caram:ba

Das Kaubonbon Caramba genießt unter den Süßigkeiten einen Kultstatus. Es ist eine Mischung aus Karamell und Kakao. Es gibt sie auch in Geschmacksrichtungen wie Zitrone und Orange. Der Ursprung liegt in den fünfziger Jahren in Frankreich und die längliche Form verdankt es einem technischen Gebrechen. Statt runder Bonbonform produzierte die Maschine längliche Stangerln. Die Firma entschloss sich diese in den Handel zu bringen und es wurde ein Verkaufsschlager. Ein Hit waren diese wegen des günstigen Preises, auch in meinem Geschäft, zur Zeit  als Kaufmann in Arnoldstein.

Bei meinen Radausflügen in der Rente komme ich auch nach Arnoldstein und im Café Central mit Arnoldsteinern in das Gespräch. Einige erinnern sich daran, dass sie vor Schulbeginn bei mir Caramba Stangerln gekauft haben. In der Ortsmitte, an der Bundesstraße gelegen, hieß das Café Central früher Cafe Nessmann. Dazu gehörten in den siebziger Jahren auch eine Mobiltankstelle und ein Verkaufslokal mit Autozubehör. Vor einigen Jahren wurde das Café Nessmann an “Italiener” verpachtet und von diesen renoviert. Geschmackvoll eingerichtet, der Kontrast von weißem und dunklem Holz. Die Vitrinen mit italienischen Weinflaschen verströmen südliches Flair. In einem Stüberl ist die Wand mit alten Ansichten behängt. Viele, die heute das Café frequentieren, kennen die Tankstelle nicht mehr, welche fast in der Mitte der Straße gestanden ist. Ende der 70er Jahre wurde die Ortsdurchfahrt wegen des immer stärker werdenden Verkehrsaufkommens verbreitert und begradigt. Arnoldstein erlebte einen Vorgeschmack auf die Urlauberlawine an die obere Adria, eine Ortsautobahn geschaffen. Etwa acht Jahre später wurde die Autobahnumfahrung von Arnoldstein eröffnet. Wochenweise konnten die Kinder nach der Autobahneröffnung auf der ehemals stark frequentierten Bundesstraße Fußball spielen. In den letzten Jahren wurde die Bundesstraße in vielen Bereich wieder rückgebaut, der Zeitenwandel.

corona:literatur II

Für einen unmittelbaren Schock sorgte ein mir bekannter Teilnehmer. Diesmal kam er mit seiner frisch angetrauten Ehefrau und mit dabei ihr vier Monate altes Baby, ein Corona Baby. Meine Bedenken waren, man konnte nicht auszuschließen, dass ein Teilnehmer ein Corona Virusträger sein könnte. Die Gefahr, das Virus hätte ein leichtes Spiel mit dem noch unfertigen, im Entwicklungsstadium befindlichen Immunsystem des Babys. Das Baby, der jüngste Seminarteilnehmer für alle Zeiten war zudem der inoffizielle Mittelpunkt bei den vorwiegenden weiblichen Teilnehmerinnen. Für mich war die unkomplizierte Herangehensweise der Eltern, wie sie sich die Aufsicht beim Kind teilten, etwas völlig Neues. Sie versuchten so oft und solange wie möglich an den Diskussionsrunden teilzunehmen. Wahrscheinlich bin ich zu alt für einen so spontanen Umgang mit möglichen Risiken. Die Fröhlichkeit des Babys hat vielen gutgetan, irgendwo hat man die eigenen Enkel in der Veranstaltung wiedergefunden.

Das Coronavirus hat sich zehn Tage nach der Veranstaltung in einem E-Mail vom Träger der Veranstaltung zu Wort gemeldet: Ich schreibe Ihnen heute wegen einer unerfreulichen Nachricht. Wir haben gestern einen Anruf von der Bezirkshauptmannschaft Hartberg erhalten, dass der Führer durch die Stiftsbibliothek positiv auf COVID 19 getestet wurde. Jeder, der an der Führung teilgenommen hat, wird von der Bezirkshauptmannschaft einen Anruf erhalten. Es wird nachgefragt ob man in den letzten Tagen COVID 19 Symptome hatte. Sind keine Symptome aufgetreten, gibt es einen weiteren erfreulichen Aspekt, die offiziellen zehn Tage der Quarantänezeit sind bereits verstrichen. Bei mir hat die Bezirkshauptmannschaft nicht rückgefragt. Aus dem Tagebuch…

corona:literatur

Das Coronavirus und seine Folgen war vor zwei Jahren kein Thema bei den Vorauer Literaturtagen, trotzdem war Es ständiger Gast im Fürstenzimmer. Aus den Diskussionsbeiträgen zu den vorausgelesenen Büchern und den Gesprächen beim Mittag- und Abendtisch nicht wegzudenken. War meine Teilnahme Neugier oder war es Interesse an den Büchern, vor allem, was haben die übrigen Teilnehmer für sich in den Büchern gefunden? Was hatten sie für einen Eindruck vom Inhalt und wie war die sprachliche Kraft der Texte. Eine Spezies bei der Auslegung über den Stoff der Bücher ist, unter Anleitung einer Literatur Kritikerin, dass neuerdings danach gefragt wird, über was hat die Autorin oder der Autor nicht geschrieben. Was hat er weggelassen, hätte nicht dies und jenes zum Stoff dazugehört?  Um weiter zu ergründen, warum hat die Autorin oder der Autor darüber nicht geschrieben? Könnte es dafür einen bestimmten Grund geben, war es Absicht oder war ihm die Begebenheiten unangenehm oder hat er darauf schlichtweg vergessen? Es ist auch nicht auszuschließen, dass bestimmte Textstellen dem Lektorat zum Opfer gefallen sind. Auf jeden Fall waren die Tage eine Erweiterung meiner eigenen Sichtweisen und das Kennenlernen einer neuen Herangehensweise für künftige Lektüre.

Dabei konnte ich mir einen kleinen Seitenhieb auf die führende Literaturkritikerin nicht verkneifen. Ob es zum Modus der Literaturkritikerin gehört, dass unter den ausgewählten Büchern zumeist ein Buch ist, wo es mir an manchen Textstellen schwerfällt weiterzulesen.  Dabei handelt es sich um unmenschliche Verhaltensweisen, würde ich dies Passagen als Film sehen, müsste ich mich übergeben oder den Kinosaal verlassen. Für manche Teilnehmer ist es, nach ihren Aussagen unerheblich, welches Thema und welche Bücher für die Vorauer Literaturtage vorgesehen sind. Der Besuch der Vorauer Literaturtage gehört wie der Urlaub zum Sommer dazu, dies ändert auch kein Coronavirus. Aus dem Tagebuch...

innen:stadt II

Während der Sommermonate können wir aus dem Vollen schöpfen, wir dürfen uns in einem Café, Eisdiele oder Gastwirtschaft wieder hinsetzen. Schrittweise wurden verschiedene Sitzgelegenheiten in den Einkaufscentren und auf den öffentlichen Plätzen wieder aufgestellt. Einige Monate waren die Sitzgelegenheiten wie vom Erdboden verschluckt. In manchen Fußgeher Zonen gibt es einen Grabenkampf was die Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum betreffen, zwischen den Betreiber von Wirtschaften und der Stadtverwaltung. Die Gruppe der kulinarischen Versorger beobachtet es mit Argusaugen, gibt es in der Stadt zu viele Sitzgelegenheiten. In der Pandemiezeit ist es zur Gewohnheit geworden, man holt sich etwas beim Gassenverkauf und benützt einen der angebotenen Pausenplätze. Ganz unbegründet ist die Sorge nicht, spielte in den Corona bedingten Lockdowns der Gassenverkauf eine wichtige Rolle. Der Verzehr erfolgte auf halb- oder öffentlichen Plätzen. Diese Angewohnheit hat das jüngere Publikum beibehalten, dies beobachte ich in der Innenstadt. Rund um das Sgraffito Kuss versammeln sich die ersten Familien mit Kindern. Die Sitzgelegenheiten werden dazu benützt, damit die Kinder unbeschwert die MC- Donald Kindertüte verzehren können. Auffallend für die Zeit nach der Pandemie ist, dass die ersten Tramper und Radfahrer durch die Innenstadt ziehen. Täuscht mich der Eindruck, dass jüngere und ältere Männer während der Pandemiemonate an Leibesumfang zugenommen haben? Jede Sitzgelegenheit am Drau Ufer ist recht und billig um die Imbisse und Sacks zu verzehren.

Ein neuer Trend sind die Gastwirtschaften, welche in ihrem Garten, Park oder im Obstgarten erlauben ein Picknick zu halten. Die Zutaten für das Picknick kann man bei ihnen erstehen.

innen:stadt

Trotz schwülem Wetter und heißen Temperaturen sind wir von Warmbad zu Fuß in die Villacher Innenstadt unterwegs. Der neue Slogan von Villach ist: Kärntens schönstes Wohnzimmer. Am Hauptplatz wurde mit dem Aufhängen von überdimensionierten Lampenschirmen darauf hingearbeitet, dass sich die Menschen beim Flanieren wie in einem Wohnzimmer fühlen. Zum Niedersitzen laden Sitzbänke mit integrierten Blumenkästen ein. In den Seitenstraßen wurden bunte Regenschirme aufgespannt und von der Decke abgehängt. Diese Art der Dekoration haben wir bereits Jahre vor der Pandemie in der Kleinstadt Umag in Istrien gesehen. Ich war voll begeistert. Nicht nur das Klima verschiebt sich weiter nordwärts, auch die sommerliche Dekoration. Fällt diese Dekoration unter Zugezogen? Die Zugezogenen werden von den Kärntnern oft nicht so schnell integriert. In den Tälern dauert es einige Generationen bis zur Akzeptanz. Übersiedelt jemand aus Klagenfurt nach Nötsch in das Gailtal, dann ist er auch nach dreißig Jahren der Zugezogene aus der Großstadt. Je enger die Täler geologisch werden, umso enger ist der Vorbehalt, wer ein Zugezogener ist. Bei den Einheimischen im Hochmontafon, wie die Partnerin erzählt, war sie auch nach dreißig Jahren Zimmervermietung die Zugezogene aus Bludenz.

In der Hauptplatzmitte hat sich spektakulär eine Straßenmalerin an die Arbeit gemacht und arbeitet an einem lebensgroßen Graffiti. Dem Kuss von Gustav Klimt nachempfunden. Obwohl vor den Sommermonaten die Regeln der Pandemie gelockert wurden, gibt es immer noch wenige Kontakte zu unbekannten Menschen. Für mich entsteht der Eindruck, dass sich der Umgang der Menschen untereinander verändert hat. Es ist von mir zu einer Manie geworden, dass ich in der Innenstadt auf das Aufmerksamste die vorbeiströmenden Menschen beobachte, um unter ihnen den einen oder anderen Bekannten zu entdecken. Dabei versäume ich keine Gelegenheit um unter einem beliebigen Vorwand auf die Bekannten zuzugehen und sie anzusprechen. Sei es mit einer so beliebigen Frage: „Ob sie auch das schöne Wetter in die Innenstadt gelockt hat“? Oder frage, wo sie gerne am Sonntagvormittag einkehren: „Treffen wir uns später beim Café Rainer“. Am Nebentisch wird darüber gesprochen, dass sich das Verhalten gegenüber anderen Menschen durch die Corona Pandemie verändert hat. Kein Händeschütteln und demonstrativen Abstand zu anderen Personen wahren. Keine freundliche Annäherung zu fremden Menschen. Vor der Pandemie wäre es unhöflich gewesen jemanden zur Begrüßung nicht die Hand zu reichen. Die Experten warnen vor dem Händeschütteln, achtzig Prozent der Viren werden durch die Hände übertragen. Zurzeit ist nichts mehr wie vorher.