e:mobil II

In den siebziger Jahren den Grazer Jakominiplatz mit einem Lkw zu überqueren war herausfordernd.

In den ersten Fahrstunden gab es Anpassungsschwierigkeiten beim Wegfahren nach einem Halt bei den Ampeln, es sollte synchron mit allen anderen Autofahrern erfolgen. Dies bedeutet nicht zu schnell wegzufahren um keinen Auffahrunfall zu verursachen und nicht zu lange zögern, damit auch andere noch die Grünphase nützen können. Ein kritischer Moment war das Wegfahren mit dem Lkw in einem Steilstück der Grazer Innenstadt. Das Kunststück für den Fahrschüler bestand darin, alles ausgewogen zu betätigen, die Bremse, die Kupplung und das Gaspedal. Damit der Lkw ruckfrei in Fahrt kommt. Dabei sind Pannen aufgetreten, der Lkw ist zurückgerollt, hat einen schnellen Sprung nach vorne gemacht oder der Motor wurde abgewürgt.

Eine Besonderheit im Stadtverkehr war die Vorrangstellung der Straßenbahn. In den siebziger Jahren den Grazer Jakominiplatz während des Abendverkehrs mit einem Lkw zu überqueren war herausfordernd. Es gab keine Ampeln, für die Straßenbahn, die Linienbusse, den Pkw- und Lkw Verkehr galt alleine die Rechtsregel. Bei der Fahrprüfung wäre ich in einem Steilstück beim Wegfahren fast gescheitert. Beim ersten Versuch ist der Motor abgestorben, beim Zweiten auch. Der Prüfer hat mir erlaubt es ein Drittes Mal zu versuchen, dann hat es geklappt. Mit einem zugedrückten Auge bin ich durch die Fahrprüfung gekommen. Die Fahrstunden mit dem Lkw im Stadtverkehr machten Schwierigkeiten. Heute bin ich über diese harte Schule froh.

Die Benützung der Grazer Straßenbahn während der Bundesheerzeit war ein Erlebnis, wir hatten Freifahrscheine. Wer im städtischen Bereich aufgewachsen ist wird die nötige Erfahrung mit Bus, Straßenbahn und U-Bahn besitzen. Um nicht Schaden zu erleiden ist es wichtig sofort den nächsten freien Sitzplatz zu schnappen und nicht lange zu zaudern. Wo gibt es einen schönen Platz mit mehr Aussicht? Für die Stadtbewohner geht es darum, möglichst schnell von einem Stadtteil zum Nächsten zu kommen. Die Ausstattung der O-Busse von heute, wie ich es öfter in Salzburg erlebe, hat mit den damaligen Triebfahrzeugen wenig Gemeinsames. Eines ist geblieben, man soll sich schnell niedersetzen.

e:mobil

Meine ersten Fahrversuche endeten damit, dass der LKW ein paar Hupfer machte .

Das hochgesteckte Ziel in der Europäischen Gemeinschaft ist, ab dem Jahre 2035 keine Neuzulassung mehr von Autos mit einem Verbrenner Motor. Keine Benzin- oder Dieselautos wie wir sie heute kennen. Damit will die EU die Wende zur E-Mobilität herbeiführen. Bin ich ehrlich zu mir, dann wird sich durch mein Alter die Frage nach einem neuen Auto, E-Auto, nicht mehr stellen. Ich kann mir vorstellen, dass die Bedienung und das Fahren mit einem Elektromobil etwas anderes sind, als mit einem Benzin- oder Dieselauto. In nächster Zeit werde ich eine Probefahrt mit einem E – Auto unternehmen. Wie sich das Wegfahren und das Beschleunigen gestaltet, darauf bin ich neugierig. Das Wegfahren erfordert Fingerspitzengefühl, wovon ich sagen würde, dabei kann man den langgedienten Autofahrer von dem Neueinsteiger unterscheiden. Das Anfahren gehört zu den ersten Hürden im Fahrunterricht. An diese Situation erinnere ich mich.

Erschwerend ist bei mir hinzugekommen, dass ich neben dem Führerschein A und B auch zum C- Führerschein angetreten bin. Von Beginn absolvierte ich die Fahrstunden mit einem Lkw. Der Anfang war holprig, weil ich keinerlei Fahrpraxis hatte. Wie stimme ich das Lösen der Handbremse mit dem Kupplungs- und Gaspedal ab? Meine ersten Fahrversuche vor der Belgier Kaserne in Wetzelsdorf endeten damit, dass der Lkw ein paar Hupfer machte, dann stillstand und ich wieder neu starten musste. Ab der dritten Fahrstunde beherrschte ich das Wegfahren auf dem Vorplatz der Belgier Kaserne in Graz. Die Fahrstunden absolvierte ich abends, in der Zeit des Berufsverkehrs.

venedig:pkw

Damals waren die Autos richtige Kleinformate.

Seit diesem Jahr müssen Tagesgäste in Venedig eine Eintrittsgebühr bezahlen. Wer nicht in Venedig übernachtet, muss sich im Internet für das geplante Datum seines Aufenthalts anmelden. Die Gebühr beträgt zwischen drei und zehn Euro. Die Höhe ist davon abhängig, wie weit im Voraus gebucht wird. Besucher, welche mit dem eigenen Pkw anreisen müssen die Parkhäuser außerhalb der Stadt benützen. Ein Tagesticket kostet etwa wie ein Fahrschein mit dem Intercitybus Villach-Venedig hin und retour. Bei der Fahrt mit dem Bus kann man es sich bequem machen, es kommt zu keinen brenzligen Verkehrssituationen auf der Alpen Adria Autobahn.

Mitte der neunziger Jahre war es mit dem privaten Pkw noch möglich auf die Piazza Roma zu fahren und dort das Auto in einem der Parkhäuser abzustellen. Dabei brauchte es beim Hochfahren in die oberen Parkdecks autofahrerisches Geschick. Diese Parkhäuser wurden in den fünfziger Jahren errichtet und damals waren die Autos richtige Kleinformate. In den achtziger Jahren hat bei der Größe und Ausstattung der Autos eine Explosion eingesetzt. Die Misere, dass die Abstellflächen für das Auto sehr eng bemessen sind, trifft auch auf die Tiefgaragen in den Wohnanlagen, die in den sechziger und den siebziger Jahren errichtet wurden, zu.

Stand man im Parkhause in Venedig im Stau, wo kein vorwärts oder vorbeikommen möglich war, ist man vom Personal aufgefordert worden aus dem Auto auszusteigen und den Autoschlüssel stecken zu lassen. Je nach freiwerdenden Parkplätzen wurde dann das Auto vom Garagenpersonal eingeparkt. Der Parkwächter stellte eine Bestätigung mit der Autonummer aus. Selbst wurde man in den Trubel der Lagunenstadt entlassen. Abends fand man sein Auto unversehrt und eingeparkt im Parkhaus vor.

götter:gräber:gelehrte

Götter, Gräber und Gelehrte ist heute in einer Neubearbeitung lieferbar.

Ein Höhepunkt beim Wohnungssputz ist einmal jährlich das Bücherregal und die darin aufbewahrten Bücher abzustauben. Es ist erstaunlich wieviel Staub sich auf den Büchern sammelt, vorsichtig werden sie mit einer Bürste vom Staub befreit. So, wie ich es während meiner Buchhandelslehre in Spital/ Drau gelernt habe. Dort haben wir zum Jahresende / Jahresanfang die Bücher abgestaubt und Inventur gemacht. In einen Blogartikel hat eine Bloggerin über das Ausmisten und Wegwerfen von unnötiger Haushaltsware, Kleidern und Büchern berichtet. Sie hat das Loslassen und Entsorgen von nicht benützten Gebrauchsgegenständen des Alltags, als eine Erleichterung empfunden. Das Ballastabwerfen hat sie auch seelische erleichtert, ein Akt der Befreiung. Im Blog wurde darüber diskutiert, ob beim Ballstabwerfen auch Bücher dazugehören oder fallen diese in eine höhere Kategorie? Eine Variante ist, dass man alle gelesenen Bücher entsorgt, es bleiben dann immer noch genug Bücher übrig. Bücher, die zwar im Regal stehen, aber nicht gelesen wurden. Dazu kommen einige dutzend Lieblingsbücher und Bücher aus Kindheitstagen. Auch die Bücher, welche ich mir von der Lehrlingsentschädigung gekauft habe.

Eines der ersten Bücher, welche mir die Eltern geschenkt haben, war eine Empfehlung vom Lateinprofessor. Er hat uns zwischen Vokabeln und Grammatik spannende Geschichten von den alten Römern und Ägypter erzählt. Dieser Geschichtsunterricht in der Lateinstunde war spannender als die reguläre Geschichtsstunde. Der Professor war zuvor einige Jahre als Archäologe in Ägypten tätig. Es war das Buch Götter, Gräber und Gelehrte, von C.W. Ceram, Roman der Archäologie, erschienen im Rowohlt Verlag. Der Verkaufspreis steht noch auf der Innenseite vom rückwärtigen Buchdeckel, es hat damals Schilling 158,40 gekostet. Im Jahre 1949 erstmals erschienen, wurde es bis zum Jahre 1962 über 1,3 Millionen Mal verkauft. Ein Long- und Bestseller der fünfziger und sechziger Jahre. Götter, Gräber und Gelehrte ist heute in einer Neubearbeitung lieferbar und hat bis dato eine Auflage von über fünf Millionen Stück erreicht.

internat:regel

Bei manchen Zöglingen haben sich die Schuldzuweisung im Kopf verfangen.

Manche Regeln aus dem Internat in Tanzenberg habe ich abgeschüttelt, manche Startmechanismen durchschaut. Oftmals wurde bei einer Zusage angenehmer Natur, welche von Seiten der Heimleitung nicht erfüllt werden konnte, der Spieß umgedreht. Die Schuld für die Absage wurde uns Zöglingen in die Schuhe geschoben. Vor dem Mittagessen kam das Tischgebet und es wurde nach dem Ertönen der Tischglocke verlangt, dass bei über dreihundert Zöglingen völliges Stillschweigen herrschte. Ein abenteuerliches Unterfangen, wie die Dressur von Ameisen. War der Filmvorführer verhindert und  die Kinovorstellung im Festsaal musste entfallen, wurde vom Präfekten als Vorwand die Vernachlässigung des Silentium konstruiert. Bei manchen Zöglingen haben sich die Schuldzuweisung im Kopf verfangen, sie werden im weiteren Leben, immer wenn etwas schief läuft, die Schuld bei sich suchen.

Bei meiner Nachfrage unter Seniorstudenten, warum sie beim Universitätslehrgang Senior Studium liberale  keinen Abschluss anstreben, gab es eine Erklärung: Sie wollen nach einem Leben mit allerlei Prüfungen keine Seminararbeiten mehr schreiben oder sich mündlichen Prüfungen stellen. Mir war wichtig, dass ich den Abschluss schaffe, im besseren Drittel. Mit guten Noten bin ich in meiner Schulzeit nicht verwöhnt worden, dies war schon in Tanzenberg so.