GE:schlossen

Zu einfachen Dingen kann man innerhalb einer Partnerschaft verschiedene Einstellungen haben, die auf den ersten Blick unwesentlich sind. Der eine liebt in einem Gastgarten den Platz in der Mitte mit einem rundum Blick, der andere sitzt lieber am Rand, ein Platz um gut zu beobachten. Der eine liebt die Kaffeetasse randvoll, weil er seinen Durst löschen will, der andere genießt den Kaffee in einer dreiviertelvollen Tasse mit Schaum. Zum Frühstück will jeder als Erster die Tageszeitung lesen. Beim Spazierengehen will der eine einen schnelleren Schritt, der andere schlendert gemütlich dahin. Für den einen gehören zu einer Jause dicke Brotscheiben, der andere begnügt sich mit dünnen Broten. Nach dem Mittagessen geht der eine hinaus, er braucht Bewegung, der andere findet die Ruhe auf dem Sofa. Es gibt eine Vielzahl von täglichen Vorkommnissen, die verschieden gehandhabt werden, die für die Existenz völlig unbedeutet sind, aber einmal aus ihrer Bedeutungslosigkeit hervorgehoben werden.

 

Für das Zusammenleben mehr Bedeutung hat die Einstellung, sollen die Vorhänge am Abend geschlossen sein, obwohl es keine direkten Nachbarn gibt oder nicht. Ist es besser, man blickt in die Dunkelheit und findet verschiedene Lichtquellen in der Umgebung oder man schiebt einen Vorhang vor, zwischen draußen und herinnen.

 

Wozu.   

 

 

LOTTO:gewinn

Das neueste Event  in Österreich ist die Verlosung von Wohnhäusern oder Eigentumswohnungen. Zu einem Lospreis von 49 Euro hat man die Chance eine Penthousewohnung oder ein Eigenheim zu gewinnen. Fenster auf, fliegt Glück herein. Eine andere Möglichkeit ist, sich mit Aktien an einem Industrieunternehmen zu beteiligen, die Arbeit sein lassen, und die Anderen für sich arbeiten zu lassen. In einem Gespräch hat der Philosoph Sloterdijk darauf aufmerksam gemacht, dass nach der Event- und Spaßgesellschaft, ohne Verantwortung und Aufgaben, wo man glaubte, es genügt Lotto zu spielen und das Leben ist leistbar, wieder Verantwortung und Pflichtbewusstsein gefragt sein wird. In der Zeit nach der Krise muss wieder vermehrt angepackt werden, vor allzu viel Muse sei gewarnt. 

 

Der Muse entgeht man, wenn man bei der Autowäsche zur gründlichen Reinigung der Zwischenräume bei den Felgen einen Pinsel verwendet. Muss statt Apfelmus.   

 

Ich muss, also bin ich.

DIE:krise

Auf den Frühjahrsmessen gehören die Vertriebsstände von regionalen Tageszeitungen dazu. Dort wird versucht mit der Verteilung von kleinen Werbegeschenken, wie einer Parkscheibe, einem Kugelschreiber oder einem Chip für den Einkaufswagen, die Leute anzusprechen. Als Einstieg in ein Zeitungsabo wird die kostenlose Lieferung für drei Monate angeboten. Begründen, warum man sich für diese Zeitung entscheiden soll, können die Hostessen meistens nicht. Es handelt sich um StudentenInen, die diesen Job als Nebenverdienst ausüben. Meiner Bitte, ob es möglich ist, dass  ihre Zeitung nicht täglich über „die Krise” schreibt,  können sie nicht zustimmen. 

Um „die Krise” dreht sich auch das Gespräch bei einem Imbissstand. Jeder kennt in seiner Verwandtschaft einen Fall, wo Verwandte kurzarbeiten oder stempeln müssen. Erleichterung macht sich breit, wenn jemand sagt, dass er vor kurzem in Pension gegangen ist oder in einem anderen Fall, kurz vor der Pensionierung steht. 

Wege aus der Krise.

KEIN:aber

Für viele ist es eine Überraschung, wenn sie sich in einem fremden Ort befindet und einen Bekannten aus dem eigenen Ort treffen. Dabei kommt es zu verschiedenen Reaktionen. Die einen versuchen der Begegnung aus dem Weg zu gehen, sie tun so,  als hätten sie den Nachbarn nicht gesehn. Anderen sieht man die Überraschung an, sei es freudiger Natur oder gequälter Natur, manchmal die tiefste Abneigung. Es gibt kaum Menschen, die einer unerwarteten Begegnung gleichgültig gegenüberstehen.

Da fragt man sich, wer ist mein Nächster. Als Gott Kain fragte: „Wo ist dein Bruder Abel“?, sagte er: „Bin ich der Hüter meines Bruders.“ Man kann nicht tiefer fallen, als in die Hände Gottes.

 

Die Wahlverwandtschaft.

UN:gebremst

Von den Unfallberichten kennen wir den Ausdruck, dass ein Auto auf ein anderes Auto ungebremst aufgefahren ist. Dies hat meistens Personen- und Sachschaden zur Folge. Jetzt sagt man, wir steuern ungebremst auf den Klimawandel zu. Viele meinen, sie können den Klimawandel nicht sehen, nicht riechen und nicht spüren. Es genügt genau zu beobachten, hellhörig zu sein. Ein Naturphänomen ist das Auftreten des „Maibachl“ in Warmbad, am Fuße des Dobratschs. Für einige Tage sprudelt an einer bestimmten Stelle Thermalwasser aus dem Boden, um dann wieder zu versiegen. Diesem frei sprudelnden Wasser schreibt man besondere Heilkraft für die Gelenke zu, die Bessere, als in den Thermalbädern. Viele Frauen waschen sich damit das Gesicht und massieren es in ihrem Busen ein, zur Straffung der Haut. Dieses Naturereignis fand in früheren Jahren im Monat Mai statt. In den letzten Jahren gibt es dieses Ereignis mehrmals im Jahr. Wahrscheinlich ist dies darauf zurückzuführen, dass die Regenperioden häufiger und intensiver geworden sind.

 

Ungebremst steuern wir mit unserer Lebensweise auf eine Krankheit zu. Erst wenn wir Schmerzen spüren, mit unserem Körper einen Auffahrunfall verursacht haben, horchen wir in uns hinein. Arbeit macht krank, aber keine Arbeit kann auch krankhafte Folgen haben.

 

Behandlung in der Reifenhandlung.