FEHLER:frei

Bei den  Vorschul- und Volksschulkindern wird versucht, ihnen mit Druck beizubringen, wie man ordentlich bei Tisch sitzt und isst. Beim Frühstück darauf zu achten, wann ein Familienmitglied das Marmeladeglas oder ein Stück Weißbrot braucht. War es unaufmerksam und hat dies übersehen, so muss es sich dafür zumindest entschuldigen. Das Kind soll lernen Haltung und Geduld zu bewahren. Haltung zu zeigen gehört zu den Goldtugenden, wichtig für das spätere Leben. Es wird verlangt, von seinen inneren Gefühlen nichts zu verraten, egal in welcher misslichen Lage man sich befindet. Das bedeutet bei einem Sturz, der noch so weh tut, jede Träne zu unterdrücken. Verreist die beste Freundin für Jahre, soll es äußerlich den Anschein haben, als gehört dies zu den Alltäglichkeiten. Das Ziel  ist der fehlerfreie Mensch. Noch ist nicht genau definiert ab welchem Stadium die Vollkommenheit beginnt. Oft sind gerade die fehlerfreien Menschen unausstehlich und das Zusammenleben wird zur Qual. Verlangt nicht ein Bibelwort von uns: „Das wir Vollkommen sein sollen wie der Vater im Himmel vollkommen ist. Wer nicht vollkommen ist, wird nicht in das Himmelreich eingehen.“

Viele unserer täglichen Gebrauchsgegenstände sind weniger fehlerhaft  als der Mensch. Bezieht  man die Möglichkeit in Betracht, dass der Mensch krank werden kann und am Ende stirbt, dann erscheint ein Auto, eine Hobelmaschine oder ein Radio um vieles weniger störanfällig. In Amerika entwickelt man einen Roboter der nicht so sein soll wie der Mensch, sondern besser als der Mensch. So, wie wir es gerne wären. Dabei gibt es einen Vergleich mit dem menschlichen Alltag, weil viele Eltern bemühen sich, dass die Kinder mehr erreichen, als sie selbst erreicht haben. 

Messer und Gabel.

MADONNA:angelo

Am Ende der Landzunge, welche bei Caorle in das Meer ragt, steht die Marien-Wallfahrtskirche „Madonna dell`Angelo“, separat daneben der Campanile. Zusammen sind sie ein weithin sichtbares Wahrzeichen für Seefahrer und Touristen. Alle fünf Jahre wird Anfang September, in mehreren Tagesetappen, die Muttergottesstatue mit Booten in die verschiedenen Ortsteile gebracht und dort in der jeweiligen Kirche angebetet. Am 12. September wird sie in Anwesenheit des Patriarchen von Venedig, im Rahmen einer großen Schiffsprozession wieder an ihren angestammten Platz über dem Altartisch in die Kirche „Madonna dell`Angelo“ zurückgebracht. Während dieser Tage sind die Häuser in der Altstadt und die Hotels entlang der Meeresstrände mit weiß–blauen Geschenkbändern und Maschen geschmückt. Dazwischen flattert ein Bild der „Santuario Madonna dell`Angelo“. Es gehört zur Ehre eines jeden Besitzers sein Haus im weiß-blauen Bänderschmuck erstrahlen zu lassen. Bei einigen Häusern sind auch die Gitterstäbe des Gartenzaunes mit den Bändern liebevoll umwickelt.

Während dieser Tage ist der Platz der Madonna über dem Altartisch verwaist. Trotzdem knien täglich Menschen vor dem Altar und beten zur Madonna. Wie kann man sich die Erhörung der Fürbitten vorstellen, wenn die Madonna „auf Reisen ist“?

Paralleluniversum.

SCHNÄPP:chen

Touristen, welche in der Draustadt  auf der Suche nach den Sehenswürdigkeiten sind, legen dazwischen eine Rastpause ein, dafür wird gerne ein Café gewählt. Die Pauschalreisen werden  meistens mit Halbpension angeboten, da genügt zu Mittag ein Kebap. Diese sind für den Bratwurstkönig eine starke Konkurrenz. Besucher mit Kindern bevorzugen die Pizzerias. In Kärnten werden diese von  Zuwandererfamilien aus Süditalien oder Spanien betrieben. Ein muss für Familien ist ein Besuch in einer McDonald Filiale. Daneben haben sich einige Gaststuben gehalten, die Kärntner Küche anbieten. Dort kehrt der eine und andere Gast ein, um die landesüblichen Spezialitäten zu verkosten. Zusätzlich gibt es in der Innenstadt Lokale, die den vielen Angestellten ein günstiges Mittagsmenü anbieten. An den Stadträndern befinden sich die urigen Bierlokale, wo sich zumeist die Männer zu einem Gespräch treffen. Diese sind oft auch die Vereinslokale von der Feuerwehr, dem Fechtklub oder dem Fischereiverein. Manchmal kann sich in einem Vorort ein günstiges Speiselokal etablieren, wo sich die Pensionistin und der Pensionist aus den Wohnsilos am  Sonntag eine Mahlzeit leisten kann. Dabei wird auch die Eintönigkeit des Alltags unterbrochen. In den Sommermonaten gibt es am Wochenende im Biergarten zünftige Musik.

In den Einkaufszentren und in den Kinopalästen spielt die Gastronomie ebenso eine große Rolle. Dort verbringen immer mehr Einheimische ihr Wochenende. Die großen Möbelhäuser locken die Kunden mit Schnäppchenmenüs, bereits ab € 3.90. Meistens sind die Restaurantplätze dreifach belegt, das bedeutet, dass die Nächsten schon auf den Sitzplatz warten, bevor man die Nachspeise verzehrt  hat. Daneben gibt es Familien, die immer wieder vorbeikommen und sozusagen auf ein Schnäppchen bei der Platzsuche hoffen.

Kreuzbiss.

LAUF:rad

Am Anfang der Entwicklung wurde das Fahrrad als „Laufrad“ oder „Hochrad“ bezeichnet. Im Wesentlichen dienten die ersten Fahrräder nur der Beschleunigung des Gehen, sozusagen Gehen mit Unterstützung von zwei Rädern. Man mußte geschickt sein, um mit einem Hochrad fahren zu können. In diese Zeit fällt auch die Industrialisierung und Mechanisierung, da war viel von Laufrädern und Schwungrädern die Rede. Diese immer gleichen Bewegungen dienen als Vergleich für das Leben, wenn sich im Leben nichts ändert. Man befindet sich im Laufrad des Leben, hat selbst keinen Einfluss auf die Entwicklung. Es werden immer die gleichen Probleme gewälzt, man sieht nur die sogenannten Problemzonen. Viele können sich diesem Prinzip nicht entziehen und sehen die Dinge nur von ihrer schlechten Seite. Es gibt sogenannte Laufradfamilien, es ist niemand in der Verwandtschaft da, der die Sichtweise verändern könnte. Ein Zweck eines Kuraufenthalt ist, dass man aus dem Laufrad aussteigt und die Richtung ändert. Plötzlich gibt es mehrere Wege und die eigenen Erfahrungen zählen.

Vielseitig.

E:mobil

Der Gesundheitszustand erlaubt es nicht immer, dass ältere Leute, dabei denkt man heute an über Siebzigjährige, noch Fahrradfahren können. Eine Alternative dafür sehen jetzt viele in einem Elektrofahrrad.  Dieses bietet Unterstützung wenn es eine Steigung zu bewältigen gibt oder bei Ermüdung. Der Ankauf eines Elektrofahrrades wird von der Landesregierung unterstützt. Frauen sind  beim Kauf eines Elektrofahrrades wählerisch, es soll elegant wie ein trendiges Citybike sein, man soll von der Batterie und vom Antrieb nichts sehen. Man will sich keine Blöße geben und keine Zweifel an der eigenen Sportlichkeit aufkommen lassen. Das man mit siebzig oder achtzig noch genauso  fit und leistungsfähig ist wie mit vierzig oder fünfzig, zählt zu den Mythen unserer Gesellschaft. Bei einer Familienfeier oder bei einem Verwandtenbesuch will man seine Fitness unter Beweis stellen. Dies gilt auch, wenn man bei der Betreuung der Enkel zur Stelle ist oder den Kindern bei der Wohnungsrenovierung hilft. Die wenigsten machen die Kinder darauf aufmerksam, dass man gerne einen halben Tag hilft, aber nicht mehr, weil man nicht mehr so kann. Einen anderen  Beweis legt man in späteren Jahren den Bekannten gerne vor, dass ist der Befund von der Vorsorgeuntersuchung beim Internisten. Sozusagen das Pickerl, wie in Österreich die KFZ Überprüfung heißt. Kaum jemand der nicht gesagt hätte, dass er völlig gesund ist, dabei aber täglich sechs Tabletten einnehmen muss.

Nicht viel Zustimmung finden über Achtzigjährige die noch mit dem Auto unterwegs sind, wenn auch nur im Nahverkehr. Bei einem Bekanntenbesuch in der Steiermark ist ein Nachbar, ein älterer Herr mit seinem neuem Renault Clio, vorgefahren. Die Bekannten haben mich aufgefordert das Alter des Nachbarn zu schätzen, ich habe auf Mitte Siebzig getippt. Der Herr war siebenundachtzig Jahre alt und hat sich mit dem Einwand bemerkbar gemacht: „Jetzt, wo die Kraft seiner Füße nachlässt und er nicht mehr so gut gehen kann, hat er sich ein neues Auto gekauft“.

Sag niemals nie.