ES:reicht

Nach dem Dancingstarfieber und dem Fußballfieber liegen die Österreicher jetzt im Wahlfieber. Jeder kennt aus seiner Kindheit die strengen Worte vom Vater oder von der Mutter: „Es reicht”. Davor hat man mit den Geschwistern durch die Wohnung getobt, sich um eine Packung Mannerschnitten gestritten oder dem jüngerem Bruder sein Legoauto kaputt gemacht.  Der Lärm und der Streit ist den Eltern zuviel geworden und sie haben einen Schlusspunkt gesetzt. Heute ist man gegenüber den Enkelkinder viel toleranter und geduldiger, selten setzt man einen Schlusspunkt mit den Worten: „Es reicht”. 

Verfolgte man in den letzten Wochen die Ereignisse in der österreichischen Politik  so hatte man den Eindruck, dass man einen Blick in ein Kinderzimmer wirft, wo große Kinder ihre bösen Spiele treiben. Zum Schluss hat jemand erzürnt das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich zugeworfen mit den Worten: „Es reicht”. Wann können wir Wähler sagen: „Es reicht”. Die Politiker lassen sich durch Zurufe von ihren Wählern nicht stören. 

Österreich.

NABEL:schnur

Eine Form der Operation kann eine militärische Operation sein, in einer kriegerischen Auseinandersetzung. Es gibt auch friedenserhaltende und friedensstiftende militärische Operationen. Nicht dramatisch sind militärischen Operationen in der Ausbildung für einen Rekruten. Sie haben nur Übungscharakter. Eine Aufgabe kann sein, im freien Gelände den Gegner aufzuspüren und gefangen zu nehmen. Handfester wird es, wenn der Gegner einen Namen hat. In unserem Fall wurde der Feind als Vietkong bezeichnet, der Präsenzdienst fiel in die Zeit des Vietnamkrieges.

 

Die meisten denken beim Wort Operation an eine medizinische Operation in einem Krankenhaus. Wo es vermeidbar ist, wird heute nicht mehr operiert oder nur ein minimaler Eingriff gemacht. Viele Menschen schieben eine Operation, solange sie keine akuten Schmerzen haben, vor sich her. Manchmal muss man nach einer Operation mit Schmerzen rechnen und mit geringer Besserung. Bei Unfällen ist meistens eine Operation notwendig und zeigt auch die besten Erfolgschancen. Sache der Chirurgen ist, zu operieren.

 

Manche Gebrechen sind ein Geburtsfehler, wie eine vergrößerte Leber oder ein doppelter Nierenhof und werden erst nach Jahrzehnten entdeckt. Niemand hat  daran Anstoß genommen, bis eine genaue Untersuchung Licht in das Dunkel gebracht hat. Beim Abnabeln ist man früher sorglos umgegangen und so lebt man mit einem verformten Nabel.

 

Der Nabel der Welt.  

GEBURTS:tag

Der Geburtstag ist ein Termin, welcher von allen Menschen gefeiert wird. Für die Einen ist er ein Tag der Freude, Andere nehmen von ihrem Geburtstag kaum Notiz. Er wird jeden Tag millionenfach erlebt und gefeiert, für jeden von uns findet er jährlich statt.  Man kann sagen, über den Geburtstag zu reden oder zu schreiben ist banal, doch der Geburtstag birgt viel Sprengstoff in sich. In jungen Jahren hat man den Wunsch schnell älter zu werden, die große Liebe kennen zulernen oder einen besseren Job zu finden. Später will man die Jahre einbremsen. So sehr man sich dagegen stemmt, sie rollen immer weiter. Plötzlich stellt sich die Frage, wie viele schlechte und gute Entscheidungen hat es im Leben gegeben. Welche Entscheidung hat man versäumt, verschlafen oder wurde von jemandem anderem vereitelt. Was war die schlechteste Entscheidung, welche gehörte zu den besten Entscheidungen. Wie geht man mit jenen Entscheidungen um, welche man heute anders ausführen würde, wenn man könnte? Kann man Entscheidungen rückgängig machen. Braucht es heute, am Geburtstag, einen Kurswechsel, eine Kehrtwendung in meinem Leben. 

Meine Geburt in einem mitteleuropäischen Land in den fünfziger Jahren war ein Privileg, der große Krieg war vorbei, es gab genug zu Essen und die Entwicklungsaussichten waren gut. Wie anders und mühevoller wären die Lebensbedingungen gewesen, wenn ich in Rumänien, in Indien oder in Angola geboren worden wäre. Wer entscheidet über den Ort der Geburt und das weitere Leben. 

Die Nabelschnur. 

FLOH:markt

Findet ein Flohmarkt statt, dann kommt Stimmung im Ort auf. Man freut sich darüber, einen Tag lang in den Aktionskisten am Gehsteig zu wühlen. Bereits mit zehn Cent kann man vieles kaufen. Selbst die Massage gibt es zum halben Preis. Der Tandlerflohmarkt  findet im Gemeindezentrum statt. Hier versuchen Hausfrauen ihre Taschen, Gläser, Schallplatten und Bilder an die Besucher zu verscherbeln. Die Kinder trennen sich von Bilderbüchern, ferngesteuerten Autos, Puppenkleider und Stofftieren. Die älteste Tandlerin  ist fünfundachtzig Jahre alt und hat ihren Kleiderschrank durchforstet. Bei ihr findet man alte Ausgaben vom „Reimmichlkalender“ und „Das Beste“. In der Buckligen Welt ist sie eine begeisterte Leserin vom Tiroler Reimmichlkalender. Visavis verfällt das ehemalige Gemeindekino, auf der Tür ist zu lesen „Komm geh ins Kino“. Bei Bratwürstel und Bier erinnern sich ältere Flohmarktbesucher daran, dass von einem Polizisten am Kinoeingang kontrolliert wurde, ob man schon vierzehn Jahre alt war. Vorher durfte man keinen Film besuchen. „Vorsicht Hase“, bitte Gartentüre schließen.

 

Eine Biographie.      

ZU:fall

Während eines Kuraufenthaltes in der Buckligen Welt kommt es zu  einigen Verknüpfungen nach Kärnten. Ein Benefizfest „Afrikanische Nacht” zugunsten des Jabulani Selbsthilfezentrums in Südafrika  wurde vom Vocalensemble mit einem Kärntner Lied eröffnet. Dort wird in einer Missionsstation, ohne nach dem Glauben zu fragen, etwa hundert Frauen aus den umliegenden Vorstadtsiedlungen verschiedene Arbeiten angeboten. Die Kinder der Frauen werden mit Essen versorgt und ihnen das Schulgeld bezahlt. Erlauben es die finanziellen Mittel wird für die Familien ein einfaches Haus gebaut, bestehend aus zwei Räumen. Das wichtigste dabei ist eine versperrbare Eingangstür. So sind die Bewohner vor Überfällen und im Besonderen die Frauen und Mädchen vor Vergewaltigungen geschützt. Die meisten Behausungen in den Vorstadtsiedlungen bestehen aus Spanplatten, Plastikfolien und Pappkarton. Die wenigsten haben eine Arbeit und ein regelmäßiges Einkommen. Sie wissen nicht, was sie am nächsten Tag essen werden. Viele Kurgäste haben Übergewicht und  werden zur Ernährungs- und Diätberatung geschickt. 

Die Sonnwendfeier im Kurort wurde vom Österreichischen Kameradschaftsbund am Kirchenplatz abgehalten. Neben dem Kirchenplatz ist auf einem Telegrafenmast ein Storchennest. Dieses Jahr gibt es drei Jungstörche. Die Segnung des Feuers erfolgt durch den Dorfpfarrer. Die Feier gestalten das „Dorfgsangl”, die Bläsergruppe und die Seniorenvolkstanzgruppe. Von einem Kameraden wird ein Gedicht von Ingeborg Bachmann vorgelesen. Das Storchenpaar ist auf Futtersuche. 

Bei der Sonntagsmesse predigte der Pfarrer vom Liebhaben, von der Umarmung eines Menschen, eines Tieres oder eines Baumes. Von der Aufgabe, dem Nächsten Liebe und Trost zu schenken. Dabei verweist er auf die Kärntner Schriftstellerin Christine Lavant und ihr Buch: „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus”. Darin beschreibt sie, dass es auch in der größten Verzweiflung, in dunklen Stunden, es noch Hoffnung geben kann. Christine Lavant hat geschrieben, was sie erlebt hat. Zum Schluss der Messe bedauert der Pfarrer, dass die Ministranten „verschollen” sind. Vielleicht kommen sie wieder, wenn er, der alte Pfarrer geht. 

Lichtpunkte.