Heute sind die alten Menschen in Altersheimen untergebracht, in modernen, lichtdurchfluteten und mit Blumenschmuck versehenen Seniorenresidenzen aus Glas, Stahl und Beton. Die Betreuung der alten Menschen in eigenen Heimen zu konzentrieren, bündelt die Betreuung und garantiert eine bessere medizinische Versorgung. Der andere Grund dafür ist, uns den Blick auf das Alter zu ersparen, weil wir dabei mit der eigenen Vergänglichkeit konfrontiert werden. Dies verweist auch auf unsere Schwierigkeiten mit dem Glauben, wir werden mit unserem Nichtglauben konfrontiert. Bis in die Neuzeit war der christliche Glaube an Himmel und Hölle in Mitteleuropa fest verankert. Damals waren die Plagen des Alltags, die Krankheit, das Siechtum und das Sterben nur eine Übergangsphase in das himmlische Paradies. Im Himmel erwarteten diejenigen, die glaubten und ihre Sünden bereuten, das schönere Leben.
Heute erwartet den aufgeklärten, den industrialisierten und globalvernetzten Menschen nach dem Tod das Nichts. Umso größer ist der Hunger nach dem ästhetischen Bild, nach dem Schönen in der Kunst. Von den Meisten wird die zeitgemäße Kunst, die dem Menschen einen Spiegel vorhält, abgelehnt. Die Bilder von verstörten Menschen auf der Flucht, zerfetzte Leiber vom Bürgerkrieg und zerstörter Umwelt werden als ein flüchtiger Moment in den Fernsehnachrichten akzeptiert, nicht als Gemälde, Fotomontage oder Installation. Wir sind dabei ein käufliches Paradies auf Erden zu schaffen, je mehr wir nach dem Paradies streben, umso weniger paradiesisch wird es in und um uns.
Morgen wirst du mit mir im Paradies sein.