warum:wie II

In eine Glaubensgemeinschaft mit vielen Geboten und Verboten hineingeboren zu sein, erscheint mir als ein Glaubenshindernis. Die Freiheit selbst über den Beitritt zu einer Religionsgemeinschaft zu entscheiden wäre eine Hinwendung zu Gott.

Der Ausspruch von Friedrich Nietzsche, Wer ein WARUM hat, wird mit jedem WIE fertig, zeigt uns eine Form an, wie wir unser Leben gestalten könnten. Egal ob es sich um ein Studium oder den Aufbau einer Firma handelt. Auch Häuslbauer mobilisieren für die Fertigstellung des Eigenheimes ihre ganzen Energien. Bei den Sportlern erbringen manche extreme Leistungen, der Antrieb dafür dürfte im Siegeswillen, im Streben nach Ruhm zu finden sein. Wobei das Warum nicht immer persönlicher Art sein muss, auf uns selbst gerichtet. Eine Plattform, um uns selbst zu verwirklichen und die eigenen Ziele zu erreichen. Meiner Meinung liegt die größere Kraft zum Durchhalten dann vor, wenn das Warum nicht sich selbst gilt, sondern etwas, was außerhalb seiner selbst liegt. Dazu nenne ich ein Beispiel: Die über achtzigjährige Mutter steckt ihre ganze Energie und Fürsorge in die Begleitung ihres beeinträchtigten Sohnes, der an die fünfzig Jahre alt ist.

Bei gemeinnützigen Organisationen wie Feuerwehr und Rettung setzen sich die vielen Freiwilligen bis zur Selbstaufgabe für andere ein. Bei Hochwasser oder Erdlawinen, bei Verkehrs- oder Sportunfällen, sie haben ein Warum, da werden sie mit jedem Wie fertig. Vor kurzem hat man in Kärnten über ein Alterslimit von fünfundsechzig Jahren, für Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, diskutiert. Inzwischen hat man die Altersgrenze auf siebzig Jahre angehoben.

Samariter.

warum:wie I

In einem Fernsehbericht über das Karmeliterinnenkloster bei Innsbruck äußerten die Nonnen die feste Überzeugung, dass sie durch ihr Gebet sehr viel für die Menschen und die Weltgemeinschaft erreichen können. Der Orden ist dafür bekannt, dass sich die Klostergemeinschaft hauptsächlich dem Beten und Schweigen hingibt. Auf ihrer Webseite besteht die Möglichkeit für ein persönliches Anliegen ein Email an sie zu senden und um ihr Gebet zu bitten. Ob das Stellvertretergebet dieselbe Wirksamkeit entfaltet, als wenn man um das Anliegen persönlich betet? Im Laufe der Reportage haben verschiedene Klosterschwestern erzählt, warum sie den Weg in das Kloster gewählt haben. Einigen war die neue Freiheit hinter den Klostermauern wichtig. Sie müssen nicht am Treiben und Trubel der Welt teilnehmen, sie haben ein Ziel, sich mit Gott zu vereinen. Die Gewissheit, dass ER für sie da ist und für sie sorgt. Für die meisten heutigen Menschen würde ein einfaches Leben, keine Zerstreuung, kein Entertainment, keine digitale Vernetzung, einen Verzicht bedeuten. Für außenstehende Personen ist das keusche Leben der Nonnen schwer nachvollziehbar. Auf diesen Verzicht angesprochen hat eine junge Schwester mit einem Zitat von Friedrich Nietzsche geantwortet: Wer ein WARUM hat, wird mit jedem WIE fertig. Ohne Scheu hat die Novizin Nietzsche zitiert, der gesagt hat:Gott ist tot.

Alles was die Klosterfrauen gesagt haben klang sehr plausibel, manchem würde ich als Mensch mit einigen Jahrzehnten auf den Schultern, in Kärnten sagt man am Buckel, gleich zustimmen. Manches Mal habe ich selbst Sehnsucht nach Bedürfnislosigkeit, den Wunsch mich vom Trubel und dem Lärm der Welt abzukoppeln. Wahrscheinlich wächst dieses Bedürfnis bei vielen altersbedingt. Ehrlicher ist es, wenn man sich dafür in der Blüte des Lebens entscheidet, nicht aus Resignation, sondern aus ganzer Überzeugung. Der weiterverbreiteten Logik, sich im späteren Alter dem Religiösen zuzuwenden, begegne ich mit Skepsis. Dies erscheint mir wie ein Rettungsanker, an den man sich klammert. Dadurch erhoffen sich manche ein längeres irdisches Dasein und eine Verlängerung des Lebens im Jenseits.

Schwimmweste.

zu:frieden lll

Werden zwischen Pensionisten gute Wünsche ausgetauscht, so steht die Gesundheit an erster Stelle. Spielte mir das Unterbewusstsein  einen Streich, weil ich mich zuerst den Gefahren der Finanzkrise zugewandt habe? Wahrscheinlich aus dem einen Grund, weil ich über Jahrzehnte eine finanziell unsichere Existenz als Selbständiger Papierhändler geführt habe. Dabei war während dieser Zeit die eigene Gesundheit das Wichtigste. Der Fortbestand der Papierhandlung beruhte auf der Annahme, dass ich gesund bleibe. Ein längerer Arbeitsausfall wegen Krankheit wurde von mir nie angedacht und ist glücklicherweise auch ausgeblieben. Manche Korrekturen, die nur der körperlichen Schönheit geschuldet wären, habe ich bewusst unterlassen. So lebe ich schon über  fünfundzwanzig Jahren mit einem Nabelbruch. Dieser wurde erst nach Jahren von einem Internisten bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Nach einer Operation hätte ich bestimmt über einen Zeitraum von sechs Monaten keine schweren Gegenstände heben dürfen. Ich spreche jetzt von Papierwaren und Schulbüchern von über zehn Kilogramm. Ich war ganzjährig mit dem Anliefern und Ausliefern von Papierwaren und Schulbüchern beschäftigt. Jeder kann für sich einmal das Gewicht von Papierwaren testen. Für diesen Test werden von mir zehn Pakete Kopierpapier oder zwanzig Stück Atlanten empfohlen. Dies in großem Umfang, weil die Hauptbelastung für diese Tätigkeit auf meinen Schultern gelandet ist. Wie hätte die Papierhandlung  meine operationsbedingte Auszeit verkraften können und in welchem Zeitraum wäre ich wieder belastbar gewesen? So lebe ich aus meiner Sicht mit einer dritten Brustwarze.

Eine leidvolle Erfahrung habe ich trotz alldem gemacht. Es ist einem glücklichen Umstand geschuldet oder verdanke ich es einem Engel an meiner Seite, dass ich dabei nicht geköpft wurde. Ein Lkwzug blockierte schlagartig die ganze Fahrbahn und mir wurde die Sicht durch herumfliegende Teile eines Wohnanhängers genommen. So prallte ich mit dem Auto ungebremst gegen die Vorderreifen des Lkw. Wäre ich weiter Links gewesen, hätte sich mein Auto unter die Ladefläche des Lkw geschoben und ich wäre im wahrsten Sinne des Wortes geköpft worden.

Schutzengel

zu:frieden ll

Um diesen Kreislauf in Schwung zu halten bedarf es  der Konsumenten, welche sich den aktuellsten Produkten zuwenden und kaufen. Liest man von neuen Startups, sind es zumeist frisch entwickelte Apps, welche man auf das Handy herunterladen kann. Wie weit sie sinnvoll sind und ob sie von mehr als einem Drittel der Smartphonbesitzer verwendet werden, ist zweifelhaft.

Wird heute derselbe Mechanismus greifen wie zu den Zeiten der Industrialisierung? Bei der Motorisierung hat zuallererst jeder Hufschmied einfache Pferdewagen mit einem Benzinmotor ausgestattet. Erst später wurden Betriebe gegründet, welche die Autos professionell hergestellt haben. Diese hatten mit einer Pferdekutsche nichts gemeinsames mehr  Ein ähnlicher Trend zeigt sich bei erfolgreicher Software. Hier beherrschen einige große Firmen den Markt. Trotzdem sind die Chancen für junge Softwareentwickler günstig, da es keinen großen Maschinenpark braucht um eine zündende Idee in eine Apps zu verwandeln. Es genügt ein professioneller Laptop.

Oft ist es eine Dummheit, welche eine angenehme Lebenssituation zerstört. Manchmal ist es der Übermut oder einfach der Wunsch nach Veränderung. Was macht den Menschen aus? Hat er die Kraft dazu, soll er etwas Neues beginnen. Anderseits ist es im Leben entscheidend, welche Ausdauer man an den Tag legt. Wer selbst nichts unternimmt wird soundso einmal aus der Illusion, dass alles so bleibt wie es ist, hinausgeworfen. Ist dies einer der Gründe, dass ich beim Radfahren keinen Helm verwende? Mir wird schon nichts passieren oder ist es einfach persönliche Dummheit?

Benzinkutsche.

zu:frieden l

Wer es im Leben geschafft hat eine gewisse Zufriedenheit und Lebensstandard zu erreichen, bei dem entsteht vielfach der Wunsch, dass alles so bleibt wie es ist. Gilt dies als Zeichen eines lustlosen Alten, der nichts mehr Neues wagen will? Einer der sich fürchtet, es könnte zu einer Verschlechterung der momentanen Situation führen? Davon betroffen könnte die Beziehung sein, die Gesundheit oder die harmonische Nachbarschaft. Es könnte finanzielle  Einbußen geben, dafür sorgen die besonders alarmierenden Nachrichten aus der Eurozone. Die Staatsfinanzen einiger Mitgliedsstaaten befinden sich in einem zerrütteten Zustand. Mir fehlt das Verständnis dafür, dass die  Europäische Zentralbank Schuldpapiere von Mitgliedsstaaten aufkauft und unkontrolliert neue Banknoten druckt. Diesen Aktivitäten der EZB stehen keine wirtschaftlichen Leistungen oder Sachwerte gegenüber.

Ist es ein Phänomen, besser gesagt ein Menetekel, dass ich mich als erstes den finanziellen Risiken zuwende? Ob dies eine Folge der Globalisierung ist?  In den Schönwetterreden der Politiker wird uns immer versichert, dass die Globalisierung unseren Wohlstand sichert, dass wir in Mitteleuropa Globalisierungsgewinner sind. Vorausgesetzt wird, dass wir einen bestens ausgebildeten Nachwuchs haben, der permanent wirtschaftstaugleiche Ideen und Produkte entwickelt.

Benützerfreundlich.