EIN:fluss

Der Wert eines Menschen wird von manchen daran gemessen, wie viel Macht und Einfluss jemand ausübt. Man beneidet jene, die in der Gemeinde oder im Bezirk Einfluss besitzen. Im Vordergrund steht dabei der politische Einfluss und dieser wird oft überschätzt. Den wirklichen Einfluss üben jene aus, die eine wirtschaftliche Macht haben, jene die das Kapital haben und damit die politischen Mandatare beeinflussen können. Indem sie die Arbeitnehmer als Geisel nehmen und gegen Subventionen freilassen. Schon oft hat sich die sogenannte starke Hand der Gewerkschaft vom Kapital besiegen lassen. Das Militär spielt in Österreich keine bedeutende Rolle, in anderen Staaten schon. Jede politische Richtung strebt nach Einfluss, den Einfluss auf jeden einzelnen Bürger. Die Einflüsterer beginnen schon bei den Kindern, sie können den Einflüsterer, wie der Werbung, wenig Widerstand entgegensetzen. Würde der durchschnittliche Bürger, den es nicht gibt, befragt werden, wer übt den stärksten Einfluss im Staat aus, dann würden wahrscheinlich die Namen der Regierungsmitglieder fallen. Oder wie in Österreich der Name eines Kleinformatblattes, welches wegen seiner großen Verbreitung die Politik und die Wirtschaftsgrößen beeinflusst.

Wir verändern in immer stärkeren Maße die natürlichen Abläufe und beeinflussen so die Umwelt, nicht immer zum Vorteil. Dem Einfluss des Menschen entzieht sich, so oft er es auch probiert hat, die Zeit. Es ist nicht möglich die Zeit, das verstreichen der Zeit, zu beeinflussen. Vom Gefühl lässt sich die Zeit verschieden definieren, man sagt, dass die Zeit einmal schneller und dann wieder langsamer vergeht. An der tatsächlich gemessenen Zeit ändert dies nichts. Die Zeit würde es nicht mehr geben, wenn wir sie anhalten, beschleunigen oder bremsen könnten.

Zeitlos.

BESITZ:wert

In den ländlichen Gebieten Kärntens, die von der Landwirtschaft in verschiedenen Größen geprägt sind, von Landwirten mit dreißig Stück Kühen und etwas Forstwirtschaft oder von den Nebenerwerbsbauern hat Besitz einen anderen Stellenwert, als wie bei den Bewohnern von Mietwohnungen am Stadtrand. Am Land drehen sich die Gespräche beim Kirchgang und im Wirtshaus um Grund und Boden, um das Gedeihen der Feldfrüchten und um die Milchleistung bei den Kühen. Erörtert wird der Preis für das Kilogramm Lebendgewicht bei den Schweinen,  eine spannende Frage ist die Auswirkung der Krise auf die Holzpreise. Dazu kommt die Frage nach der Witterung, bei starken Regen – oder Schneefällen die Sorge vor Überschwemmungen und Murenabgängen. Ein frostiger Winter kann manche Wintersaat vernichten. Diesen Gesprächen kann sich der Maschinenhändler, der Tischler oder der Fleischhauer anschließen. Die erste Frage unter den Kleinunternehmer gilt  nach dem Umsatz der vergangenen Woche, nach der Kundenfrequenz und  nach dem Stand der Aufträge. Dabei sind konkrete Zahlen gewünscht und  man spart nicht mit Lob, wenn jemand auf steigende Umsätze verweisen kann.

Hat man ein Eigenheim, so ist man bei der Stammtischrunde dabei. Hat jemand eine besondere Geschicklichkeit beim Hausbau und bringt es zu mehreren Häusern, so wird er für seinen Fleiß gelobt und als Vorbild dargestellt. Für jemanden der schreibt hat man wenig Verständnis, darunter kann man sich nichts vorstellen. Aus Höflichkeit wird gefragt, wann es wieder eine Lesung gibt  oder ob man an einem neuen Buch schreibt. Fragt man dann nach, ob derjenige eines der Bücher gekauft oder gelesen hat, dann wird mit einer Höflichkeitsformel, man hat von dem Buch gehört, geantwortet. Was macht Sinn, drei Häuser zu bauen oder drei Bücher zu veröffentlichen?

Bücherstapel. 

VOLKS:zeitung

Vor der Jahrtausendwende hat es in Kärnten außer der „Kleinen Zeitung“ und der „Kärntner Tageszeitung“ eine dritte regionale Tageszeitung gegeben, sie hieß „Volkszeitung“. Der Name klingt nach  Parteizeitung die sich auf das Volk beruft, wie in den ehemaligen kommunistischen Ländern des Ostblocks. Die Volkszeitung hatte eine bürgerliche und christliche Ausrichtung. Meine Kontakte zur Zeitung haben damit begonnen, als auf der Jugendseite meine erste Kurzgeschichte „Invasion“ veröffentlicht wurde. Der Jugendredakteur war auch der Fotograf der Zeitung und wechselte später als Kameramann zum Fernsehen.

Vor kurzem habe ich gelesen, dass ein anderer Zeitungskollege, H., in Spanien verstorben ist. Nach seiner Arbeit bei der VZ war er später Kriegsreporter für eine Wiener Tageszeitung und hat aus Vietnam, dem Nahen Osten und aus Südamerika berichtet. Er hat mich immer wieder eingeladen mit ihm, zu seinen Kriegseinsätzen, mitzureisen. Damals sind den Reportern die Kugeln noch um die Ohren gepfiffen.

Ein anderer Jugendfreund, E., ist vor einigen Jahren gestorben, er war Chefredakteur für ein Kleinformatblatt. Wir haben gemeinsam eine Internatsschule besucht. Er hat viel gelesen und hat zu denen gehört, die Bücher  spannend nacherzählen konnten. Ich habe auch gerne gelesen, allerdings keine Karl May Bücher und nicht so viele Bücher wie er. Trotzdem kenne ich einige Erzählungen von Karl May, weil E. sie uns im Schlafsaal, nachdem das Licht ausgeschaltet war und die Schritte des Präfekten verklungen waren, auf spannende Art nacherzählt hat. So bleibt er mir in Erinnerung.

Andenken.

HÄND:isch

Es  gibt kaum noch Bereiche wo nicht versucht wird zu automatisieren, sich zu spezialisieren. Es gab Zeiten, da konnte man nach dem Betreten des Warteraums beim Fahrkartenschalter eine Fahrkarte für eine Bahnfahrt lösen. Hinter einer Glasscheibe stand ein Herr in blauer Uniform und mit blauer Mütze und hat die Fahrkarte unter einer Glasscheibe durchgereicht.  Auf der Glasscheibe war ein Schild angebracht mit der Aufforderung: Einzeln vorzutreten, laut und deutlich zu sprechen. Heute steht in einer Ecke ein Fahrkartenautomat den man selbst bedienen muss. Beim Bankschalter ergeht es einem ähnlich, die Kontoauszüge erhält man beim Kontoauszugsdrucker und das Bargeld kann man beim Bankomat beheben. Die Bankomaten gibt es in Österreich seit dem Jahr  1989.   Damals hat man erwartet, dass man etwa ca. 600 Bankomaten brauchen wird, heute sind es in Österreich 2996  Bankomaten. 

Anderseits wird von den Kunden erwartet, dass man Vollautomaten im Betrieb hat, wie einen Kopierer, der die Dokumente automatisch einzieht  und diese nicht händisch eingelegt werden müssen. Da wird man dann gefragt, ob es notwendig ist, dass man dies händisch erledigen muss. Ist es ein  Zufall, dass man von der Evolution zwei Hände bekommen hat, eben um Arbeiten händisch zu erledigen.  So kann es vorkommen, dass die  Handgelenke und Schultergelenke durch die lange Arbeitszeit schmerzen.

Linkshänder.

GELI:modell

Es wird oft behauptet, dass ältere Menschen gerne von den früheren Zeiten schwärmen: “Damals war vieles besser”. Das sich in den letzten vierzig Jahren manches verändert hat, spürt man täglich beim Autofahren. In den größeren Städten gibt es am Morgen und am Abend den obligatorischen Stau, die Autofahrer sind zueinander oft rücksichtslos. Die wichtigsten Dinge für das tägliche Leben, wie Lebensmittel, Kleider oder Eisenwaren kaufte man früher beim Gemischtwarenhändler im Ort. Heute muss man in ein Einkaufszentrum oder in einen überdimensionierten Baumarkt fahren um ein paar Bilderhacken zu besorgen. Die große Auswahl bei den Lebensmittel, dabei ist es einerlei ob es sich dabei um Joghurt oder Käse, um Thunfisch oder Marmelade handelt, macht  das Einkaufen nicht leichter. Es schmeckt auch nicht besser, vielleicht war manches früher bei den Lebensmittel natürlicher, trotz der Werbung mit dem Slogan: „Ja natürlich“. Bei der Bekleidung gab es nicht alle Vierteljahr eine neue Mode. Die Kleider und Hosen konnte man  drei Jahre lang tragen. Das Freizeitverhalten der Jugend hat sich geändert. Wurden damals viele Spiele gemeinsam gespielt, so sind durch die elektronischen Spiele am PC und das Internet viele einsam geworden. Die Kinder verständigen sich über das Handy, jeder bleibt in seinem Zimmer. Mit zwei Fernsehprogrammen war man  zufriedener  als heute, wo man aus fünfzig Programmen wählen kann.

Das Nostalgie schon früh einsetzen kann, zeigte sich bei einem Gespräch mit einem dreißigjährigen Mann. Er wollte von mir wissen, ob es noch die Möglichkeit gibt, GELI – Flugzeugmodelle zu bestellen. Dies waren Bastelbögen von allen bekannten Zivil- und Militärflugzeugen, zum Ausschneiden und Zusammenkleben. Es war eine Geduldsarbeit, die mit schönen, maßstabgetreuen Modellen belohnt wurde. Die Bastelbögen erhielt man für wenige Schillinge, von 2,90 bis 24,90. In vielen Wohnzimmern konnte man ein GELI- Flugzeug auf dem Fernseher oder im Wohnzimmerschrank sehen. Er möchte jetzt, in seinen mittleren Jahren, wieder mit GELI Modellen basteln.

Wiedereinsteiger.