gesundbrunnen

Wie gelingt es, dass der Ärger über eine Situation, über eine verpasste Gelegenheit nicht in eine innere Explosion mündet?  Zumeist betrifft einem eine Explosion selbst am meisten. Die unheilvollen Auswirkungen vergangener Verletzungen von Eltern, Vorgesetzten oder von Familienzerwürfnisse, welche Jahrzehnte andauern können, sind hinlängliches bekannt. Sie belasten und prägen eine Person, dies ist immer wieder Thema den lokalen Gesundheitstagen im Bezirk Villach.

Wie können positive zurückliegende Erlebnisse diese Explosion eindämmen? Würden wir uns bemühen über die erfreulichen Erlebnisse genauso angestrengt nachzugrübeln wie über Enttäuschungen, würden uns viele dieser Begebenheiten einfallen. Eingebettet in ein gesichertes Umfeld sind unsere vermeintlichen Probleme, sind sie nicht lebensbedrohend, beschämend anhand vieler Kriege. Ärger über einen wirtschaftlichen Schaden, der im Urgrund eine versäumte Gelegenheit für mehr Gewinn ist. Wirtschaftlicher Schaden, anderseits verschont von verwüsteten Lebensräumen, zerstörten Wohnungen und unterbrochenen Sozialleben. Unzufriedenheit gründet in einer Unsicherheit wie die Lebensgestaltung in Zukunft sein wird.  Ein Glücksfall, wer im Alter nicht lange zögert und sich einige Gusto Stückeln gönnt. Je nach seinen Wünschen und seinen finanziellen Möglichkeiten. Wer damit hadert, für die eigene Seelen Zufriedenheit nicht in guten Tagen gesorgt zu haben, stimmt traurig. Dazu die Gewissheit, dass man manches nicht mehr verwirklichen kann. Bei körperlichen Einschränkungen die Möglichkeiten entdecken, woran man Freude hat. Das Suchen danach wird mühsamer, wenn man nicht aus dem Gesundbrunnen schöpfen kann.  

endlosschleife

Viele Radioprogramme können wir heute digital über den Fernseher und das Smartphone empfangen. Für Liebhaber klassischer Musik eine Erweiterung der Musiksender. Manchmal scheitert dies daran, wenn man sich bei den Möglichkeiten, welche ein moderner Fernseher bietet, nicht auskennt. Bei den älteren Käufern beliebt, das Gerät zustellen, aufstellen und in Betrieb nehmen lassen. Mit dem Alter kommt die Ungeduld und die Zeit fehlt sich mit der Bedienungsanleitung auseinandersetzen. Es wird der bequemere Weg gewählt, man lässt sich das Wichtigste bei der Lieferung erklären und einstellen. Dieses Service gibt es von den Handelsfirmen nicht kostenlos. Kopfhörer, welche über Bluetooth mit dem Fernseher verbunden werden und ein individuelles Hören ermöglichen, kosten das Doppelte, wenn sie durch eine Elektronikfirma installiert werden. Hätte man die Kopfhörer selbst installiert wäre nur der Kaufpreis zu bezahlen gewesen. Als Irrläufer erweist sich der Versuch beim Fernsehgerät auf gut Glück etwas zu verändern. Vom Glück bleibt nicht viel übrig, da man an Knöpfen und Einstellungen gedrückt hat, die mit dem ursprünglichen Problem nichts zu tun haben. Froh ist man darüber, wenn die Exit Taste als solche gekennzeichnet ist, diese Funktion erfüllt und alle vorherigen Einstellungen wiederhergestellt werden.

Die Funktion der Systemwiederherstellung am PC ist eine nützliche Sache, wenn ich Veränderungen vornehme. Seit den letzten Monaten erhalte ich auf gezielte Fragen vom Copiloten im Microsoft Bing eine detaillierte Antwort. Gut für den Fall, dass das automatische Reparaturservice des Computers in einer Endlosschleife hängen bleibt. Es gibt sehr konkrete und wirksame Vorschläge vom Copiloten um aus der Endlosschleife auszusteigen. Ich weiß nicht wie lange bei anderen älteren PC-Benützern die Geduld reicht, um ein störendes Problem zu beheben. Ich bringe die Geduld von etwa zwei Stunden auf, solange ich einen Hoffnungsschimmer habe. Dabei ziehe ich alles zu Rate, von Google bis Chatbot. Als nützlich hat sich bei der Arbeit an PC- Programmen erwiesen, die Arbeit zu unterbrechen, da ich unaufmerksam werde. Eine neue Zugangsweise kann mir nachts einfallen. Das Spekulieren über die Wahrscheinlichkeit eines Datenverlustes wird zur Endlosschleife. Gefangen in einer Endlosschleife und wie komme ich da wieder heraus? Der PC hat einen Vorteil, bevor der Akku erschöpft ist, fährt sich der PC selbst runter.

Caravaggio II

In den Bildern von Caravaggio mit biblischen Szenen wird nichts verklärt. Seine Modelle für Apostel, für Heilige und für Engel sind nicht Bürger aus dem Adelsstand, sondern Menschen aus den Seitengassen von Rom. Er findet sie in der untersten Gesellschaftsschicht, Herumtreiber, Diebe, Nutten oder Dienstboten. Meine Gedanken zur Predigt waren, wie viele der Gläubigen kennen den Maler Caravaggio? Gibt es unter uns welche, die in einem Museum schon Bilder von ihm gesehen haben? Wer von den Kirchgängern hat sich intensiver mit dem Leben von Caravaggio auseinandergesetzt?  Bei jeder innerlichen Frage sind es weniger Gläubige geworden, bis zum Nullpunkt.  Vor fünf Jahren habe ich eine Caravaggio Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien besucht und eine Suhrkamp Basisbiographie erworben. Zwischen den Buchseiten fand ich den Kassenbon, es war der 11. 11. 2019 um 11.52. Er hat kein gottgefälliges Leben geführt, wegen verschiedener Verbrechen war er zeitlebens auf der Flucht, damit er nicht im Kerker landet.

Wie der „Ungläubige Thomas“ bei Caravaggio in die Wunde Jesu greift lässt die Anwesenden erschaudern. In einem Gasthof im Dorfzentrum von Arnoldstein erlebte ich einen Moment des Schauders, wo die Anwesenden vor Scheu zurückgewichen sind. An einem Spätsommerabend, die Theke ist von den Stammgästen besetzt, an den zwei großen Tischen im Gastzimmer sitzen kleine Krätzel und debattierten. Über die Fußballer und die Bundespolitiker, welche von der Lebenssituation der arbeitenden Menschen keine Ahnung haben. Hat ein Minister sich zur Pensionsreform geäußert, war der häufigste Spruch in Arnoldstein: „Dieser soll einmal in der Bude drei Nachtschichten am Ofen machen“. Mit Bude war die Bleihütte der Bleiberger Bergwerks Union und mit Ofen der Schmelzofen zur Bleigewinnung gemeint. Am späten Abend öffnete sich die Gasthaustür und ein muskulärer Mann mit kurzem Haarschnitt, einen fünf Tagesbart, die Unterarme und die Brust tätowiert, trat ein. An der Theke wurde für ihn ein Platz freigemacht, die Umstehenden haben zum Debattieren aufgehört. Mit dem Daumen ist er über den Rand des Bierglases gefahren und hat einen großen Schluck gemacht. Nachdem er das Bierglas auf den Tresen abgestellt hat, sind die Gespräche wieder in Schwung gekommen. Wer er war und warum ihm die Thekensteher einen Platz eingeräumt haben, war mir „Zuagrostn“ unbekannt. Zugeflüstert wurde mir, dass er vor ein paar Tagen aus dem Gefängnis in Klagenfurt entlassen wurde, er war wegen Messerstecherei in Haft.

Caravaggio

Wie kann ein Pfarrer über Phänomene predigen, die außerhalb unserer Wahrnehmung liegen? In dieser Situation greifen sie gerne zu Zitaten oder kurzen Ausschnitten von Literaten, wie Heinrich Böll, Peter Handke oder Rainer Maria Rilke. Die Bibel ist voll von Gleichnissen, weil es Jesus so möglich war das Wesen seines göttlichen Vaters dem Volk verständlich zu machen. Ohne die Gleichnisse vom Sämann, vom Weinbauer oder vom Fischer wäre dies nicht möglich gewesen. Ist uns die christliche Botschaft zumutbar, wenn sie nur mit Hilfe von Gleichnissen zu vermitteln ist und verständlich ist? Was der Wille des göttlichen Vaters ist, was wir tun und was wir unterlassen sollen, was uns nach dem Tod erwartet? Das Gleichnis vom ungläubigen Thomas ist den meisten Gläubigen bekannt. Thomas glaubte den anderen Jüngern nicht, dass ihnen der auferstandene Jesus erschienen ist. Er will dies erst glauben, wenn er seine Finger in die Wundmale von Jesus legen kann. So ist es dann geschehen, berichtet die Bibel. 

Der „Ungläubige Thomas“ ist bei der Kommunikation im Alltag ein fester Begriff. Kann man jemanden von einem Geschehen nicht überzeugen, dann nennen wir ihn gerne einen ungläubigen Thomas. Manche Menschen neigen zur Ungläubigkeit, sie erkennen Ereignisse oder Aussagen, welche sie nicht selbst erlebt haben, nicht an. Andere sind, ist ihnen etwas sympathisch, gleich Feuer und Flamme. Welche Methode kann ein Prediger anwenden, um diese biblische Begebenheit seinen Zuhörern nahe zu bringen? Dabei nicht in die Routine einiger zu verfallen und die Sätze aus dem Evangelium zu wiederholen. Ein Prediger in der Stadtpfarrkirche Villach hat mit einer Bildbeschreibung den Versuch unternommen, die Bibelstelle vom „Ungläubigen Thomas“, den Kirchenbesuchern nahezubringen.

Der Prediger lieferte eine Bildbeschreibung von „Der ungläubige Thomas“, wie es der italienische Maler Caravaggio in der Barockzeit gemalt hat. Auf dem Bild greift Thomas mit einem Finger tief in die Seitenwunde von Jesus, dass mir das Frösteln kommt. Er fährt mit dem Finger ungeniert in die Seitenwunde, man spürt den Schmerz, den er damit Jesus bereitet haben muss.

Cineplex

Jeder der Augen hat kann es sehen, jeder der Ohren hat kann es hören, das Smartphone begleitet uns überallhin. Dabei denke ich an die letzten drei Tage zurück, wo ich in unterschiedlichen Situationen war. Wie gestaltete sich das Handyverhalten von mir und von Menschen welche mir begegnet sind. Bei einem Kinobesuch habe ich das Smartphone im Auto gelassen. Soweit mir im Vergnügungsbereich und Gastronomiebereich aufgefallen ist, wurde im üblichen Ausmaß telefoniert. Es war ein komischer Film mit Josef Haderer in einer der Hauptrollen. Die Geschehnisse waren tragisch, aber gerade in den tragischen Minuten verhalten wir uns zumeist urkomisch. Vieles im Alltag können wir nur mit überraschenden Antworten bewältigen. Die Sitze sind im Cineplex bequem, mit breiten Armlehnen und in diese ein Ablage für das Chips Menü mit Dressing und eine Halterung zum Abstellen des XXL-Coca-Cola-Becher integriert. Im ersten Drittel vom Film war es außer dem Gelächter, welches im Hals ob der Tragik stecken zu bleiben drohte angenehm . Nach und nach tauchten auf immer mehr Beistelltische die Smartphones auf. Von da und dort war ein Vibrieren oder das Piepsen einer Pushnachricht zu hören. Ein Auge vertiefte sich in die Nachrichten am Smartphone, das Andere auf die Filmleinwand.

Bei meiner Nordic-Walking-Runde treffe ich Kollegen, die plötzlich stehen bleiben, das Handy klingelt. Am Gail Radweg halten Radfahrer mit einer Hand das Handy ans Ohr, die andere gestikulierend in der Luft. Geht es heute darum die Leine zur Aktualität zu bewahren oder hat die Natur in der Wahrnehmung ihren Platz. Gehen wir in die Pizzeria essen bin ich peinlich berührt, weil unser Tisch ist einer der wenigen auf dem kein Smartphone liegt. Exotischer weise unterhalten wir uns ohne Smartphone, anstatt abwechselnd dem Gegenüber das Smartphone vor das Gesicht zu halten. Beim Mittagessen in einem Restaurant schäme ich mich, habe ich kein Smartphone am Tisch liegen. Wird dies Grund einer Bewertung: Bekommt dieser Gast keine Anrufe, hat er keine Freunde? Wahrscheinlich steht dieser Herr außerhalb der Betriebsamkeit und hat kein Smartphon, bestenfalls ein Tastentelefon.  Er gehört sicher zu den wenigen, welche eine öffentliche Telefonzelle benützen .