LOTTO:gewinn

Das neueste Event  in Österreich ist die Verlosung von Wohnhäusern oder Eigentumswohnungen. Zu einem Lospreis von 49 Euro hat man die Chance eine Penthousewohnung oder ein Eigenheim zu gewinnen. Fenster auf, fliegt Glück herein. Eine andere Möglichkeit ist, sich mit Aktien an einem Industrieunternehmen zu beteiligen, die Arbeit sein lassen, und die Anderen für sich arbeiten zu lassen. In einem Gespräch hat der Philosoph Sloterdijk darauf aufmerksam gemacht, dass nach der Event- und Spaßgesellschaft, ohne Verantwortung und Aufgaben, wo man glaubte, es genügt Lotto zu spielen und das Leben ist leistbar, wieder Verantwortung und Pflichtbewusstsein gefragt sein wird. In der Zeit nach der Krise muss wieder vermehrt angepackt werden, vor allzu viel Muse sei gewarnt. 

 

Der Muse entgeht man, wenn man bei der Autowäsche zur gründlichen Reinigung der Zwischenräume bei den Felgen einen Pinsel verwendet. Muss statt Apfelmus.   

 

Ich muss, also bin ich.

DIE:krise

Auf den Frühjahrsmessen gehören die Vertriebsstände von regionalen Tageszeitungen dazu. Dort wird versucht mit der Verteilung von kleinen Werbegeschenken, wie einer Parkscheibe, einem Kugelschreiber oder einem Chip für den Einkaufswagen, die Leute anzusprechen. Als Einstieg in ein Zeitungsabo wird die kostenlose Lieferung für drei Monate angeboten. Begründen, warum man sich für diese Zeitung entscheiden soll, können die Hostessen meistens nicht. Es handelt sich um StudentenInen, die diesen Job als Nebenverdienst ausüben. Meiner Bitte, ob es möglich ist, dass  ihre Zeitung nicht täglich über „die Krise” schreibt,  können sie nicht zustimmen. 

Um „die Krise” dreht sich auch das Gespräch bei einem Imbissstand. Jeder kennt in seiner Verwandtschaft einen Fall, wo Verwandte kurzarbeiten oder stempeln müssen. Erleichterung macht sich breit, wenn jemand sagt, dass er vor kurzem in Pension gegangen ist oder in einem anderen Fall, kurz vor der Pensionierung steht. 

Wege aus der Krise.

KEIN:aber

Für viele ist es eine Überraschung, wenn sie sich in einem fremden Ort befindet und einen Bekannten aus dem eigenen Ort treffen. Dabei kommt es zu verschiedenen Reaktionen. Die einen versuchen der Begegnung aus dem Weg zu gehen, sie tun so,  als hätten sie den Nachbarn nicht gesehn. Anderen sieht man die Überraschung an, sei es freudiger Natur oder gequälter Natur, manchmal die tiefste Abneigung. Es gibt kaum Menschen, die einer unerwarteten Begegnung gleichgültig gegenüberstehen.

Da fragt man sich, wer ist mein Nächster. Als Gott Kain fragte: „Wo ist dein Bruder Abel“?, sagte er: „Bin ich der Hüter meines Bruders.“ Man kann nicht tiefer fallen, als in die Hände Gottes.

 

Die Wahlverwandtschaft.

UN:gebremst

Von den Unfallberichten kennen wir den Ausdruck, dass ein Auto auf ein anderes Auto ungebremst aufgefahren ist. Dies hat meistens Personen- und Sachschaden zur Folge. Jetzt sagt man, wir steuern ungebremst auf den Klimawandel zu. Viele meinen, sie können den Klimawandel nicht sehen, nicht riechen und nicht spüren. Es genügt genau zu beobachten, hellhörig zu sein. Ein Naturphänomen ist das Auftreten des „Maibachl“ in Warmbad, am Fuße des Dobratschs. Für einige Tage sprudelt an einer bestimmten Stelle Thermalwasser aus dem Boden, um dann wieder zu versiegen. Diesem frei sprudelnden Wasser schreibt man besondere Heilkraft für die Gelenke zu, die Bessere, als in den Thermalbädern. Viele Frauen waschen sich damit das Gesicht und massieren es in ihrem Busen ein, zur Straffung der Haut. Dieses Naturereignis fand in früheren Jahren im Monat Mai statt. In den letzten Jahren gibt es dieses Ereignis mehrmals im Jahr. Wahrscheinlich ist dies darauf zurückzuführen, dass die Regenperioden häufiger und intensiver geworden sind.

 

Ungebremst steuern wir mit unserer Lebensweise auf eine Krankheit zu. Erst wenn wir Schmerzen spüren, mit unserem Körper einen Auffahrunfall verursacht haben, horchen wir in uns hinein. Arbeit macht krank, aber keine Arbeit kann auch krankhafte Folgen haben.

 

Behandlung in der Reifenhandlung.     

AUS:rasten

Einen Tag in der Woche sollte man ausrasten, abschalten. Welcher Tag dies in der Woche ist, ist ganz unterschiedlich. Vor Jahrzehnten war dies traditionell der Sonntag. An diesem Tag hatten die meisten Fabriken, Handwerksbetriebe und Handelsgeschäfte geschlossen. Bei den Bauern ruhte die Feldarbeit, die Schulen und die Tankstellen waren geschlossen. Heute lösen sich diese Strukturen auf, der Mensch will an keinem Tag in der Woche auf seine gewohnten Annehmlichkeiten verzichten. So werden in vielen Dienstleistungsbetrieben und Fabriken sieben Tage in der Woche gearbeitet. Wie der Sonntag zum Ausrasten genützt wird, ist ganz unterschiedlich. Die einen erledigen eine Reparatur in der Wohnung, arbeiten im Garten, benützen den Sonntag zu einem Besuch bei Freunden oder laden zu einer Grillparty ein. Viele besuchen am Sonntag eine Veranstaltung, einen Kirchtag, ein Sport- oder Musikerfest und nehmen selbst an einem Wettspiel teil. Andere machen einen Ausflug in das benachbarte Ausland. Einen Beitrag zur eigenen Gesundheit leisten viele, wenn sie wandern, schwimmen oder Rad fahren gehen. Mit argwöhnischen Augen beobachtet die christliche Kirche die vielen Freizeitaktivitäten am Sonntag. Jahrhunderte lang stand der Besuch des Gottesdienstes im Mittelpunkt des Sonntags. Es war eine Sünde, wenn man am Sonntag die hl. Messe nicht besuchte. Heute ist man toleranter. Ich weis nicht, woher dieser Anspruch auf den Sonntag kommt.

 

Heute wird das Wort „ausrasten“ oft mit der Jugend in Verbindung gebracht, wenn sie Zuviel Alkohol trinken, Drogen konsumieren oder Mitmenschen attackieren. Früher haben die Burschen beim Kirchgang die Mädchen aus der Nachbarschaft getroffen, wobei die Mädchen aus den Arbeiterfamilien kaum die hl. Messe besucht haben. Während der Messe waren die Burschen damit beschäftigt die Mädchen zu beobachten, mit wem sie zusammensitzen, wie sie angezogen sind und ob sie nicht ab und zu einen Blick herüberwerfen. Nach der Messe versuchten sie einen Anschluss an die Mädchen, zu finden. Besaß ein Bursche ein Moped, kurvte er solange um die Mädchen, bis eines bereit war, mitzufahren.


Der Kirchgang.