TABAK:genuss II

 Eine neue Bestimmung des Gesundheitsministerium verlangt, dass für Raucher und Nichtraucher in Gaststätten separate Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Wie als Schaufensterpuppe fühlt man sich, wenn man im Glascontainer, der von einem Café in einem Einkaufszentrum als Raucherzone angeboten wird, Platz genommen hat. Auf der Glastür klebt ein Schild:“ Rauchen gefährdet ihre Gesundheit und die Gesundheit ihrer Mitmenschen.“ Alle vorbeigehenden Shopper werfen einen Blick in den Glascontainer.

Schaden gelitten hat die Idee in einem Völkendorfer Café, den Besuchern Bücher zum Lesen anzubieten, durch die Trennung des Lokals in Raucher- und Nichtraucherzone. Die Bücher befinden sich in der Raucherzone, die durch eine Glastür vom übrigen Lokal abgetrennt wurde, die Nichtraucher sind vom Bücherentleihen ausgesperrt. Bei den österreichischen Bundesbahnen gibt es nur mehr Nichtraucherabteile. Vor Jahren war es möglich, waren in den Nichtraucherabteilen alle Plätze besetzt, dass man in die Raucherabteile ausweichen konnte. Dort gab es meistens noch freie Plätze.

In der Auslage.  

UN:vergessen II

Es ist üblich, dass man auf der Trauerpate und bei einer Traueranzeige in der Tageszeitung schreibt: „Er ist unvergesslich“. Bei der Trauerpate kommt dieser Satz von den engsten Angehörigen, wo der Verstorbene eine Lücke im Familienverbund hinterlässt. Nach einer Todesanzeige von einer Firma wird der Verstorbene sehr schnell durch einen Neuen ersetzt. Der Nachfolger wird sich bemühen, neue Ideen und Pläne einzubringen, sodass nichts mehr an den Vorgänger erinnert. Manchmal erfährt man erst zwei oder drei Wochen später, dass ein Mensch verstorben ist, den man Jahre lang gut gekannt und gemeinsam schöne Abende verbracht hat. Irgendwann hat man sich aus den Augen verloren, obwohl man im selben Ort wohnt. Erkranken Leute, dann ziehen sie sich immer mehr zurück, zeigen sich nicht mehr im Alltag und sterben. In einem Fall denke ich an manche gemeinsame Jahreswechsel, wobei wir uns bei Hausmannskost und ein paar Getränken bestens unterhalten haben. Zur Stimmung beigetragen haben harmlose, aber wirksame Scherzartikel, wie Zauberwürmer, Blitzwatte und Knalleinlagen für Zigaretten. Den Abschluss bildete das Abschießen der Silvesterraketen.

Gemeinsam sind wir in das damals noch existierende, benachbarte Jugoslawien gefahren, wo sich die Raucher mit günstigen Zigaretten eindeckten. Zollfrei einführen durfte man drei Schachteln. Als Nichtraucher habe ich für die Raucher drei Schachteln mitgenommen. Gelohnt hat sich ein Ausflug, wenn man es schaffte mehrere Stangen Zigaretten zu schmuggeln. In den siebziger Jahren wurde an der jugoslawischen Grenze streng kontrolliert und beim Schmuggeln von Zigaretten oder Spirituosen drohte nicht nur eine Geldstrafe, sondern die Beschlagnahme des Autos. Damals waren die Zierpolster mit verschiedenen Motiven, wie Blumen, Pferde oder Katzen, Mode und man sah sie im Heckfenster eines jeden Autos. Ein Schmugglertrick bestand darin, die Zierpolster ohne Füllmaterial nach Jugoslawien mitzunehmen, um sie dann mit Zigaretten zu füllen und sie in das Heckfenster zu legen. So kam man durch jede Kofferraumkontrolle. Die VW Käfer waren dafür gut geeignet. Beatle.

UN:vergessen

Jeder hat in seinem Leben unvergessliche schöne Momente. Manche sagen, dass gerade die schlechtesten Ereignisse unvergesslich bleiben. Für neue Eindrücke, will ich sie nicht vergessen, brauche ich heute das Notizbuch. Am leichtesten erschließen sich manche Ereignisse, wenn man auf Fotos zurückgreifen kann. Hat man Glück, dann kommt man mit einzelnen Personen wieder in das Gespräch. Es kann sein, dass abgebildete Personen verstorben sind, ohne dass man davon benachrichtigt wurde. Ein unvergesslicher Augenblick ist für mich, als ich das erste Mal die Kirche in Portoroz betreten und die Kreuzigungsgruppe von Temschwar gesehen habe. Christus hat eine Hand vom Kreuz gelöst und ergreift damit die Hand einer hilfesuchenden Frau und lächelt ihr aufmunternd zu. Jedes Mal wenn ich in Portoroz bin, dann besuche ich diese Kirche und präge mir das Altarbild aufs Neue ein. Die Kreuzwegbilder an der Kirchenwand stammen von der Künstlerin Mira Licen – Krmpotic. Für sie bedeutet Auferstehung sich im Leben, nach einem Schicksalsschlag, wieder aufzurichten.

MYTHOS:h

Es gibt wenige Menschen die Kult- oder Mythosstatus erreichen, wenn sie in Ehren alt werden und eines natürlichen Todes sterben. Am schnellsten bilden sich Legenden, wenn die Person unter ungeklärten oder vermeintlich ungeklärten Umständen stirbt oder durch fremde Gewalt ums Leben kommt. Auch ein Selbstmord kann bei einer bekannten Persönlichkeit zur Legendenbildung beitragen. Dafür gibt es in der Geschichte genug Beispiele: Von Politikern, Sängern, Künstlern, Schriftstellern. Bei Politikern bildet sich eine andere Art von Legende, wenn sie durch einen Sprengstoffanschlag oder auf andere spektakuläre Art um das Leben kommen. Zeigen sich nach dem Tod Ungereimtheiten oder schwerwiegende Fehler in ihrem Wirken, dann wird von den Anhängern behauptet, daran seien die Mitarbeiter schuld und der Verstorbene habe davon nichts gewusst. Eine andere Variante ist zu sagen, wäre der Politiker noch am Leben, hätte er die schwerwiegenden Fehler noch repariert. In Wahrheit wäre es möglich gewesen, diese Vergehen noch für eine geraume Zeit zu vertuschen, unter Verschluss zu halten, um später aufgedeckt zu werden. So kommt es, dass die politischen Erben ein schwieriges Erbe übernehmen und sanieren müssen. Ähnliches erleben manchmal die Erben von einem Geschäftsbetrieb. Sie glauben eine gut florierende, finanziell starke Firma zu übernehmen, in Wirklichkeit stellt sich heraus, dass Schulden vorhanden sind und viele Stammkunden abgewandert sind. Nur das Charisma des Verstorbenen hat verhindert, dass die Banken die Kredite fällig stellten.

Zum Mythos geworden ist ein tödlich verunglückter Landeshauptmann, der alkoholisiert und mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren ist. Als Unfallursache vermuten viele seiner Anhänger, dass er vorsätzlich alkoholisiert und an seinem Auto manipuliert wurde. Ausgeführt von seinen Feinden, wer immer diese sind, sie werden auch nicht genannt. Verteidigt wird der Selbstbedienungsladen den der Verunglückte bei der landeseigenen Hypobank installiert hat. Viele der Events und Wahlzuckerln musste die Bank finanzieren, dadurch wurde sie zum Sanierungsfall und nur durch eine staatliche Haftung vor dem Bankrott bewahrt. Die Anhänger glauben, dies wäre nicht passiert, wenn der Landeshauptmann  nicht verunglückt wäre. Er hätte bestimmt einen Ausweg gefunden und vieles von der „Freunderlwirtschaft“ hat er nicht gewusst.

Legende.

STARKER:jahrgang

Von korpulenten Herren oder Frauen sagt man im Umgangston, dies ist ein starker Jahrgang. Ist man im Schulbereich tätig, dann hört man, jetzt kommen die starken Jahrgänge, es gibt viele Schüler. Die letzten Jahre waren davon geprägt, dass es weniger Schüler gab und weniger Klassen. Man spricht von schwachen Jahrgängen. Anders verhält es sich in Österreich bei den Pensionisten, da spricht man davon, dass jetzt die starken Jahrgänge, gemeint sind die in den 50er Jahren Geborenen, in Pension gehen werden. Dies bedeutet, dass die Staatsausgaben für die Pensionen steigen werden. Die Aussage, „jetzt kommen die starken Jahrgänge“ steht wie eine Drohung im öffentlichen Raum. In Zeiten, wo sich der Staat wegen der Wirtschaftskrise verschuldet hat, ein neues Unheil. Dabei wird  verschwiegen, dass diese  Jahrgänge in ihrer aktiven Zeit viel an Steuern und Abgaben gezahlt haben. Viele Einrichtungen der öffentlichen Infrastruktur gibt es , weil die Staatskassen gefüllt waren. Auch der Prozess für einen offenen Staat, für mehr Demokratie ist durch diese eingeleitet worden. Von den Hausbesetzungen, der Antiatombewegung bis zu den Anfängen der Grünbewegung. Die starken Jahrgänge kommen in den Genuss des medizinischen Fortschritts, den sie selbst eingeleitet haben. In der öffentlichen Diskussion stellt sich die Frage, wie werden wir die starken Jahrgänge los? Durch Pensionskürzungen,  einer finanziellen Abmagerungskur.

Pensionskürzung.