mit den Gründungspionieren? Geschichte wird  im Nachhinein festgeschrieben. Niemand kann sagen, heute habe ich Geschichte geschrieben, dies ist ein geschichtsträchtiger Tag der Geschichte machen wird, obwohl dies manchmal gesagt wird. 

So ruhig fließt heute die Gail, eine gleich bleibende Tonlage, unnotwendiges und notwendiges ist an den Ufern geschehen. 

Außerhalb der Geschichte.    

ES:reicht

Nach dem Dancingstarfieber und dem Fußballfieber liegen die Österreicher jetzt im Wahlfieber. Jeder kennt aus seiner Kindheit die strengen Worte vom Vater oder von der Mutter: „Es reicht”. Davor hat man mit den Geschwistern durch die Wohnung getobt, sich um eine Packung Mannerschnitten gestritten oder dem jüngerem Bruder sein Legoauto kaputt gemacht.  Der Lärm und der Streit ist den Eltern zuviel geworden und sie haben einen Schlusspunkt gesetzt. Heute ist man gegenüber den Enkelkinder viel toleranter und geduldiger, selten setzt man einen Schlusspunkt mit den Worten: „Es reicht”. 

Verfolgte man in den letzten Wochen die Ereignisse in der österreichischen Politik  so hatte man den Eindruck, dass man einen Blick in ein Kinderzimmer wirft, wo große Kinder ihre bösen Spiele treiben. Zum Schluss hat jemand erzürnt das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich zugeworfen mit den Worten: „Es reicht”. Wann können wir Wähler sagen: „Es reicht”. Die Politiker lassen sich durch Zurufe von ihren Wählern nicht stören. 

Österreich.

NABEL:schnur

Eine Form der Operation kann eine militärische Operation sein, in einer kriegerischen Auseinandersetzung. Es gibt auch friedenserhaltende und friedensstiftende militärische Operationen. Nicht dramatisch sind militärischen Operationen in der Ausbildung für einen Rekruten. Sie haben nur Übungscharakter. Eine Aufgabe kann sein, im freien Gelände den Gegner aufzuspüren und gefangen zu nehmen. Handfester wird es, wenn der Gegner einen Namen hat. In unserem Fall wurde der Feind als Vietkong bezeichnet, der Präsenzdienst fiel in die Zeit des Vietnamkrieges.

 

Die meisten denken beim Wort Operation an eine medizinische Operation in einem Krankenhaus. Wo es vermeidbar ist, wird heute nicht mehr operiert oder nur ein minimaler Eingriff gemacht. Viele Menschen schieben eine Operation, solange sie keine akuten Schmerzen haben, vor sich her. Manchmal muss man nach einer Operation mit Schmerzen rechnen und mit geringer Besserung. Bei Unfällen ist meistens eine Operation notwendig und zeigt auch die besten Erfolgschancen. Sache der Chirurgen ist, zu operieren.

 

Manche Gebrechen sind ein Geburtsfehler, wie eine vergrößerte Leber oder ein doppelter Nierenhof und werden erst nach Jahrzehnten entdeckt. Niemand hat  daran Anstoß genommen, bis eine genaue Untersuchung Licht in das Dunkel gebracht hat. Beim Abnabeln ist man früher sorglos umgegangen und so lebt man mit einem verformten Nabel.

 

Der Nabel der Welt.  

GEBURTS:tag

Der Geburtstag ist ein Termin, welcher von allen Menschen gefeiert wird. Für die Einen ist er ein Tag der Freude, Andere nehmen von ihrem Geburtstag kaum Notiz. Er wird jeden Tag millionenfach erlebt und gefeiert, für jeden von uns findet er jährlich statt.  Man kann sagen, über den Geburtstag zu reden oder zu schreiben ist banal, doch der Geburtstag birgt viel Sprengstoff in sich. In jungen Jahren hat man den Wunsch schnell älter zu werden, die große Liebe kennen zulernen oder einen besseren Job zu finden. Später will man die Jahre einbremsen. So sehr man sich dagegen stemmt, sie rollen immer weiter. Plötzlich stellt sich die Frage, wie viele schlechte und gute Entscheidungen hat es im Leben gegeben. Welche Entscheidung hat man versäumt, verschlafen oder wurde von jemandem anderem vereitelt. Was war die schlechteste Entscheidung, welche gehörte zu den besten Entscheidungen. Wie geht man mit jenen Entscheidungen um, welche man heute anders ausführen würde, wenn man könnte? Kann man Entscheidungen rückgängig machen. Braucht es heute, am Geburtstag, einen Kurswechsel, eine Kehrtwendung in meinem Leben. 

Meine Geburt in einem mitteleuropäischen Land in den fünfziger Jahren war ein Privileg, der große Krieg war vorbei, es gab genug zu Essen und die Entwicklungsaussichten waren gut. Wie anders und mühevoller wären die Lebensbedingungen gewesen, wenn ich in Rumänien, in Indien oder in Angola geboren worden wäre. Wer entscheidet über den Ort der Geburt und das weitere Leben. 

Die Nabelschnur. 

FLOH:markt

Findet ein Flohmarkt statt, dann kommt Stimmung im Ort auf. Man freut sich darüber, einen Tag lang in den Aktionskisten am Gehsteig zu wühlen. Bereits mit zehn Cent kann man vieles kaufen. Selbst die Massage gibt es zum halben Preis. Der Tandlerflohmarkt  findet im Gemeindezentrum statt. Hier versuchen Hausfrauen ihre Taschen, Gläser, Schallplatten und Bilder an die Besucher zu verscherbeln. Die Kinder trennen sich von Bilderbüchern, ferngesteuerten Autos, Puppenkleider und Stofftieren. Die älteste Tandlerin  ist fünfundachtzig Jahre alt und hat ihren Kleiderschrank durchforstet. Bei ihr findet man alte Ausgaben vom „Reimmichlkalender“ und „Das Beste“. In der Buckligen Welt ist sie eine begeisterte Leserin vom Tiroler Reimmichlkalender. Visavis verfällt das ehemalige Gemeindekino, auf der Tür ist zu lesen „Komm geh ins Kino“. Bei Bratwürstel und Bier erinnern sich ältere Flohmarktbesucher daran, dass von einem Polizisten am Kinoeingang kontrolliert wurde, ob man schon vierzehn Jahre alt war. Vorher durfte man keinen Film besuchen. „Vorsicht Hase“, bitte Gartentüre schließen.

 

Eine Biographie.