JAGD:instinkt

In vielen Handelsgeschäften beginnt jetzt der Sommerschlussverkauf. Die heißen Tage kommen noch und trotzdem werden Badehosen, Sommerkleider verschleudert. Jeder hat es schon erlebt, dass er etwas Preisgünstiges, etwas Schönes oder ein Einzelstück, dies kann ein Kleidungsstück, Schuh oder ein Wohnaccessoires sein entdeckt hat und plötzlich ist er von einer Schar von Menschen umringt, die genau dieses Stück haben wollen? Man blickt in die Gesichter von beutehungrigen Mitmenschen, die unsere nächsten Bewegungen, Handlungen genau verfolgen. Werden wir unsere Beute wieder zurücklegen, dann wird der/die Nächste versuchen dieses Stück zu ergattern. Treten wir mit unserem Beutestück, mitten durch die Artgenossen, den Weg zur Kassa an dann nicht, ohne die Hand um das Stück fester zu schließen. Dort kann es passieren, dass die kurze Warteschlange welche wir ansteuern, plötzlich von vielen angesteuert wird, und es zu einem Gedränge kommt. Alle haben es eilig zu zahlen. 

Sieger und Besiegte.   

VER:ständigung

Die Völkerverständigung im Dreiländereck wird durch unterschiedliche Aktionen gepflegt. Es gibt gemeinsame Veranstaltungen auf sportlicher und musikalischer Ebene, eine grenzübergreifende Zusammenarbeit der Feuerwehren. Dabei gibt es  Unterschiede, ob es sich um die italienische oder die slowenische Nachbarschaft handelt. In der Zeit nach der EU Erweiterung hat man die Vorteile darin gesehen, dass wir im Nachbarland billiger tanken und essen konnten. Auch die Zigaretten waren günstiger, die Bevölkerung jenseits der Grenze verstand deutsch. Der Manager vom Alpen-Adria-Einkaufscenter meint, dass gemeinsames shoppen zur Völkerverständigung beiträgt. Zu den Slowenen herrscht bei vielen Menschen ein gewachsenes Misstrauen. Die Aneignung eines Wortschatzes setzte ein, als die Nachbarn als Touristen und Konsumenten nach Kärnten gekommen sind. Spricht man über die Nachbarn, dann wird der Ausdruck, dies ist ein Ausländer, weggelassen.

Vor der EU- Erweiterung hat man in der oberitalienischen Region ein nahes Urlaubsgebiet gesehen, den Menschen blieb man auf Distanz. Bei Reisen nach Italien wurde man vor Taschendieben, Autoeinbrüchen und der Gefahr, dass man beim Kauf übervorteilt wird, gewarnt. Anfang der achtziger Jahre wurde ich im Kanaltal durch Fremdverschulden in einen Verkehrsunfall verwickelt. Die beteiligten Personen waren: Ein italienischer Fernfahrer, eine holländische Urlauberfamilie und ich. Der Wohnwagen der Urlauberfamilie wurde vom italienischen LKW überrollt und in seine Einzelteile zerlegt. Die Teile des Wohnwagen, die Bekleidung, Geschirr, Lebensmittel und das Spielzeug waren über die ganze Straße zerstreut. Bei meinem Auto wurde durch den Aufprall auf den LKW der Motorraum zusammengestaucht und das holländische Auto hat meine Fahrerseite eingedrückt. Ich erlitt Prellungen und Hautabschürfungen. Es war eine der Hauptverkehrsstraßen nach Italien, deswegen wurde die Straße von Einsatzkräften schnell freigemacht und die beschädigten Fahrzeuge in die nächste Werkstatt abgeschleppt. Ich trat mit dem Zug und per Autostopp die Heimreise an. Zu hause prophezeite man mir, dass bei meinem Auto alles was möglich ist gestohlen wird:  Das Autoradio, die Reifen, eventuell die Sitzbänke und andere verwertbare Teile.  Ich wusste nicht  genau, wie stark mein Auto beschädigt war. Als ich nach einer Woche im Kanaltal in der Autowerkstätte eintraf, fand ich mein Auto beschädigt aber komplett vor. Nichts ist gestohlen worden. Das Auto wurde mit einem Abschleppwagen nach Kärnten überführt. Nach diesem Erlebnis dachte ich über die Vorurteile gegenüber den Nachbarn nach.

Grenzgebiet.

FÜNF:hände

Während ich mich am Frühstücksbuffet bediene klage ich innerlich darüber, dass ich es mit einmal nicht schaffe, den Kaffee, den Orangensaft, den Käse, die Wurst und das Brot, zum Tisch mitzunehmen. Ich komme in das Grübeln und frage mich, wie viele Hände braucht der Mensch? Es gibt Situationen wo es mir lieb wäre, mehr als zwei  Hände zu haben. Dabei gehört die Situation am Buffet zu den angenehmen und ist leicht zu bewältigen. Bei einer Warenanlieferung könnte ich mir vorstellen, dass es ein Vorteil wäre, hätte ich mehr als zwei Hände. Ich könnte alles schneller erledigen. Wäre es  für den Menschen ein Nutzen, hätte er fünf Hände  und gäbe es  auch keine Nachteile? Die kürzeste Antwort ist: Die Evolution hat es gewusst warum wir „nur“ zwei Hände haben. Hätten wir mehr Hände, hätten wir die Ressourcen der Erde schon verbraucht, wir würden mehr haben wollen und mehr zusammentragen. Bei Kriegshandlungen und Verbrechen wären wir doppelt so grausam.

Am Nachbartisch sitzt ein Ehepaar mit zwei Kindern, eineinhalb und drei Jahre alt, beim Frühstück. Für die Mutter wäre es ein Nutzen, wenn sie fünf Hände hätte. Jedes der Kinder verlangt ihre Aufmerksamkeit und fordert seine Wünsche ein. Ein  Brot streichen, den Saft einschenken, ein Stück Kuchen abschneiden. Ihr selbst bleiben zum Frühstücken keine Hände frei, mit fünf Händen könnte sie auch  frühstücken. Die Frau mit den zwei Kindern besucht über das Wochenende den kurenden Mann. Umgekehrt wäre es kaum denkbar, dass eine Frau eine dreiwöchige Kur absolviert und der Mann zu Hause zwei Kleinkinder versorgt.

Rollentausch.                

VERVÜCKT:heit

Wir, die wir uns normal benehmen, stecken voller Verrücktheiten. Der Fortschritt, unser tägliches Leben wäre ohne die verrückten Ideen verschiedener Menschen nicht möglich. Denken wir an unsere Fortbewegung, das Auto, die Eisenbahn oder das Flugzeug. Es ist eine Verrücktheit das wir, die wir von Natur aus mit zwei Füßen ausgestattet sind und uns seit Millionen von Jahren mit einer Geschwindigkeit von vier Kilometer in der Stunde bewegen, uns in ein Auto setzten und damit die dreißigfache Geschwindigkeit erreichen. Dafür geben wir oft bis zu dreißig Prozent von unserem Gehalt aus, um unser Leben einer ständigen Gefahr auszusetzen. Dazu kommen die Probleme mit der Lärm- und Abgasbelastung, die unsere Umwelt gefährdet.

Die größere Verrücktheit ist das Verreisen mit dem Flugzeug. Vieles, dass wir bequem aus Reiseerzählungen, von TV-Reportagen oder Diashow kennen, wollen wir durch eine Fernreise selbst erkunden. Würden in einem Geschäft von uns für einen Einkauf die Personaldaten erhoben werden, woher wir kommen und den Grund des Einkaufes, so würden wir ein anderes Geschäft ansteuern. Müssten wir beim Betreten des Geschäftes einen Ausweis vorweisen, ein Foto und einen Fingerabdruck hinterlassen, würden wir schnellstens umkehren. Anders verhalten wir uns bei einer Reise mit dem Flugzeug. Wir nehmen eine lange Wartezeit für die Abfertigung im Schalterraum in Kauf, Auskünfte, Gebäcks- und Leibeskontrollen. Alles freiwillig und zu eigenen Sicherheit, die versprochen wird, aber die es nicht gibt. Weil irgendwann jemand wieder so verrückt sein wird und versuchen wird, ein Flugzeug in die Luft zu sprengen. Die Beschwerden und die Anpassungsschwierigkeiten die das Fliegen hervorruft, nimmt man gerne in Kauf. Bei ähnlichen Gefährdungen am Arbeitsplatz würde man das Arbeitsinspektorat einschalten.

Tiefflug.