AUS:radiert

Mit dem Wort „ausradiert“ verbinden wir verschiedene Vorstellungen. Am häufigsten denken wir daran, dass ein  falsch geschriebenes Wort ausradiert wird. Auch bei diesem so selbstverständlichen Vorgang hat es in den letzten Jahrzehnten einige Entwicklungen gegeben. Vor Jahrzehnten gab es zum Ausradieren nur den rotblauen Radiergummi, den wir alle kennen. Zu den Kautschukradiergummis sind die sogenannten Plastikradiergummis dazugekommen. Für die mechanische Schreibmaschine wurde der Radierstift und der Korrekturroller entwickelt. Bei den elektronischen Schreibmaschinen konnte man die Fehler mit Hilfe eines Korrekturbandes ausbessern. Am Computer gibt es den “virtuellen Radiergummi”, es war noch nie so einfach Fehler zu beseitigen.

Das Wort „Ausradiert“ benützen die Zeitungen bei Katastrophenfällen, wie Verkehrsunfall, Lawinenabgang, Tsunami oder Erdbeben, wenn dabei eine ganze Familie umkommt, oder ein ganzer Ort zerstört wird. Ein Name, eine Familie, ein Ort wurden für alle Zeiten gelöscht. Bei uns macht sich tiefe Betroffenheit breit, soweit wir bei der Fülle von Katastrophen die aus dem Radio, dem Fernseher und dem Internet in das Wohnzimmer schwappen, noch Zeit und Mitgefühl haben.

Wird  nach vierzig Jahren der Firmenname auf der Hausfassade übermalt, dann wird mit Farbe und Pinsel ausradiert. Der Name wird aus dem Gesichtsfeld gelöscht, oder schimmert noch das Negativ durch, obwohl ein neuer Name auf der Hauswand steht?  Verzögern kann man den Vorgang, wenn man einen Ordner anlegt und darin Werbebriefe, Prospekte, Fotos und Leserbriefe aufbewahrt und sich vornimmt, in fünf Jahren den Ordner zu durchforsten. Dann kann man neu entschieden, was man behalten will und von was man sich trennen will.

Bedeutungslos.

ARBEITS:markt

Hat man eine lange Berufslaufbahn hinter sich, dann hofft man, dass man den Arbeitsplatz nicht kurz vor der Pensionierung verlieren wird. Gehört man keiner bevorzugten Berufsgruppe, wie Eisenbahner oder Beamte an, von denen viele um die Fünfzig in Pension gehen, kann man es nicht riskieren, die eine oder andere Krankheit auszukurieren. Selbstständige verschieben, weil sie vom Betrieb nicht fernbleiben können,  manche Operation in die Zukunft. Man hofft, mit den Beschwerden einige Jahre weiterarbeiten zu können, dann werden es zehn Jahre. Die Politik hat Einsicht  mit denen, die fünfundvierzig Jahre ohne Unterbrechung gearbeitet haben, denen wird ein früherer Pensionsantritt ermöglicht. Die Arbeitslosenunterstützung kann beansprucht werden, sodass man in einer Warteschleife den Pensionsantritt abwartet.

Hat man nie eine Sozialhilfe in Anspruch genommen, dann muß man sich überwinden eine Auskunft auf dem  Arbeitsamt einzuholen. Schon in der Früh warten die Ersten vor dem Amt. Öffnen sich die Türen, dann stürmen alle los, ohne Nummer geht nichts. Jetzt ist man nicht der Herr oder die Frau sowieso, man ist eine Nummer. Der Beamte begrüßt einen nicht, keine Aufforderung Platz zu nehmen, ein kurzes „geben sie her“, gemeint sind die Unterlagen. Man will eine Auskunft. Der Beamte macht einen als erstes darauf aufmerksam, dass man eine Arbeitslosenunterstützung nur in Anspruch nehmen kann, wenn man arbeitswillig ist. Ist jemand arbeitswillig, wenn er die letzten fünfundvierzig Jahre durchgehend ohne Krankenstand, bei wenig Urlaub, gearbeitet hat?  

Das bessere Service.

JUNG:unternehmer

Von der Politik wird gefordert, dass Österreich junge und agile Unternehmer braucht. Die heutige Gründergeneration ist im Durchschnitt 35 Jahre alt, vor einigen Jahrzehnten waren die Jungunternehmer etwa 25 Jahre alt. Einerseits setzt man die Altersgrenzen für vieles herunter, die Wahlpflicht, den Erwerb des Führerschein, auf der anderen Seite werden die Jugendliche um vieles später erwachsen. Die wenigsten von ihnen werden heute mit einer einfachen Berufsausbildung Unternehmer, meistens strebt man ein Studium oder den Abschluss einer Fachhochschule an. Es gibt einige Institutionen und Aktivitäten die sich bemühen, Jungunternehmer bei ihrem Gang in die Selbstständigkeit zu unterstützten. Vielfach macht dies den Entscheidungsprozess kompliziert und verzögert ihn. Dabei wird die finanzielle Seite zu sehr in den Vordergrund gestellt und viel mit den Kennzahlen aus dem Betriebsergebnisse gearbeitet. Im freien Wettbewerb lässt sich nur weniges vorausberechnen, vieles kommt anders als man es sich vorgestellt oder prognostiziert bekommen hat.

Es ist der Reiz eines Jungunternehmers, dass er aus dem Schatten der Berater und  der Gründungsväter heraustritt und etwas unerwartetes beginnt und damit Erfolg hat. Solche die glauben, dass es im freien Wettbewerb ein garantiertes Einkommen gibt, müssen sich als Bankangestellte bewerben. Es bleiben manche auf der Strecke oder brechen den Startvorgang ab. Bei manchen Dingen ist es besser, man weis es vorher nicht. Es verhält sich wie bei den Nebenwirkungen der Tabletten: Man kann aus Furcht vor den Nebenwirkungen die Einnahme verweigern, damit vergibt man sich aber auch die Chance auf eine Heilung.

Handbremse.

AUS:geschieden

Die Vorstellungen, was man in der Pension machen wird, sind verschieden. Für manche ist es eine Fortsetzung von ihrem erlernten Beruf, in geringerem Umfang. Dies trifft oft bei Handwerker, wie Tischler, Installateur oder Maler zu. Heutzutage ist ein guter Handwerker immer gefragt, so sind Maurer, Mechaniker oder Fliesenleger schon während ihres Berufsleben in ihrer Freizeit immer ausgebucht. Scheiden sie aus dem Arbeitsleben aus, warten andere darauf, dass sie ihnen bei der Wohnungsrenovierung oder beim Bau eines Eigenheimes zur Hand gehen. Die Nachfrage geht über den Familienkreis hinaus. Manchmal ist der Bau eines Eigenheimes erst möglich, wenn man auf Pensionisten zurückgreifen kann. Viel wird für Schönheit und Kleider ausgegeben, so bekommen pensionierte Friseurinnen und Schneiderinnen neue Aufgaben. Die erste Generation der pensionierten Softwarespezialisten und Netzwerktechniker sind gefragt, wenn es um die Erstellung einer Homepage für einen Verein geht. Weniger gebraucht werden pensionierte Verkäufer oder Bankangestellte. Ein Betätigungsfeld für sie wäre Laienschauspieler oder die Mithilfe bei einem caritativen Besuchsdienst. Von Bäuerinnen und Bauern weis man, dass sie solange am Hof mitarbeiten, wie es ihre Arbeitskraft erlaubt.

Feldarbeit.  

AUTO:matismus

Steht man jahrelang im persönlichem Kontakt mit Kunden, so wird es im Laufe der Jahre zur Selbstverständlichkeit, dass man die Kunden begrüßt und verabschiedet, und ein paar Worte an sie richtet. Oft geschieht dies automatisch, ohne viel Nachdenken. Eine der schlimmsten Phrasen der letzten Jahre ist der Satz: „An schean Tog noch“. Er kommt den meisten Menschen gedankenlos über die Lippen und ist in ganz Österreich gebräuchlich. Egal, ob man einen Lebensmittelmarkt, ein Papiergeschäft, eine Bäckerei oder eine Trafik verlässt, nach einem Friseur- oder einem Arztbesuch, überall wird einem dieser Spruch nachgeschleudert. Dabei wird nicht unterschieden, ob jemand eine Glückwunschkarte zum Geburtstag oder ein Trauerbillett gekauft hat. Geht man öfters an der selben Regalbetreuerin im Supermarkt vorbei, dann wird man jedes mal automatisch gegrüßt, ohne das die Verkäuferin aufschaut. Dies ähnelt den Sensoren, die automatisch das Licht einschalten, sobald man an ihnen vorbeigeht.

Was sich hinter der Fassade des „schönen Tages“ verbirgt, zeigt sich in meinem Buch “An schean Tog”.