GEBURTS:tag

Der Geburtstag ist ein Termin, welcher von allen Menschen gefeiert wird. Für die Einen ist er ein Tag der Freude, Andere nehmen von ihrem Geburtstag kaum Notiz. Er wird jeden Tag millionenfach erlebt und gefeiert, für jeden von uns findet er jährlich statt.  Man kann sagen, über den Geburtstag zu reden oder zu schreiben ist banal, doch der Geburtstag birgt viel Sprengstoff in sich. In jungen Jahren hat man den Wunsch schnell älter zu werden, die große Liebe kennen zulernen oder einen besseren Job zu finden. Später will man die Jahre einbremsen. So sehr man sich dagegen stemmt, sie rollen immer weiter. Plötzlich stellt sich die Frage, wie viele schlechte und gute Entscheidungen hat es im Leben gegeben. Welche Entscheidung hat man versäumt, verschlafen oder wurde von jemandem anderem vereitelt. Was war die schlechteste Entscheidung, welche gehörte zu den besten Entscheidungen. Wie geht man mit jenen Entscheidungen um, welche man heute anders ausführen würde, wenn man könnte? Kann man Entscheidungen rückgängig machen. Braucht es heute, am Geburtstag, einen Kurswechsel, eine Kehrtwendung in meinem Leben. 

Meine Geburt in einem mitteleuropäischen Land in den fünfziger Jahren war ein Privileg, der große Krieg war vorbei, es gab genug zu Essen und die Entwicklungsaussichten waren gut. Wie anders und mühevoller wären die Lebensbedingungen gewesen, wenn ich in Rumänien, in Indien oder in Angola geboren worden wäre. Wer entscheidet über den Ort der Geburt und das weitere Leben. 

Die Nabelschnur. 

FLOH:markt

Findet ein Flohmarkt statt, dann kommt Stimmung im Ort auf. Man freut sich darüber, einen Tag lang in den Aktionskisten am Gehsteig zu wühlen. Bereits mit zehn Cent kann man vieles kaufen. Selbst die Massage gibt es zum halben Preis. Der Tandlerflohmarkt  findet im Gemeindezentrum statt. Hier versuchen Hausfrauen ihre Taschen, Gläser, Schallplatten und Bilder an die Besucher zu verscherbeln. Die Kinder trennen sich von Bilderbüchern, ferngesteuerten Autos, Puppenkleider und Stofftieren. Die älteste Tandlerin  ist fünfundachtzig Jahre alt und hat ihren Kleiderschrank durchforstet. Bei ihr findet man alte Ausgaben vom „Reimmichlkalender“ und „Das Beste“. In der Buckligen Welt ist sie eine begeisterte Leserin vom Tiroler Reimmichlkalender. Visavis verfällt das ehemalige Gemeindekino, auf der Tür ist zu lesen „Komm geh ins Kino“. Bei Bratwürstel und Bier erinnern sich ältere Flohmarktbesucher daran, dass von einem Polizisten am Kinoeingang kontrolliert wurde, ob man schon vierzehn Jahre alt war. Vorher durfte man keinen Film besuchen. „Vorsicht Hase“, bitte Gartentüre schließen.

 

Eine Biographie.      

ZU:fall

Während eines Kuraufenthaltes in der Buckligen Welt kommt es zu  einigen Verknüpfungen nach Kärnten. Ein Benefizfest „Afrikanische Nacht” zugunsten des Jabulani Selbsthilfezentrums in Südafrika  wurde vom Vocalensemble mit einem Kärntner Lied eröffnet. Dort wird in einer Missionsstation, ohne nach dem Glauben zu fragen, etwa hundert Frauen aus den umliegenden Vorstadtsiedlungen verschiedene Arbeiten angeboten. Die Kinder der Frauen werden mit Essen versorgt und ihnen das Schulgeld bezahlt. Erlauben es die finanziellen Mittel wird für die Familien ein einfaches Haus gebaut, bestehend aus zwei Räumen. Das wichtigste dabei ist eine versperrbare Eingangstür. So sind die Bewohner vor Überfällen und im Besonderen die Frauen und Mädchen vor Vergewaltigungen geschützt. Die meisten Behausungen in den Vorstadtsiedlungen bestehen aus Spanplatten, Plastikfolien und Pappkarton. Die wenigsten haben eine Arbeit und ein regelmäßiges Einkommen. Sie wissen nicht, was sie am nächsten Tag essen werden. Viele Kurgäste haben Übergewicht und  werden zur Ernährungs- und Diätberatung geschickt. 

Die Sonnwendfeier im Kurort wurde vom Österreichischen Kameradschaftsbund am Kirchenplatz abgehalten. Neben dem Kirchenplatz ist auf einem Telegrafenmast ein Storchennest. Dieses Jahr gibt es drei Jungstörche. Die Segnung des Feuers erfolgt durch den Dorfpfarrer. Die Feier gestalten das „Dorfgsangl”, die Bläsergruppe und die Seniorenvolkstanzgruppe. Von einem Kameraden wird ein Gedicht von Ingeborg Bachmann vorgelesen. Das Storchenpaar ist auf Futtersuche. 

Bei der Sonntagsmesse predigte der Pfarrer vom Liebhaben, von der Umarmung eines Menschen, eines Tieres oder eines Baumes. Von der Aufgabe, dem Nächsten Liebe und Trost zu schenken. Dabei verweist er auf die Kärntner Schriftstellerin Christine Lavant und ihr Buch: „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus”. Darin beschreibt sie, dass es auch in der größten Verzweiflung, in dunklen Stunden, es noch Hoffnung geben kann. Christine Lavant hat geschrieben, was sie erlebt hat. Zum Schluss der Messe bedauert der Pfarrer, dass die Ministranten „verschollen” sind. Vielleicht kommen sie wieder, wenn er, der alte Pfarrer geht. 

Lichtpunkte.

BLUMEN:meer

Die Erlebnisse auf dem Zöbernbachweg sind ganz verschieden. Vom Dorf kommt ein Storch, fliegt mit ausgebreiteten Flügeln über den Weg und lässt sich auf der  frisch gemähten Wiese nieder. Dort sind jetzt die Würmer und Schnecken leichter zu finden. Das Klappern in der Stille der Bachlandschaft  kommt von  den Nordic Walking Stöcken,  eine Gruppe von Kurgästen absolviert ihr Terraintraining. Die Lindenbäume blühen, eine Duftwolke breitet sich aus. Weiter bachabwärts duftet es nach  getrocknetem Heu. Manche Getreidefelder sind bei Wind so blau wie das Meer. Zwischen den Rapsstauden blüht eine Fülle von Kornblumen. In anderen Kornfeldern sind weiße Flächen, alles Margeriten. Am Rand des Weizenfeld steht eine Rehgeis mit ihren zwei Kitzen. Sie flüchtet vor den Radfahrern in das Innere des Weizenfeldes. Die Wildenten lassen sich von der Strömung treiben.  

In der Leiten ist im dunkelgrünen Gras ein ockerbrauner  Erdweg, ein Rundkurs mit vielen Kurven. Hier liefern sich junge Burschen mit ihren Motocross Maschinen ein endlos Rennen. Das Heulen der Motoren schwillt auf und ab. Auf dem Radweg kommt ein Quad Bice daher und die Beifahrer geben dem Fahrer verbal Gas: „Nieda mit dem Rodfohrer, nieda mit dem Olten.” 

Die Hauseinfahrt.     

PENSIONS:beitrag

Ein Dauerbrenner in Österreich ist die Diskussion über die Höhe der Pensionsbeiträge und das Pensionsantrittsalter. Vieles, was vor zwanzig oder dreißig Jahren von den Politikern den WählerInnen versprochen wurde, lässt sich heute nicht mehr einhalten. Mit neuen Argumenten versucht man auf der einen Seite die Menschen davon zu überzeugen, dass die Pensionen gesichert sind und auf der anderen Seite versucht man die Menschen davon zu überzeugen, dass es gut ist länger zu arbeiten und höhere Beiträge zu zahlen. Verstanden werden diese Argumente von den Leuten im Vorpensionsalter nicht. Sie können nicht verstehen, welchen Sinn es macht, wenn sie bis fünfundsechzig Jahre arbeiten sollen, während es für die Jugendlichen an Arbeitsplätzen mangelt. 

Es ist eine Zweiklassen Pensionsgesellschaft entstanden. In den staatsnahen Betrieben wurden im Zuge von Rationalisierungsmassnahmen die Arbeiter und Angestellten auf Kosten der Allgemeinheit in Frühpension geschickt und dadurch die Staatsbetriebe entlastet. Diese Möglichkeit zur  Personalbereinigung gibt es für kleinere Betriebe oder Selbstständige nicht. In diesen Wirtschaftsbereichen finden sich viele, die trotz gesundheitlicher Beschwerden ihrer Arbeit nachgehen, mit wenigen Zukunftsperspektiven. 

Das  Ende.