Im letzten Jahrzehnt haben immer mehr Menschen ihre Vorliebe für das Radfahren entdeckt. Beigetragen hat dazu die Einsicht, dass es gesünder und billiger ist, im Alltag kurze Strecken mit dem Rad zurückzulegen. Im Stadtverkehr gibt es, bei der Begegnung zwischen Rad- und Autofahrern sowie den Fußgängern, eine Reihe von Gefahrenquellen. Gefordert wird eine gegenseitige Akzeptanz zwischen Auto- und Radfahrern und bei gegenseitiger Rücksichtnahme ist im öffentlichen Verkehrsnetz Platz für beide. Das Radwegenetz wird weiter ausgebaut und verkehrssicher gemacht. Für das Radfahren werben die Gesundheitsaposteln und die Fremdenverkehrswirtschaft. Seit kurzem werden E-Bikes zum Kaufen angeboten, dabei wird die eigene Muskelkraft bei Bedarf durch einen E-Motor unterstützt. Ich stehe als Radfahrer, der die Muskelkraft benützt, dem E-Bike skeptisch gegenüber. Es ist gut, wenn man zu Fuß schlecht unterwegs ist oder eine Unterstützung durch den E-Motor braucht um eine Steigungen zu überwinden. Ich kann mir vorstellen, dass sich E-Bikefahrer zu einer Gruppe zusammenschließen, um gemeinsame Ausflüge zu unternehmen. Argwöhnisch bin ich, wenn in einer Gruppe ein Teil mit E-Bike unterwegs ist und der andere Teil mit herkömmlichen Fahrrädern. Ähnliche Skepsis habe ich, wenn ein Partner das traditionelle Fahrrad verwendet und der Andere ein E-Bike. Dadurch entsteht ein Wettbewerbsverzehr der Kräfte. Während der Eine mit Unterstützung des E-Motor bequemer und schneller die Strecke zurücklegt, fährt der Andere mit dem herkömmlichen Fahrrad hinterher und fühlt sich gestresst. Ein ungleicher Wettbewerb tut einer Gruppe oder einer Paarbeziehung nicht gut.
Für mich bedeutet Rad fahren nicht ein fahren von Punkt A nach Punkt B, sondern für mich steht das Loslassen, das Entspannen und ein leichtes Konditionstraining im Vordergrund. Radfahren hat für mich meditativen, religiösen Charakter, es ist eine Kulthandlung. Das Wichtigste am Radfahren sind für mich die Pausen, in denen ich mich niedersetzte und die Beobachtungen in einem Notizheft festhalte.
Tagebuchnotizen.