SPEK:ulation

Fragt man im Bekanntenkreis nach, welche Fortschritte die Jungen in der Berufsausbildung machen, und wie die Berufsaussichten sind, so stellt sich die Frage, ab welchem Alter soll man den Berufseinstieg geschafft haben. Ab wann ist es normal, dass man unabhängig von den Eltern sein eigenes Leben führt, aus dem Elternhaus ausgezogen ist. In den sechziger und siebziger Jahren war es nach Absolvierung einer Lehre selbstverständlich, dass man mit zwanzig Jahren einen fixen Arbeitsplatz hatte. Denjenigen, welche studiert haben, hat man bis fünfundzwanzig Jahre Zeit gegeben. Dies waren die Schonfristen um die Ausbildung abzuschließen und in das Berufsleben einzusteigen.

Heute erfährt man, dass sich viele vor einer Berufsentscheidung drücken und mit fünfunddreißig Jahren noch einmal ein Studium machen. Die Entscheidung, was man im Leben machen will, fällt später. Früher ist die Berufsentscheidung mit fünfzehn oder zwanzig Jahren gefallen. Die junge  Generation wird unselbstständiger, bis dreißig lässt man sich zu Hause verwöhnen. Der Konsum wird von den Eltern finanziert, es geht einem gut. Die wenigsten nehmen an den globalen Missständen, wie Klimawandel, Verteilung der Rohstoffe, Hungersnot oder mangelhafte gesundheitliche Versorgung, in vielen Ländern der Welt, Anstoß. Von den Jungen hat es keinen Aufschrei, keine Proteste gegeben, als Spekulanten vieles von dem Erarbeitetem in den Sand gesetzt haben, ihre Zukunft verspekuliert haben. Es gibt noch das zweite Leben im Internet, im Facebook, im Secondlife.

Lebensstudium.

ALLES:internet

Es freut einem, wenn ein junger Mensch für eine Woche zu Besuch kommt.  Liegt der Altersunterschied zwischen dem Gast und den Gastgebern zwischen dreißig oder vierzig Jahren, dann ist die Unterhaltung beim Mittagessen oder abends eine Bereicherung. Eine der ersten Fragen der Jungen ist, ob man einen Internetanschluss hat. Für sie ist das Internet der Ort, wo man sich schnelle Informationen holen kann. Dies betrifft auch den Ablauf des Aufenthaltes. Die Verlautbarungen in der Tageszeitung, ob für Kino, Veranstaltungen oder für den Schneebericht, haben kein Gewicht, es zählt das Internet. Ist auch ein Zugfahrplan im Haus, schaut man lieber im Internet nach. Meistens kennt man von einer Internetcommunity jemanden aus der nächsten Umgebung. Für das Studium hat das Nachschlagen in einem herkömmlichen Lexikon ausgedient, Vorrang hat das Onlinelexikon Wikipedia. Es gibt gegenüber der Verwendung des Internets keine Vorbehalte, es sollten verschiedene Regeln eingehalten werden. Das Krisengerede kann er nicht teilen, er freut sich auf die Dinge, die noch auf ihn zukommen werden. Allein, dass er in Europa geboren, studieren und arbeiten kann, ist für ihn ein Lottosechser.

Als Urlaubslektüre hat er neben den Studienunterlagen, die an Gewicht und Größe sperrige Jerusalembibel, mitgebracht. Eine Schwäche der Kirche sieht er  in einem  faden Internetauftritt.

Alles online.

HEIM:vorteil

Für die Jugend ist es sehr nützlich, wenn sie nach der Berufsausbildung, dem Studium, einen Ortswechsel vollzieht. Andere Menschen, Kulturen, Firmen und Arbeitsplätze kennenlernt. Dies kann ein Wechsel innerhalb des eigenen Landes sein, in Nachbarstaaten führen oder einen Kontinentwechsel bedeuten. Nicht für jeden ergibt sich diese Chance, manche führen den Familienbetrieb fort, treten in denselben Betrieb ein wie der Vater oder die Mutter. Kehrt man mit neuen Erfahrungen aus dem Ausland zurück, dann kann man vieles ändern, man hat einen anderen Blickwinkel. Man hat nicht den toten Blick, wo die eigenen Schwächen nicht erkannt oder gerne übersehen werden. Die, welche zu Hause geblieben sind haben einen anderen Vorteil, den Heimvorteil. Sie können auf ein heimisches Netzwerk zurückgreifen, sie kennen die Gewohnheiten der heimischen Bevölkerung. Wer hat den besseren Ausgangspunkt: Auslandserfahrung gegen Heimvorteil.

Betreibt man ein Geschäft, einen Betrieb, über dreißig Jahre, dann fragen die Kunden oft, ob man schon ewig an diesem Platz ist. Sie haben keine Vorstellung von der Zeit. Bei drei Jahren kann man sich etwas vorstellen, bei dreißig Jahren verblassen die Vorstellungen. Ein Nachteil ist, dass man kein Jahr, kein Jahrzehnt zurückdrehen kann, die Zeit bewegt sich vorwärts. Von keinem dreißigjährigen Auto wird man verlangen, dass alles noch in Schuss ist, wie in den ersten drei Jahren. Von einem Menschen der über dreißig Jahre im Arbeitsleben steht verlangt man, dass noch alles gut funktioniert. Der Körper verursacht manchmal Blockaden, er blockiert Forderungen die an ihn gestellt werden.

Die Alterserfahrung.

SCHWEINE:grippe

Es findet sich in Österreich wahrscheinlich kein Platz, wo man hinfahren könnte, um nichts von den neuesten Entwicklungen in Sachen Schweinegrippe zu erfahren: Über die Auswirkungen, die Gegenmaßnahmen und die letzten Krankheitsfälle. Die Gesundheitsbehörden und die Ärzte nehmen ihre Verantwortung für die Bevölkerung wahr und starten eine Impfaktion um den Krankheitsverlauf bei der Schweinegrippe abzufedern. Für die Durchführung der Schutzimpfung gibt es genauso viele Befürworter, wie Gegner. Die einen sehen darin eine Kampagne der Pharmaindustrie, die anderen eine medizinische Herausforderung, um eine Epidemie zu verhindern. Zwischen allen diesen verschiedenen Ansichten steht der verunsicherte Patient.

Der Ausdruck „Schweinegrippe“ lässt den Kurzschluß  zu, dass die  Grippewelle etwas mit der Schweinezucht zu tun hat.  Da kommt der Humor nicht zu kurz, wenn man einem Fleischhauer vorschlägt, dass er sich in nächster Zeit vor den Schweinen in Acht nehmen soll. Es wäre allemal gesundheitsfördernd, wenn wir ein paar Wochen auf Schweinefleisch verzichten würden. Ein Kuriosum ist, dass Menschen ab Fünfzig für eine Infektion weniger anfällig sind, als die Dreißigjährigen. Da kann mancher Pensionist mit einem lachendem Auge sagen: „Ich bin schon zu alt für die Schweinegrippe“.

HOFFENT:lich

In der Verwandtschaft gibt es Leute, die mit älteren Menschen zu tun haben und dabei mit verschiedenen Eigenheiten konfrontiert werden. Von denen hört man oft den Satz: „Hoffentlich werde ich nicht so.“ Eine dieser Eigenheiten ist, dass ältere Menschen sehr ungeduldig sind. Im Alltag bedeutet dies, dass alte Leute verschiedene Wünsche oder Besorgungen sofort erledigt haben wollen. Das kann das Holz für den Ofen sein, obwohl der Vorrat im Wohnzimmer für drei Tage reicht. Fehlt im Haushalt ein Lebensmittel, auch wenn es in den nächsten Tagen nicht gebraucht wird und daher beim nächsten Einkauf besorgt werden kann, muss es sofort besorgt werden. Wird diesem Wunsch nicht entsprochen, so wird dies in immer kürzeren Abständen wiederholt. Mit der Zeit wird es den Angehörigen zu stressig und man kommt dem Verlangen nach.

Da kann es vorkommen, dass man etwas machen soll, wo man weiß, dass man außerhalb der Zeit kommt. Von den Lebensmittelläden weiß man, dass sie rund um die Uhr geöffnet haben. Anders ist die Situation, wenn man die Milch vom Bauernhof bezieht. Hier gehört es zur Gewohnheit, dass man die Milch zu den Melkzeiten holt und nicht zu jeder beliebigen Tageszeit. Durch Hartnäckigkeit wird man dazu bewegt, am Nachmittag frische Milch zu holen. Die Bäuerin ist im Hausgarten bei der Arbeit. Man entschuldigt sich für den ungünstigen Zeitpunkt und bittet sie darum, die Milchflasche abzufüllen. Ob dafür der gerechte Preis gezahlt wird, ist fraglich. Dabei denkt man sich, hoffentlich wird man selbst nicht so.

In der Altersfalle.