BLOG . THEATRE

Aus dem Gästebuch
 
Werter Schlagloch!

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Worum geht es hier werte Leser von Schlagloch? Es geht um ein Projekt der Grazer Bühnen. Mehr darüber erfahren Sie auf:  http://www.blogtheatre.net/

Liebe Grüße aus Graz!
Lindita (Blogscout Austria)

TREIB . EIS

Das Hotelzimmer bietet viel Platz, es ist  neu möbliert. Die Kleiderschränke sind geräumig, es gibt einen Schreibtisch, eine Sitzgarnitur und eine Stehlampe. Eine Steuerung für die Heizung, ein bequemes Bett mit neuer Bettwäsche und ein Bad mit Badewanne. In der Wand zum Bad gibt es ein Fenster, ein neuer Trend in den Hotels. Durch das Fenster des Hotelzimmer blicke ich auf die Burg von Ptuje in Slowenien. In der Drau spiegeln sich die Burg und die Häuser der Stadt. Eine Fußgeherbrücke, zwei Autobrücken und eine Eisenbahnbrücke führen in diesem Bereich über den breiten dunklen Strom. Beim Blick auf die Drau spiegelt sich meine Kindheit. Die Brücken sind der Übergang zu der Jugend.

 

Das Wasser der Drau schießt durch das Drautal. Ich sitze in meinem ungeheiztem Zimmer, im Winter sind die Fenster vereist. Auf der Fensterbank liegt eine alte Wolldecke, damit die kalte Luft nicht hereinströmt. Die Tür vom Kleiderschrank lässt sich nur mit Mühe öffnen, am Boden stehen Schachteln mit Nüssen. Am Tisch steht die Kasserolle mit der Sulze und einige Laib Brot. Am Boden stapeln sich die Steigen mit den Winteräpfel, eine Decke schützt sie vor der Kälte. Das Bett knarrt, die Matratzen abgelegen, beim Schlafen decke ich mich mit drei Steppdecken zu. In der Früh laufe ich aus dem Haus auf das Klo und dann in die Küche zur Waschschüssel.
 
Treibeis auf der Drau.       

 

 1 Kommentar(e)     


Gerhard (12.12.07 22:03)


Ja, Schlagloch, damals gab es kein Geld, um Dinge zu erneuern. Altes Bett blieb altes Bett. Kalt blieb kalt. Die Scharniere knarrten nun einmal, manche Dinge funktionierten nicht, einige blieben einfach schadhaft.
Heutzutage wird dem kleinsten Mangel abgeholfen. Funktionierende Dinge werden ausgetauscht, weil sie nicht mehr modern (up-to-date) wirken. Es gibt vielleicht sogar Zimmer, die kaum betreten werden, weil sie musealen Vorzeigecharakter haben.

Gruß
Gerhard

BLOG . THEATRE

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Lindita (Blogscout Austria)
 

TROMML . FEUER

Zu dieser Jahreszeit wird es am Abend früh dunkel. Ist der Himmel bewölkt und es regnet, dann ist die Landschaft trostlos. Die Laubbäume sind jetzt kahl und vieles, was man im Sommer nicht gesehen hat, wird jetzt sichtbar. Beim Nachhausegehen sieht man auf einem Baum einen Zettel hängen. Im ersten Moment denkt man an eine Suchmeldung für eine entlaufene Katze oder einen vermissten Hund. Beim Näherkommen sieht man den schwarzen Rand und liest, „dass mein  geliebter Mann, unser lieber Vater und Großvater, Bruder und Onkel plötzlich und unerwartet im fünfundfünfzigstem Lebensjahr gestorben ist”. Die Parte gehört zum Nachbarhaus.
 
Das Wasser tropft von den Fichtenzweigen vor dem Esszimmer. Man sitzt bei Kaffe und Weihnachtsstollen am Tisch, blickt auf den Wintergarten des Nachbarn und rätselt über die Todesursache. Vor kurzem hat man den Verstorbenen bei der Arbeit im Garten und beim Spaziergang mit dem Enkel gesehen. Es sind noch zwei Wochen bis Weihnachten. Draußen wird es finster. Bevor man etwas sieht, hört man aus der Ferne eine Trommel und einen Dudelsack spielen. Eine Menschengruppe kommt mit Fackeln, angeführt vom Trommelspieler, die Strasse entlang und bleibt vor dem Haus des Nachbarn stehen. Sie sind gekommen um die Seele des Verstorbenen frei zu trommeln.
 
Im Trommelfeuer.  
   

 7 Kommentar(e)     

Schlafmütze / Website (7.12.07 16:59)


Hallo Schlagloch,
Das ist jetzt der 95. Test, ob ich bei dir wieder kommentieren kann 🙂

Das ist ein sehr schöner Brauch mit dem Trommeln. Ist der aus deiner Heimat? Ich habe noch nie davon gelesen / gehört.
Schade, das man sich oft weniger mit dem Leben eines Nachbarn befasst, als mit seinem Tod.
Lieben Gruß

Schlafmütze / Website (7.12.07 17:01)
Ha !!! ;-))) *freu*
Gerhard (8.12.07 10:14)


Die Trommler sollten eher öfters mal zu Lebzeit kommen, um die Seele freizutrommeln. Jetzt ist sie doch frei wie nie.

Schlafmütze / Website (9.12.07 15:44)


Hallo Gerhard,
das ist ein sehr schöner Satz .. noch dazu absolut wahr: “Jetzt ist sie doch frei wie nie !”
Einen lieben Gruß zum Advent 🙂

Gerhard (9.12.07 23:11)


“ES IST NICHT GUT, IN EINEM MENSCHEN LEIB ZU LEBEN”
Dieser Filmtitel von Peter Buchka über das Werk Rainer Werner Fassbinders ist mir seit jeh im Gedächtnis.
Ich hab es für mich in den Jahren unbewusst umgewandelt zu “Es ist nicht leicht, in einem Menschen Leib zu leben”. Will meinen, es scheint, als gäbe es einen Ausweg.

Schöne Adventszeit
Gerhard

schlagloch


Hallo Schlafmütze!
Glaubst du, dass sich die Seele in unserem Körper eingesperrt fühlt, sie wird ja “freiwillig” bei uns sein. Manchmal stellt man nach dem Tod von einem Nachbarn fest, man hätte öfter miteinander reden sollen. In Kärnten ist ein Begräbnis, ein gesellschaftliches Ereignis.
Gruss schlagloch.

Super, es klappt wieder.


schlagloch


Hallo Gerhard!

Die Filme von Werner Fassbinder habe mich fasziniert. Auch sein Satz über seine Rastlosigkeit zu arbeiten : “Schlafen kann ich wenn ich tod bin”. Die Seele schläft nie.
Gruss schlagloch.

BE . SCHERUNG

Beim Aufstieg durch den Wald rauscht und kracht es in den Bäumen, Blätter fallen zu Boden und die Wipfel der Fichten schwanken. Nach dem erstem Schnee kommt jetzt der Föhnsturm, die Wiesen sind wieder grün. Der Wind bläst durch den Kopf und nimmt die Spannungen mit. Das Kreischen einer Motorsäge mischt sich unter die Autogeräusche von der Stadttangente. Das Laub unter den Füßen raschelt, ein Reh hebt den Kopf, ein Eichkätzchen springt zum nächstem Ast. Auf der Genottehöhe scheint im Spätherbst die Sonne, wenn über der Stadt Nebel liegt. Die Sonne kommt heute nicht durch, der Föhn aus Oberitalien hat den Himmel mit Wolken bedeckt. Bei den Einfamilienhäusern sind die alten Menschen im Gemüse- und Obstgarten zum Aufräumen. In einem Hausgarten wird der Wintersalat zugedeckt und das Werkzeug weggeräumt, im Obstgarten das Laub zusammen gerechnet und die Obstbäume ausgeschnitten.
 
In der Innenstadt ist in der Fußgeherzone die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet, die Buden vom Weihnachtsmarkt haben geöffnet. Der Maronibrater bekommt einen neuen Standort. Der künstliche Eislaufplatz unter einem Lichterhimmel ist freigegeben. In den Schaufenstern hängen Weihnachtskugeln, goldene Sterne und Tannengirlanden. Die Hand vom Weihnachtsmann aus Pappkarton verweist auf den Sonderpreis für das Handy. In den Schaufenstern liegt künstlicher Schnee. Im Geschäftslokal steht auf jedem Büchertisch ein festlich geschmückter Weihnachtsbaum.
 
Die Weihnachtsbescherung.