PARTEI:buch

Wie aktuell theologische Abhandlungen, die vor zweihundert Jahren niedergeschrieben wurden, sein können, erfährt man in der Klosterbibliothek in Wiblingen. Bei der Besichtigung der Klosterbibliothek, mit vielen theologischen, philosophischen und wissenschaftlichen Büchern, wo bei man anmerken muss, dass viele Bücher nach den Franzosenkriegen abtransportiert wurden, ist mir ein kleines Buch  mit dem Titel: “Hat der Satz seine Richtigkeit: Wem Gott ein Amt gegeben hat, dem gibt er auch den Verstand“, aufgefallen.  Verfasst wurde es von Martin Mack, der von  1712 – 1776 gelebt hat.

Für mich ist diese Frage noch immer aktuell, besonders dann, wenn es nach Wahlen zur Bildung einer Regierung kommt und die verschiedenen Ressorts mit Ministern besetzt werden. Dabei fragt sich der aufgeweckte Bürger, genügt für ein Ministeramt die Parteizugehörigkeit oder sollte nicht das Fachwissen eine entscheidende Rolle spielen. Diese Frage stellt sich nicht nur bei Ministerernennungen, sondern setzt sich auch auf anderen Ebenen fort. Eine Ursache der Millionenverluste in staatsnahen Betrieben liegt bestimmt darin, dass man in Parteiarbeit geschulte Menschen in das Management von Wirtschaftsbetrieben berufen hat. Damals wie heute kann die Richtigkeit des Satzes: „Wem Gott ein Amt gegeben hat, dem gibt er auch den Verstand“, angezweifelt werden.

Mitgliedskarte.

BLIND:taub

Bei vielen emotionalen Regungen kann man von Rauschzuständen sprechen. Der Volksmund sagt: „Liebe macht blind“, der Hass ebenso. “Taub” vor Trauer und Glück. Rauschzustände können Symptome wie Heiserkeit, Augenbrennen, Magendrücken oder Schwindelgefühle  hervorrufen. Geistige Symptome, Blindheit im Denken. Wie können wir mit  Rauschzuständen im Alltag umgehen? Im Alltagsleben fehlt uns die körperliche Ausdrucksmöglichkeit, wir müssen uns gefasst benehmen. Wer hat heute die Möglichkeit, wenn er vom Glück überwältigt wird, ganz spontan einen Luftsprung zu machen oder fängt zum Singen an. Bricht einem die Trauer um einen Menschen das Herz, den Schmerz hinauszuschreien. Alles verläuft gefasst, die Öffentlich-keit schaut zu. Man erwartet angemessene Trauer mit Hilfe von Zeremonienmeister. Für den Hass gibt es wenig körperlichen Raum. Man bekommt Entspannungstechniken, Verhandlungen, Vermittlungen angeboten. Es soll kein böses Wort fallen, nicht mit dem Fuß in den Boden stampfen oder eine Tür zuzuschlagen. Der Hass staut sich auf, er macht blind.

 

Blutrausch.     

IM:rausch II

Wer bei dem Wort Rausch an den Alkoholmissbrauch denkt, greift bei dem Wort zu kurz. Es gibt noch andere Arten von Rauschzuständen, wie Drogenrausch, Höhenrausch, Geschwindigkeitsrausch, Kaufrausch oder Erfolgsrausch. Die Frage ist, was einen Rausch auslöst, ist es ein Defizit in einem bestimmten Lebensbereich? Ein Mangel an Selbstwertgefühl oder eine Ersatzhandlung für einen bestimmten Verzicht. Es gibt niemanden, der ohne Rausch auskommt. Verzicht und Stabilität sind auch eine Form des Rausches, ein Rausch der Normalität. Wer sich der Frömmigkeit und der Nächstenliebe hingibt, lebt in einem Rauschzustand der Hilfsbereitschaft.

 

Die deutsche Autoindustrie kann pro Jahr hundert Millionen Autos produzieren. Die voraussichtlichen Verkaufszahlen pro Jahr liegen bei fünfzig Millionen Autos. Wir  leben im Rausch der Produktionssteigerung, im Wachstumsrausch, dieser Rausch ist kollektiv, ist legal.

 

Die Autofalle.

IM:rausch

Sich einen “Rausch antrinken”, wie der Alkoholmissbrauch im Volksmund genannt wird, war früher auf dem Land etwas Normales und hat auch vieles entschuldigt. Oft ist es passiert, dass es im Rausch unter den Gasthausbesuchern zu einem Streit oder einer Rauferei gekommen ist. Es gab kaum eine Brauchtumsveranstaltung, sei es Kirchtag, Feuerwehrfest oder Faschingsball, wo es nicht eine Rauferei gegeben hat. Am nächsten Tag waren sich die Streitparteien  einig, es war eine besoffene Geschichte, der man nicht viel Bedeutung beigemessen hat. Von dem Einen und dem Anderen hat es geheißen, dass er, wenn er im Rausch heimkommt, seine Frau und seine Kinder schlägt. Auch dies hat man zu den entschuldbaren Vorkommnissen gezählt. Es hat genügt, wenn man es in der Kirche gebeichtet hat und der Pfarrer  einem in das Gewissen redete. 

Heute ist man vorsichtiger und überlegt sich, was man im Rausch macht. Bei einer sogenannten Wirtshausrauferei ist man schnell mit dem Paragrafen Körperverletzung und einer Schmerzens-geldforderung konfrontiert. Bei der Misshandlung von Frau oder Kind kommt es zu einem Verweis aus der Wohnung. Den Pfarrer, der einem in das Gewissen redet, muss man suchen.  In der Kirche diskutiert man über komplexe Glaubens- und Sozialfragen. Im Rausch wird der Blickwinkel enger und beim Überschreiten der Geleise bleibt man dort liegen. 

Böses Erwachen.

GEBURTS:tag

Der Geburtstag ist ein Termin, welcher von allen Menschen gefeiert wird. Für die Einen ist er ein Tag der Freude, Andere nehmen von ihrem Geburtstag kaum Notiz. Er wird jeden Tag millionenfach erlebt und gefeiert, für jeden von uns findet er jährlich statt.  Man kann sagen, über den Geburtstag zu reden oder zu schreiben ist banal, doch der Geburtstag birgt viel Sprengstoff in sich. In jungen Jahren hat man den Wunsch schnell älter zu werden, die große Liebe kennen zulernen oder einen besseren Job zu finden. Später will man die Jahre einbremsen. So sehr man sich dagegen stemmt, sie rollen immer weiter. Plötzlich stellt sich die Frage, wie viele schlechte und gute Entscheidungen hat es im Leben gegeben. Welche Entscheidung hat man versäumt, verschlafen oder wurde von jemandem anderem vereitelt. Was war die schlechteste Entscheidung, welche gehörte zu den besten Entscheidungen. Wie geht man mit jenen Entscheidungen um, welche man heute anders ausführen würde, wenn man könnte? Kann man Entscheidungen rückgängig machen. Braucht es heute, am Geburtstag, einen Kurswechsel, eine Kehrtwendung in meinem Leben. 

Meine Geburt in einem mitteleuropäischen Land in den fünfziger Jahren war ein Privileg, der große Krieg war vorbei, es gab genug zu Essen und die Entwicklungsaussichten waren gut. Wie anders und mühevoller wären die Lebensbedingungen gewesen, wenn ich in Rumänien, in Indien oder in Angola geboren worden wäre. Wer entscheidet über den Ort der Geburt und das weitere Leben. 

Die Nabelschnur.