OFFENE:frage

Wie soll man das Alter sehen und ab wann hat man zu einem bestimmten Thema die richtige Meinung? Welche Meinung zählt, die des Zwanzigjährigen, des Vierzigjährigen oder des Fünfzigjährigen. Als Beispiel die Ereignisse im Nahen Osten, in Ägypten, wo die Bevölkerung versucht sich von der Diktatur und dem Polizeistaat zu befreien, ihren Langzeit Diktator abzuschütteln. Die Meinung eines Zwanzigjährigen wird spontaner und offener ausfallen, er wird die neuen Chancen sehen, die sich für die Bevölkerung auftut. Die Möglichkeit einer neuen Freiheit, wie es für die jungen Erwachsenen auf Facebook funktioniert. Die Aussicht, dass die Ägypter ihren Lebensstandard erhöhen können.

Vorsichtiger wird ein Fünfzigjähriger wird mit seinem Optimismus sein. Es könnten die Fundamentalisten die Regierung übernehmen und welche politischen Veränderungen in dieser Region sind die Folge? Wie wirkt sich diese auf die Weltpolitik aus und kommt es zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse im Nahen Osten? Wer gewinnt in dieser Region mehr Einfluss, die USA, China oder Europa. Seine größte Sorge wird der Entwicklung des Ölpreises gelten und die Auswirkungen auf die Wirtschaft, das Wirtschaftswachstum und den Exporten. Dabei schwingt die Sorge um den erreichten Lebensstandard, um den Besitz und um die nächste Urlaubsreise mit. Ist es möglich, dass man als Fünfzigjähriger sich zu einem Thema, sei es Gesellschaft, Wirtschaft oder Politik so äußern kann, als sei man zwanzig oder dreißig Jahre alt? Eigentlich kennt man diese Altersstufen aus eigener Erfahrung und Anschauung. Oder ist es möglich, dass sich ein Zwanzigjähriger in einen Dreißigjährigen oder Fünfzigjährigen hineinversetzten kann.

Vorstellungskraft.

NICHT: versäumt

Den Bildern, als über das Wunder von Chile berichtet wurde, wie wir sie in der vergangenen Woche gesehen haben, wo jede Falte, jede Träne, jede Regung  im Gesicht der Geretteten und der Angehörigen von den Fernsehkameras übertragen wurde, konnte man sich nicht entziehen. Bestimmt hat es vielen Menschen für Stunden geholfen ihrer eigenen misslichen Lage zu entfliehen. Selten wird die Situation so lebensgefährlich sein, wie bei den Bergknappen. Die Bergleute wurden den Millionen Fernsehzuschauern gewaschen, frisch rasiert und mit sauberer Kleidung präsentiert, welche von der Firma Oakley gesponsert wurde, als kämen sie gerade von einer aufregenden Höhlenexpedition, mit überraschenden Entdeckungen zurück.  Bei einem solchen Ereignis stellt sich die Frage, wie lange könnten wir heute ohne das Medium Radio, Fernsehen und Internet leben. Gibt es jemanden im Westen der von dem Grubenunglück nichts gehört und diese Bilder nicht gesehen hat? Solche Ereignisse, die auch Medienereignisse genannt werden, lassen auch nicht Betroffene enger zusammenstehen. Es erleichtert, trifft man auf Bekannte, ein Gespräch anzuknüpfen, es bildet eine gemeinsame Gesprächsbasis, die alle verbindet.

In den Ferien stellte ich nach einer Woche fest, dass ich ohne die tägliche Tageszeitung und den Fernsehnachrichten nichts versäumt habe. Viele Nachrichten die wir hören, sehen und lesen, erreichen nicht unser Gedächtnis, weil sie für uns keine persönliche Bedeutung haben. Die wenigen Neuigkeiten, die auch für unseren Alltag etwas bedeuten, das Leben beeinflussen werden, erfährt man später bestimmt aus der Nachbarschaft.

Der Gartenzaun.

FASSUNGS:los

Die Lebenszeit des einzelnen Menschen ist nicht nur zum Jahresbeginn ein Thema. Viele ältere Menschen sind froh darüber, wenn sie über den Jahreswechsel gekommen sind und der größere Teil vom Winter vorüber ist. Die kalte Jahreszeit bringt vermehrt die Möglichkeit einer Verkühlung, Husten, Grippe oder Lungenentzündung. Ein erhöhtes Risiko auf einem vereisten Gehsteig zu Fall zu kommen. In Südkärnten hat der  Winter an Schrecken eingebüßt, es gibt keine durchgehende Kälte, Schnee und Eis mehr. Es wechseln sich Schneefall und Regen, Kälte und Tauwetter ab. Viele blicken mit Zuversicht auf den März, auf das kommende Frühjahr.

Trotz steigendem Lebensalter, fällt man nicht einem Unfall oder einer heimtückischen Krankheit zum Opfer, schaffen wir es nicht, das Wissen, welches sich seit Jahrtausenden angesammelt hat, vollständig  zu studieren. Wie sollen wir das Geheimniss der Religion von tausenden Jahren erfassen, -zig tausende Romane lesen, die neuesten Theorien von Mathematik oder Physik begreifen, wir bleiben fassungslos. In den Bibliotheken treten wir den Ansammlungen von Wissen und Erfahrungen mit Staunen gegenüber. Heute kommen das Radio, das Fernsehen und das Internet dazu. Man kann nur hoffen, dass man eine Offenbarung erlebt, was einem wichtig ist. Früher hat es genügt, wenn der Vater seine Erfahrungen an die Kinder, oder der Lehrmeister sein Wissen an den Lehrling weitergegeben hat. Dies hat für einen Lebensentwurf genügt.

Brockhaus.        

GE:schmack

Die Menschen sind von unterschiedlichen Dingen fasziniert, es ist dabei so verschieden, wie die Menschen selbst.  Ein wesentlicher Unterschied  zeigt sich bei den Geschlechtern. Die Männer bevorzugen technische Dinge. Alles was der  Fortbewegung dient, Autos, Motorräder, Flugzeuge. Sportliche Höchstleistungen, gepaart mit der Geschwindigkeit:  Skifahren, Laufen und Rennfahren. Kraftsportarten wie Fußball, Boxen und Dreikampf.  Zu den  Herausforderungen zählt das Bergsteigen, Fallschirmspringen und Eisklettern. Männliche Themen sind, der Erfolg im Beruf, bei den Frauen und in der Politik. Gesprochen wird über Neuheiten in der Literatur, Malerei und Musik. Interessant ist die Beschäftigung mit dem Unvollendeten, dem Unpopulären, dem Außenseitertum. Mit den Dingen, an denen die Schöpfer gescheitert sind.

Wer ist für die Prägung des Geschmacks verantwortlich, wie wird er geformt? Die Knaben bekommen technisches Spielzeug. Die Beziehung zum weiblichen Geschlecht wird mit männlichen Attributen angebahnt. Dabei gibt es Außenseiter, Gescheiterte, Laboranten. Solche die sich nicht binden wollen, das eigene Geschlecht anziehend finden, mit beiden experimentieren. Die Öffentlichkeit verlangt Klarheit, nur einmal im Jahr ist Liveball.  

Lustgarten.

SPIEGEL:bild

Elke KrystufekMehrmals begegnet man auf der Biennale in Venedig Installationen mit Spiegeln, auch als Labyrinth angelegt und Skulpturen aus Glas. Betritt man ein Labyrinth, dann kann man sich von allen Seiten betrachten, in verzehrter, in geschrumpfter oder in die Länge gezogener Form. Es passiert, dass man nicht weiter gehen kann, man steht sich selbst im Weg. Das eigene Spiegelbild hindert einem am Weitergehen. Gerne würde man das eigene Spiegelbild zur Seite schieben. In der Kunst wird der Versuch unternommen den Menschen zu spiegeln, dem Menschen einen Spiegel vorzuhalten. In der Malerei mit Porträts, die man nicht mit den Fotos, die zu vielen Anlässen gemacht werden, vergleichen kann. Beim Fotografieren wird die Sonnenseite des Menschen gezeigt. Elke Krystufek, im Österreichpavillon, hält mit ihren Aktmalereien den Männern einen Spiegel vor.  Die aufrichtigste Form der Spiegelung sind die Selbstporträts der Maler, ehrlichere Aussagen gibt es nicht. Man denke an die Selbstporträts von Egon Schiele oder Maria Lassnig.

 

Spieglein, Spieglein an der Wand.