WEICHEN:stellen

Nähert sich der Zug einem großen Bahnhof, dann kann man bei der Einfahrt an manchen Orten noch einen schmalen hohen Turm sehen, wo „Stellwerk I“ oder „Stellwerk II“ draufsteht. Von dort blickte in früheren Zeiten aus einem Fenster der Weichensteller und stellte die Weichen für die ein- und ausfahrenden Züge. In den wenigsten Fällen werden heute die Weichen noch händisch gestellt, sie werden elektronisch gesteuert. Der Ausdruck „die Weichenstellen“ ist in der Alltagssprache fest verankert. Egal ob es sich um eine schulische Neuorientierung, um eine betriebliche Veränderung oder um eine persönliche Entscheidung geht: Die Weichen müssen immer wieder neu gestellt werden. Der Zeitpunkt und die Richtung für die Weichenstellung müssen bei der Eisenbahn passen. Bei einer zu spät oder falsch gestellter Weiche kann es zu einer Zugentgleisung oder zu einem Zusammenstoß mit einem anderem Zug kommen.

Ganz ähnlich verhält es sich bei der menschlichen Weichenstellung. Zögert man und stellt die Weichen für eine Lebensänderung zu spät, dann kann womöglich der nächste Lebensabschnitt nicht erreicht werden. Bei einer falsch gestellten Weiche kann es zu einem Crash kommen und die Folgen schmerzhaft sein.

Der Weichensteller.  

WOHN:zimmer

Die „grosse Stubn“, wie das Elternschlafzimmer genannt wurde, war ein “Mehrzweckraum”. Es wurde je nach Bedarf zusätzlich für verschiedene Zwecke benützt. In einer Ecke stand ein großer Kachelofen, der von der „Labn“ beheizt wurde. Auf zwei Seiten hatte er eine Holzbank und in den Öffnungen konnte man Äpfel braten. Der Ofen wurde im Winter  an den Wochenenden, vor allem in der Weihnachtszeit eingeheizt. Der Christbaum wurde in der Stubn aufgestellt.  So saßen wir an den Feiertagen rund um den Kachelofen, hörten Radio oder lasen ein Buch, ich die „Hochreiter Kinder“.  Der Vater las zu den Feiertagen aus dem Reimmichlkalender vor, der als Weihnachtsgeschenk unter dem Christbaum lag. So wurde das Elternschlafzimmer zu den Festtagen, wie Weihnachten und Ostern, zum Wohnzimmer.

Das Jahr über diente es auch als Wirtschaftsraum. Da war der „Speisekasten,“  darin wurde Mehl, Teigwaren, Kaffe, Butter und Käse aufbewahrt,  sowie verschiedene Geräte zum Wursten. Dazu kam ein Kleiderkasten, mit zwei Schubladen, in denen sich alle wichtigen Dokumente des Haushaltes befanden. Die Geburtsurkunden, der Grundbuchauszug, die Zeugnisse, die Rechnungen vom Lagerhaus und die Stromstreifen, sowie das Bargeld. In einer Ecke stand die Zentrifuge, mit der man den Rahm von der Milch trennte und der Butterkübel. Beide Geräte musste man  händisch bedienen. In einer anderen Ecke stand ein Tisch mit einer Eckbank, wo die Mutter die Wäsche bügelte. Zeitweise hingen von der Decke die Hauswürstel oder an den Feiertagen eine Stange Tirolerwurst.

Eines der Zimmerfenster war immer nur „angelehnt“, damit die Eltern nachts hören konnten, sollte sich im Viehstall etwas Unvorhergesehenes ereignen. Das Pferd meldete dies, indem es anfing mit den Hufen zu scharren und zu wiehern. So wussten die Eltern sofort, wenn eine Kuh zu kalben begann, die meisten Kälber wurden nachts geboren. Die Fenster waren sehr klein und mit Eisenstäben vergittert. Im Heustadel lag der Hofhund „Wächter“ und bellte, wenn sich jemand dem Haus oder dem Stall näherte.

Der Wächter. 

Allen Lerserinnen und Leser, allen Freunden des Blog “Schlagloch” ein ruhiges, erholsames und erhellendes Weihnachtsfest.

Charly & Undine. Eine Weihnachtsgeschichte.

ZWERG:bumsti

Ich kann mich nicht  erinnern, ob ich in meinen Kindertagen einen Adventkalender besessen habe, wenn, dann hätten wir mehrere Geschwister gemeinsam Einen besessen. Es könnte sein, dass wir vom Lagerhaus, oder von  einem Landmaschinenhändler Einen geschenkt bekommen haben. Auf keinen Fall die heute weitverbreiteten Adventkalender, welche mit Schokolade gefüllt sind. Aus dem Weihnachtssonderheft der „Wunderwelt“ haben wir eine Weihnachtskrippe gebastelt. Die Wunderwelt war für uns Kinder eine Fundgrube, mit vielen Geschichten zum Lesen und verschiedenen Bastelbögen. Gut erinnern kann ich mich  an die Bildgeschichte in Fortsetzungen: „ Zwerg Bumsti“  Später hat dann die Mutter für ihre Enkel einen Adventkalender in der kleinen Auszugsküche aufgehängt und sich über deren Besuch gefreut und es zugelassen, dass sie ein Fenster öffnen. In der Küchenkredenz oder in der Tischschublade,  zwischen den alten Ausgaben des „Kärntner Bauern“, der „Wochenschau“ und dem Bauernkalender hatte sie Schokolade, Kekse und Erdnüsse zum Mitgeben.

Dafür, dass ich die Hühnereier im Rucksack vom Berg in das Gemischtwarengeschäft ins Tal  gebracht habe, durfte ich mir die Zeitschrift „Fix und Foxi“ kaufen. Vom „Eiergeld“ musste ich nach Mutters Einkaufsliste, Zucker, Öl, Maggi, Salz, Backpulver und Kaffee kaufen. Am Heimweg, der etwa zwei Stunden dauerte, habe ich bei jeder Rast ein paar Seiten im “Fix und Foxi” gelesen. Darin gab es auch die Geschichten vom Erfinder Daniel Düsentrieb, der es mir mit seinem Einfallsreichtum angetan hatte. Weiters  Berichte über Kinder aus  fernen Ländern.  Bin ich in die Nähe der Materialseilbahn, die das Magnesit von Radenthein nach Ferndorf zum Heraklithwerk befördert hat gekommen, dann bin ich in Gedanken mit dem einen oder anderen Waggerl in eine ferne Welt mitgefahren.   

Nicht gefallen haben mir die Micky Maushefte, weil dort Dagobert Duck die beherrschende Figur war und ich für seine Vorliebe für Geld kein Verständnis hatte. Außerdem wurden von ihm seine zwei Neffen unter Druck gesetzt. Mir war sein Baden in einem Geldspeicher zuwider. So betrachtet  war er in seiner Gier ein Anstifter zu den Spekulationsgeschäften, welche die Banken- und Wirtschaftskrise ausgelöst haben.

Münzenallergie.

WISSENS:lücke

Es vergeht kein Tag an dem nicht von den öffentlichen Stellen, von einem Bildungspolitiker beteuert wird, dass die Zukunft unserer jungen Generation in einer guten Ausbildung liegt, dass die Mittel für den Unterrichts- und Forschungsbereich gesichert sind. Die nächsten Jahrzehnte werden ein Leben in einer Informationsgesellschaft sein. Studien über das Ausbildungsniveau von heute sagen, dass es noch nie eine Generation gegeben hat, die so lange studiert hat, wie die Heutige. Vielfach handelt es sich um spezielles Fachwissen, weniger um eine gute Allgemeinbildung. Heute wird nicht mehr verlangt, das man alles weiß, heute zählt ein Internetanschluss und das Zauberwort heißt Wikipedia. Es ist erstaunlich wieviel Kinder im Volksschulalter wissen, oftmals ist es ein Wissen, welches in “der Luft hängt”. Es wurde von den Erwachsenen, aus dem Fernsehen und dem Internet aufgeschnappt. Sie versuchen mit Hartnäckigkeit recht zu behalten, mit  viel Einfallsreichtum werden neue Argumente hervorgezaubert. Eine Gleichwertigkeit von verschiedenen Meinungen existiert für sie nicht, dies dürfte mit der Familienpraxis zusammenhängen. Es löst Freude aus wenn man vom Kind gefragt wird: „Woher kommt der Almdudler“.

Kräuterlimonade.