02.12.2003   WO . LEBEN 

Nach acht Stunden Email- und Internettraining  gehe ich am Drauweg spazieren. Die Felder neben der Drau sind teilweise unbewirtschaftet. Es ist Spätherbst, ein warmer Föhn streicht über meinen Kopf, wo noch die An-strengungen vom Tag spürbar sind. Die Drau ist smaragdgrün und fließt ruhig dahin. Heute Morgen war es hier im Bereich des Technologiepark nebelig. Der Nebel lag schwer über dem Flussbett und man fühlte sich in den Fluss hineingezogen. Zu Mittag hat die Drau im Sonnenschein gelacht und die Menschen die spazieren gegangen sind waren gut gelaunt. Jetzt am späten Nachmittag hat die Drau etwas beruhigendes.

Wo ist das Leben? Ist das Leben im Internet, wo Informationen und Nachrichten von überall abrufbar sind. Vor mir taucht auf einer Anhöhe das Kloster Wernberg auf. Haben die Nonnen im Kloster das wahre Leben gefunden? Findet das Leben in der Arbeitswelt, in der Freizeit oder in der Familie statt. Die Natur lebt in ihren Gräsern, Blättern und in den Schwänen die auf der Drau schwimmen. Auf der Autobahnbrücke die den Fluss überquert fahren Busse mit Urlaubern vorbei. Bedeutet reisen leben?

Das Leben entsteht im Kopf.

03.12.2003   NEBEL . FEUCHT 

Es regnet, es ist nebelig und feucht. Ich bin in Villach und gehe durch die Italienerstrasse. Es erwartet mich heute viel Arbeit und  doch geht  es mir gut. Vor drei Jahren war das Wetter um diese Zeit schön, ich war in der selben Strasse und hatte nicht soviel Arbeit und doch war meine Lage schlechter. Das schlechte Befinden ver-ursachte ein Nierenstein welcher akut geworden war und irgendwo im Harnleiter steckengeblieben ist. Er verursachte Koliken und ich befand mich auf dem Weg zu Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen. Noch wusste niemand ob der Nierenstein, der jetzt ein Harn-leiterstein ist, spontan ausgeschieden wird oder ob ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein wird. Was nützt in einer solchen Lage das schöne Wetter, wenn es nicht wahrgenommen wird. Warum scheint die Sonne auch für Kranke, Hungrige, Verzweifelte und Sterbende. 

Gerechtigkeit hat einen Namen, Sonne.

05.12.2003   KÖRPER . VERSTAND 

Unser Körper beweist oft größere Flexibilität als unsere Gedanken. Manchmal haben wir Angst vor jeder Veränderung und sehen jeder kleinen Umstellung mit Besorgnis entgegen. Bei einem Nichtbrillenträger kann das Tragen einer Brille  Befürchtungen auslösen. Ähnlich ergeht es Brillenträger die von einer Nah- oder Fernsichtbrille zu einer Gleitsichtbrille wechseln müssen. Man stellt sich die unmöglichsten Situationen vor, dass man die Leute verzerrt sehen wird, die Landschaft nur noch ein Schatten sein wird und man nicht mehr lesen wird können. Der Körper kann uns überraschen und das Zusammenspiel mit den Gehirnfunktionen ist besser, als man es sich vorher in den Gedanken vorgestellt hat. Nach drei Tagen bleibt von den Befürchtungen nichts übrig. Die Menschen, die Umwelt und die Zeitungen haben noch nie so klar ausgesehen als wie durch eine Gleitsichtbrille. 

Der Körper kann mehr als der Verstand.


10.12.2003   ALLTAG . LEBEN 

Ein Todesfall tritt oft plötzlich ein. Nichts überrascht einen so wie der Tod eines Verwandten oder Bekannten. Auf vieles kann man sich vorbereiten. Man bereitet sich immer auf etwas vor, auf den morgigen Tag, auf das nächste Wochenende, auf eine Prüfung oder auf einen Wohnungswechsel. Niemand bereitet sich auf einen Sterbefall vor, man hält den Tod  für unmöglich, den Eigenen wie den eines Anderen. Der Tod kommt so unerwartet wie eine Vollbremsung beim Autofahren. Der Tod ist immer eine Überraschung. Man findet keine Worte für den Tod, der Tod besteht in den meisten Köpfen aus einem Wort und dieses heißt Tod. Wenn man mit dem Tod konfrontiert wird, dann hat man  zwei Möglichkeiten, man redet über das Leben des Ver-storbenen oder über das eigene Leben. 

Der Tod bringt das Leben in den Alltag.

12.12.2003   NEBEL . ROT

Im Spätherbst kommt es im Villacherbecken und im Wörtherseebereich zu verstärkter Nebelbildung. Die Pendler, welche mit dem Auto in den frühen Morgen-Stunden zur Arbeit fahren, sind davon besonders betroffen. Beim Autobahnknoten Villach münden verschiedene Auffahrten in die Autobahn. Wer auf der Autobahn aus Richtung Italien kommt sieht parallel zur Autobahn eine Spur von roten Punkten. Plötzlich befinden sich die roten Punkte vor einem auf der Autobahn. Auf einmal ist der Nebel rot. Im Autoradio singt man von Hollywood, von der Liebe und vom Himmel. 

Wer nicht acht gibt ist im rotem Nebel tot.
13.12.2003   SCHLAGLOCH . ZEIT

Jetzt, um zweiundzwanzig Uhr, frage ich mich, wo die Zeit des Tages geblieben ist. In der Früh um sechs Uhr war die Zeit des ganzen Tages noch vor mir. Der neue Tag erschien mir unendlich lang und voller Über-raschungen. Ich hatte wenig vorgeplant. Es war viel Zeit für das Unvorhersehbare, für die Wünsche und Anliegen fremder Menschen vorgesehen. Von wem bekommen wir die Zeit für einen Tag geschenkt und für was? Hat die Zeit einen  bestimmten Auftrag von dem wir nichts wissen und woher kommt die Zeit? Die Zeit kommt aus einem der Schlaglöcher des Universum. Die Mittags-Glocken erinnern uns daran, dass die halbe Tageszeit verstrichen ist. Der Nachmittag erscheint uns dem Gefühl nach viel kürzer als der Vormittag, obwohl er gleich viele Stunden hat. Gegen siebzehn Uhr erreicht die Hektik in den Strassen und Einkaufszentren ihren Höhepunkt. Man versucht die  unerledigten Dinge des Tages noch zu erledigen. Man probiert die verlorene Zeit des Tages aufzuholen, ein unmögliches Unterfangen. Spätabends müssen wir feststellen, dass wir den Wettlauf gegen die Zeit verloren haben. Die verstrichene Zeit kommt nicht wieder, auch nicht am morgigen Tag. Die Zeit kehrt in das Schlagloch des Universum zurück und wird morgen jemand anderem zur Verfügung stehen. 

Die Zeit ist ein Durchlaufposten.

Kommentare:
Z. am 14. Dezember 2003 um 00:27
Wie wär’s, wenn Du nicht gegen, sondern mit der Zeit lebst. Lebe im Hier und Jetzt und die Zeit währt ewig .
schlagloch am 22. Dezember 2003 um 21:32
Woher kommt und wohin geht die Zeit ist eine zeitlose Frage.

Z. am 23. Dezember 2003 um 17:38
Zeit ist eine Frage der Gesichtspunkte. Getrennte Gesichtspunkte erschaffen Raum und Raum ist die Voraussetzung für Zeit.

15.12.2003   GUT .  BÖSE 

In der Weihnachtszeit  ist das  Bedürfnis  den Anderen zu  verstehen und von den Anderen verstanden zu werden besonders groß. Diese Erwartung ist bei den meisten Menschen vorhanden. Im Weihnachtstrubel ist es schwierig für die Anderen immer Verständnis und Geduld zu zeigen. Eine Fülle von Spendenaktionen werden gestartet um die in Not geratenen Menschen zu helfen. Es wird an unsere Menschlichkeit appelliert. Mehr Menschlichkeit kann man auch bei alltäglichen Dingen beweisen: So etwa beim Autofahren, wenn man einen anderen Autofahrer problemlos einreihen lässt oder ihm die Vorfahrt anbietet. Sich trotz knapper Zeit im Super-Markt bei der Kassa einreiht und sich nicht vor-schwindelt. Auch das man sich die Zeit nimmt und jemandem der keine Ansprache mehr hat mit Interesse zuhört. Kein menschliches Vorbild war ein Mitarbeiter der in den Ruhestand getreten ist und sich von den Kollegen mit der Bemerkung verabschiedet hat: “In Zukunft wird euch langweilig sein, denn ich gehe in Pension und dann wird niemand mehr hier sein der euch ärgert”.

Weihnachten beginnt beim menschlichem Umgang .

Kommentare:

M. am 16. Dezember 2003 um 14:16
Viele spenden Geld um sich von der Zuwendung zum nächstem freizukaufen.
K. am 16. Dezember 2003 um 20:38
“In der Weihnachtszeit ist das Bedürfnis den anderen zu verstehen und von den anderen verstanden zu werden besonders groß.” Damit hast du mehr als recht, wer  wünscht sich nicht ein schönes friedliches  Weihnachtsfest. Gerade bei Singles kommt dann noch das Gefühl des Alleinseins hinzu, was das Bedürfnis nach Geborgenheit etc noch verstärkt.

17.12.2003   ADVENT . WACHE 

Im Advent erinnere ich mich an einen Todesfall  in unserer Nachbarschaft in Politzen. Das Leben auf dem Bauernhof ist im Winter ruhiger als zu anderen Jahres-Zeiten, es gibt weniger Arbeit. Zu den gleichbleibenden Arbeiten zählt das Füttern und Melken der Kühe. Rund um das Haus und den Stall waren in den Schnee schmale Stege ausgeschaufelt. Ich war Volksschüler und das Unglück passierte in einem Winter mit viel Schnee. In der Nachbarschaft lebte in einer Keusche ein Arbeiterehepaar mit einem kleinem Sohn und einer Kuh. Der Mann arbeitete im fünf Kilometer entfernten Heraklithwerk in Ferndorf. Er arbeitete dort im Schichtbetrieb und legte den Weg zur Arbeit zu Fuß zurück. Eine Woche vor Weihnachten ging der Mann von der Nachmittagsschicht, welche um 22 Uhr zu Ende ist, nach Hause und wurde dabei von einem Auto erfasst und getötet. Er wurde im Schlafzimmer der Keusche aufgebahrt. Mein Vater nahm mich zur Totenwache und zum Beten in die Keusche mit. Ein steiler Steig führte zum Nachbarn, der Himmel war sternenklar. Der Schnee glitzerte im Mondschein und  knirschte unter unseren Schuhen. Es war kalt und still. Wir brachten der Witwe Kaffee und Zucker mit. Das Zimmer, wo der Tote aufgebahrt war, war voll mit Blumen und Kränzen, überall brannten Kerzen und  es war ein intensiver Tannenduft im Raum. Schon viele Nachbarn hatten sich zum Wachen und Beten einge-funden. Manche saßen bei Kaffee und Kuchen in der Küche. Der Sohn vom tödlich Verunglückten spielte mit der Eisenbahn, welche ihm der Vater für Weihnachten gekauft und bereits aufgebaut hatte, in seinem Zimmer. 

Sein Vater war jetzt beim Christkind. 

Kommentare:
[unbekannt] am 17. Dezember 2003 um 08:44
Sehr ergreifend! Deine Wahrnehmung! So still und laut zugleich.

20.12.2003   REISE . ZIMMER 

Im Urlaub kann man beobachten wie Urlaubsgäste wegen einer fehlenden Serviette beim Frühstückstisch oder einer kaputten Glühbirne im Zimmer völlig außer sich geraten können. Die Wut richtet sich gegen das Personal, das Hotel oder den Urlaubsort im allgemeinen. Die Wut steht in keinem Verhältnis zum Anlass. Zu hause würde der Anlassfall keine Emotionen freisetzen. Wahrscheinlich verreisen wir mit zu großen Erwartungen an einen perfekten Urlaub, sodass der kleinste Anlass diese Erwartungen zerstören kann. Gleiches passiert im Urlaub bei schlechtem Wetter. Man gibt sich stur und will auch bei schlechtem Wetter keinen Schritt vom Urlaubsplan abweichen. Man sucht erst gar nicht nach alternativen Beschäftigungen. Man schiebt die schlechte Laune auf das schlechte Wetter. Wir sind nie so unflexibel wie beim Reisen. Man erwartet sich die selbe funktionierende Infrastruktur wie zu hause, nur in einer anderen Umgebung. Das selbe Essen, das selbe Kopfkissen und das selbe Zimmer wie zu hause. Die großen Hotelketten lassen kein individuelles Reisen zu. Der im Reisebüro gebuchte Urlaub in einem Feriendorf könnte überall stattfinden, ob in Europa, in Afrika oder in Asien. 

Mit dem eigenem Wohnzimmer verreisen.

22.12.2003   SUCHE . WEIHNACHT 

Ein paar Tage vor dem Heiligen Abend bin ich ratlos und auf der Suche nach Weihnachten. Zu meinen Erinnerungen an Weihnachten gehören viel Schnee und dieses Jahr gibt es bei uns im Süden von Österreich in den Tallagen noch keinen Schnee. Ich glaube, egal in welchem Alter man gerade ist, wir haben die Weihnachten unserer Kindheit vor unseren Augen und wünschen uns diese äußeren Umstände herbei. Zu meiner Kindheit gehörte das Leben mit Tieren. Zu meinen liebsten Freunden gehörten der Hofhund und der schwarze Kater, dann gab es noch Kühe, Pferde, Schweine und andere Tiere. Als der Hofhund „Wächter” verendete, konnte ich Wochen lang nur bei geöffneter Zimmertüre einschlafen. In der Dunkelheit sah ich den „Wächter” immer auf der Zimmerwand laufen. Am Tag des Heiligen Abend herrschte eine besondere Stimmung auf dem Bauernhof. In Haus und Hof wurde gekehrt, geputzt und gekocht. Mit der Fütterung der Tiere begann man etwas früher als an anderen Tagen. Es kam mir vor als spürten die Tiere etwas von der Stimmung dieses Abends, es gab auch für sie ein besonders leckeres Futter. Um Haus und Hof wurde es still.  Die Autogeräusche von der Landstrasse im Talboden verschluckte der Schnee. An unserem Hof fuhr ganz selten ein Auto vorbei. Es gab keine blinkenden und laufenden Weih-Nachtsbeleuchtungen, nur wenige Lichter in der ver-streuten Nachbarschaft. Mit dem Einbrechen der Dunkelheit kam die Stille über die Sonnseite. Der Christ-baum kam mir am Abend schön und wundervoll vor. 

In der Stille ist Weihnacht.

Kommentare:
Z. am 24. Dezember 2003 um 23:58
Das hast Du sehr schön beschrieben. Auch mir ist Weihnachten, wie ich es in Erinnerung habe, abhanden gekommen. Ich glaube manchmal, wir sind zu satt.

28.12.2003   ERFÜLLTE . ZEIT 

Jetzt ist Weihnachten vorbei und die beste Zeit um über Weihnachten nachzudenken. Man hat vieles über Weihnachten gehört, gelesen, gesehen und vieles selbst erlebt. In unserem Raum beginnt Weihnachten in den letzten Jahren schon drei Monate vorher, am 24. September. Mit Weihnachtsmusik, Weihnachtsaus-Stellungen und in den Regalen der Billa Supermärkte finden sich die ersten Weihnachtsmänner aus Schokolade. Das Versandhaus Quelle versendet die ersten Geschenk-Kataloge damit die Kunden in Ruhe etwas für Weihnachten aussuchen und bestellen können. Der Weihnachtsdruck wird  mit jeder neuen Woche größer. Es dauert nicht  lange bis die ersten Weihnachts-Dekorationen in den Schaufenstern zu sehen sind. Dann folgt die stillste Zeit im Jahr, dies bedeutet Weihnachten rund um die Uhr. Mit der Weihnachtsbeleuchtung auf allen Plätzen und Strassen wird die Nacht zum Tag. Die Events zur Besinnlichkeit  erreichen den Höhepunkt. Bei einem Adventsingen ist  der Gedanke von der erfüllten Zeit im Zentrum  der Betrachtungen gestanden. Ich glaube wir leben, um die Zeit mit unseren Gedanken, Vorstellungen und Taten anzureichern. Die Zeit hat viele Krüge und jeder gibt durch sein Leben etwas in einen dieser Krüge hinein. Die vollen Krüge werden in den Schlaglöchern des Universum abgestellt und lassen das Universum weiter wachsen. 

So erfüllt sich die Zeit.

29.12.2003   STILLE . NACHT  

Während der Zugfahrt durch das Gasteinertal nach Villach  wird es draußen dunkel. Es ist das einzige Stück Landschaft zwischen Salzburg und Villach wo jetzt in der Weihnachtszeit  Schnee liegt. Der Zug klettert den Berg hoch, die Lichter von Hofgastein bleiben im Tal zurück. In der Finsternis sind auf der gegenüberliegenden Talseite einzelne Lichter zu erkennen. Meine Augen sind, nach der üppigen Weihnachtsbeleuchtung in der Salzburger Altstadt, für die Finsternis am Berg dankbar. Die Gespräche  werden weniger, es wird stiller im Zugabteil. Die Sinne werden schärfer.

In der Kirche St. Andrä  in Salzburg sprach der Pfarrer bei der Christmette in der Predigt davon, dass Gott alle wichtigen Botschaften in der Stille der Nacht an die Menschen gerichtet hat. Dies gilt auch für die Ver-kündigung von der Geburt Christi. Nach dem Trubel des Tages wird der Mensch in der Stille der Nacht, wenn die Reize von außen abnehmen, hellhöriger und hellsichtiger. Die Nacht gehört den schöpferischen Menschen, den Künstlern. Die Stille der Nacht plagt aber auch die Schlaflosen mit düsteren Gedanken und Alpträumen. In der Stille der Nacht können Gedanken hochkommen, die wir während des Trubel des Tages verdrängen können. 

Die Nacht ist Schöpfungsphase und Alptraumphase.

Kommentare:
W. am 30. Dezember 2003 um 17:44
Du schreibst das sehr schön: Die Nacht ist Schöpfungsphase und Alptraumphase. Im Winter dauert mir die Nacht allerdings eindeutig zu lange! Also ist im Moment mehr Alptraumphase angesagt und das schon am späten Nachmittag.

schlagloch am 31. Dezember 2003 um 13:52
Mit dem neuem Jahr wird jeder Tag länger und die Nacht kürzer. Es gibt wieder mehr Licht.

31.12.2003   WEBLOG . BÜHNE

In der Silvesternacht gibt es in den meisten Dörfern und Städten ein Silvesterfeuerwerk. Um Mitternacht wird es taghell. Wir treten auf die Bretter welche die  Welt bedeuten. Jeder auf seiner Bühne und jeder ist ein Hauptdarsteller. Die einen treten in einem kleinen Theater auf, im Dorftheater, andere im Verborgenem, das ist die Kellerbühne. Wieder andere im Landestheater mit gekauftem Publikum. Eine kleine Schar von Menschen vor ausverkauften Plätzen und gelangweilten Zuschauern im Staatstheater. Sie stehen in der breiten Öffentlichkeit, sind schlechte Schauspieler und überschätzen ihr Talent. Sie sind von sich so eingenommen, dass sie die Buhrufe nicht hören. Die einen haben etwas wichtiges zu sagen und sagen dies so leise, dass sie niemand hört. Andere übertönen mit ihren leeren Worthülsen alle, jeder hat einen anderen Ton. Die Rollentexte sind unterschiedlich lang. Die einen sagen nur ein paar Worte, andere Texte nehmen kein Ende. Manche Theater sind fast leer, bei anderen Aufführungen verlassen die Zuschauer während der Vorstellung das Theater. Ist das Silvesterfeuerwerk zu Ende versinkt die Bühne in der Dunkelheit.

Weblog ist  Bühne.

Kommentare

E. 1. Januar 2004 um 11:27
So harte Worte am Neujahrstag! 

schlagloch am 8. Januar 2004 um 19:44

Niemand weis wie lange sein Feuerwerk brennt.

 01.11.2003   MODE . KATZ

Mit dem Herbst wechseln wir die Kleider. Von der Sommerbekleidung schlüpfen wir in die Herbstgarderobe und bereiten die Winterkleider vor. Von der Badehose in den Schianzug. Der schnelle Temperaturumschwung macht dies notwendig. Wir kaufen uns um gutes Geld neue Bekleidung, um sie nach kurzer Zeit wieder zu entsorgen, weil unmodern. Seit unserer Vertreibung aus dem Paradies sind wir gezwungen Kleider zu tragen. Um vieles einfacher haben es die Tiere, als Beispiel die Hauskatzen. Im Frühjahr verlieren sie viele Haare, sie erhalten dadurch eine leichte Sommergarderobe und im Herbst wachsen ihnen die Haare wieder verstärkt nach, sie erhalten einen Winterpelz. Sie haben immer die passende Garderobe, nicht zu kalt und nicht zu warm. Ihr Fell ist immer sauber und gepflegt, sie sind zu jedem Anlass modisch angezogen. 

Die Modeschöpfer brauchen die Mode.

Kommentare:
S. am 1. November 2003 um 21:20
Manchmal wäre es gut, ein Tier zu sein.

10.11.2003   ECHT .  ZEIT 

Wir haben heute den ganzen Tag Nachrichten non Stop, wir sind Echtzeitmenschen. Alles passiert für uns gleichzeitig, die Bearbeitung einer Rechnung, der Terroranschlag in Saudiarabien und die Geburt einer Nichte. Wir sind durch die modernen Kommunikations-mittel überall live dabei. Alles kommt zur selben Zeit in unseren Kopf. Unser Gehirn kennt kein gestern und kein morgen, kein Vergessen und kein Erinnern. Es ist voll-gestopft mit dem Augenblick. Wir sind Bewegungs-Menschen, wir sind immer in Aktion. Es ist eine Zeit, wo wir von den Terminen erdrückt werden. Ein Mensch ohne Terminkalender wird für einen Faulpelz gehalten. Wenn einem persönlich die Termine ausgehen, dann gibt es Einladungen von den Verwandten, verschiedene Termine aus dem Rundfunk und dem Veranstaltungs-kalender. Wer im Urlaub ohne Termine nicht sein kann, der landet in den Händen der Animateure. Muss man beim Postschalter länger als eine Minute auf die Abfertigung warten, so erscheint uns dies wie eine Ewigkeit. Auf die Frage, ob jemand eine Minute Zeit hat, wird man eine abschlägige Antwort bekommen.

Verschenke eine Minute.
12.11.2003   STUMM . REDEN

Im Schwimmbad von Portoroz gibt es in der Badelandschaft ein großes Aquarium mit verschiedenen Meeresfischen. Die Badegäste können die Fische beim Schwimmen beobachten und die Fische können den Badegästen beim Schwimmen zusehen. Es kommt  zwischen den Menschen und den Fischen zu einem  Wettstreit  wer die besseren Schwimmer sind. Von Zeit zu Zeit kommen die Fische an die Glaswand des Aquarium und machen den Mund auf und zu. Es ist, als ob sie zu den Menschen sprechen wollen, sozusagen von Kollege zu Kollege. Wir können ihre Worte nicht verstehen, für uns sind die Fische stumme Wesen. Wie sollen wir die Tiere verstehen, wenn wir oft unsere Mitmenschen nicht verstehen. Es gibt das Sprichwort : „Dieser Mensch ist stumm wie ein Fisch.” Zu recht wird Franz von Assisi als Heiliger verehrt, weil er redetet mit den Tieren und den Menschen. 

Wir reden viel und sind stumm wie ein Fisch.

Kommentare:

Z. am 12. November 2003 um 14:42
Ich glaube wohl eher das die Fische die Menschen insgeheim auslachen, weil die Menschen versuchen sie nachzuahmen, nur die Menschen wissen das nicht weil die Fische schließlich stumm sind.

schlagloch am 16. November 2003 um 21:32
Vielleicht lachen Fische und Menschen einmal gemeinsam.

16.11.2003   AUF . SCHWUNG 

Kommt morgen oder mit Beginn des Jahres 2004 der wirtschaftliche Aufschwung? Die Politiker und die Wirtschaftsforscher versuchen diesen Aufschwung herbeizureden wie früher die Medizinmänner versucht haben den Regen herbeizubeschwören. Die Medizin-Männer hatten dabei sicher öfter Erfolg als die heutigen Politiker. Die Wetterlage ändert sich öfter und schneller als die Wirtschaftslage. Gibt es den Aufschwung für alle ? Der Staat hat sich aus der Verantwortung verabschiedet für eine gerechte Verteilung von Arbeit und Einkommen zu sorgen. Gibt es den Aufschwung für eine kleine Gruppe von Aktionären? Zuwachsraten von drei Prozent im Tourismus oder im Handel bedeuten für den Kleinbetrieb nichts. Auch eine Prognose, das im diesjährigem Weihnachtsgeschäft für den Spielzeugkauf um fünf Prozent mehr Geld ausgegeben wird, ist für einen kleinen Spielzeugladen in einer Vorstadt ohne Bedeutung. Dieser Händler hat sich von Umsatz-Zuwächsen schon lange verabschiedet. Die Umsatz-Zuwächse gehören den großen Hotel- und Handels-Ketten. Die kleinen Tourismus- und Handelsbetriebe erfüllen die vielgelobte, aber unterbezahlte Funktion der Nahversorger. Sie sind die Landschaftspfleger für die Innenstädte. 

Null Prozente für die Politik.

Kommentare:
W. am 16. November 2003 um 21:14
Hi Schlagloch, ich stimme Dir in fast allem zu bis auf einen Punkt: Die großen Handelsketten sind diejenigen, die derzeit von der Rezession  und das ist hier doch eine oder nicht, kaum noch profitieren. Die kleinen Händler haben aber derzeit tatsächlich Umsatzzuwächse, wenn natürlich im bescheidenen Rahmen. Die großen Ketten haben jede Menge Personalkosten und andere fixe Kosten, die einfach weiterlaufen, aber der Umsatz steht dazu oft in keinem Verhältnis. Das beste Beispiel sind hier die großen Buchhandelsketten,  die haben wirklich ein Problem: viel Fläche, hohe Mieten in den Innenstädten und jede Menge Personal “am Hals”, das sie nicht so schnell loswerden.

schlagloch am 30. November 2003 um 15:54
Einspruch: a) Das Wachstum der großen Handelsketten beruhte auf der Verdrängung der kleineren Handelsbetriebe. b) Jetzt machen sie sich gegenseitig Konkurrenz. c) Die “Verstorbenen”, gemeint die kleinen Handelsbetriebe werden dadurch auch nicht mehr lebendig.

19.11.2003   ZEIT . FALLE 

Wer sich an seine Kindheit zurückerinnern kann, die zwanzig, dreißig oder mehr Jahre zurückliegt weiß, dass man damals als Kind viel Zeit zur Verfügung hatte. Es war eine sorglose Zeit in welcher man ohne Uhr und  Terminkalender ausgekommen ist. Meinen Schulweg von vier Kilometer legte ich zu Fuß zurück. Dabei hatte ich Zeit für das Beobachten von Käfern und den Arbeitern beim Hausbau zuzusehen. Eine beliebte Beschäftigung von uns Schulkindern war die Waggerl der Material-Seilbahn zu zählen. Die Materialseilbahn beförderte das Magnesit vom Bergbau in Radenthein zum Heraklithwerk nach Ferndorf. Die Waggerl tauchten bei der Ortschaft Rudersdorf auf und verschwanden am Insberg. Wir zählten die Waggerl und vergasen dabei auf das Nachhausegehen. Zu Hause erwarteten mich keine Termine. Die Zeit war damals für uns Kinder kein Begriff, schon gar nicht etwas kostbares. 

Heute schickt man die Kinder in die Zeitfalle. Man vereinbart für sie zusätzlich zum Schulalltag Termine bei einem Sportverein, Musikschule oder Tanzgruppe. Die Hektik der Erwachsenen überträgt sich auf die Kinder und sie werden zu Zeitfetischisten. Durch die Handys sind sie überall erreichbar und abrufbar. 

Das Kapital braucht den gestressten Menschen

24.11.2003   GEDANKEN . HIMMEL 

Zu Allerheiligen hat es in St. Paul während der Gräber-Segnung so intensiv geregnet, dass der Pfarrer das Ab-schreiten des Friedhofes auf den Hauptweg beschränkte, um den Besuchern das Ausharren im strömendem Regen abzukürzen. Auch wenn die Gedenktage an die Ver-storbenen, Allerheiligen und Allerseelen vorbei sind, so beschäftigt mich noch immer die Frage, wo die Gedanken, Vorstellungen und Gefühle der Verstorbenen heute sind. Bleiben die Gedanken hier auf der Erde, in den Werken, die sie zu Lebzeiten erbracht haben? Ist es egal ob diese Arbeit Öffentlichkeitsstatus erreicht hat oder ob sie im Familienkreis für den Partner und die Kinder gearbeitet haben? Übernehmen die Verwandten und die Bekannten die Gedanken der Verstorbenen? Geben die Verstorbenen im Augenblick ihres Todes ihre Gedanken, Gefühle und Vorstellungen an ihre Umwelt weiter? Bekommen die Gedanken einen Platz im Himmel und wer braucht im Himmel diese Gedanken? 

Im  Himmel einen neuen Körper und neue Gedanken.

27.11.2003   ADVENT . ZEIT 

Nach einem Spaziergang auf dem Klagenfurter Christkindlmarkt, der seine Tore schon vor dem erstem Adventsonntag geöffnet hat, sitze ich im  „Cafe am Platz”. Davor konnte ich am Markt einer Gruppe älterer Leute zuhören, wie sie sich über die laute und moderne Musik am Christkindlmarkt  beschwerten.  Überhaupt beginnt heutzutage der Weihnachtsrummel schon Anfang November. Das Cafe wird hauptsächlich von jungen Leuten besucht. Es tut gut unter jungen Leuten zu sitzen, die nicht über das Alter oder von den Krankheiten sprechen. Die jungen Leute sitzen meistens zu zweit an den kleinen Tischen, sind verliebt und haben strahlende Augen. Sie haben den größeren Teil ihres Lebens noch vor sich. Wahrscheinlich sehen wir Erwachsene die Zukunft voller Ungewissheit  und Probleme. Die Weih-nachtszeit feiert die Jugend heute fröhlicher, nicht mehr so bedrückend besinnlich. Diese Fröhlichkeit ist ansteckend. Mit Einbruch der Dunkelheit wird es am Christkindlmarkt noch bunter und lustiger. Wir Erwachsenen haben oftmals nicht mehr die Energie am Abend noch einmal durchzustarten. Man sollte sich als Erwachsener einmal in der Woche die Unbeschwertheit der Jugend gönnen.

Wirksamer als Medikamente, ohne Nebenwirkungen.

Kommentare:

P. am 28. November 2003 um 13:01
Bedrückend besinnlich muss ja nicht sein. Aber wann sind denn junge Leute sonst überhaupt mal besinnlich? Natürlich nicht alle, aber oftmals werden aufkommende Gefühle doch durch ne “coole” Bemerkung unterdrückt. Meine Tante meinte, wieso vor Totensonntag Discos erlaubt seien, es wäre pietätlos. Die Antwort, die Toten wollen keine traurige Jugend trifft es nicht ganz, denke ich.. Einmal im Jahr sollte es besinnlich sein. Zur Weihnachtszeit nicht in Melancholie ausartend ok, aber nachdenklicher als gewöhnlich find ich schön.

30.11.2003   FÜNFZEHN . GRAD 

Bei Temperaturen von plus fünfzehn Grad im November, bei frischem grünem Gras auf der Wiese und wenn die Blumenzwiebeln im Garten wieder austreiben, denkt man an den heißen Sommer dieses Jahres zurück. Man fragt sich, gibt es statt eines Winters einen zweiten Sommer? Fällt bei uns in den Alpen der Winter in das Wetterschlagloch. Von verwurzelten Alpenbewohner wird behauptet, dass  ein Winter ohne Schnee und ohne minus Temperaturen   für die Menschen und die Natur ungesund wäre. Dann wäre im Mittelmeerraum, wo es keinen Winter in dieser Art gibt, alles krank und ungesund. Das Gegenteil ist der Fall, die Mittelmeer-Bewohner sind die gesünderen Menschen und die Natur ist viel üppiger als bei uns in den Alpenländer. 

Sonne und Wärme als Naturheilmittel.

 04.10.2003   KUNST . KINDER 

Nach dem Besuch der Länderpavillons auf der Biennale 2003 in Venedig mache ich eine Pause auf einer Bank in den Giardini. Auf den Bäumen tummeln sich die Vögel, zwischen den Parkbänken jagt eine Katze die Andere. Wie entspannend ist es dem Treiben der Vögel und den Katzen zuzusehen. Das Beobachten der Menschen welche vorbeigehen und das Beobachten der spielenden Kinder im Park bringt viel Abwechslung. Im Vergleich dazu verhielten sich die Kunstobjekte in den Pavillons statisch. Die Ausstellungsobjekte sind die künstlichen Kinder der Künstler. Eine Form der Reproduktion, mit der Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem persönlichen Tod. Am Nachmittag treffen sich die Venezianer im Park vor dem Biennale Gelände zur Siesta. 

Der nächste Ausstellungsort, das Arsenal.

06.10.2003   PAMPERS . PARTY

Die Finanzierung der Pensionen  in Österreich wird im-mer schwieriger. Die Bezieher von Pensionen nehmen in den nächsten Jahrzehnten zu und die Zahl der Erwerbs-tätigen wird abnehmen. Wir werden ein großes Altersheim. Die Politiker fordern die heutige Jugend auf mehr Kinder großzuziehen. Wenn man die Politiker- und die Funktionärspensionen auf das durchschnittliche Pensionsniveau zurückschrauben würde, dann könnte man dadurch auch einige Pensionen sichern.

Statt Hallowendparty eine Pampersparty.

11.10.2003   HOFFNUNG . PENSION 

Im Fernsehen oder in Zeitschriften wird viel über die jungen Alten berichtet. Gemeint sind damit Menschen ab dem sechzigstem Lebensjahr. Gezeigt werden sportlich aktive,  reiselustige und braungebrannte Senioren. Es entsteht der Eindruck, dass das Pensionsalter die goldenen Jahre des Lebens sind. Die Wirklichkeit ist, dass ab dem fünfzigstem Lebensjahr die körperlichen Be-schwerden und Erkrankungen zunehmen. Der Körper baut ab und ist durch die Arbeitsjahre verbraucht. Man könnte sagen, nach so vielen Betriebsstunden braucht der Körper eine Generalüberholung wie eine Wasserturbine. Deswegen sind auch die Kuranstalten ausgebucht. Man kauft sich mit dem erspartem Geld oder der Pension ein Stück Gesundheit und gleichzeitig die Hoffnung, dass die Therapien Wirkung zeigen werden. Die Hoffungs-Verkäufer, die Tourismusmanager, verkaufen die Hoffnung Dekaweise zu einem hohen Preis. Ob sich die Hoffnungen erfüllen zeigt sich erst Wochen nach dem Kuraufenthalt. Die Hoffnung als Ware ist nicht einklag-bar und die Hoffnung in Form von neuen Behandlungen kostet neues Geld.

Ein Werbeplakat der österreichischen Regierung lautet: „Freuen sie sich auf das Älterwerden, es gibt einen staatlichen Zuschuss zur Pensionsvorsorge.” Mit diesem Werbespruch verdrängt man die Tatsache, dass es keine Hoffnung mehr auf eine gesicherte Pension gibt.

In der Pensionshoffnung.

Kommentare:
B. am 12. Oktober 2003 um 08:20
Da mag ich gar nicht drüber nachdenken. Bis ich in Rente gehe gibt es, wenn überhaupt, nur noch die Einheitsrente und ich möchte nicht wissen, wie hoch diese sein wird. Am Besten, man wird nicht alt.

 

13.10.2003   BLUT . WERT

Die Einweisung in ein Krankenhaus wird hinausgezögert bis sie unvermeidbar ist. Bei einem Unfall hat man als Unfallopfer keine Wahl und  wird zwangseingewiesen. Wenn man sich einer Vorsorgeuntersuchung unterziehen muss, dann wird die Angst mit dem Näherrücken des Aufnahmetermins in das Krankenhaus  immer größer. Von den Bekannten erfährt man die verschiedensten Geschichten über die Untersuchungsmethoden und die Krankheitsfälle. Von nichts anderem erzählen die Leute soviel, als von den Krankheiten. Jeder hat seine Erfahrungen mit Krankheiten. In der besseren Lage sind jene Personen deren Erkrankung man messen kann oder deren Krankheit man durch Ultraschall, Röntgen-aufnahmen und MRT bildlich darstellen kann. Es gibt Erkrankungen die aus den Blutwerten erkannt werden, da sind die praktischen Ärzte gefragt. Die Chirurgen haben mit dem Skalpell die Möglichkeit die Krankheit aus dem Körper herauszuschneiden. Von einer konkreten Krank-heit kann man den Angehörigen berichten. In der schlechteren Lage sind diejenigen Menschen, die an einer unsichtbaren und nicht messbaren Krankheit  wie Schwindelanfällen, Schweißausbrüchen, Angstzuständen oder Verstimmungen leiden. Man kann nichts handfestes vorweisen. Die Ärzte sind ratlos weil die Erkrankung durch den Einsatz von medizinischen Geräten nicht sichtbar wird. Man ist als Patient gleich unglaubwürdig und schweigt. 

Die schweigsamen Patienten sind die Kranken.

19.10.2003   ALT . JUNG

Nichts ist so unbestimmt wie das Alter. Ob man alt oder jung ist entscheidet sich oft nach dem Aussehen. Von den einen Mitmenschen wird man älter eingeschätzt, von den Anderen jünger. Auch der Arbeitsplatz  wirkt auf das Alter. In einem Modegeschäft wie bei H&M wird eine vierzigjährige Verkäuferin den meisten Kunden als alt erscheinen, in einem Geschäft für Krankenbehelfe wird die selbe Verkäuferin den meisten Kunden  jung vor-kommen. Als Konsumenten sind die älteren Menschen gefragt, als Arbeitskräfte stellt man sie oft vor die Tür. Die internationalen Handelsketten beschäftigen wegen der niedrigeren Lohnkosten  hauptsächlich junge Ver-käuferinnen als Teilzeitkräfte. Verkäuferinnen über funfunddreisig  Jahren haben kaum eine Chance einen Arbeitsplatz zu bekommen. Man sollte als Konsument von über fünfunddreißig  Jahren solche Handelsketten boykottieren und nur in solchen Geschäften einkaufen, welche auch älteres Verkaufspersonal beschäftigen. Der selbe Herr der in einer Diskothek als Gruftie bezeichnet wird, wird als Vierzigjähriger in einem Kurheim als Jüngling betrachtet werden. 

Mit der Geburt beginnt das Leben und das Alter.

21.10.2003   URTEIL . DIAGNOSE 

Ein Krankenhausaufenthalt ist eine Ausnahmesituation. Man fährt von zuhause weg und weis nicht wann man wieder zurückkommt und mit welcher Diagnose. Der Hausarzt und die Sprechstundenhilfe wünschen einem viel Glück. Viel Glück für was? Die große Unsicherheit liegt in der Ungewissheit. Die unklare Diagnose des praktischen Arztes lässt alle Möglichkeiten offen, auch für die schlimmsten Krankheiten. Als Laie kennt man nur den harmlosen Schnupfen und den tödlichen Krebs. Es ist wie in der Musik, der Laie hört nur die hohen und die tiefen Töne, die Zwischentöne erkennt nur der Musik-liebhaber. So ist es auch bei der Medizin.

Die Fahrt in das Krankenhaus erinnert an eine Fahrt zu einer Gerichtsverhandlung. Vor dem Aufnahmezimmer im Spital ist man machtlos und stumm. Wenn die Tür vom Aufnahmezimmer hinter einem zufällt ist man von der Außenwelt getrennt. Hier empfängt einen das medizinische Gericht. Alles was man vorher an Titel und Funktionen, an Besitz und Vermögen hatte, ist wertlos. Die Zukunft wird vom ärztlichem Gerichtsurteil bestimmt. Auch die familiären Bindungen verlieren an Bedeutung. Die ersten Tage im Krankenhaus, mit den verschiedenen Untersuchungen können zu den schlimmsten Tagen des Lebens werden. Der Tag mit einer menschlichen Diagnose ist ein Geburtstag, eine Wiedergeburt. 

Wie viele Geburten verträgt der Mensch?

Kommentare:

E. am 21. Oktober 2003 um 17:27
Hallo Schlagloch, sehr schön rausgearbeitet. Schon mal dieses Buch gelesen: Oliver Sacks, Der Tag an dem mein Bein wegging. Beschreibt sehr gut, was einem als Patient so alles widerfährt.

24.10.2003   KATZ . MAUS 

Nach einem Besuch im Krankenhaus sitze ich in der Internatskirche von Tanzenberg. Die Seitenwände des Kirchenschiffes sind völlig kahl. Die Wände des Altar-Raumes sind in den Neunzigerjahren von Valentin Oman mit Fresken gestaltet worden. In den Fresken sind die Menschen nur schemenhaft erkennbar. Sie kommen aus dem All, werden hier auf der Erde zum Menschen und richten sich auf. Die Menschen schreiten auf den Altar zu, wo zuoberst der Christuskopf, der wie auf dem Turiner Grabtuch aussieht ist und verschwinden hinter dem Altar wieder in der Weite des Weltalls. Ich spreche mit Christus, der für mich die Verkörperung  des Leid ist. Er hat von sich gesagt, dass er gekommen ist um den kranken und hoffnungslosen Menschen  beizustehen. Niemand  kann Leid und Schmerzen besser verstehen als er, auch kein Arzt. Die Ärzte sprechen immer von Heilung, für sie gibt es kein Versagen. Wo können sich jene hinwenden bei denen die Medizin versagt hat. Sind wir Menschen die Versuchskaninchen Gottes, der uns fallen lässt und uns dann wieder auffängt? Sozusagen ausprobiert wie viel Angst verträgt der Mensch? 

Spielt Gott mit uns Katz und Maus?

Kommentare:
E. am 24. Oktober 2003 um 23:28
Ne bestimmt nicht. Entweder wir machen die Angst und daraus den Schmerz selber oder liebende Mitmenschen der Umwelt machen uns Angst, daraus die Krankheit, den Schmerz. Alle Krankheiten entstehen vermutlich aus Angst, auch Krebs, unser eigenen oder von anderen gemachter Angst. Keine oder  wenig Angst zu bekommen ist das beste Medikament. Vor allem sich keine Angst machen zu lassen.

M. am 5. Dezember 2003 um 18:25
Bleibt die Frage, wer  war früher die Katze oder die Maus? Braucht die Katze die Maus oder die Maus die Katze.

29.10.2003   VERSUCH . ANSTALT

Ein Krankenhaus ist eine Versuchsanstalt und Lehrwerk-Stätte. Als verunsicherter Patient trifft man auf unsichere Jungmediziner. Jede Behandlung ist ein Versuch mit der Hoffnung auf Besserung. Die jungen Ärzte und Ärztinnen lassen die meisten Patienten älter aussehen. Der Ruhepool im Krankenhaus sind die Stations-Schwestern und die ausländischen Putzfrauen. Sie sprechen zwar schlecht deutsch, lächeln aber den Patienten freundlich zu. Sie haben oft ein entbehrungs-reiches Leben hinter sich, bevor sie eine Aufenthalts-bewilligung bekommen haben und kennen den Schmerz. Die bunten Pillen sind  den Patienten unbekannt. Hat  man eine Vorliebe für grün, dann wird man zu den grünen Pillen greifen, hat man eine Vorliebe für gelb, so wird man sich von den gelben Pillen die Heilung erwarten.  

Die Farben sind im Kopf.

Kommentare:

A. am 31. Oktober 2003 um 18:18
Ich weiß auch nicht, ob wir alle nur Versuchskaninchen sind oder ob eine garstige Gottheit ihr Spielchen mit uns treibt. Das ist aber auch völlig egal . Wichtig ist nur, was ich selber aus meinem Leben mache. Ich kann an einer Krankheit zerbrechen und zugrunde gehen, ich kann sie aber auch als Warnung verstehen, etwas in meinem Leben zum Besseren zu ändern. Ich denke jeder Mensch hat das Potential in sich Eigenver-antwortung zu übernehmen und wenn er das tut, ist er schon nicht mehr ein Spielball irgendwelcher widrigen Mächte. Ich hab ja eine tatsächlich schwere Krankheit, aber selbst wenn ich hin und wieder in ein Tief falle, denke ich nicht daran, mich ausgeliefert zu fühlen. Selbst wenn eine Krankheit zum Tode führt, was bei mir Gottlob nicht der Fall ist, kann ich die verbleibende Zeit in Würde und Freiheit gestalten, ausgenommen mein Verstand ist kaputt.

FORMEL . PFERD

 05.09.2003   FORMEL . PFERD

Zu den Formeleinsrennen kommen zehntausend Menschen an die Rennstrecken und es sind Millionen Zuschauer bei den Fernsehübertragungen. Man verfolgt fasziniert wie sich die Rennfahrer mit Höchstge-schwindigkeit an die Kurven herantasten. Auf viele Menschen üben die PS starken Autos, die Geschwindig-keit und das Aussehen der Rennautos eine große Faszination aus. Wenn man selbst Tag für Tag den Autoverkehr vor der Haustüre erlebt, dann hat man zu Autorennen eine andere Einstellung. Wie angenehm ist es, wenn einmal zwischen den vielen Autos ein Pferd mit Kutsche vorbeifährt. Vom Körperbau des Pferdes, seinen Bewegungen und dem Zusammenspiel der Muskeln geht eine große Anziehungskraft aus, da bleibt von der Faszination sich schnell drehender Formeleinsräder nichts übrig. Bei meinem einzigem Besuch eines  Auto-Rennen auf dem Salzburgring habe ich mich in eine Geländemulde zurückgezogen, wo der Motorenlärm kaum hörbar war.

Ein Buch gelesen.

Kommentare:
K. am 5. September 2003 um 17:56
Für mich ist es unverständlich warum Formeleinsrennen als so faszinierend und spannend erlebt werden. Ich weiß es nicht. Mann und Frau, alle begeistert von Autorennen.

07.09.2003   MOTOR . RAD 

An den schönen Herbstwochenenden brechen die Motorradfahrer zu den letzten großen Touren vor dem Winter auf. Beliebte Ziele sind die Alpenpässe in Österreich und Südtirol. Ein internationales Harley Davidson Bikertreffen gibt es seit Jahren am Faakersee immer  Anfang September. Zum hundertjährigem Jubiläum der Harley Davidson trafen sich am Faakersee vierzigtausend Biker. Von Politzen blickt man auf die Schnellstrasse im Drautal. An einem sonnigem Samstag-Nachtmittag im Herbst gab es einen lauten Knall wie bei einer Explosion. Auf der Schnellstrasse waren zwei Motorräder frontal zusammen gestoßen und beide Vorderreifen sind geplatzt.  

In Politzen hat man den Unfall nicht gesehen, man hat den Unfall gehört.
12.09.2003   MACHT . SCHRIFT 

In den ehemaligen Ostblockstaaten wurde der Verkauf einer Schreibmaschine registriert. Von der Schreib-Maschine  wurde ein „Fingerabdruck” gemacht, das heißt eine Schriftprobe genommen. So war es möglich, dass bei Auftauchen von kritischen Schmähschriften oder regime-feindlichen Flugblätter der Besitzer der Schreibmaschine aufgrund der Schriftprobe ausgeforscht werden konnte. Nichts fürchten Diktatoren mehr als das freie geschriebene Wort. In Demokratien gehört die Presse-Freiheit und die Meinungsfreiheit zu den wichtigen Grundrechten der Bürger. Ein Beispiel aus der Geschichte für die Macht der Schrift und die Angst des Diktator vor dem freien Wort sind die Flugblätter der Widerstandsgruppe „Die weiße Rose” in München während der Nazizeit. Das Geschwisterpaar Sophie und Hans Scholl riefen ihre Landsleute in ihren Flugblättern zum geistigen Widerstand gegen das NS-Regime auf. Die Flugblätter hinterlegten sie und ihre Freunde auf öffentlichen Plätzen und in der Münchner Universität. Ihre Aufrufe endeten mit der Bitte, schreibt die Blätter ab, vervielfältigt und verteilt sie. Die Geschwister Scholl wurden beim Verteilen der Flugblätter in der Universität München verhaftet. Sie wurden wegen Hochverrat verurteilt und hingerichtet. Dies geschah vor sechzig Jahren im Frühjahr 1943. 

Die Weiße Rose ist kein Schlager.

13.09.2003   GRUND . WERT 

Auf dem Land, in  bäuerlichen Gegenden, bestimmt die Größe des Besitzes den Wert eines Menschen. Je mehr Grundvermögen jemand hat und je mehr Tiere im Stall stehen, umso größer ist auch sein menschlicher Wert. Ohne Wert ist jemand, der weder Felder noch Tiere besitzt, dies ist ein wertloser Mensch. Besitzt ein Arbeiter oder Angestellter ein Eigenheim mit Garten, so gehört er noch nicht zur bäuerlichen Wertegemeinschaft. Emanuel Kant hat gesagt, der Mensch kann nicht mit materiellen Werten gemessen werden.

Der Mensch besitzt Würde.

14.09.2003   11.SEPTEMBER . SCHLAGLOCH

Wenn ich an den 11.9. denke, dann stelle ich fest, dass die Welt an diesem Tag durch die Terroranschläge auf das World Trade Center in ein Schlagloch gestürzt wurde. Heute kennt fast jeder dieses Datum wie sein Geburtsdatum. Wird dieser Tag zum Geburtstag für eine neue Weltordnung? Meine Wahrnehmung der Außenwelt war am 11. 9. 2001 durch sehr viel  Arbeit eingeschränkt. Dies ist kein Film hat Fredericke zu mir gesagt, als im Fernsehen die Einschläge der von Terroristen entführten Flugzeuge in die Türme des World Trade Center immer wieder wiederholt wurden.

Es war wie im Kino.

18.09.2003   MENSCH . NORM 

Die heutige Warenwirtschaft ist in Ö-Normen einge-bettet. Es gibt die genormte Verpackung, das genormte Verkaufsregal und das genormte Produkt. Alles schmeckt gleich. In diesem genormten System braucht es den genormten Verkäufer und den genormten Konsumenten. Die Werbung schafft den genormten Konsumenten und die Medien die genormten Gedanken.

Im einundzwanzigstem Jahrhundert der genormte Mensch.

22.09.2003   ARBEITS . MARKT 

Die hohe Zahl an Arbeitslosen und die hohe Zahl an Verkehrstoten ist eine Tatsache. Beides gehört zur modernen Gesellschaft. Unser Wohlstand  ist errichtet auf einem Fundament von Toten, den Toten im Straßenverkehr und den gesellschaftlich toten  Arbeits-losen. Dadurch sinken die Produktkosten und wir können unseren Besitz vermehren, weil wir mehr kaufen können. Die Autoindustrie ist ein Wirtschaftsmotor. Der starke Motor in den Tod. Bevor man zu leben beginnt, muss man tot gewesen sein.

Vor dem Leben kommt der Tod.

Kommentare:
[unbekannt] am 22. September 2003 um 19:13 

Danke für deinen Kommentar, so bin ich auf interessante und intelligente Seiten aufmerksam geworden.

 

26.09.2003   WEIHNACHTS . HERBST

Die Herbstmesse in Salzburg war keine Herbstmesse sondern ein vorverlegter Weihnachtsmarkt. Bei Sonnen-Schein und Temperaturen von 25 Grad standen entlang der Strasse vor dem Messegelände neben den grünen Sträuchern eine Reihe von Goldengel aus Spannplatten. Vor dem Eingang in die Messehallen stand eine Gruppe von Weihnachtsmännern in rote Umhänge gehüllt, mit roter Mütze und weißem Bart. Sie verteilten an die Besucher Prospekte, mit der Aufforderung die Trendhalle zu besuchen. In den Hallen für Tischkultur dominiert der festlich gedeckte Weihnachtstisch und die weihnachtliche Raumdekoration. Die besonders geschäftstüchtigen Aus-Steller stellten dazu noch einen Tisch mit einer Vorschau auf Ostern. Die Weihnachtsmänner sangen bei ihrem Rundgang durch die Trendhalle Weihnachtslieder. Die Besucher in Kurzarmhemden eilten an ihnen vorbei. Auf der Bühne für die Wintermodeschau lag Kunstschnee, wahrscheinlich der einzige Schnee des kommenden Winter.

Vom Hitzesommer zum schneelosen Winter.

Kommentare:
E. am 26. September 2003 um 19:22
Der Euro muss rollen und das ganze fand wohl auch nicht in einem Tempel statt, so dass Jesus auch nicht zornig werden brauchte, nach dem Gleichnis von den Händlern und den Geldwechslern im Hause des Herrn.

29.09.2003   SCHUL . START 

Nach einem heißen Sommer beginnt die Schule. Die Kinder sind unter der heißen Sonne des Sommers kräftig gewachsen. Die größte Überraschung sind die Schulan-fänger, die Erstklassler. Die Aufregung der Eltern am erstem Schultag ist größer als die der Kinder. Ich erinnere mich, dass ich an meinem ersten Schultag früh aufstehen musste, etwas sauberes zum Anziehen bekam und zum Frühstück Sterz und Milch. Bis zur Schule ging ich eine Stunde zu Fuß. Die Schule war ein Neubau und am ersten Schultag war die feierliche Eröffnung. Die vielen Kinder im Schulhof waren für mich  ungewohnt. Dann wurden die Klassen eingeteilt, ich bekam eine Lehrerin. Nach einer Woche erkrankte ich an Keuchhusten. Ich musste drei Wochen zu hause bleiben. Jeden Tag in der Früh stand ich in Politzen am Güterweg und schaute den Kindern die zur Schule gingen nach. Nach drei Wochen begleitete mich der Vater in die Schule und sagte zur Lehrerin: „Ich bringe dir den Bub wieder”. Es wurde für mich ein normales Schuljahr.  

Nach drei Tagen den richtigen Hefteinband.

 04.08.2003   BILDER . GLAUBE

Es fällt uns schwer an Dinge zu glauben die wir nicht angreifen und nicht sehen können. Dies  betrifft auch den Glauben an Gott. Es gibt aber auch immer mehr Zweifel an der Echtheit der Bilder die uns im Fernsehen gezeigt werden. Ein Beispiel dafür war die Veröffentlichung der Bilder von den getöteten Söhnen Uday und Kusay von Saddam Hussein. Viele Iraker vertraten die Meinung, die Bilder im Fernsehen seien gestellt gewesen, keine echten Aufnahmen von den toten Söhne. Das stärkste Beweis-mittel in der Medienlandschaft, das Foto, verliert in einer Zeit der Bilderflut seine Wirksamkeit. Das Sprichwort: “Ein Bild sagt mehr als tausend Worte” verliert seine Bedeutung. Auch im privaten Bereich kann durch die Digitalfotografie und die Möglichkeit der anschließende Fotobearbeitung am Computer die Wirklichkeit verändert werden. Unschöne oder störende Elemente werden aus den Aufnahmen wegretuschiert.

Wir beginnen die Wirklichkeit zu verfälschen und andere zu täuschen.

06.08.2003   BILDER . SCHWINDEL

In einer TV Dokumentation wurde die Echtheit der Mondlandung in Frage gestellt. Ich selbst habe die Fernsehübertragung von der Mondlandung der Amerikaner im Dorfgasthaus in Politzen erlebt. Hier gab es einen öffentlichen Fernseher. Viele Bewohner hatten sich in der Gaststube versammelt um bei der Mond-Landung dabei zu sein. Unter den Zuschauern gab es zwei Meinungen. Die einen waren von der technischen Leistung beeindruckt  und erhofften sich von der Mondlandung einen Fortschritt für die Menschen. Die anderen bezweifelten die Echtheit der Mondlandung und waren der Meinung, dies sind Filmaufnahmen aus einer Wüste in Amerika. 

Der Streit um die Echtheit der Mondlandung. 

O8.08.2003   HITZE . FLUCHT

In diesem Sommer, der uns täglich neue Temperatur-Rekorde beschert, frage ich mich wie unser Klima in Zukunft aussehen wird? Nach dem  Klima richten sich auch unsere zukünftigen Lebensbedingungen. Der Klimaforscher Prof. Mojib Latif sagt  für die Alpenländer in den nächsten Jahrzehnten steigende Temperaturen voraus. Die Mittelmeerländer werden bei noch höheren Temperaturen im Sommer unbewohnbar werden, der Sommertourismus wird unmöglich. Wird dann die Bevölkerung aus dem Mittelmeerraum nach Norden wandern und sich im Alpenraum niederlassen? Die  Völker aus dem Norden haben in der Vergangenheit immer wieder versucht in den Mittelmeerraum vorzu-dringen, erst als Touristen ist dies ihnen gelungen.

Die Zukunft unbekannt.     

Kommentare:

B. am 8. August 2003 um 19:54
Die Winter und Sommer werden wohl extremer. Hätte vor zwölf Monaten wohl auch niemand im Osten gedacht, dieses Jahr schier zu vertrocknen.

09.08.2003   MOZART . CHINESE

Wenn die Medien unter der Sommerhitze leiden, das Sommerloch bei den Nachrichten eintritt, dann starten sie Umfragen oder veröffentlichen Berichte wie diese: Wer ist der Beste, der Wichtigste oder der Größte. Das ZDF füllt sein Sommerloch mit der Fernsehshow “Wer ist der größte Deutsche”. In der Auswahlliste der größten Deutschen steht auch der Name von W. A. Mozart. Zu dieser Nennung gibt es heftige Reaktionen aus Öster-reich. Ist Mozart ein Deutscher oder ein Österreicher? Tatsache ist für mich, dass Mozart  eine wunderbare Musik geschrieben hat, die allen Menschen zugänglich ist. Seine Musik erfreut die Menschen, tröstet sie und heilt sie. Mehr kann ein Mensch für andere Menschen nicht tun.

Es ist  egal, ob Mozart diese Musik als Deutscher, Österreicher oder als Chinese komponiert hat.

Kommentare:
[unbekannt] am 9. August 2003 um 17:28
Na, so ganz egal scheint das aber nicht zu sein. Schließlich zieht sich jeder gerne ein Krönchen auf. Wie soll man sich aber eines aufziehen, wenn besagter Krönchengrund nicht Deutscher ist.

 


11.08.2003   WÄRME . LOS

In diesem Sommer klagen auch gesunde Menschen über die Temperaturen von über dreißig Grad. Noch mehr unter der Hitze leiden alte und kranke Menschen in den Pflegeheimen und in den Krankenhäusern. Die weißen Nachthemden und die weiße Bettwäsche lassen die Gesichter der alten Menschen noch blasser und kränker erscheinen als sie sind. Um die Krankenbetten stehen die braungebrannten Besucher und blicken in die einge-fallenen Augenhöhlen der Patienten. Die Hitze trocknet die alten Menschen aus, der Flüssigkeitsmangel bremst ihre Gedanken und Worte, bis zur Sprachlosigkeit. Das Ende des Universum wird eintreten, wenn die ganze Energie in Wärme umgewandelt sein wird.

Die Energie verströmt

16.08.2003   AUTO . SPASS

In den sechziger Jahren war es ein Spaß am Wochenende mit dem Auto ziellos in der Gegend herumzufahren. Diese Spaßleidenschaft hat auch die heutige Jugend. Das starke Verkehrsaufkommen und der Probeführerschein lassen dafür aber nicht  viel Platz. Es gibt Staus beim Berufsverkehr und  beim Urlauberverkehr. In Österreich will man etwas für die Spaßgesellschaft tun und die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen auf 160 km/h erhöhen, damit einige Raser und PS Protzen ihren Spaß haben. Mit vier km/h hat sich der Mensch zu Fuß über Millionen Jahre fortbewegt.

Das menschliche Maß aus den Augen verloren. 

17.08.2003   BLASTER . WORM          

Als Neugetaufter der Computerwelt habe ich vor dem Altar, dem Computerbildschirm, Platz genommen und wartete darauf in die weite Welt des Glaubens, das Inter-net, einzutreten. Da erscheint auf dem Bildschirm eine übernatürliche Botschaft, ein Textfeld mit dem Hinweis: “Sie haben noch sechzig Sekunden Zeit um Texte zu speichern und Programme zu schließen, dann wird ihr Computer heruntergefahren und abgeschaltet.” Einen Neugetauften trifft diese Botschaft unerwartet und unvorbereitet. Es wird kein Jahrhundert mehr vergehen und es könnte passieren das, wenn man morgens den Computer einschaltet  ein Inserat erscheint mit dem Text: “Sie haben noch sechzig Minuten Zeit um sich von ihrer Familie zu verabschieden und ihre Hinterlassenschaft zu regeln, dann wird ihr Leben heruntergefahren und abgeschaltet.”

Vieles, was in der Vergangenheit für die Zukunft gedacht worden ist, ist von der Wirklichkeit überholt worden.

Kommentare:
H. am 18. August 2003 um 22:34
Wie wär’s mit: Sie haben noch sechzig Sekunden, dann wird die Welt runtergefahren ?!

20.08.2003   MACHT . USA . EU

Nach den Terroranschlägen im Irak und in Israel stellt sich die Frage wie mächtig ist die USA. Ist G. Bush der mächtigste Mann der Welt und was ist Macht? Macht entsteht, wenn es ein gegenüber gibt, dass sich vor mir fürchtet. Der Selbstmordattentäter der den eigenen Tod nicht fürchtet ist mächtiger als der mächtigste Mann der Welt. Wir im Westen besitzen nicht soviel Macht, wie wir auf Grund unserer militärischen Ausrüstung und unseres wirtschaftlichen Potential glauben, weil nirgends ist die Angst vor dem Sterben und dem Tod so groß wie im Westen. Nelson Mandela hat als Einzelperson mehr Macht besessen als die ganze Apartheid Regierung Südafrikas. Seine Furchtlosigkeit hat ihn zum ersten schwarzen Präsidenten von Südafrika gemacht. Nicht die Mächtigen haben die Macht, sondern die Furchtlosen.

Sich vor den Mächtigen nicht fürchten. 

23.08.2003   MACHT . WORT

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Niemand weis  wie lange Gott das Wort in sich getragen hat und was ihn dazu bewogen hat das Wort an die Mensch weiterzugeben. Wahrscheinlich war es die Liebe zu den Menschen. Mit dem Wort kam die Verständigung und die Macht zu den Menschen. Die größte Macht ist das Wort. Ein scharfes Wort kann einen Menschen verletzen, ein liebes Wort kann einen Menschen verzaubern, ein tröstendes Wort kann einen Menschen Hoffnung geben. Ein ausgesprochenes Wort kann nicht mehr zurückgenommen werden. Es pflanzt sich immer weiter fort. Das Universum ist erfüllt von Wörtern.

Die vielen Wörter haben Gott taub gemacht.

23.08.2003   REISE . ZEIT  

Man fährt heute mit dem Auto auf den Autobahnen weiter fort als je zuvor, in der Annahme, je mehr Kilometer, umso mehr wird man sehen. Wer auf einer Autobahn in Deutschland, Österreich oder Italien fährt, meistens ist es ein dahinrasen, sieht fast immer dasselbe. Es sind dies Lärmschutzwälle oder Lärmschutzwände. Zur Abwechslung tauchen in der Ferne Dörfer auf, manches mal nur die Dächer, überragt von einem Kirchturm. Der Name der Dörfer bleibt meist unbekannt. Wer mit dem Auto einen Sonntagsausflug macht, dabei etwas schönes oder interessantes entdeckt und sich dabei überlegt ob er stehen bleiben soll und wo die nächste Parkgelegenheit ist, der ist bei der Sehenswürdigkeit schon vorbei. So fährt man von einer Sehenswürdigkeit oder einem schönen Aussichtspunkt zum Anderen. Die versäumten Gelegenheiten sind das einzige Erlebnis. Landschaften und Dörfer erlebt man besser mit dem Fahrrad. Die Geschwindigkeit beim Fahrradfahren lässt ein Sehen während des Fahrens und ein schnelles Anhalten zu. Die schönsten Erlebnisse hat man beim zu Fußgehen, da sieht man die Landschaft und die Dörfer bei Schrittgeschwindigkeit .

Die Landschaft in den Beinen.

28.08.2003   KUNST . SCHRIFT

In den vergangenen Jahrhunderten gab es eine ausge-prägte Schreibkultur. Das Schreiben mit der Hand war eine Kunst. Alte Handschriften sind Kunstwerke. Diese Kunst wurde in den Schreibstuben der Klöster gepflegt. Handgeschriebene Bibeln und Messbücher sind Prachtstücke. Schriftsteller berichteten von ihren Reisen oder schrieben Briefe von Niveau. Wenn man in alten Kassenbüchern und Wareneingangsbücher von Firmen blättert, kann man die schöne Handschrift und die Form der Buchhalter bewundern. Schön und stilvoll zu schreiben war eine Lebensstil. Dies konnten Mönche, Schriftsteller und Buchhalter sein. Beim heutigem Schriftverkehr der viel über Emails, Fax und Sms vorgenommen wird verkümmern die Sprache und die Sätze. Es werden Abkürzungen und Symbole eingefügt die von geringer Qualität sind. Einen Sinnhaften Email Text zu schreiben wird bald zum Ausbildungsplan gehören wie das Aufsatzschreiben.

Viele Eintragungen im Weblog erfolgen in einer amputierten Sprache.

Kommentare:

G. am 28. August 2003 um 23:11
Ja, ja, da gebe ich Ihnen vollkommen und herzlichst Recht! Leider ist nicht jeder berufen dazu, ein James Joyce oder Heinrich Heine zu sein. So entstehen Sätze, die trotz ihrer Kürze an Wörtern nicht die Bedeutung beinhalten, die sie an Aufmerksamkeit erregen. Ob nun jedoch eine Sprache “amputiert” sein kann, dessen bin ich mir beim genauen Wortsinn nicht sicher. Ein Arm oder eine Hand können amputiert sein, eine Sprache jedoch ist ein menschliches Produkt der/zur Kommunikation. Entweder ist dieses Produkt vorhanden oder es ist nicht vorhanden. Organischer Teil des Menschen ist die Sprache jedoch nicht. Der Stil der Sprache bzw. der Schrift jedoch kann u.U. die Empfindung erwecken, “amputiert” zu sein.

31.08.2003   TRAUM . BILD

Auf beiden Seiten ist die Front ein langes Fließband. Pünktlich um sieben Uhr wird das Fließband eingeschaltet und die Soldaten bewegen sich auf den Sesseln, welche am Fließband befestigt sind, vom Hinterland in Richtung Front. Um neun Uhr ist eine kurze Vormittagspause, man verteilt gratis eine Schale Milch, dann wird wieder geschossen. Im Hinterland werden die Toten von ihren Sesseln genommen und durch neue Soldaten ersetzt. Abends um fünf Uhr ist Schluss und alle sechs Jahre Kollektionswechsel. Dann kommt die nächste Generation auf das Fließband.

Kommentare:
Z. am 31. August 2003 um 10:24
Straff organisierte Sache, musste nichts denken nur hinsetzen, einfacher geht’s nun wirklich nicht mehr.