Zwischen den Kulturen ist ein Streit ausgebrochen, wer die Ungläubigen sind. Die westliche Welt, darunter christliche Regierungen, bezeichnen seit dem 11. 9. 2001, dem Tag des Anschlages auf das Word Trade Center, die Menschen im Nahen Osten als die Ungläubigen, als Ort des Bösen. Umgekehrt werden wir von den radikalen Muslimen als die Ungläubigen beschimpft. Sie sehen in unserem freizügigen und gottlosen Leben das Ungläubige. So wird der Ball zwischen West und Südost hin und hergespielt. Der Großteil der Menschen im Westen ist im Sinne der Kirche nicht gläubig. Die Meisten leben eine Frömmigkeit „light“. Manche der mittleren Generation schauen ungläubig, wenn man vom Glauben spricht.
Die Ungläubigkeit beginnt beim Aufwachen in der Früh und wir feststellen, dass das tatsächliche Wetter, nicht mit der Wettervorhersage übereinstimmt. Wir können es nicht glauben, das Schönwetter ist, weil Niederschläge angekündigt wurden. Wir beten das Schlechtwetter mit unseren Gedanken herbei. Man gewinnt den Eindruck, dass man Macht über das Wetter hat, mehr Macht, als man sich selbst zugetraut hat. War man Zeuge eines Verkehrsunfalles mit Blechschaden, glaubt man erst daran, wenn eine Notiz in der Lokalpresse steht. Ansonsten ist es nicht passiert.
Wer glaubt, wird selig.
Auf dem Weg zu einem Grillfest in Gögglingen bei Ulm lege ich eine Pause ein, und setze mich auf den Betonsockel einer Garteneinzäunung. Hinter mir befindet sich ein Bauernhaus, links davon steht der Heustadel mit den landwirtschaftlichen Geräten und rechts davon, dem Geruch nach, der Schweinestall. Der Zaun umschließt einen kleinen Hausgarten, mit einem Ausgang aus dem Haus. Meine Anwesenheit auf der Gartenmauer befremdet die Bauersleute, sie beginnen den Geräuschen nach im unbewirtschafteten Garten mit allen möglichen Tätigkeiten. Einmal wird ein Teppich ausgeklopft, ein Wasser ausgeleert und oftmals die Tür geöffnet. Ich drehe mich trotz des regen Treibens hinter mir nicht um. Ein selbstgefalteter Hut, aus den Blättern der „Kunstzeitung“, schützt meinen Kopf vor der Mittagsonne. Ich denke an den Duft der Grillwürstchen und Kotelett, derweil der Geruch vom Schweinestall in meine Nase strömt. Beim Essen wird unser Leben, von der Wiege bis zur Bahre, bestimmt vom Schwein.