stolper:stein I

Zwischen den Fahrbahnen befindet sich ein Grünstreifen, der das Wort Grünstreifen verdient. Er hat die Breite eines Gehsteiges, bepflanzt mit hochstämmigen und bodenstämmigen Palmen, dazwischen in Kegelform zugeschnittene Buchsbäumchen. Geht man die Straße in Portoroz entlang hat man das Empfinden, die Buchsbäumchen haben die Form eines Christbaumes. So verändert die Jahreszeit unsere Wahrnehmung, wir sehen, was wir empfinden.

Die Türen zum Spielcasino waren am 24. Dezember geöffnet und einzelne Spieler in der Halle zu erkennen. Welches Glück erwartet man sich am Heiligen Abend? Wo die menschliche Wärme ausbleibt hofft man auf die heimelige Atmosphäre des Spielcasinos. Wie viel Tradition und Kindheitserinnerung braucht es zu Weihnachten, welche Sehnsucht wird in uns wach? Wir Alpenbewohner weisen gerne darauf hin, dass es zu Weihnachten immer Schnee gegeben hat. Immer, darin sind sich alle einig. Bei dem Wort Schnee denkt man nicht an fünf Zentimeter wie wir es heute kennen, wenn es überhaupt noch Schnee gibt, sondern man meint wenigstens kniehoch Schnee.

Vielleicht verschenkt die Weihnachtsfrau hinter dem Tresen einen längeren Blick als sonst. In diesem langgezogenen Blick will man etwas erkennen, was man sich seit einigen Wochen sehnlichst gewünscht hat, ein wenig Zuwendung. Jetzt geht er in Erfüllung, im letzten Augenblick. Weihnachtswünsche werden wahr, süßer die Glocken nie klingen. Es ist keine Zufälligkeit, wenn sich viele Singles schnell und intensiv während der Weihnachtszeit verlieben. Die Wochen vor Weihnachten gehören zu den empfindsamsten Jahreszeiten, alles ist möglich. Zumeist ein wenig in Nebel gehüllt, der himmelhochjauchzende und der zu tiefstbetrübte Augenblick.

Engelhaar.

bruch:stellen

Hier möchte ich euch das Buch Bruchstellen von Franz Supersberger vorstellen. Der Titel sagt erstmal wenig aus, das Cover gefällt mir mit seinen kräftigen Farben. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. In die Gedanken über den Tag sind auch viele Gedanken über Aktuelles dabei. Es sind viele Gedanken zu verschiedenen Themen, ein Zusammenhang unter den verschiedenen Gedanken ist nicht zu erkennen. Zu den einzelnen Gedanken sind Kommentare abgedruckt, die für mich auch nicht immer einen so wirklichen Zusammenhang zum Text hatten.

Themen sind Religion, Beruf, Ruhestand, Einzelhandel und Selbstständigkeit. Der Schritt vom Berufsleben in den Ruhestand hat eine große Bedeutung. Bei den einzelnen Bruchstellen werden auch viele Fragen gestellt, die  zum Nachdenken anregen.

Ein ideales Buch für Menschen, die kurz vor dem Ruhestand stehen oder schon sind und sich darüber den ein oder anderen Gedanken machen. Die können hier denke ich einige Antworten und Anregungen bekommen.

Nachgucken

blogcamp:nachruf

Zu Beginn des Tages stehen beim Barcamp die Themen der einzelnen Sessionen nicht fest. An die Teilnehmer erfolgt ein Aufruf nach dem Anderen und als sich die Ersten melden, drängen sich immer mehr Vortragende nach vorne. Wie groß der Mut und das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist, zeigt sich in der ungenierten Aussage: „Ich habe zwar nichts vorbereitet, aber ich will mich mit anderen über die neuen Widgets bei WordPress unterhalten“. Selbst war ich viel vorsichtiger. Meine PowerPoint Präsentation für Seniorstudenten über Blogs und Bloggen hielt ich auch für Neueinsteiger auf jeden Fall für geeignet. Bei der Präsentation gab es von den Zuhörern dazu Ergänzungen, genauso wie neue Fragen. Wer mein Blog liest weiß, dass es auf meiner Seite keine Produktwerbung und auch keine Artikel über Produkttests gibt. So gesehen bin ich ein Blogger der alten Schule, der seine Leidenschaft am Beobachten und Schreiben in einem Blog entfaltet.

Anderer Art waren die Nachfragen, ob man mit einem Blog auch Geld verdienen kann?Als Blogger davon leben kann. Und wenn, dann am besten mit einem Monatseinkommen von ca. 10.000 Euro, wenn möglich etwas mehr. Ein Vorbild ist die Modebloggerin Veronika Heilbrunner.Mit der Absicht Geld zu verdienen starten heute die meisten Jungen in der Bloggerszene. Bei den Arrivierten dreht sich der Fokus von der Leidenschaft und der Freude am Teilen von Wissen, zur Leidenschaft am Geldverdienen. Der große Traum ist ein Blog zu starten und dieses dann bei Erfolg an ein größeres Webunternehmen zu verkaufen. Die Hoffnung von Google, Twitter und Co entdeckt und übernommen zu werden, schwang bei vielen Jungunternehmern mit. Zumindest bei den Suchergebnisse bei Google, als Beispiel, Bienenzucht oder Reiseziel Venedig, ganz vorne zu liegen. Womöglich unter den ersten drei Eintragungen, wenigsten auf den ersten drei Seiten. Alle anderen Ergebnisse sind Schrott, reif für die Internetmüllverbrennungsanlage. Ja, so etwas gibt es, von mir im Web installiert.

In Judenburg leichte Schneeschauer. Eine Frage war, welche Keywörter sind notwendig um bei den Suchanfragen ganz vorne mit dabei zu sein? Gibt es jemanden in der Gesprächsrunde, der etwas über das bestgehütete Geheimnis der Welt, nach welchen Algorithmus Google die Suchergebnisse filtert, weiß? Einige Teilnehmer glaubten darüber etwas zu wissen und diesen hörte man beim Blogcamp aufmerksam zu.Immer mehr große Firmen verabschieden sich von der traditionellen Werbung in Print und Fernsehen und setzen auf die Wirksamkeit von Produkttester im Internet, auf Produktblogger.

Geschichten braucht das Web

barcamp:nachlese II

Wie gefangen ich vom Blogcamp und vom Besuch des Kunsthauses Graz war, zeigte sich bei der Abreise am Bahnhof. Mit ungläubigem Staunen blickte ich auf den Monitor mit den Abfahrtszeiten, nirgends konnte ich die Zugverbindung nach Villach entdecken. Etwas Verzweiflung machte sich breit, als zum angegebenen Abfahrtstermin ein RJ angezeigt wurde der den Flughafen Wien als Ziel hatte. Wo ist mein Zug nach Villach, weder vorher noch später konnte ich eine Zugsverbindung  nach Villach entdecken. Bis ich für mich lokalisiere, dass es keine Direktverbindung gibt, sondern der RJ nach Wien ist auch mein Zug. Umsteigen in Bruck an der Mur, erst dann geht es direkt nach Villach. Ich war erleichtert.

In Judenburg herrscht leichtes Schneetreiben. Ich formuliere meine live Blogbarcampstichwörter in meinem Notes aus. Wie kann man Außenstehenden  das Wesen eines Barcamps erklären? Vielleicht so, wie den Unterschied zwischen dem gedruckten Brockhauslexikon und der freien Enzyklopädie Wikipedia. Beim Brockhaus gibt es eine installierte Redaktion und einen Wissenschaftsbeirat. Diese Erstellen die Schlagwörter mit den Inhalten, von einem Fachbeirat überprüft. Man kann sagen, der Eintrag gibt den derzeitigen Wissenstand wieder. Bei Wikipedia ist der Personenkreis welche mitarbeiten eigentlich unendlich. Jeder der sich befähigt glaubt, kann an den Einträgen mitarbeiten. Die Kontrolle  erfolgt durch Wissenswächter, die aber nicht unbedingt die fachliche Autorität wie die Redaktion beim Brockhaus haben. Ein Vorteil ist, die Einträge können sich dem geänderten Wissenstand schneller anpassen.

Zu den Risiken und Nebenwirkungen fragen sie Google.

barcamp:nachlese I

Wo und wann ist der beste Moment um über ein Barcamp zu schreiben? Sofort, während der Session, wobei schreiben übertrieben ist. Zumeist werden Stichwörter auf Facebook oder Twitter abgesetzt. Die ganz Flotten schaffen es auf einem Tablett mitzuschreiben. Mein Eindruck ist, dass sich in diesem Fall das gute alte Notizheft am besten bewährt. Wie weit kann man überhaupt zuhören und mitschreiben zugleich? Das Zuhören ist ein eigener Bereich, schon im kleinen Kreis heißt es, du hörst mir nicht zu! Wie ist es erst mit der Kultur des Zuhörens, wenn jeder während der Session sein Handy und Tablett bedient. Andersherum wollen die meisten Anwesenden  bei einer Session zu Wort kommen, da muss ich mich selber an der Nase nehmen. Wobei ich auch anderen gerne zuhöre. Bei der Zugfahrt nach Hause, von Graz nach Villach kommt mir der Verdacht, dass ich noch gerne bei vielen anderen Sitzungen teilgenommen hätte. Mein Schwerpunkt in Graz war das Blogcamp, dem ich treu geblieben bin. Gerne hätte ich auch bei anderen Themen zugehört. Junge Leute stehen einfach auf  und stellen ihre neuen Unternehmensideen und Erkenntnisse in den Raum.

Wir, sechzig plus, können uns oft schwer vorstellen, dass es ganz neue Ideen in der Wirtschaft und in der Kommunikation gibt, ganz anders als wir es kennen. Bestimmt treffen die jungen Menschen besser den Geschmack ihrer Generation, als wir dies könnten. Ich war über vierzig Jahre im Papierhandel, im Verkauf, tätig. Betrete ich heute in einer Stadt ein Papierfachgeschäft sehe ich, wie viel sich in der Gestaltung der Läden und in der Warenpräsentation in den letzten Jahren geändert hat. Auch beim Warenangebot, die klassischen Schreib- und Papierwaren findet man kaum noch an vorderster Stelle im Laden. Fast möchte ich meinen, das klassische Schreib-und Papierwarensortiment wird irgendwo im hinteren Teil des Geschäftes versteckt. Im Eingangsbereich gibt es zumeist Artikel die ohne jeden Nutzen sind, sogenannte Gagartikel. Versehen mit kreativen Sprüchen und Comics, auf Servietten, Blocks, Tassen, Dosen oder kleinen unnützen Beutel.  Das Entscheidende ist das Design, kreativ und innovativ muss es aussehen. Beim Einkaufsverhalten der Jugend spielt vor allem das Aussehen, der nötige Pep, eine Rolle. Viele der Jungen träumen von einem eigenen Designerbüro oder Kreativstudio. Egal ob man dort Küchengeräte, Möbel, Mode oder Schreibutensilien entwirft.

Zeitenwandel