land:gang

Auf einem Kreuzfahrtschiff kann man abends im Restaurant aus einer umfangreichen Speisekarte wählen. Das Servieren der Speisen erfolgt außerordentlich rasch und aufmerksam. Das Tischgespräch plätschert an den ersten Abenden so dahin, von der  Unterbringung in den Kabinen bis zum Unterhaltungsprogramm im schiffseigenen Theater. Dazu gehören auch die Eindrücke von einem Tagesausflug, einer Stadtbesichtigung und den baulichen Sehenswürdigkeiten. Von einer Kurzvisite in das Landesinnere oder die Erfahrung wie man mit dem Fahrrad die Küste erkundet hat. Man schwärmt vom großen Fachwissen des Reiseführers. Ohne Führung durch die Innenstadt zu Bummeln, sich unter die Einwohner zu mischen, ist nur in Ausnahmen möglich. Dann, wenn der Anlegeplatz des Schiffes nur ein bis zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt ist. Werden Tischgenossen in ihren Erzählungen emotional, dann war man mit dem Reiseleiter unzufrieden, jemand hat sich verletzt oder einem Teilnehmer wurde etwas gestohlen.

Eines Tages ist ein Ehepaar entrüstet zum Abendessen gekommen, der Mann hat mit seiner Wut nicht lange hinter den berggehalten. Den Nachmittag haben sie in Klaipeda  am Hafen in einem Cafe verbracht. Dabei wurde dem Mann die Brieftasche, eigentlich der Inhalt geklaut, das Geld, die Kreditkarte und andere Dokumente. Während dem Kaffeetrinken hatte er die Brieftasche und das Handy am Tisch liegen und nach dem Bezahlen aus Versehen nur das Handy eingesteckt. Seinen Irrtum hat er auf der Straße bemerkt und ist zurück in das Cafe geeilt. Zu seiner Freude ist die Brieftasche noch am Kaffeetisch gelegen. Beim Öffnen der Brieftasche fehlten das Geld und die Kreditkarte. Die Bedienung beteuert nichts Verdächtiges beobachtet zu haben. Das Übliche, wie er sich ausdrückte. Wutentbrannt saß das Ehepaar beim Abendessen.

Auf unsere Nachfrage, eigentlich Anteilnahme, erklärte der Mann, dass ihr ganzes Geld und auch die Bankomat Karte gestohlen  wurden. Auch das Geld und die Kreditkarte der Frau hätten sich in der Brieftasche befunden. Es gab die erwarteten Beschuldigungen und Beschimpfungen auf die Einheimischen, über ihren Umgang mit Touristen. Bedauerlicherweise hätten sie jetzt keine Möglichkeit, besser gesagt kein Geld, um noch einen Landgang in Talin zu buchen. Alle Interventionen auf das Schiff einen Geldbetrag zu überweisen seinen gescheitert.

Seenot

reise:stress II

Für die männliche Seite gibt es in manchen Partnerschaften insofern eine Erleichterung, dass die bessere Hälfte das Einpacken der Garderobe übernimmt. Zumindest eine Vorauswahl trifft. Mitunter zermartere ich mir bei Nebensächlichkeiten, welche Urlaubslektüre und wieviel Notizhefte soll ich einpacken, den Kopf. Aus Erfahrung weiß ich, kommt man wegen Belanglosigkeiten im Alltag  nicht zum Lesen, so setzt sich dies beim Reisen fort. Zum einem will ich mich den Unterhaltungsmöglichkeiten im Urlaubsort nicht verschließen und das Spa- und Fitnessprogramm soll auch nicht zu kurz kommen. Danach bleibt vom sogenannten Urlaubstag nicht viel übrig. Bei einem prallen Tages Programm verlangt der Körper, mehr noch der Geist, abends ein sanftes Ruhekissen.

Beim Einpacken der Reisegarderobe stelle ich fest, es mir schwer fällt die passende Kleidung zu finden. Dies hat einen einfachen Grund, zuhause bin ich mit der vorhandenen Garderobe zufrieden, aber bei einem genauen in Augenscheinnehmen stelle ich fest, ich habe nichts zum Anziehen. Vieles finde ich für den täglichen Gebrauch in der heimatlichen Umgebung passend, aber für den Urlaub zu wenig praktisch und schön. Am Reiseziel werde ich von den anderen Gästen mit unbekannten Augen betrachtet. Die Absicht ist nicht nur den Körper zu relaxen, sondern ein neues Bild abzugeben, mich von einer besseren Seite zu präsentieren. Wie weit kann ich die Neugierde von fremden Menschen wecken? Die beste Zeit und Gelegenheit dafür ist der kommende Urlaub. Im Urlaub geht es auch darum sein Selbstbewusstsein zu regenerieren. Ein Faktor ist eine elegante oder topmodische Kleidung. Auf der Panoramaterasse ein Buch zu lesen zieht ein gewisses Augenmerk auf sich, wo die halbe Menschheit sich als Wischer am Smartphone oder Tabletts outet. Anarchie zeichnet den Buchleser aus, erreicht aber nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie eine ausgefallene Kleidung.

Buchstapel

reise:stress

Wichtige Argumente um Urlaub zu machen sind: Man hat zu viel gearbeitet, die Beschäftigung macht keine Freude mehr, vom Vorarbeiter wird man für mangelnden Fleiß gerügt  oder man stöhnt unter der Verantwortung,die einem im Erwerbsleben aufgebürdet wird. Solche Zustände gibt es in allen Berufen, im Handel, in der Erzeugung, bei der Verwaltung, im Schuldienst oder beim Paketdienst. Es ist an der Zeit auszuspannen, wenn der Körper mit einem unruhigen Schlaf, Appetitlosigkeit, mit Beschwerden wie Sodbrennen und Kopfschmerzen, reagiert. Meistens sinkt die Laune gegenüber den Kollegen, gegen die Familienangehörigen, auf einen Tiefpunkt. Überlastung im Beruf beschädigt auch das Familienleben. In den schlimmsten Fällen führt dies zu einem Nervenzusammenbruch, heute sagt man Burnout und trägt diese Diagnose mit Stolz. Gerade so, wie man bei einer Familienfeier das neue Hemd oder die neue Bluse zur Schau stellt.

In solchen Lebenslagen gibt es den gut gemeinten Rat, Urlaub zu machen. Bei manchen Personen wird diese Regel auf den Kopf gestellt. Bei ihnen beginnt der Stress mit den Urlaubsvorbereitungen, am Tag X vor dem Urlaub. Wenn es heißt, die Utensilien für den Urlaub einzupacken, vornehmlich die Garderobe. Eine Rolle spielt dabei auch die Jahreszeit, für den Sommerurlaub die Garderobe zusammenzustellen ist einfacher, als für die Übergangszeit wie Frühling und Herbst. Man weiß nicht, wie beständig das Wetter sein wird, werden die Temperaturen schon oder noch angenehm sein? Schwieriger wird es beim Verreisen im Winter, bei einem Aufenthalt in Zentraleuropa. Es braucht wärmere Kleidung, die viel Volumen hat. Dabei spielt es eine Rolle, mit welchem Verkehrsmittel verreist man. Muss für einen vierzehntägigen Aufenthalt alles in zwei Reisekoffern Platz haben oder steht ein Pkw zur Verfügung? Dort kann man hineinstopfen, bis der Kofferraum und die Hintersitze voll mit Reise Utensilien sind.

Ladefläche

whats:app

Seitdem ich WhatsApp verwende wird die Verwandtschaft, Freunde und Bekannte mit Schnappschüssen vom Urlaubsgeschehen versorgt. Auch die Urlaubsgrüße werden so schnell und kostengünstig versendet. Das Nachsehen haben die Verkäufer von Ansichtskarten, selten verirrt sich noch ein Tourist zu einem Kartenständer. Auf den Sozial Media fallen beim Verreisen alle Hüllen. Von den Reiseveranstaltern, welche ökologisch nachhaltige Reisen anbieten wird man  aufgefordert, während des Urlaubs beim Fotografieren mit anderen Personen respektvoll umzugehen. Meine Passion ist abseits von den Sehenswürdigkeiten, die Stimmung eines Ortes oder Augenblickes zu erfassen. Mit der Kamera einen liebevollen Blick auf das nicht Aufgeräumte, etwas schlampige Geschehen zu werfen. Als Mitteleuropäer sind wir fixiert auf das absolut Perfekte. Meinem Auge tut es gut, wenn ich bei einem Stadtbummel etwas Desolaten begegne. In unserer Optimierungsgesellschaft wirkt es für mich erlösend, stolpere ich über eine menschliche Schlampigkeit. Am Dorfrand an einer Ansammlung von wertlosem Gerümpel vorbeigehe, ausrangierten landwirtschaftlichen Geräten, kaputten Fahrrädern, beschädigte Behälter und Sessel. Vielleicht gibt es dafür irgendwo eine Verwendung und es erspart einen Neukauf.

Stark frequentiert ist in Rovinj die Gries Gasse, welche mit glatten Stufen steil zur Kathedrale der Ephemera emporführt. In dieser schmalen Gasse sind eine Unzahl von kleinen Ateliers und Kunsthandwerks Läden angesiedelt. Zu sehen sind kreative Objekte in Holz und Ton, Landschaftsbilder in Acryl-, Öl- und Aquarellmalerei.

Dieses reizvolle Gässchen ist ein Touristenmagnet und es wäre sinnvoll die Läden finanziell zu unterstützen. Die Stadtgemeinde könnte für die Miete aufkommen. Für die Innenstadt sind die Künstler eine Bereicherung. Diese Förderung könnte man mit der EU-Förderung für die Bauern, für die Bewirtschaftung der Almen, vergleichen. Nicht fördern muss man ein Restaurant an der Uferpromenade, wo man bei der Bestellung Spaghetti mit Meeresfrüchten, Spaghetti mit Meeresabfällen bekommt.

Muscheln

geheim:tipp

Kommen Verwandte aus anderen Bundesländern für ein paar Tage zu Besuch nach Kärnten, dann gibt es Lieblingsorte welche wir ihnen zeigen wollen. Von den Südkärntnern wird gerne als erstes Ausflugziel Tarvisio in Italien oder Kranjska Gora in Slowenien vorgeschlagen. Beide Orte befinden sich nur wenige Kilometer hinter der österreichischen Grenze. Man befindet sich mit einigen Schritten in einer anderen Kultur- und Sprachlandschaft. Es ändert sich auch die Art des Menschenschlages und der Charakter bei den Speisen. Vor drei Jahrzehnten gab es im Dreiländereck noch unterschiedliche Währungen. Ein besonderer Nervenkitzel bei der Heimfahrt war, im Auto etwas über die Grenze zu schmuggeln. Aus Tarvisio waren es Schuhe,Textilien und Lederwaren. Bei der Rückfahrt von Kranjska Gora Zigaretten, Parfüme und Spirituosen aus dem Duty-free-Shop. Nach dem Genuss von ein paar Achterln Wein war die Frage des Zöllners, „haben sie etwas zu verzollen“, nicht der Rede wert.

Zuweilen entführen wir den Besuch in das etwas weiter entfernte Venzone oder nach Gemona. Unser Geheimtipp ist das Schmetterlingsdorf Bordano in der Nähe von Venzone. Die Hausfassaden sind mit farbenprächtigen Schmetterlingsmotiven bemalt. Einmal einzelne Schmetterlinge, dann wieder Fantasy Szenen in denen Schmetterlinge eingebunden sind. An manchen Häusern sind die Farben und Motive schon etwas verblasst, es kommen aber immer wieder neue Malereien hinzu. Im Ort wurde ein Schmetterlingshaus errichtet, ein Gehege mit tropischem Klima und Pflanzen, darin freifliegende Schmetterlinge aus allen Erdteilen. Dazu kommen verschiedene Terrarien mit heimischen und exotischen Reptilien. Informationen gibt es auf Schautafeln und bei Filmvorführungen. Im Eingangsbereich befinden sich Schaukästen mit präparierten Schmetterlingen, von den einige die Größe von einem Vogel haben. Von diesem Schmetterlingsdorf hat uns eine Kundschaft aus dem Kanaltal erzählt. Im Geschäft in Arnoldstein hat diese ein paar Jahre lang regelmäßig die neuesten Burda Handarbeitshefte gekauft. Diese hat er für eine Strick- und Stickgruppe im Kanaltal geholt. Bei jedem Wetter, Kälte, Regen und Schnee, ist er mit seinem dreirädrigen Kleinauto nach Arnoldstein gekommen. Diesem führerscheinfreien Fahrzeug begegnet man auf italienischen Straßen öfters. Die Beliebtheit dieser Ausflugsziele liegt darin, dass sie weniger als hundert Kilometer von Villach entfernt sind und ein völlig anderes Ambiente bieten.

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