frühjahr:putz II

Ein Highlight beim Frühjahrsputz ist das Bücherregal und die darin deponierten Bücher abzustauben. Es ist erstaunlich, wie viel Staub sich auf dem oberen Buchrand sammelt. Mit einer Bürste werden die Bücher vom Staub befreit. Gerade so, wie ich es in meiner Buchhandelslehre in Spittal/ Drau gelernt habe. Dort war das Aufnehmen der Bücher in die Inventurlisten und das Abstauben der Bücher zum Jahreswechsel angesagt. Vor kurzem bin ich auf einen Blogartikel gestoßen, wo jemand über das Ausmisten von unnötigen Haushaltswaren, Kleidern und Büchern berichtet hat. Sie hat das Loslassen von Gebrauchsgegenständen des Alltags, das Entsorgen von unnötigem Hausrat als eine Erleichterung empfunden. Als Ballast abwerfen, welcher sich auch in der Befreiung von sonstiger seelischer oder beruflicher Alltagslast niederschlägt. Ein Akt der Befreiung. In diesem Blogartikel wurde auch darüber diskutiert, ob zum Ballast abwerfen auch das Entsorgen von Büchern gehört? Oder fallen diese in eine höhere Kategorie, will heißen in einen geistigen Status? Es war die Rede davon, dass man alle gelesenen Bücher entsorgen kann, es bleiben dann immer noch genug Bücher übrig. Bücher, die ungelesen im Regal stehen. Dazu gesellen sich noch ein- bis zweidutzend Lieblingsbücher, oder Bücher aus Kindheitstagen.  Eventuell Bücher, welche man vom ersten, selbstverdienten Geld gekauft hat.

Lieblingsbuch

frühjahr:putz I

Beim Frühjahrsputz  mitzuhelfen fühle ich mich verpflichtet. Zudem ist es körperlich angenehm zwischendurch die Bewegungsabläufe zu ändern. Gemeint ist die sitzende Haltung beim Schreiben von Blogtexten. Vor einem Jahr habe ich mir ein mobiles Stehboard angeschafft, wo gleichzeitig Platz für den Drucker und für Ordner ist. Es hat auch die ideale Höhe um stehend am Laptop zu schreiben, bis heute habe ich dies kaum genützt. Am liebsten schreibe ich sitzend, bequem, wobei alle Parameter passen müssen. Die Höhe des Bürostuhles, aber auch eine Abschottung von den übrigen Aktivitäten in der Wohnung. Im Frühjahr freut sich mein Auge über den Blick auf die Obstbäume in Nachbars Garten. Etwas entfernter, aber gut positioniert, der Mittagskogel, immer auf demselben Fleck. Diese Idylle steht im Gegensatz dazu, dass in nächster Nähe, zu Fuß etwa zwanzig Minuten, Villachs größtes Shoppingcenter steht. Das Einkaufszentrum Atrio, Mediamarkt, Bauhaus, Leiner und Andere. Von den Einkaufstouristen, egal ob zu Fuß oder per Auto bleibt unsere Wohnanlage völlig unberührt, nimmt an dem Trubel keinen Schaden. Es ist für mich eine fremde Welt, wenn ich ab und zu im Atrio bin. Dort sehe ich künstliches Grün und Frühlingsdekorationen aus Plastik, begegne trotz des großen Warenangebots eher mürrischen und unzufriedenen Gesichtern. Wahrscheinlich ist es der Überfluss, dass sich nicht entscheiden können, was man ob der großen Auswahl kaufen soll. Im Alltag schätzt man das Kleid oder die Weste kaum, weil so günstig. Beim Kauf  denkt man schon darüber nach, was wird diese Weste in kurzer Zeit ersetzen. Heute kauft man Bekleidung nicht mehr im Bewusstsein auf Dauer, sodass man das Stück persönliche schätzt, sondern im Bewusstsein, es wird bald entsorgt. Spätestens in der nächsten aktuellen Jahreszeit. Die Vorstellung ein Kleidungsstück nur kurz in Gebrauch zu haben, senkt auch die Freude am Kauf. Durch die Kurzlebigkeit der Konsumgüter haben wir uns selbst die Freude am Besitz abgegraben.

Frühlingserwachen.

alles:neu

Die Pharmaindustrie hat für jedes Gebrechen im Alter, für jedes Wewechen eine Pille. Um mit diesen die Standardwerte der Weltgesundheitsorganisation, sei es beim Blutdruck, den Zucker- und Cholesterinwerten, wie sie für Dreißigjährige festgelegt wurden, zu erreichen. Kaufmännische Ambitionen haben auch die Verkäufer von Brillen und Hörgeräten. In regelmäßigen Abständen werben die Hersteller von Hörgeräten in den Zeitungen für unsichtbare Hörgeräte und bieten zumeist einen kostenlosen Test des Hörvermögens an. Hinter den ideellen medizinischen Gründen steckt eine hintergründige Verkaufsabsicht. Bekommt man vom Partner zu hören, du hörst schlecht oder du hörst mir nicht zu, ist man besser beraten sich in die Praxis eines Hals-Nasen- und Ohrenarztes zu begeben. Dort erfährt man erhellendes. Im Alter ist es normal, dass man bestimmte Frequenzen nicht mehr so gut hört. Zumeist sind davon die extrem tiefen oder die extrem hohen Tonfrequenzen betroffen. Dieser Ausfall sei Normalität und es macht wenig Sinn, sich deswegen ein Hörgerät anzuschaffen.

In den Hörstudios wird man dagegen versuchen ein Hörgerät zu verkaufen. Mich wundert es nicht, dass ich manches Mal die Partnerin nicht verstehe, weil bei mir besteht bei den hohen Tönen ein Defizit. Von den Frauen ist bekannt, dass sie, schaffen sie etwas an, in einer höheren Stimmlage reden. Die höhere weibliche Stimmlage ist ein Attribut an unsere Evolution. Die Mutterrolle verlangt, bei Gefahr die Nachkommen zu warnen, Alarm zu schlagen. Manche Forderungen erreichen mich von niemanden, da sie zumeist in erhobener Stimmlage ausgesprochen werden. Kein Nachteil ohne Vorteil.

Alles hinhören.

alles:beim alten II

Persönlich schmerzt es, wenn man spürt, dass bei der Körperverfassung nicht alles beim Alten bleibt. Wie sagt man so schön, Alter allein ist nicht gut genug. Kaum merkbar hört man nicht mehr so gut, versteht manches schlecht und muss sich dem Gesprächspartner zuwenden. Unterhalten sich bei einer Tischgesellschaft mehrere Personen gleichzeitig, ist es plötzlich schwierig dem Gespräch zu folgen. Ähnlich schleichend verläuft es beim Sehvermögen, die Linse trübt ein, bei Bestellungen und Verträgen kann man das Kleingedruckte nicht mehr entziffern. In der Tageszeitung kann man nur noch die Schlagzeilen und das Fettgedruckte leicht lesen, damit wird die Anschaffung einer Sehhilfe unerlässlich. Eine weitere Schwachstelle sind die Zähne. Viele Jahrzehnte war man durch die Fülle an Zähnen verwöhnt und ist damit recht sorglos umgegangen. Solange, bis vermehrt Beschwerden einsetzten und sich die Zähne durch Zahnfleischschwund verabschiedeten. Beim ersten Überschlag wird man sagen, diese Beschwerden kann man relativ einfach beheben. Dafür gibt es heute erprobte technische Hilfsmittel, zumeist noch von Eleganz. Die meisten Menschen im fortgeschrittenen Alter glauben, dass die Medizin für jeden Mangel, für jedes Gebrechen einen künstlichen Ersatz hat. Egal ob künstliche Herzklappe, Knieprothese oder Zahnersatz, alles lässt sich in den Körper implantieren. Um kein Fremdkörper zu sein müssen sie exakt funktionieren, wie im Urzustand. Manche plagen sich für den Lebensrest mit Rehaaufenthalten. So kann man in das Lamento einschließen, hoffentlich bleibt alles beim Alten.

An den Verlust der Beweglichkeit beim Hineinschlüpfen in die Sonntagshose, beim Zuschnüren der Festtagsschuhe gewöhne ich mich langsam. Ohne das es mir selbst bewusst wird. Ähnliches passiert beim täglichen Spaziergang. Vor Jahren gehörte zumindest eine steile Wegstrecke dazu, heute kann ich darauf auch verzichten. An manchen Tagen lasse ich den Spaziergang bewusst aus und ergebe mich der trügerischen Gewissheit, es ist immer noch alles beim Alten.

Sonntagsstimmung.

alles:beim alten I

Die meisten Menschen gehen davon aus, dass im Neuen Jahr mit der Gesundheit alles beim Alten bleibt. Trifft man sich mit Freunden heißt es auf die Frage, wie geht es dir:„Alles beim Alten.“ Diese Antwort wirkt beruhigend, wo man heute aufgefordert wird, sich ständig neu orientieren. Es gibt neue Erfindungen, Veränderungen in der Kommunikation, neue soziale Entwicklung und überhaupt bleibt im Weltgeschehen nichts beim Alten. Bei diesen rasanten Veränderungen verschließt sich der Eine und der Andere gerne den Neuerungen und bleibt seinem alten Kühlschrank, seinem alten Auto, seinem alten Koffer und seinem alten Handy treu. Verwendet für die laufenden Zahlungen weiterhin den Erlagschein und verweigert die Erteilung eines Abbuchungsauftrages. Es könnte einmal sein, dass etwas zu Unrecht vom Konto abgebucht wird, da behält man lieber die Kontrolle über die Finanzen. Mit dem Onlinebanking freundet man sich nicht an, darin sieht man keine Moderne Art des Zahlungsverkehrs, sondern rückt es in die Nähe von Internetkriminalität.

Man schätzt noch die persönliche Beratung in einem Reisebüro und wagt sich nicht auf das unsichere Terrain des Webs. Bei der Buchung im Reisebüro haben die Reisekataloge zumeist ausgedient, die Angestellten recherchieren selbst im Internet. Zur Information bekommt man den Bildschirm mit der Webseite zugedreht. Dabei kommt einem der Ärger hoch, den Weg in das Kundencenter hätte man sich sparen können, um gleich im Web zu surfen.

Drohnen.