KRANKEN . STATION

Die Menschen haben mit einem Krankenhausaufenthalt ganz unterschiedliche Erfahrungen. Vielen kann heute mit den Möglichkeiten der Medizin rasch geholfen werden. Oft verläuft ein Leben ohne, oder nur mit kurzen Krankenhausaufenthalten. Für manche genügt der Besuch beim Haus- oder Facharzt für ein beschwerdefreies Leben.
 
Das Wort Krankenstation hat für mich einen eigenen Klang, es hat sich tief in mein Bewusstsein eingeprägt. Dieser Klang aus der Jugendzeit ist immer noch da, aus der Zeit als ich eine Internatsschule besuchte. Die Krankenstation befand sich im Erdgeschoss, die Fenster waren vergittert und abends wurde die Zimmertür von der Krankenschwester abgesperrt. Die Behandlung bestand hauptsächlich in der Verabreichung von verschiedenen Tees und verschiedenen Wickel. Während meiner Schulzeit musste ich nur einmal in der Krankenstation behandelt werden. Als Jugendlicher fühlte man sich eingesperrt, in seinem Bewegungsdrang eingeschränkt.
                
Die Erlebnisse aus der Jugendzeit prägen den Menschen ein Leben lang. Bis heute hatte ich das Glück mit wenigen und kurzen Krankenhausaufenthalten auszukommen. Manches hätte in einer Facharztpraxis geklärt werden können. Mein Bestreben war, das Krankenhaus bald zu verlasen, erst gar nicht in die Krankenstation verlegt zu werden. Sozusagen vom Untersuchungszimmer nach Hause.
 
Vom Glücklichsein.   
 

 3 Kommentar(e)    

Gerhard (13.11.07 15:08)


Krankenstationmen sind der Horror, aber oft auch Altersheime.
Eine Freundin von mir hatte mal die Idee, mit Freunden eine Alterswohngemeinschaft zu gründen. Wir sollten dann, wenn es soweit ist oder noch ein paar Jährchen dahin, zu fünft ein Häuschen kaufen.
Es ist nichts daraus geworden (was wohl gut so war).
Aber auf dem Papier eine gute Idee…

Man sollte sich damit beschäftigen…

schlagloch


Hallo Gerhard!

Ist man auf der Krankenstationen hat man noch die Hoffnung das Krankenhaus gesund zu verlassen. Das Zimmer im Altersheim wird man kaum noch einmal verlassen.
Gruss schlagloch.


Mo / Website (15.11.07 20:16)


Ich war bis dato nur ein Mal als Jugendliche für eine OP im Krankenhaus und habe nicht mehr viele Erinnerungen daran. Auch wenn ich mich an keine traumatischen Dinge entsinne, ist schon ein Besuch im Krankenhaus für mich ein Horror.
Irgendwie ist es eine eigene Welt, in die man sich plötzlich versetzt fühlt. Eine Welt mit seltsamen Gerüchen und zum Teil schlimmen Anblicken…… Genauso habe ich bei den Besuchen im Altenheim empfunden.

Hoffen wir, dass uns allen das noch sehr lange erspart bleibt.
VG
Mo

LETZTE . ÖLUNG

Man sieht, spürt und erlebt es, dass sich alles verändert. In jungen Jahren ist man begeistert vom Fortschritt, wenn man älter wird weis man mit dem Fortschritt nichts anzufangen. Man weis nicht, ob dieser  für einen Erleichterungen oder Vorteile verschafft. Die Versprechungen der Politik bedeuten für den Einzelnen einen marginalen Fortschritt. Jene, welche sich wirkliche Vorteile verschaffen stehen nicht in den Medien, außer sie überschreiten in großem Stil die Gesetze.
 
Manchmal besteht diese Veränderung nur darin, dass ein Begriff durch ein modernes Wort ersetzt wird, so in der Krankenseelsorge. Besuchte in den siebziger Jahren oder früher der Priester einen Schwerkranken so spendete er ihm die „Letzte Ölung”. Der „Letzten Ölung” haftete der Geschmack des Todes an, so nennt man dies heute Krankensalbung. Von der Krankensalbung erhofft man sich Heilung gerade dort, wo die medizinische Kunst nicht mehr hilft, ein Wunder. Ein Krankenhausseelsorger hat in einer Predigt gemeint, dass es heute vielen Menschen unmöglich ist, vom Leben loszulassen. Es ist schwer den Ast loszulassen, wenn ich nicht sehen kann, wohin ich fallen werde. Es ist wie bei einem Trapezakt,  hoch oben in der Zirkuskuppel, ohne Netz. Viele Springer zögern mit dem Loslassen des Trapez, wenn sie nicht die Hände des Fängers sehen. Wo sind die Hände des Fängers, wenn wir sterben. Auf wenigen Todesanzeigen steht heute der Satz: Versehen mit den heiligen Sterbesakramenten.
 
Das Zimmer war verdunkelt, die Patienten in ihren Betten kaum zu erkennen. Einige waren an eine Infusionsflasche angeschlossen. Es war ein Zimmer der Intensivstation in den Siebziger Jahren. Die vielen medizinischen Apparate wie wir sie heute in der Intensivmedizin kennen waren kaum vorhanden. In einem Bett erkannte ich Daniel, er wurde nach einem Autounfall in das Krankenhaus eingeliefert, Verdacht auf Schädelbasisbruch. Die Therapie bestand in ruhigem Liegen und Warten was der Körper machen wird. Der erste Satz von ihm war: „Der Pfarrer war da, er hat mir die letzte Ölung gegeben, muss ich jetzt sterben?”. Sterben mit zwanzig Jahren. Der Wille hat sich für das Leben entschieden.
 
Wo ein Wille, da ein Weg.
 

4 Kommentar(e)     

Gerhard (9.11.07 21:11)


Sterben tun die anderen…

Heute las ich bei wissenschaft.de:
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/gutzuwissen/284958.html
folgendes:

Warum wir nicht ständig Todesangst haben:

Menschen sind beim Gedanken an ihren eigenen Tod nur deswegen nicht vor Angst wie gelähmt, weil eine Art psychologisches Immunsystem sie davor schützt: Sobald sich jemand mit der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzt, beschwört dieser Abwehrmechanismus automatisch positive Assoziationen und Erinnerungen herauf, die den Schrecken kompensieren. Das haben zwei amerikanische Psychologen bei Tests mit insgesamt 430 Studenten gezeigt.

Gruß
Gerhard

weichensteller / Website (9.11.07 22:58)


Ich habe da einen wunderschönen Text gefunden über das “Sterben der anderen”.
Das ganze Buch ist so.

LGW

schlagloch


Hallo Gerhard!
“Sterben tun die anderen”, bleibt noch die Frage offen, ob wir unser eigenes Sterben “erleben können” ?
Gruss schlagloch.


schlagloch 


Hallo Weichensteller!
“Sterben der anderen” von Möschl Peter ? Entweder lesen oder Blogbeiträge schreiben, beides geht nicht.
Gruss schlagloch.

KATZEN . SILBER

Für uns Kinder war im Mösel, zwischen dem Gedachs und Staudach, der liebste Spielplatz. Für den Bau eines Kuhstalles haben wir die Erde ausgehoben und eifrig Tschurschen gesammelt, dies waren die Kühe. Beim Spielen hatten wir mehr Kühe als zu Hause im Stall standen. Alle Kühe hatten einen Namen. Im Erdreich stießen wir auf „Katzensilber”, ein silbriges poröses Gestein, wir fühlten uns reich. Reich waren jene Nachbarn, welche mehr Kühe hatten als wir, mehr Pferde oder einen Traktor. Wer schaffte es als erster mit der Heuernte fertig zu sein, wer hatte die größeren Kürbisse oder bei wem hingen mehr Kartoffeln an einer Staude. Mit dem Katzensilber wollten wir einen größeren Stall mit einer Schwemmentmistung bauen, eine elektrischen Melkmaschine, ein Heugebläse und Kühe kaufen. Im Wohnhaus wünschten wir uns Fließwasser und eine Badewanne. Alles Wünsche die wir mit dem Katzensilber erfüllen konnten. 

Als die Sonne verschwindet verliert der Dobratschfelsen den Silberglanz, dann kommt das Orange hervor. Eine kurze Zeit war ich in der Kindheit, mit einem Berg aus Katzensilber. 

Alles für die Katz. 

 

4 Kommentar(e)     

Gerhard (7.11.07 08:37)
Wir als Kinder bauten Baumhütten. Mit einem Freund zusammen schaffte ich Bretter aus Vaters Besitz zur Hecke und nach und nach entstand so ein Kleinod hoch in den Ästen, sogar mit Tür und Dach.
Es dauerte allerdings nicht lange, dann wurde dieses kleine Meisterwerk von anderen Jungs zerstört.
Zwei, drei Bretter sind an jenem Baum immer noch zu finden.

Ich hatte im Wald auch einen Ast als Klimmstange, in passender Höhe. Ideal für Klimmzüge.
Vor wenigen Jahren suchte ich nach diesem Baum, fand ihn zunächst nicht. Schließlich dann doch, bloß war der Ast mittlerweile in etwa 2,20 m Höhe angelangt. Nicht mehr zu gebrauchen.

schlagloch
Hallo Gerhard!

Bist du auf Spurensuche in der Kindheit, ab wann endet die Kindheit? Eigentlich kommt die Kindheit im Leben immer wieder an die Oberfläche.
Gruss schlagloch.

Gerhard (8.11.07 21:13)
Die Kindheit endet nie

sei es als lebhafte Erinnerung

sei es als Marschgepäck

Gruß
Gerhard

 

TOTEN . HALLE

Die Verabschiedung der Toten wird aus den Häusern, den Mietwohnungen und Wohnsiedlungen ausgelagert in die Aufbahrungshallen, die Totenhallen, wie sie im Volksmund heißen. Selbst die kleinen Gemeinden haben ihre Totenhalle, meistens in der Nähe des Friedhofes, nicht der Kirche. Auch die künstlerische Ausgestaltung der Totenhalle kann den Geruch des Todes nicht vertreiben.

Für den Neubau der Totenhalle in einer Untergailtaler Gemeinde gab es eine öffentliche Ausschreibung. Unter den eingereichten Entwürfen befand sich der von einem Künstler, die Totenhalle als rotes Herz zu gestalten. Dieser Entwurf war den lokalen Gemeindepolitiker zu gewagt. Ob ein Herz und welches Herz ist es dann, dass den Tod erträglicher macht?  Den Tod der Künstlerin, die manchmal über Bauchschmerzen geklagt hat? Es wird die Aufregung sein, ein nervöser Magen, es war ein Unterleibskrebs. Den Tod vom Hotelier, der immer ein fröhlicher Mensch war, der mit seinem Schmäh eine Tischrunde unterhalten konnte und überall Optimismus verbreitet hat? Vielleicht war er eine Spur zu optimistisch und hat einmal zuviel gelacht, bevor er sich das Leben genommen hat. Der Dorfpfarrer hat ihm das kirchliche Begräbnis verweigert. Statt der Aufbahrungshalle in Herzform wurde eine der Tradition entsprechende Totenhalle errichtet. Einmal im Jahr verfasst das zuständige Gemeindevorstandsmitglied einen Bericht über das Bestattungs- und Friedhofswesen in der Gemeindezeitung. 

Das rote Herz.

 

3 Kommentar(e)

Gerhard (1.11.07 17:45)


Menschliches Treiben ist manchmal “grausam”: erwägungen, Zaudern, Sich-verschliessen, Nicht wagen, bleiben wo man grad steht und sitzt…zum Abgewöhnen

Mo / Website (2.11.07 18:23)


Ich habe in diesem Jahr gelernt, dass Trauer und Abschiednehmen etwas sehr persönliches und individuelles ist.

Viel entscheidender als der äußere Rahmen ist doch der Platz, den wir dem Ganzen selbst einräumen und wie wir es für uns gestalten.

Wer will also über Angemessenheit entscheiden ?

Schönes Wochenende
Mo


schlagloch
Hallo Mo!
Das Abschiednehmen und die Trauer ist eine Sache des Herzens. Also Totenhalle in Herzform.
Gruss schlagloch.

VER . ABSCHIEDUNG

Die Verabschiedung der Verstorbenen erfolgt auch auf dem Land meistens in derAufbahrungshalle, in der sogenannten Totenhalle. Am Bauernhof ist es auch heute möglich, dass die Verstorbenen zu Hause aufgebahrt werden. Die verstorbene Altbäuerin wird in der Stube aufgebahrt und die Nachbarn halten die Totenwache. Zum „Wochn” haben sie Kaffee, Zucker und Reindling mitgebracht. Nach dem Rosenkranz versammelt man sich zu Kaffe und Reindling in der Küche.In der Stube hat die Altbäuerin den Mann geliebt, die Kinder geboren und sich abends müde in das Bett gelegt um am nächstem Tag früh aufzustehen. Manches mal war dies auch in der Nacht notwendig, um im Stall einer Kuh beim Kalben zu helfen. Zur Müdigkeit kamen die Sorgen um ein krankes Kind oder ein krankes Schaf. In der Stube hat sie angstvoll auf den Bauern gewartet, dass er aus dem Holzschlag gesund nach Hause kommt und mit Angst vor dem Bauern, wenn er nach einer Gasthauszeche betrunken heim kam. Aus dieser Stube, wo sie jetzt aufgebahrt ist, hat sie schon vor Jahren ausziehen müssen, in die Ausziehstube im Dachgeschoss.Man trägt den Sarg durch die Labn über die Türschwelle mit einem dreifachem Kreuzzeichen und stellt ihn auf den Heuwagen vor dem das Noriker Pferd Hans gespannt ist. Das Pferd, dem sie manchen Zuckerwürfel gegeben hat und dem sie die erhitzten Flanken gestreichelt hat, wird sie zum Friedhof bringen.Die letzte Fuhr.
 

Kommentare    

Gerhard (28.10.07 23:54)
“In der Stube hat die Altbäuerin den Mann geliebt”
Schöne Formulierung! Immer im Dienst, jeder hat gewusst, was seine Aufgabe ist. Und manchmal war so ein Leben nicht mehr als Pflichterfüllung bis zur letzten Faser und mit der letzten Kraft.
petros / Website (29.10.07 08:47)
Leben… Tod… Übergang… Türschwelle… SterbeidylleLG
Petros
schlagloch
Hallo Gerhard.
Ja Pflichterfuellung, im positiven Sinn,wie wir es heute nicht mehr kennen.
Gruss schlagloch.
Gerhard (29.10.07 22:20)
Hallo Schlagloch!
Im positiven Sinn?? So war es eigentlich nicht gemeint! Wo blieben die Bedürfnisse der Bäuerin?? Ihr einziger Gewinn aus dem Leben war wohl, daß sie das alles aushalten und leisten konnte. Daß sie den Mann lieben konnte trotz ärgster eigener Sorgen und Schwierigkeiten und trotz fehlender eigener Lust.
Statt Lebensgenuß setzte sie Fron und Pflicht bis zum Äussersten.
Sicher: Im Kern ist das lobenswert. Wir brauchen auch Hingabe und ein Sichdreinbegeben. Ohne das geht es nicht. Aber dieses Extrem!!
schlagloch
Hallo Gerhard!
Das Los der Beuerin war extrem hart. Hier ist vieles zusammengekommen, die harte Arbeit, das Missverstaendniss fuer die Frauen und die katholische Umgebung, gottgewollt.
Gruss schlagloch.
Mo / Website (30.10.07 19:14)
Du beschreibst dieses Szenario sehr anschaulich….
Für ein Stadtkind klingt es wie eine Geschichte aus längst vergangenen Tagen… Fast unvorstellbar in der heutigen Zeit, vor allem in der Umgebung, in der ich groß geworden bin und heute lebe.LG
Mo

schlagloch
Hallo MO,
diese Scenario ist heute die Ausnahme, aber passiert in diesem Herbst.
Gruss schlagloch.