duft:spur III

Wie sehr wir uns bemühen, uns von misslichen Gerüchen fernzuhalten zeigt sich darin, wieviel Aufmerksamkeit wir der Körperpflege widmen. Wer durch einen Drogeriemarkt flaniert erkennt, dass wir mit den Ausdünstungen die unser Körper absondert nicht einverstanden sind. Auf jeden Fall versuchen wir diesen Geruch bestmöglich zu beschönigen. Dazu haben wir die Möglichkeit aus einer Unzahl von Deodorants und Parfüms zu wählen. Jedes Jahr kommen neue Düfte für beiderlei Geschlecht dazu. Ich bin kein Kenner der Essenzen, aber ich nehme an, dass sich die Düfte alle Jahrzehnte verändern. Was man vor einem Jahrzehnt als angenehm empfunden hat, ekelt einen heute an, man kann es nicht mehr riechen. Wechselt der Partner seinen Duft, reagiert man besonders sensibel. Plötzlich steht vor einem eine andere Person, zumindest wenn es nach der Nase geht. Es hat einen gewissen Wahrheitsgehalt, wenn es in einem Sprichwort heißt: Immer der Nase nach. Damit dürfte keine geografische Orientierung gemeint sein, sondern die Orientierung nach den Gerüchen. Ein anderer Spruch lautet: Ich kann dich nicht mehr riechen.  Dies bedeutet zumeist ein schweres Zerwürfnis innerhalb der Partnerschaft.

Die Katze, der Hund oder das Meerschweinchen nehmen ihre Umgebung an vorderster Stelle durch die Gerüche wahr. Alles wird beschnuppert, seien es die Möbel, die Kleider und die Schuhe, selbst die Hände. Für die Katze gibt es in der Wohnung kein Möbelstück, keine Tür oder Teppich, die von ihr nicht markiert werden. Manche Spazierwege am Stadtrand sind für die Hunde das reine Duftparadies. Unser Vorteil ist, dass wir nicht so einen feinen Geruchssinn haben wie die Tiere. In einem Park hätten wir dann wahrscheinlich ein menschliches Problem. Unser Eingreifen in die natürlichen Abläufe führt bereits so weit, dass versucht wird, bei den Rassehunden und –Katzen nicht nur darauf zu achten, dass das Fell pflegeleicht leicht ist, sondern auch, dass Hund und Katz gut duften.

Maiglöckchen.

fernseh:oma

Wie unkontrolliert die unter Vierzehnjährigen mit dem Smartphone, dem Internet und den Sozial Medien umgehen ist bedenklich. Wer heute die Acht- bis Zehnjährigen das Handy unbegrenzt nützen lässt, steigert die Gefahr, dass dies bei ihnen zu einer Sucht werden könnte. Bei der Entwicklung eines Kindes hängt vieles vom Vorbild der Eltern ab. Dies besagt nichts anderes, als benützen die Eltern das Handy unbeschränkt, beim Frühstück, beim Spaziergang und beim Autofahren, darf es nicht verwundern, wenn dies die Kinder nachahmen. Bei den Erziehungsmethoden hat sich seit den siebziger Jahren wenig verändert, nur das Medium. Anstatt des Fernsehens wird jetzt das Handy als Strafe oder Belohnung eingesetzt. Bei schlechtem Betragen und bei schlechten Noten droht man den Jugendlichen damit, das Smartphone wegzusperren. Umgekehrt gibt es für gute Schulnoten einen Gutschein für ein Gesprächsguthaben. Die Oma wird damit von der Qual, was dem Enkel schenken, erlöst. Über einen Aufladebon für sein Smartphone freut er sich immer.

Bewusst geschenkt.

fernseh:opa

In den sechziger und siebziger Jahren ist das Fernsehen in die Haushalte eingezogen, davon betroffen waren auch die Kinderzimmer. Rückblickend kann ich sagen, dass die Kindersendungen im ORF in die Erziehung des Nachwuchses miteingebaut wurden. Jahre später sind eigene Kinderfernsehkanäle dazu gekommen. Um selbst Ruhe zu haben, setzte man die Kinder vor den Fernseher. Anderseits, um die Kinder zu bestrafen, verbot man ihnen für ein paar Tage das Fernsehen. Für die Kinder der 60er, 70er und 80er Jahre war das Fernsehen, ob Belohnung oder Bestrafung, ein Bestandteil der Erziehung. Im Internat war in den 60er und 70er Jahren das Fernsehen ein brauchbares Mittel um ganze Schulklassen zu bändigen. Herrschte in der Studierstube nicht die notwendige Ruhe, dann drohte der Präfekt damit, dass die TV Sendung um siebzehn Uhr, Fury, gestrichen wird. So wurde auch dort das Fernsehen als leicht benützbares Zuchtmittel eingesetzt. In Österreich diskutierte man dazumal, wie man die Fernsehabhängigkeit der Kinder  vermeiden kann.

Eine der ersten Fragen von Urlaubern an den Rezeptionisten ist heute, gibt es in den Hotelzimmern einen Flachbildschirm und wie viele TV-Programme können wir empfangen.Neu dazugekommen ist die Frage, ob es einen kostenlosen Internetzugang gibt. Für viele ist dies wichtiger als eine große Auswahl beim Frühstücksbuffet. Am Morgen wird gleichzeitig das Frühstück eingenommen und mit dem Smartphone telefoniert. Bei der Benützung des Handys wartet man nicht bis nach dem Essen oder bis man in der Hotelhalle sitzt. Die Kommunikation mit dem Partner, beim Abendessen, besteht darin, dass man sich gegenseitig die neuesten Nachrichten oder SMS auf dem Handy zeigt. Für die Generation Web 3.0 ist dies ganz normal, die ältere Generation blickt deshalb verstohlen zum Nebentisch.

Silenzium

jausen:brot II

Der Meldeamtbeamte war dabei seine Stolle zu verzehren und ich platze in seine Kanzlei. Schnell verschwindet das Jausenbrot in der offenen Schublade im Schreibtisch. Ein unwirsches, was brauchen sie,  ist der erste Satz den er mir entgegen schleudert. „Eine Wohnungsänderung, haben sie das Anmeldeformular bereits ausgefüllt? Nein, es liegt am Gang auf. Zudem Mietvertag bzw. eine Bestätigung des Vermieters, dass sie unter dieser Adresse wohnen, dann sehen wir uns wieder. Auf Wiedersehen. Eigentumswohnung, dann müssen sie den Kaufvertrag mitbringen“.  Beim Satzende ist die Schublade endgültig geschlossen und ich stehe am Gang vor der Türe. Das Formular zur Anmeldung eines Hauptwohnsitzes liegt am Eingang auf.

Geschwind lese ich die einzelnen Punkte durch, vielleicht gibt es noch die eine oder andere offene Frage? Etwas ist mir am Formular unklar, soll ich zuerst den alten Hauptwohnsitz abmelden oder mich zuerst neu anmelden und dann abmelden. Noch einmal in dasselbe Bürozimmer, lieber nicht. Ich probiere es beim nächsten Zimmer. Am Schreibtisch sitzen zwei junge Burschen, einer davon im Rollstuhl. Ein freundliches was können wir für sie tun, welches Anliegen haben sie? Ich habe eine Frage zum Wechsel des Hauptwohnsitzes, wir können die Ummeldung gleich vornehmen, haben sie ein Ausweisdokument mit? „Ja, den Reisepass, aber keinen Kaufvertrag.“  „Der Reisepass genügt, den Kauf  können wir online im Grundbuchregister nachsehen“.  Die Verständigung bei der alten Wohngemeinde vom Hauptwohnsitzwechsel erledigen wir. Nach fünfzehn Minuten habe ich einen neuen Meldezettel. Einen schönen Tag noch.

Resttage.