bruder:sonne

Zum Jahresanfang wird für das kommende Jahr viel geplant und man hofft, dass ein bestimmtes Vorhaben so und so verlaufen wird. Je nachdem wie religiös der Einzelne ist, welche Beziehung er zum Schöpfer hat, wünscht er sich dessen Unterstützung. Für verschiedene Anliegen und Vorhaben gibt es in allen Religionen Schutzgöttinnen und Schutzheilige. Einerlei ob jemand eine Reise unternimmt, auf eine reiche Ernte hofft oder um einen Nachwuchs bittet. Genauso haben die verschiedenen Berufe, wie Schneider, die Zimmerleute, die Bergleute, die Matrosen ihre  bestimmten Schutzheilige. Der Hl. Franz von Assisi ist der Schutzheilige der Tiere.

Mir wurde vor einem Jahr eine mehrwöchige Kur bewilligt. Ich hoffte meine Therapie im Frühjahr oder im Sommer antreten zu können. Vom Kurhaus erhielt ich die Mitteilung, dass ein Therapieplatz erst ab Mitte Oktober frei sein wird. Der Oktobertermin war fix. Es gab die Möglichkeit mich auf die Warteliste zu setzen, um dann kurzfristig einen Kurtermin zu bekommen. Die Monate verstrichen und es gab keinen Rückruf. Als der Frühling vorbei war hoffte ich auf den Sommer. Ich haderte innerlich, doch das Kurheim meldete sich nicht. Im Juli erkrankte unsere Hauskatze Undine und nach einer schweren Operation bedurfte sie meiner Pflege. Zu den Nachbehandlungen musste ich mit ihr in die Tierarztpraxis fahren. Während dieser Wochen hoffte ich, dass vom Therapiezentrum kein Telefonanruf kommt. Ich betete zum hl. Franziskus, dass Undine zunimmt und gesund wird. Gleich nach der Operation verweigerte sie das Fressen und magerte zusätzlich ab, es war  eine dramatische Situation. Eines Tages kam die Kehrtwende, sie begann mit immer größeren Appetit zum Fressen, .

Ärgerte ich mich danach darüber, dass ich erst Ende Oktober zur Kur fahren kann, bei voraussichtlichem tieferen Temperaturen, so dachte ich an  Undine. Was wäre aus ihr geworden, wäre ich in den Wochen ihrer Rekonvaleszenz auf Kur gewesen? Heute bin ich dem hl. Franziskus dafür dankbar, dass sie durch die Wohnung düst. Kommen wir nach Hause verlangt sie ungeduldig nach dem Fressen. Manches, was wir zuerst bemängeln, hat oftmals im nachhinein betrachtet seinen Sinn. Während der Kur, Ende Oktober bis Mitte November im vergangenen Jahr war durchgehend warmes und schönes Wetter.

Sonnengebet

energie:ferien

Die Kärntner setzen ihre Hoffnungen auf Schnee, nach den grünen Weihnachten und dem frühlingshaften Jänner, in den Februar. Bald beginnen die Energieferien und viele Kinder möchten gerne Schi fahren oder Eis laufen. Der heutige Tourismus ist nicht energiesparend, die Bezeichnung Energieferien wurde vor dreißig Jahren eingeführt und ist irreführend. In Mittelkärnten gibt es für eine durchgehende Schneedecke oft zu wenig Schnee, dies schmälert auch die Umsätze bei den Skiliften. Nur die höher gelegenen Wintersportzentren sind ausgelastet. Man kann sagen, dass es auf Grund der Witterungsverhältnisse in diesem Schuljahr dreimal Osterferien geben wird oder werden es weiße Ostern? Überall sieht man die Kinder beim Radfahren und Ballspielen.

Die Sportartikelhändler, die Kleider- und Schuhhändler, versuchen mit reduzierten Preisen die Winterware zu verkaufen. Im Lager stapelt sich die Frühjahrsware, nicht die Jahreszeiten oder das Wetter bestimmen unseren Jahresablauf, sondern die neue Kollektion der Schuh- und Kleiderindustrie. Von der Ware in den Schaufenstern der Schuh- und Textilgeschäften wird  unser Lebensrhythmus beeinflusst.

Zwei Paar Schuhe

vogel:flieg II

In der heutigen Berufswelt liegt die Aufmerksamkeit und Konzentration nicht bei der Arbeit selbst, sondern bei den Meldungen die über das Handy hereinkommen. Bei einem Drittel der Verkehrsunfälle ist heute die Benützung des Handy oder des Navigationsgerätes während der Fahrt mitschuldig. Es ist nicht verwunderlich, dass die Zukunftsstrategen dafür plädieren, die Steuerung des Autos gleich einem Computerprogramm zu überlassen. Der Mensch wäre nur mehr Beifahrer und könnte sich auch hier seiner liebsten Beschäftigung, dem Amüsement hingeben. Im jetzigen Alltag stellt die Führerscheinprüfung eine Auslese dar. Damit wird auch das Verkehrsaufkommen ein wenig gedrosselt. Wie wird es mit dem Straßenverkehr weitergehen wenn jeder, ohne einen Führerschein zu besitzen, mit einem selbstfahrenden Auto unterwegs sein kann?

Ob das computergesteuerte Gefährt weiter die Bezeichnung Auto tragen wird, ist noch offen. Eventuell schreitet die Optimierung des Menschen weiter fort und er selbst wird zu einem selbstfahrendem Gefährt. Der Ruf nach menschlicher Optimierung wird bestimmt zunehmen. Wir wissen, schon Leonardo da Vinci hat Fluggeräte konstruiert, um dem Menschen das Fliegen mit eigener Muskelkraft zu ermöglichen.

Die Vorstellung mit eigener Muskelkraft zu fliegen, hat seit Leonardo da Vinci nichts an Faszination verloren. So versuchte der Schneider von Ulm noch Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, den in Ulm zu Besuch weilendem Kaiser, davon zu überzeugen. Seine Vorführung mit einem Gleitschirm  ist wegen des ungünstigen Absprungortes kläglich gescheitert. Der Schneider fiel in die vorbeifließende Donau.

Eisschollen

vogel:flieg I

Vor drei Jahrzehnten hat Neil Postman seinen Bestseller „Wir amüsieren uns zu Tode“ veröffentlicht. Er befasste sich mit den möglichen Folgen, welche der stundenlange Fernsehkonsum für die geistige Entwicklung des Menschen haben könnte. In dem Buch setzte er sich mit der Gefahr auseinander, dass alles zur Show wird, ohne Inhalte: „Unsere Priester und Präsidenten, unsere Chirurgen und Anwälte, unsere Pädagogen und Nachrichtensprecher brauchen sich nicht sonderlich zu mühen, um den Anforderungen ihrer Fachgebiete zu genügen, sie müssen vor allem den Anforderungen gewachsen sein, die an eine gute Show gestellt wird.“ (N. Postmann)

Heute haben seine Aussagen noch mehr Gültigkeit, da es für die Amüsiertheit durch die permanente Verfügbarkeit von Filmen und Videos im Internet keine zeitliche Beschränkung gibt. Von 0 bis 24 Uhr. Zu Neils Postmann Zeiten war es üblich, dass Kinder und Jugendliche im häufigsten Fall, täglich ein bis zwei Stunden vor dem Fernseher saßen. In den meisten Familien beschränkte sich die Erlaubnis für die Kinder zum Fernsehschauen auf den Samstag- und Sonntagnachmittag. In Österreich gab es in den 70er Jahren noch viele Haushalte, welche keinen Fernseher hatten. Die Erwachsenen gönnten sich ein- bis zweimal die Woche einen Fernsehabend und dabei vor allem zum Wochenende. Es dauerte nicht lange und das Fernsehkastl wurde als Familienmitglied adoptiert.

Heiteres Beruferaten

sprech:zimmer II

Zum Großteil sind die Wartezimmer der Ärzte heute weitläufiger und einladender geworden. Es ist möglich sich darin wohl zufühlen und mit dem nächsten Patienten keine Tuchfühlung, gemeint ist Körperkontakt, zu haben. In manchen städtischen Gemeinschaftspraxen habe ich den Eindruck, es handelt sich dabei um die Rezeption eines Innenstadthotels. Das verhaltene Benehmen der anwesenden Personen zerstreut diesen Gedanken sofort. Damit verbunden ist oftmals der Geruch von Ungewissheit und Angst, statt frischer Raumluft. Dem gegenzusteuern stehen in  vielen Arztpraxen Blumen und Palmen. Auf den Couchtischen liegen aktuelle und saubere Zeitungen und Illustrierte auf. Für quirlige Kinder gibt es eine Spielecke und die Erwachsenen finden bei der Anmeldung eine Schale mit Zuckerln vor. Für die Begleitpersonen sind diese eine willkommene Erfrischung, weil die Patienten sind zumeist auf ihre Beschwerden fixiert und mit ihren Gedanken im Sprechzimmer beim Arzt. Der Griff danach, da nicht Patient, kann mit einer Pointe verbunden sein. Die Frage an die Sprechstundenhilfe richten: „Muss man  für den Genuss von einem Hustenbonbon auch die Ecard  (elektronischer Krankenschein) bereitstellen. Zählt der Genuss eines Hustenbonbons als Arztbesuch und wie wird diese Leistung von der Krankenkasse vergütet?

Rätselhaft ist mir, dass der Begriff Sprechzimmer und Sprechstunde immer noch gebräuchlich ist. Aufgrund der limitierten Kassenvergütungen und der ungeduldig  wartenden Patienten kann das Sprechzimmer nicht als solches bezeichnet werden. Was gesprochen wird ist ein kurzes Statement vom Arzt zur Diagnose oder der Hinweis auf eine Überweisung zu einer weiteren Untersuchung, zumeist der technischen Art. Ähnlich verhält es sich mit der Formulierung Sprechstunde. Von Seiten der Sprechstundenhilfe wird zumeist darauf bestanden, dass der Patient ihr die Beschwerden schildert, wohl um den Aufenthalt beim Arzt abzukürzen. Von den Begriffen Sprechzimmer, Sprechstunde und Sprechstundenhilfe kommt der Begriff Sprechstundenhilfe  dem Inhalt  und der Alltagspraxis am Nächsten.

Grippezeit.