LAUF:rad

Am Anfang der Entwicklung wurde das Fahrrad als „Laufrad“ oder „Hochrad“ bezeichnet. Im Wesentlichen dienten die ersten Fahrräder nur der Beschleunigung des Gehen, sozusagen Gehen mit Unterstützung von zwei Rädern. Man mußte geschickt sein, um mit einem Hochrad fahren zu können. In diese Zeit fällt auch die Industrialisierung und Mechanisierung, da war viel von Laufrädern und Schwungrädern die Rede. Diese immer gleichen Bewegungen dienen als Vergleich für das Leben, wenn sich im Leben nichts ändert. Man befindet sich im Laufrad des Leben, hat selbst keinen Einfluss auf die Entwicklung. Es werden immer die gleichen Probleme gewälzt, man sieht nur die sogenannten Problemzonen. Viele können sich diesem Prinzip nicht entziehen und sehen die Dinge nur von ihrer schlechten Seite. Es gibt sogenannte Laufradfamilien, es ist niemand in der Verwandtschaft da, der die Sichtweise verändern könnte. Ein Zweck eines Kuraufenthalt ist, dass man aus dem Laufrad aussteigt und die Richtung ändert. Plötzlich gibt es mehrere Wege und die eigenen Erfahrungen zählen.

Vielseitig.

JAGD:instinkt

In vielen Handelsgeschäften beginnt jetzt der Sommerschlussverkauf. Die heißen Tage kommen noch und trotzdem werden Badehosen, Sommerkleider verschleudert. Jeder hat es schon erlebt, dass er etwas Preisgünstiges, etwas Schönes oder ein Einzelstück, dies kann ein Kleidungsstück, Schuh oder ein Wohnaccessoires sein entdeckt hat und plötzlich ist er von einer Schar von Menschen umringt, die genau dieses Stück haben wollen? Man blickt in die Gesichter von beutehungrigen Mitmenschen, die unsere nächsten Bewegungen, Handlungen genau verfolgen. Werden wir unsere Beute wieder zurücklegen, dann wird der/die Nächste versuchen dieses Stück zu ergattern. Treten wir mit unserem Beutestück, mitten durch die Artgenossen, den Weg zur Kassa an dann nicht, ohne die Hand um das Stück fester zu schließen. Dort kann es passieren, dass die kurze Warteschlange welche wir ansteuern, plötzlich von vielen angesteuert wird, und es zu einem Gedränge kommt. Alle haben es eilig zu zahlen. 

Sieger und Besiegte.   

FABRIKS:verkauf

In wirtschaftlich turbulenten Zeiten verbindet man mit dem Wort Fabriksverkauf die Vorstellung, dass eine Fabrik von der Konkurrenz übernommen wird. Es kann aber auch sein, dass Waren direkt ab Fabrik an die Konsumenten verkauft werden. Bei Jahrmärkten und Stadtfesten  wird mit einer Plane „Fabriksverkauf“ auf eine günstige Einkaufsmöglichkeit aufmerksam gemacht.Viele Menschen sehen darin eine Möglichkeit den  Erwerb einer leicht beschädigten Ware zu einem reduziertem Preis. Nicht selten gibt es Fabriksverkäufe, obwohl am Standort nicht mehr produziert wird. Während meiner Zeit als Schuhfacharbeiter bei der Firma Gabor in Spittal/Dr. war am Standort ein Verkaufsladen. Dort wurden Schuhe mit leichten Lack- oder Lederfehlern preiswert angeboten.Vor einem Jahr wurde die allgemeine Produktion eingestellt, die Fabrikshallen stehen leer. Es werden noch die Prototypen der jeweils neuen Kollektion produziert, bis Jahresende. Den Fabriksverkauf gibt es noch.

Bei einer anderen Firma habe ich die Fabrikshalle betreten und erwartet, dass ich Arbeiter und laufende Maschinen vorfinden werde. Die Produktionshalle war menschenleer, am Rand standen ein paar verstaubte Maschinen. In einer  Ecke  habe ich eine Arbeiterin angetroffen. Neben ihr standen mehrere Paletten mit Schultaschen, hergestellt in Taiwan.Von ihr wurde das Firmenschild vorne in die Taschen geschoben. Den Fabriksverkauf gibt es noch. Der Ort San Daniele  in Friaul ist für seinen zarten Schinken, Prosciutto, bekannt. Der luftgereifte Schinken hat seinen Preis. Die Nachfrage nach dem Schinken ist so groß, dass es unmöglich ist, in Friaul so viele Schweine zu mästen, wie für die Produktion notwendig wäre. So werden aus Holland und Polen Schweine importiert und in San Daniele zum Schinken verarbeitet, besser gesagt, herangereift.

Original und  Kopie.

SPEK:ulation

Fragt man im Bekanntenkreis nach, welche Fortschritte die Jungen in der Berufsausbildung machen, und wie die Berufsaussichten sind, so stellt sich die Frage, ab welchem Alter soll man den Berufseinstieg geschafft haben. Ab wann ist es normal, dass man unabhängig von den Eltern sein eigenes Leben führt, aus dem Elternhaus ausgezogen ist. In den sechziger und siebziger Jahren war es nach Absolvierung einer Lehre selbstverständlich, dass man mit zwanzig Jahren einen fixen Arbeitsplatz hatte. Denjenigen, welche studiert haben, hat man bis fünfundzwanzig Jahre Zeit gegeben. Dies waren die Schonfristen um die Ausbildung abzuschließen und in das Berufsleben einzusteigen.

Heute erfährt man, dass sich viele vor einer Berufsentscheidung drücken und mit fünfunddreißig Jahren noch einmal ein Studium machen. Die Entscheidung, was man im Leben machen will, fällt später. Früher ist die Berufsentscheidung mit fünfzehn oder zwanzig Jahren gefallen. Die junge  Generation wird unselbstständiger, bis dreißig lässt man sich zu Hause verwöhnen. Der Konsum wird von den Eltern finanziert, es geht einem gut. Die wenigsten nehmen an den globalen Missständen, wie Klimawandel, Verteilung der Rohstoffe, Hungersnot oder mangelhafte gesundheitliche Versorgung, in vielen Ländern der Welt, Anstoß. Von den Jungen hat es keinen Aufschrei, keine Proteste gegeben, als Spekulanten vieles von dem Erarbeitetem in den Sand gesetzt haben, ihre Zukunft verspekuliert haben. Es gibt noch das zweite Leben im Internet, im Facebook, im Secondlife.

Lebensstudium.

20:prozent

Ein Büroartikelhersteller macht damit Reklame, dass man durch die neue Hebelmechanik bei den Ordnern, beim Ablegen der Papiere um zwanzig Prozent schneller ist. Eine aufschlussreiche Studie wäre, wie viel Zeit ein durchschnittlicher Mensch mit dem Einordnen von Schriftstücken verbringt. Für Leute, welche in der in der Verwaltung, im Büro, arbeiten, wird dies von Interesse sein. Ich frage mich, welchen Vorteil wir aus dieser 20-prozentigen Zeitersparnis haben. Ist dies schon ein menschlicher Fortschritt, wenn etwas schneller geht. Die Beschleunigung im Herstellungsbereich hat einerseits zu einer Überproduktion geführt, anderseits zu einer Verbilligung der Waren. Die Beschleunigung am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr oder in der Freizeit, hat auch dazu geführt, dass viele überfordert, nervös und depressiv sind. Die stärkste Beschleunigung haben wir in der Fortbewegung. Hat man früher Besorgungen in der Stadt, die zehn Kilometer weit entfernt war, zu Fuß erledigt, so geschieht dies heute mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto. Haben wir jetzt deshalb mehr Zeit? Eher weniger, weil wir uns neue Aufgaben aufgeladen haben. Genauso wenig trägt die so gewonnene Zeit zu unserem Glück bei. Die meisten beklagen sich darüber, dass sie zu wenig Zeit haben.

 

Mit Antritt der Pension schmilzt die Zeit wie ein Eiswürfel auf der Hand dahin. Der Verlust der Zeit schmerzt genauso, wie sich der Eiswürfel kalt anfühlt.

 

Entschleunigung.