ZU:hause

In einem Großteil der Gespräche ist heute davon die Rede, welche Reise man plant oder die Leute erzählen wo sie gewesen sind. Ein Trend sind die Städtereisen über das Wochenende. Den meisten genügen drei Tage um eine Stadt kennenzulernen. Die Hotels und die Reiseveranstalter haben auf diese Strömung reagiert, deshalb gibt es auch günstige Angebote, wenn man drei oder zwei Nächte bleibt. Wird bei einem Treffen mit Freunden vom Reisen erzählt, dann stehe ich etwas abseits, weil ich selbst wenig gereist ist und dann noch oft den selben Ort, die selbe Landschaft besucht habe. Deshalb, weil ich mehr kennenlernen will als die zehn besten Tipps vom Polyglottreiseführer.

Um etwas von einer Landschaft, von der Lebensweise der Menschen die dort leben zu erspüren, muss man öfter hinfahren. Zu verschiedenen Jahreszeiten, Begebenheiten und Feste. Nie kommt man der Seele der Menschen näher, als wenn man an ihren Feiern teilnimmt, diese nicht zum Zwecke des Fremdenverkehrs stattfinden. Auch die Gerüche, die Farben, das Licht einer Landschaft  sind in jeder Jahreszeit verschieden. So betrachtet macht beim Reisen nicht die Fülle von Orten aus, sondern die Eindrücke vor Ort. In diesem Sinne habe ich etwas von Friaul erlebt, dafür war ich noch nie in New York.

Manche wollen es anderen beim Verreisen gleichtun, sie fühlen sich ansonsten benachteiligt, obwohl sie kein Reisetyp sind. Ihnen macht eine neue Umgebung und die Änderung des Tagesablauf Beschwerden. Sie bekommen nach einigen Tagen körperliche Beschwerden, wie Magenschmerzen, Schwindel und Übelkeit, die wirkliche Ursache liegt im Heimweh. Sie fühlen sich zu Hause am wohlsten, in der vertrauten Umgebung.

Tagesausflug.

KUH:stall

In den Handelsgeschäften ist es nicht mehr üblich, dass die Waren im Kopf zusammengezählt werden. In den meisten Fällen werden die Preise in die Kassa eingescannt und so die Rechnung erstellt. Bei den Supermarktkassiererinnen ist jedes Gespür für den Rechnungsbetrag verloren gegangen, was die elektronische Kasse anzeigt, das stimmt. So werden Tippfehler kaum erkannt und wahrgenommen. In meiner Lehrzeit war es üblich, die Posten auf einen Block aufzuschreiben und mit dem Kopf zusammenzuzählen. Dabei konnte es vorkommen, dass man bei mehr  als zehn Posten, beim Nachrechnen etwas anderes herausgekommen ist, als beim ersten Mal. Zum Schluss hat die „Erste Verkäuferin“, so hieß dies damals, die Rechnung noch einmal kontrolliert. So hat sich bei mir im Laufe der Jahre ein Zahlengefühl entwickelt. Damals war es selbstverständlich, dass man das Einmaleins „im Schlaf“ konnte. In der Schule wurde zu Beginn des Unterrichts eine Viertelstunde Kopfrechnen geübt. Heute benützen die Kinder schon sehr früh einen Taschenrechner und manche scheitern bei kleinen Kopfrechenaufgaben.

Beim Melken der Kühe hat der Vater mit uns Kinder das Einmaleins geübt, oder das Zusammenzählen und das Wegzählen. Ich weiß nicht, ob die Kühe auch mitgezählt haben, zugehört haben sie.

Für das Leben lernen wir.

KEUCH:husten

Im ersten Drittel des Schuljahres werden oft die Weichen dafür gestellt, ob ein Schüler dem Unterrichtsstoff  folgen kann oder nicht, ob er ein  schlechter oder ein guter Schüler sein wird, dies gilt auch für Schulanfänger. Vieles, hat man es in den ersten Monaten durch eine Krankheit oder Unfall versäumt, kann nicht mehr nachgeholt werden. Bei mir war es ein Keuchhusten, dass ich in der ersten Volksschulklasse nach dem Schulbeginn zu Hause bleiben musste. Nach den ersten Hustenanfällen hat mich die Mutter in das Bett geschickt, wo ich mich eingeengt fühlte und darauf drängte, dass ich ins Freie, in die frische Luft konnte. Dies wurde abgelehnt. Da sich der Husten nicht gebessert hat, wurde ein Arzt aufgesucht, der bei mir einen Keuchhusten diagnostizierte. Er hat den Eltern geraten, dass ich mich tagsüber im Freien aufhalten soll, dort würde der Husten schneller abklingen. In den nächsten Wochen bin ich in der Früh in der Hofeinfahrt gestanden und habe den Kindern, die zur Schule unterwegs waren, wehmütig nachgeschaut. Nach ein paar Wochen begleitete mich der Vater in die Schule und sagte zur Lehrerin: „Do is da Bua wieda .“ Der Drang, bei körperlichen Beschwerden in das Freie zu gehen, am liebsten in den naheliegenden Wald, ist mir erhalten geblieben.

Die Natur heilt.

ZU:kunft

In diesem Jahr, wo man auf eine Entspannung in der Wirtschaftslage, auf eine Stabilisierung der Währung und einer Besserung am Arbeitsmarkt hofft, klammert sich die mittlere und ältere Generation noch stärker an der Vergangenheit fest. Nicht nur bei Glückwünschen, auch bei einem kurzen Plausch auf der  Straße gibt es beim Verabschieden den Wunsch, dass alles so bleibt wie es ist. Man hofft, dass die Zeiten nicht schlechter werden, dass man von seinem Lebensstandard keine Abstriche machen muss. Der Historiker Philipp Blom meinte: „Die Europäer, die Österreicher, wollen nur Gegenwart, dass alles so bleibt wie es ist, dass es nicht schlechter wird.“ Wer keine Veränderung anstrebt, wer auf Stillstand beharrt, gefährdet den Wohlstand der Gegenwart. Die Zukunft nicht mitzugestalten, sie  abzulehnen, bedeutet sein Leben aus der Hand zu geben.

In der Altstadt von Hallein hat die Zukunft schon begonnen. An die kleinen Räume in den historischen Gebäuden, im Erdgeschoss mit Gewölbedecken, darf man keine hohen Ansprüche stellen. Dort haben sich ein türkischer Gemüseladen, ein anatolischer Backshop, ein Handyparadies und mehrere Kebab Imbisstuben eingemietet. Die großen Handelsketten haben die Innenstadt schon lange verlassen und sich am Stadtrand, an den Einfallstraßen, mit den besseren Parkmöglichkeiten niedergelassen. Geblieben ist im Zentrum das Mädchenpensionat der katholischen Schulschwestern, mit dem Spruch  an der Hausmauer : „Was wir haben, sind Gottes Gaben“. Dieser Spruch weist im Umfeld einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung anarchistische Züge auf. Über die Hälfte der Schulkinder, die das Keltenmuseum besuchen, hat eine andere Hautfarbe. Afrikalok.

HONIG:mund

Nähert sich ein runder Geburtstag, dann zerbricht man sich den Kopf darüber, was man demjenigen oder derjenigen schenken soll. Schwierig wird es, wenn es sich um einen Geburtstag jenseits von sechzig Jahren handelt. Bis Sechzig ist dies meistens kein Problem, da wird noch vieles gebraucht. Niemand macht sich darüber Gedanken, dass es möglich sein könnte, dass derjenige das Geschenk nicht mehr benützen könnte. Für die Vierziger neigt man heute oft dazu eine Reise oder ein Wellnesswochenende zu verschenken. Was man nicht schenken kann ist die Zeit für das Wellnesswochenende. Viele Jahre haben sich Geschenkkörbe mit ausgewählten Lebensmitteln und Getränken großer Beliebtheit erfreut. Inzwischen verzichten viele darauf, weil die Beschenkten in der Auswahl der Lebensmittel wählerisch geworden sind. Ein  Zukunftstrend ist der Geschenkkorb mit biologischen Nahrungsmitteln. Weil man keine Idee hat und auch die Frau keine Wünsche  geäußert hat, will man einer Fünfundachtzigjährigen zum Geburtstag zehn Kilo Honig schenken. Dieses Jahr ist ein sehr ertragreiches Honigjahr und es gibt in der Familie einen Imker. Eine Möglichkeit ist, bei runden Geburtstagen auf persönliche Geschenke zu verzichten und um eine Spende für eine caritative oder humane Vereinigung zu bitten.

Überrascht zeigt man sich, wenn man eine Einladung zum siebzigsten Geburtstag bekommt, um dann erstaunt auszurufen:  „So alt ist sie oder er schon“. Dabei ist man selbst nur mehr einige Jahre davon entfernt. In der Kindheit war ein Siebzigjähriger ein alter Mann, den man im Altersheim besucht hat. Jetzt soll man mit siebzig noch die Jugend gepachtet haben und stimmen die Aussagen der Politiker und der Soziologen, wird kein Jahrzehnt vergehen und wir müssen bis siebzig Jahre arbeiten.

Honig um den Mund streichen.